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Einladungswettbewerb | 10/2014

innen.stadt.leben im Stadtkern

1. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Konzept | Bisher bestimmten klassische Straßenprofile die Kernstadt von Hohenems. Ingenieurtechnisch optimiert steht dies jedoch im Gegensatz zu der sinnlich wahrnehmbaren Räumlichkeit und einer einladenden Nutzung des öffentlichen Raums.
Das vorliegende Konzept dreht dies um – Es inszeniert die besondere stadträumliche Struktur, bietet flexibel wie ansprechenden Raum für die Nutzer und integriert in diesem Rahmen eine funktionierende und doch optisch zurückhaltend verkehrliche Erschließung.
Eine Enfilade von fließend ineinander übergehenden Plätzen prägt zukünftig die Mitte. Der Stadtboden erstreckt sich platzprägend von Fassade zu Fassade. Innerhalb eines einheitlichen Prinzips erhalten die jeweiligen Räume ihre individuelle Noten: Die farbliche Melange des Pflasters changiert. Die Brunnenblöcke erzählen von der besonderen Genese. Die Bäume prägen wesentlich mit eignen Arten und der differenzierten Stellung - Solitär / Reihe / Block / Hain – den individuellen Charakter.
Der gesamte Bereich ist als Begegnungszone ausgewiesen. Die subtil lesbare Verkehrslenkung erfolgt durch einen Dialog von führender Rinne und lenkend gesetzten Einbauten.


Verkehr | Das vorgegeben Verkehrsprinzip mit Einbahnstraßen und Busrichtungen wurde übernommen. Das Bearbeitungsgebiet wird als Begegnungszone ausgewiesen. Das Prinzip der Gleichberechtigung gilt für alle Verkehrsteilnehmer, sein es Fußgänger, Autofahrer oder Radfahrer. Der Fahrverkehr wird durch eingelegte Rinnen im Belag und bewusste Setzung von Bäumen und Ausstattungselementen dezent aber klar lesbar geführt.
Der einheitliche Belag stützt das gleichberechtigte Verkehrskonzept. Mit seiner ebenen Oberfläche wird sowohl die notwendige Roll- und Gehfreundlichkeit gewährleistet wie eine anzustrebende Lärmminderung.
Der ruhende Verkehr wird in den Randbereichen verortet. Erforderliche Stellplätze und Ladezonen werden durch Intarsien innerhalb des Pflasterbelages markiert und können so je nach zukünftiger Bespielung flexibel z.B. für Gastronomie oder Auslagen genützt werden.
Eine Umwidmung zur Fußgängerzone ist ohne bauliche Änderungen jederzeit möglich.


Stadtboden | Der vorgeschlagene Belag entwickelt mit dem Flechtverband einen dem Ort angemessenen repräsentativeren und trotzdem belastbaren Stadtboden.
Der Flechtverband zeigt sich über die große Fläche angemessen feinkörnig, verbindend einheitlich sowie wie auch in der vorgefundenen Topographie optisch richtungslos. Er lässt sich kostenoptimiert aus lediglich zwei verschiedenen Steingrößen (15x15 und 15x 20) entwickeln. Die Materialstärke von mindestens 14 cm gewährleistet dabei über den gesamten Platz hinweg die notwendige nachhaltige Belastbarkeit.
Die ebenen und relativ großen Oberflächen des gesägten und geflammten Natursteins erlauben sowohl ein angenehmes Begehen als auch die gewünschte Reduzierung der Rollgeräusche im Fahrbereich. Es wird eine Mischung aus ansprechend freundlichem mittelkörnigem Granit mit changierendem warm grauem Farbton vorgeschlagen. Dieser eher dunkle Farbton stärkt die Farbigkeit der raumprägenden Fassaden.


Ausstattung | Die öffentliche Ausstattung ist zurückhaltend sowie im Hinblick auf zukünftig mögliche Änderungswünsche flexibel konzipiert.
Sie konzentriert sich auf den Dialog von fest montierten langen Sitzbänken, die auch zur Gliederung des Verkehrsraums gesetzt werden mit auf locker verstreuten „Stadtsessel“, die den einladenden Loungecharakter der Kernstadt unterstreichen. Die Elemente entwickeln sich als schlichte einfache Stahlkonstruktionen in einer glimmeranthrazithen Beschichtung. Die Holzroste der Sitzelemente sind aus Red Cedar, eine Holzart, die naturbelassen einem freundlich silbrigen Farbton verwittert.
Besonderes Augenmerk gilt der Inszenierung des Themas Wassers im Stadtraum, das mit der Führung des Emsbaches über den Schlossplatz und historischen Brunnen bereits eine lange historische Tradition in Hohenems hat. Mit einer Reihe von raumakzentuierenden Brunnen in betont zeitgenössischer Form werden im Stadtraum neue individualisierende Akzente gesetzt.


Vegetationskonzept | Mit unterschiedlichen Arten und Stellungen wird der individuelle Charakter der Platzräume gestärkt - kleine Kreuzdorne in Reihe in der Marktgasse, Hallenartig die Schirmplatanen als Zitat der früheren Bebauung vor der Synagoge, ein lichter, Hain vor dem Museum und die Freistellung des prägnanten Mammutbaumes am Rathausplatz.


Lichtkonzeption | Die Plätze werden im abendlichen Stadtbild durch ausgewählt angestrahlte Fassaden, akzentuierte Objekte und eine spannungsvolle Ausleuchtung des Raumes mit locker verteilten Mastleuchten definiert. Ein schlichter, technisch dekorativer Leuchtentyp setzt sich unregelmäßig über die Abfolge der Plätze und Wege fort und verknüpft als Objekt, sowie im Lichtbild thematisch die einzelnen Räume miteinander. Dabei werden vereinzelte Baumkronen auch dezent mit aufgehellt. Das Thema Natur wird mit den Bäumen und auch mit dem Wasser ins Nachtbild integriert. Die Brücken über dem Bachlauf erhalten unterseitig eine dezente, blaue Beleuchtung, welche sich im Wasser spiegelt. Das gleiche Blau findet sich auch in den Brunnen auf den Plätzen wieder und schafft die thematische Beziehung mit gemeinsamer Identität. Um in der Marktstraße den schmaleren Straßenraum freizuhalten sollen die Leuchten an den Hausfassaden angebracht werden und gleichermaßen die Fassaden und die Straße aufhellen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Pilotfeld: Für den gesamten Planungsbereich wird einheitlich eine Belegung mit gesägtem und geflammten Granit 15x15 und 15x20 im Flechtverband, vorgeschlagen, die Fassaden werden mit einer Einfassung begleitet; Wasserrinnenpflaster werden durch Akzentuierung eingesetzt. Der gesamte Bereich wird als Begegnungszone definiert.

Kirchplatz: Brunnen als tragendes Thema. Wasserführende Linie bildet ein zusätzliches abtrennendes Element.

Bereich vor Christen/Judengasse: Wenig Möblierung ermöglicht gute Befahrbarkeit

Marktstraße: einseitig Längsparkplätze mit Baumreihe

Synagogenplatz: An der Stelle des ehemaligen Rabbinerhauses werden vier Platanen vorgeschlagen.
Die Kosten werden im mittleren bis hohem Segment eingestuft.

Die sehr ruhige und einheitliche Materialisierung wird von der Jury begrüßt. Der Fußgänger bleibt im Vordergrund, eine vielseitige Nutzung ist möglich. Das Projekt betrachtet den Stadtraum und unterstreicht die Wertigkeit der Gebäude. Brunnen dienen als tragendes Element der Platzgestaltung. Die geplante Bepflanzung in der Marktstraße wird kritisch gesehen. Eine Belegung mit gesägtem und geflammtem Granit 15x15 und 15x20 im Flechtverband hat aus sich aus Sicht der Fachjury v.a. bei niederen Fahrgeschwindigkeiten keine erhöhte Lärmentwicklung zur Folge.

Das Projekt überzeugt durch die selbstverständlichen und unaufgeregten Interventionen. Der Vorschlag der Pflasterung ist praktikabel und verspricht durch seine Robustheit sehr nachhaltig zu sein. Die vorgeschlagenen Randabschlüsse zu den Gebäuden ermöglichen neben der optischen Fassung auch einen angemessenen technischen Abschluss. Mit den wenigen eingesetzten Elementen wie Wasserrinne, Brunnen, Möblierung und der zurückhaltenden Bepflanzung (mit Ausnahme der Marktstraße) werden die unterschiedlichen Stadträume in spannende Beziehungen gesetzt. Es werden nachvollziehbare und präzise Direktiven für das Verhalten der unterschiedlichen Nutzergruppen definiert. Das Projekt kann vor diesem Hintergrund deshalb auf eine echte Begegnungszone („Shared Space“) setzen.
Nachtplan Hohenems

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