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Offener Wettbewerb | 06/2014

StadtLandFluss: Flussraum Eisack-Brixen

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Architetto Ralf Dejaco

Architektur

Bergmeister

Bauingenieurwesen

el:ch landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ökologie - Kultur - Gesellschaft - Energie - Bewegung - Sicherheit

Hochwasserschutz, ökologische und soziale Lebensräume sind gesamtgesellschaftliche Themen und brauchen einen breiten Konsens in der Bevölkerung. Dieses Konzept setzt alle notwendigen Maßnahmen um und hält dabei die nachhaltige Sensibilisierung sowie die Verankerung des vielschichtigen Themas ’Wasser’ immer im Blickwinkel. Damit dies gelingt, ist die Einbeziehung der Bevölkerung, die Identifikation mit den Maßnahmen und die Sichtbarkeit des Themas unumgänglich.

Materialien
In der Wahl der Materialien wird einerseits auf die Nutzbarkeit am und im Wasser geachtet, andererseits auf den bestehenden Charakter Stadt Brixen Bezug genommen. Aus der Mischung des zeitgenössischen Baustoffs Beton mit dem in der gesamten Innenstadt traditionell als Bodenbelag vorkommenden Porphyr ergibt sich eine lebendige Oberfläche mit natürlicher Farbgebung. Je nach Oberflächenbehandlung und Nutzung fühlt sich die Oberfläche mehr oder weniger rauh an. Weitere Materialien die sich unaufgeregt in die Landschaft einfügen sind Cortenstahl (Brücken, Absperrungen bei Hochwasser), Holz (Sitzflächen die nicht überschwemmt werden) und Schwarzstahl (Geländer). Bei der Planung wurde der Baumbestand berücksichtigt und erhalten. Als neues pflanzliches Gestaltungselement kommen Gräser hinzu, die für den Flussraum typisch sind und entlang des Flusslaufs als Erweiterung des Wasserraumes auf dem Festland angepflanzt werden.

Die Marke
Die Marke ’Wasserwege Brixen’ schafft die notwendige Sichtbarkeit. Sie markiert die Fortsetzung der konsequenten Aufklärungsarbeit des Flussraumforums Eisacktal ’Stadt-Land-Fluss’. Grafisch über- nimmt sie die bestehenden Elemente (Typographie und Farbe) und verdeutlicht so die Fortführung der bisher geleisteten, wertvollen, Basisarbeit. Die Marke ’Wasserwege Brixen’ markiert alle wasserrelevanten Infrastrukturen wie Brunnen und unterirdische Wasserläufe (letztere sind besonders interessant, weil viele Bürger nicht wissen, dass mehrere kleine Bäche die gesamte Stadt unterirdisch durchqueren). Außerdem begleitet die Marke alle Teilprojekte als Kennzeichnung und folgerichtig in der visuellen Kommunikation: das Wasserhaus, das Biotop, die Brücken, die stehende Welle, die Flussuferzugänge usw... Die Logik der Marke kann und sollte in einem zweiten Moment auch als Basis für die gesamte Kennzeichnung der Fahrrad- und Fußmobilität in Brixen dienen. So werden die Wasser- und Flussläufe ein zentrales Element in der städtischen Wahrnehmung.

Mobilitätsachse Fluss
Brixen wurde direkt am Wasser gebaut. Das Wasser formt das Gelände, welches in Folge die Wege der Menschen leitet. Der Wasserlauf im gesamten Eisacktal ist gleichzeitig die Mobilitätsachse. Zug, Autobahn, Straße, Fuß- und Radwege richten sich nach den Wasserwegen. Besonders prägnant folgt in Brixen die städtische Rad- und Fußmobilität den Flussläufen, insbesondere dem Lauf des Eisacks.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine Kombination aus bereichsweisen Aufweitungen in unterschiedlicher Ausprägung sowie Aufhöhungen mittels Erhöhung und Neubau von Ufermauern bilden den Lösungsansatz dieses Projekts. Die Aufweitungen werden in vielfältiger Art und Weise gestaltet, mit Sitz- und Zugangsstufen, Seitenkanälen und Uferabflachungen. Eintiefungen werden generell keine vorgesehen. Sinnvolle und hydraulisch wirksame Maßnahmen werden im Bereich Priel mit einer moderaten Aufweitung und der Anpassung der Uferhöhen und im Bereich der Sohlschwelle durch die Errichtung einer Rampe gesetzt. Die Problematik Adlerbrücke wird mittels neu zu errichtender Seitenkanäle beidseits der Brücke gelöst, wobei die Länge der Seitenkanäle Flussab mit ca. 30 m vermutlich zu kurz im Sinne einer Absenkung des Wasserspiegels bei der Adlerbrücke ausgebildet sind. Die Aufweitung im Bereich der Rappanlagen mit moderat überkragendem Gehweg ist hydraulisch sinnvoll, wobei die Anlage selbst durch Aufweitung und Uferabflachung mit Sitzstufen gestaltet wird. Die stehende Welle in der Ausleitungsstrecke in der Restwasserstrecke ist in Hinblick auf ihre Funktionalität zu hinterfragen, ebenso die Umleitung des Wassers aus der Rienz.
Die Auflösung der Sohlschwelle wird positiv bewertet, da dadurch die Durchgängigkeit wesentlich verbessert wird. Der Uferbegleitsaum bleibt weitgehend erhalten, es wird nur im Bereich der Sohlschwelle und kleinräumig bei Gewässerzugängen in das vorhandene Ufer eingegriffen. Störsteine und Kurzbuhnen verbessern insbesondere den Niederwasserabfluss, ohne den Hochwasserabfluss voraussichtlich nachhaltig zu stören. Insgesamt verbessert das Projekt den Gewässerzustand moderat. Mit Ausnahme des Bereiches Adlerbrücke aus hydraulischer Sicht eine nachvollziehbare und wirksame Lösung.
Die Arbeit sieht Hochwasserschutz als gesamtgesellschaftliches Thema. In Fortführung bestehender übergeordneter Konzepte schlägt die Arbeit einen offensiven und werbewirksamen Umgang mit dem Thema Wasser vor: „Wasserwege Brixen“. Die Umsetzung erfolgt zum einen durch werbetechnische Maßnahmen (Beschilderung, Corporate Identity, zentraler Infopoint im ehemaligen Schlachthaus etc.), zum anderen durch neue Wegeführungen. Diese nutzen sowohl die bestehenden flussbegleitenden Wege, schaffen neue „Flusswege“ im Flussbett sowie neue Uferwege (z.B. am Rienzufer). Ebenso werden punktuelle Zugänge zu den Flüssen geschaffen. Wenige aus dem lokalen Bezug heraus entwickelte Materialien prägen die neuen Eingriffe. Die Auswahl (Beton, Stahl) wird als angemessen und, auch im Hinblick auf die Kompatibilität mit einem Gebirgsfluss, positiv bewertet.
Im Bereich Thalhammer wird ein neues Flachufer vorgeschlagen, welches auch als Retentionsfläche dient. Im Prielareal wird ein neuer Grünbereich vorgeschlagen („Prielarena“), welcher sich über Terrassen zum Fluss öffnet und als Veranstaltungsort dienen soll. Im Bereich Altstadt wird die heutige Situation im Wesentlichen bestätigt, die vorgeschlagene Aussichtsplattform vor dem „Wasserhaus“ bildet einen neuen attraktiven Akzent. Die Rappanlagen bleiben im Wesentlichen erhalten. Die in diesem Bereich vorgeschlagene steinerne Terrassierung mit Blick in Richtung Altstadt überzeugt. Dagegen wird die Notwendigkeit /Sinnhaftigkeit einer Überkragung im Bereich linkes Eisackufer/Rappanalagen hinterfragt. Positiv bewertet wird ebenfalls die neue Erschließung über einen Spazierweg in die Rienzschlucht bis zur Andreas Hofer Brücke. Der Bereich Lido wird im Wesentlichen bestätigt und durch wenige, präzise gesetzte Interventionen ergänzt. Die neue Verbindungsbrücke zwischen den Sportzonen über den Eisack wird begrüßt.
Insgesamt bietet das Projekt eine schlüssige, durchdachte Lösung an, die Verfasser haben sich intensiv mit der Stadt auseinander gesetzt. Die Idee einer Umwidmung des heute leer stehenden „alten Schlachthauses“ zu einem „Wasserhaus“ als zentrale Anlauf- und Infostelle für das Thema „StadtLandFluss“ wird begrüßt, bedarf aus Rentabilitätsgründen jedoch einer Überprüfung und zweiten Nutzung.
Ausschnitt Lageplan

Ausschnitt Lageplan

Lageplan

Lageplan

Fluss Arena Rappanlagen

Fluss Arena Rappanlagen

Wasserhaus

Wasserhaus

Planausschnitt Priel Arena

Planausschnitt Priel Arena

Planausschnitt Wasserhaus

Planausschnitt Wasserhaus

Priel

Priel

Planausschnitt Fluss Arena Rappanlagen

Planausschnitt Fluss Arena Rappanlagen

Planausschnitt Lido

Planausschnitt Lido

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt