modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Partizipatives Gutachterverfahren | 08/2014

Umgestaltung der ehemaligen Wassertreppe am Rathaus der Stadt Lünen

Licht_blau

Mit der Realisierung beauftragt

Architekt Stadtplaner Richelmann

Architektur

ST-FREIRAUM Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Rathaus Lünen
Gutachterverfahren Wassertreppe
Licht_blau

Fast fünfzig Jahre bildete die Wassertreppe mit ihren auffälligen, blaufarbenen Glasfliesen das Herz des westlichen Vorplatzes zum Lüner Rathaus. Werner Rausch hat mit seiner Skulptur ein Signet geschaffen, das für Fortschritt, Modernität und Offenheit stand. Mit seiner ruhigen Ausstrahlung bildete der Platz in seiner ursprünglichen Fassung zwischen Graf-Adolf-Straße und Rathaus den Übergang zur Lippeaue.

Heute ist die Wassertreppe ein in die Jahre gekommener Bestandteil des Lüner Stadtbildes, ein Handlungsort vieler Geschichten der Lüner Bürger.

Bei der Umgestaltung des Vorplatzes steht die konsequente Fortsetzung der ursprünglichen Architektur-Idee im Vordergrund.

Die Wasserfläche wird durch die Anlage einer begehbaren, illuminierten Glasfläche neu interpretiert. Ein atmendes Licht, das in langsam pulsierendem Takt die Glasfläche erhellt, wird als Licht_blau zum Kern des neuen Platzes.

Tagsüber spiegelt sich der Lüner Himmel in dem um ca. 15 cm angehobenen Plateau und taucht es in Farbtöne von türkis bis lichtblau. Breite Sitzbänke aus Weißbeton bilden eine innere Platzkante, schaffen Raum für Aufenthalt und Kommunikation.

Dabei wird das vorhandene Wegenetz aufgenommen und über den Platz, sogar geradewegs über die Glasfläche des Licht_blau hinweg verbunden. So findet der Wallgang seine Fortsetzung von der Bäckerstraße aus bis hin zur Lippeaue und in den Lippepark.

Dreh- und Angelpunkt ist die Lüner Lichtglasfläche, die als kontemplativer Ort, selbstbewusst und doch feinsinnig zum neuen Fundament des Rathauses wird.



Lichtglasfläche

Die Gründung der Lichtglasfläche erfolgt auf dem Fundament der heutigen Wassertreppe. Auf die bestehende Betonsohle wird ein türkisfarbener, kornabgestufter Glasschotter aufgebracht und verdichtet. Eine harzgebundene, feinkörnige Splittdecke aus transparentem Glasbruch bildet den oberen Abschluss, der mit 15 cm Überhöhung dem Platzgefälle folgt.

An seiner Basis nimmt der Glasschotterkörper ein System von Lichtwellenleitern aus Glasfaserbündeln auf. Sie tauchen die gesamte Fläche in ein homogenes, kristallblaues Licht, dass langsamem pulsierend von hell nach dunkel wechselt und immer wieder kehrt – ein atmendes Licht.

Erzeugt wird das Licht mittels eines Lichtwellengenerators, der mit energieeffizienten Leuchtmitteln ausgestattet ist. Er sendet Lichtstrahlung in die ca. 10 mm starken Lichtwellenleiter, die dort über die Länge des Glasfaser-bündels seitlich austritt. Die gesamte Lichtsteuerung ist einem seitlich angeordneten Technikschacht zu Revisionszwecken jederzeit leicht zugänglich.



Stadträumliche Betrachtung / Perspektive

In der langfristigen, stadträumlichen Betrachtung gilt es, das Rathaus an seiner westlichen Seite frei zu stellen und in die landschaftliche Gestaltung einzubeziehen.

Hierzu wird der Vorplatz bis an die Fassade der Sparkasse heran mit einem einheitlichen Pflasterbelag ausgebaut. Die Graf-Adolf-Straße nimmt als Mischverkehrsfläche gleichermaßen den motorisierten wie den Fuß- und Radwegeverkehr auf.
Der Ratssaal wird durch die Entnahme einiger Bäume freigestellt und somit wieder präsent im Stadtbild. Die überdachten Fahrradständer werden auf die Dachterrasse an der südlichen Platzkante verlagert.

Der südlich des Vorplatzes gelegene Parkplatz wird partiell angehoben, neu geordnet und teilweise mit Bäumen überstellt, so dass eine barrierefreie Anbindung zum Rathaus entsteht. Behindertenstellplätze werden am Zugang zum Rathaus angeordnet.

Im Bereich des fußläufigen Durchgangs zur Graf-Adolf-Straße entsteht ein modernes, gläsernes Buswartehaus, wodurch der ungehinderte Blick auf das Rathaus erhalten bleibt.

Während der Vorplatz des Rathauses bewusst frei von Bäumen gestaltet wird, erhält die Rasenfläche des südlich angrenzenden Wallgangs einige zusätzliche Laubbäume. Hierdurch wird der Zugang an der Bäckerstraße betont und eine Raumkante vor der angrenzenden Bebauung erzeugt.

Durch das Zusammenspiel dieser stadträumlichen Maßnahmen soll das westliche Umfeld des Rathauses nachhaltig aufgewertet und die städtebauliche Entwicklung der Innenstadt Lünens fortgesetzt werden. Die flächenhafte Aufteilung ermöglicht dabei eine stufenweise Realisierung. Das Rathaus wird wieder zum Haus im Park.