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Offener Wettbewerb | 11/2014

Peter-Joseph-Lenné-Preis 2014

Let´s go for a walk

Anerkennung / Aufgabe C

Jasper Lippert

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In dem Freiraumkonzept „LETS GO FOR A WALK“ werden die einzelnen Straßentypologien definiert, ihre Nutzungsanforderungen geprüf und neu miteinander verknüpft. Das Ergebnis ist eine Abfolge von Platzflächen, Hauptstraßen, Seitenstraßen, welche sich alle durch unterschiedliche Materialien und Gehölze definieren.
Die Platzflächen stellen die historisch bedeutenden Orte und Sehenswürdigkeiten, die vor allem von Besuchern der City frequentiert werden. Die Platzflächen zeichnen sich durch eine Mixtur aus modernen Betonsteinpflaster und historischen Natursteinpfaster aus. Im Boden sind Zeitstrahle aus Metall eingelassen welche den Touristen Informationen über den Ort direkt vermitteln. Gerahmt werden die Plätze von einer Baumgruppe von Birken, welche den Platzfläche vom restlichen Raum abgrenzt, aber durch die lichte Struktur der Gehölze dennoch die Außenstehenden erahnen lässt, was sich auf den Platzflächen befindet.

Alle Straßenzüge folgen dem Prinzip einer Gemeinschaftsstraße. Durch das Auflösen von vorgegeben Gehwegen oder Fahrbahnen gibt es keine direkten Vorgaben und der Verkehr regelt sich von selbst.
Die Hauptstraßen zeichnen sich durch einen „fließen“ Charakter als Verbindungs-und Durchgangstraßen aus. In den aus Betonsteinplatten versehenen Belag gliedert sich ein breiter Grünstreifen ein, welcher mit der beweglichen Sprache des restlichen Straßenraume bricht. Hier finden sich Sitzgelegenheiten, Treffpunkte und Spielflächen für alle Altersgruppen, wie zum Beispiel wieder. Die Straßenbäume der Hauptstraßen spiegeln ebenfalls die Idee einer Verbindung wieder. Hier wurden Ahornblättrige Platane als in London oft verwendeter Straßenbaum und Gingko als exotisches Gehölz ausgewählt. Die Seitenstraßen stehen von der Materialität im starken Wiederspruch zu den restlichen Straßenraumtypen. Sie nehmen durch einen schwarzen Asphaltbelag der mit floralen Mustern bedeckt ist eine verspielte Haltung ein. In regelmäßigen Abtständen finden sich lange Holztische mit W-Lan und Stromversorgung wieder, die Arbeitnehmer dazu einladen sollen im Freien und in idyllischer Atmosphäre ihren Tätigkeiten nachzugehen. Die Seitenstraßen zeichnen sich durch verschiedene Baumgruppen aus, wleche zum Beispielt mit Kirschbäumen und roten Ahörnern aus.
Der vierte und letzte Straßentyp stellt der Skywalk. Eine Komposition aus Glas und Stahl, welche mit Kletterpflanzen bewachsen ist und das neue Highlight in der Square Mile darstellt. Durch das Spazieren über den Dächern der Stadt eröffnen sich den Nutzern neue Perspektiven und das Gebiet wird in seiner Gesamtheit erlebbar. Mit Hilfe der neuen Ansichten wird dem Spaziergänger das Zusammenspiel der einzelnen Straßenzüge bewusst. Der Skywalk stellt weiterhin einen Freiraum für kulturelle Aktivitäten. Das Amphitheater mit Blick auf die St. Pauls Cathedral ist ein Ort der Gemeinschaften. Des Weiteren klammert der Skywalk die einzelnen Straßenzüge zu einem Gesamtkonstrukt zusammen. Da es an jedem Straßenraumtyp Ausstiegsmöglichkeiten gibt, kann der Nutzer jederzeit an den gewünschten Orten aussteigen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wettbewerbsbeitrag LETS GO FOR A WALK bearbeitet das Wettbewerbsgebiet vollständig und gesamträumlich konsequent. Hierbei wird die Stadtstruktur durch die klare und ablesbare Gliederung von Straßenraum und Platzflächen gestärkt. Das Umfeld der auf einem Hügel liegenden St Paul‘s Cathedral wird durch die konsequente Entwicklung des Freiraums und die Einbeziehung des Straßenraums in die künftige Platzgestaltung deutlich verbessert.

Das Museum of London erhält einen großzügigen neuen öffentlichen Raum, der durch die
Verlegung des Straßenzuges in einen Tunnel, eine ausreichende Größe erhält, um zusammen mit der umgebenden Architektur einen eigenständigen Stadtraum zu bilden.

Die Straßenräume werden im Entwurf als Lebensadern der Stadt begriffen und mit ihrer konsequenten, bestechenden Typologie der Straßen zum zentralen Thema der Arbeit. Diese Typologie ist gekennzeichnet durch ihre klare Verbindung von Design und Funktion. Die Maßgabe „form follows function“ wird umgekehrt und das Design übernimmt die Führung. Mit Ausnahme der auch zukünftig für überörtliche Autoverkehre zu nutzenden Straße im Norden wird der gesamte Straßenraum für den Fuß- und Radverkehr umgestaltet. Lediglich auf den Hauptstraßen wird noch der lokale Autoverkehr, als untergeordneter Verkehr auf gemeinsam mit Fußgängern und Radfahrern genutzten Flächen zugelassen. Die auf die „Gestaltung der Straßenprofile" abgestimmte Baumartenwahl führt zu einer deutlichen Durchgrünung der Stadt und markiert die künftige Funktion der Straßen.

Als Stadtbaum-Modul für Hauptstraßen werden mit der Platane und dem Ginkgo Arten mit mächtigen Kronen gewählt. In den Seitenstraßen werden Rot-Ahorn und „Kirschbäume“ vorgesehen. Ob hier japanische Zierkirschen oder tatsächlich Obstbäume mit dem Problem des jährlichen Fruchtfalls gemeint sind, bleibt offen. Platzsituationen werden hervorgehoben durch Birken mit hellen Stämmen und leichter Textur. Das klar gliedernde Gehölzleitsystem verdient eine besondere Erwähnung, doch lässt es bei der Artenwahl auch offene Fragen. So wird die gewünschte Birkenart nicht näher definiert, wobei die heimische Betula pendula durch ihr aggressives Wurzelwerk Probleme bereiten könnte. Acer rubrum überzeugt nur in sauren Böden. In den meist stark alkalischen Straßenbaumsubstraten in den Städten versagt er und bekommt oft Chlorosen und Wuchsstagnierungen. Auch in London hat man mit Platanen und Massaria ein massives Problem in Folge, wird diese Art dort eigentlich nicht mehr gepflanzt.

Eine vollständig neue Ebene der Stadt erschließt der Skywalk als Komposition aus Stahl und Glas, der in Teilen der Stadt die Gebäude auf der Ebene ihrer Dachgärten verbindet und damit einen vollständig neuen Raum erschließt. Dieser öffentliche Raum schafft nicht nur neue Verbindungen, sondern ermöglicht einen vollständigen Perspektivenwechsel – er erschließt eine neue Dimension der Stadt für Bewohner und Besucher gleichermaßen. Der Jury bleibt dieser Teil des Wettbewerbsbeitrags, der sich im Wesentlichen auf den Grundriss beschränkt, allerdings zu wenig ausgearbeitet und lässt genauere Ansichten und Perspektiven vermissen. Unklar bleibt, warum und wie der Skywalk mit Kletterpflanzen berankt werden soll. Hier wäre es wichtig, Konzept und Ansichten weiter aufeinander abzustimmen.