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Offener Wettbewerb | 07/2015

Umwandlung des Quartiers 8 in der Gartenstadt Drewitz

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

ein 2. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

architekturbüro axel baudendistel

Architektur

kübertlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Ingenieure SZB I Stegerer · Zuber · Brand GbR

Tragwerksplanung

BayWa Neuburg

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Ziel des Projektes ist es, im Zuge der Neuordnung der Gartenstadt Drewitz für das Quartier und sein Umfeld eine langfristige Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität zu etablieren. Angestrebt werden zeitgemäße, nachhaltige Wohnformen für Jung und Alt im von Grün geprägten Stadtraum, welche durch ihre flexiblen Zuschnitte, großzügigen Raumzusammenhänge, viel Tageslicht und erhöhtem Wohnkomfort überzeugen. Dabei ist die Umsetzung dieser Ziele unter der Prämisse eines verantwortlichen Umgangs der zur Verfügung stehenden Ressourcen maßgebend.

Unsere Städte sind heute vielfach geprägt von Monotonie, Repetition und Eintönigkeit. Aufgrund der hier gegebenen Fassadenabwicklungen ist eines der Ziele, Ausdruck, Gestalt und Materialisierung dieser langen Gebäudeteile in Einklang mit dem Menschen zu bringen. Außerdem wird bei der geplanten Aufstockung ihre Verträglichkeit und Einbindung in die städtebauliche Gesamtsituation mit Bedacht überprüft und entwickelt. Für die neuen Geschosse ist eine durchgehende Barrierefreiheit angestrebt, wovon auch die übrigen Wohnungen profitieren, wenn auch eine generelle Barrierefreiheit nicht wirtschaftlich (und auch nicht sinnvoll) erscheint. Durch die Neugestaltung der Innenhöfe entstehen behagliche Grünräume hoher Aufenthaltsqualität, die eine vielschichtige Nutzbarmachungen ermöglichen, in Dialog zu den Gebäuden und ihrem Umfeld treten und entscheidend zur Quartiersidentifikation beitragen werden. Im Erdgeschoß vermitteln differenzierte Vorzonen mit Grünflächen, offenen Fahrradstellplätzen und Sitzbänken zwischen den Eingängen und Stadtraum. Eingangshallen erhalten durch einfache Anpassungen einen individuelleren Charakter und tragend zur Orientierung bei. In den Innenhöfen werden Müllcontainer und überdachte Fahrradstellplätze in einfachen Einhausungen in das landschaftsplanerische Konzept integriert. Wege, kleine Plätze, Aufenthaltszonen, Spielbereiche und einige Mietergärten komplettieren die Aufwertung der Höfe.

Die Ökonomie des Projektes basiert auf dem Ansatz in die bestehende Gebäudegrund-substanz, also ihrer tragenden Wände, Geschoßdecken und Erschließungskerne, nicht einzugreifen. Darüber hinaus werden massive Bauteile des Daches, welche im Zuge des Rückbaus für die Aufstockungen ausgelöst werden, in Form von Terrassen und Plfanzen-trögen für die Erdgeschoßwohnungen der Innenhöfe recycelt. In den Bestandswohnungen werden lediglich nichttragende Innenwände und wenige Außenwandbereiche verändert. Die Haustechnikschächte bleiben erhalten und werden für neue Trassenverläufe weiter genutzt. Dieser ökonomische Grundsatz ermöglicht eine zusätzliche, einseitige Raumschicht vor die bestehenden, sehr robusten Waschbetonfassaden zu stellen. Die neue Fassadenschicht verzahnt sich hierbei, wärmebrückenfrei, mit der Bestehenden. Damit entstehen unerwartet großzügige Außen- und Innenräume für jede einzelne Wohnung. Der Wohnraum wird nach Innen erweitert und bezieht den Außenraum in das Prinzip des Offenen Wohnens mit ein. Ferner begünstigt die Raumhaltigkeit der ‚neuen Fassadenschicht‘ ein lebendiges Erscheinungsbild zur Stadt hin und wirkt auf diese Weise Monotonien entgegen. Großzügige Balkone, Blumenfenster und frei verschiebbare Vorhänge ermöglichen den Bewohnern dabei eine sehr individuelle, flexible Benutzung jener Binnenräume, was auch den Dialog zum Konrad-Wolf-Park und zu den Innenhöfen hin fördert. Während die zum Stadtpark orientierten Südseiten mit vorfabrizierten und gedämmten Stahlbetonfertigteilen und massiven Betonbrüstungselementen den Park stärker fassen sollen, sind die hofseitigen Fassadenerweiterungen in ihrem Duktus durchlässiger und offener gestaltet.

Das vorletzte Geschoß (erstes Geschoß der Aufstockung) übernimmt sowohl Grundrißtypologie, statisches System als auch Fassadengestalt der Regelgeschosse, während das letzte Geschoß (zweites Aufstockungsgeschoß) durch eine Terrasse vom Stadtraum zurückweicht und dem sehr langen, rhythmisch gegliederten Gebäude einen ruhigen, harmonischen Abschluß gibt. Das letzte Geschoß ist als gut gedämmte Holzbaukonstruktion geplant und kann (wie die restlichen Regeldachgeschosse auch), mit PV- und / oder Solar-Anlagen bestückt werden, um zusätzlich zu der anvisierten Fernwärmeversorgung einen Teil der Brauchwassererwärmung und ggf. auch einen Teil des Strombedarfs zu decken. Zielwert der energetischen Sanierung für Quartier 8 ist KFW 70, eventuell KFW 40.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es wird eine sehr solide, wertige Architekturantwort angestrebt. An der städtebaulich wichtigen Ecke wird eine gut proportionierte VI + I (Geschoss) Lösung vorgeschlagen. Insgesamt ein Versuch, klassisch materialkonsistent zu antworten.

Nicht erkennbar ist die Idee eines Dialogs zwischen Grünraum und Gebäude. Die Gestaltung des Grünraums steht in starkem Kontrast zur Massivität des Gebäudes. Als gleichmäßige Struktur durchschneidet das Wegesystem aus polygonalen Platten in naturnaher Anmutung, durch die offenen Fugen, den innenliegenden Freiraum. Leider wurde die Leitidee nicht konsequent verfolgt.
Eingebettet in die übergeordnete Struktur sind mit unterschiedlichen Funktionen versehene Module. Der Ansatz der Spielbereiche ist interessant, kann aber in der Anzahl verringert werden.
Eine verträgliche Lösung ist die Idee, den Müll und die Fahrräder im Hof in Stationen unterzubringen. Kritisch werden die Standorte im südwestlichen Hofbereich gesehen, wie der des Spielplatzes aufgrund der Akustik. Im allseits umschlossenen Hofbereich können die Lage des Spielbereichs und der daraus resultierenden Lärmemissionen konfliktträchtig sein. Auch ist der Bereich für dauerhaften Aufenthalt aufgrund seiner schattigen Lage nur bei hohen Temperaturen geeignet.
Grundsätzlich kann die Grünraumgestaltung so umgesetzt werden, jedoch sollten einzelne Maßnahmen reduziert werden.

Die Sichtbetonfassaden zur Straße wirken solide und wertig. Sie wirken jedoch auch schwer und massiv und erinnern somit stark an eine innerstädtische Typologie. Das Dachgeschoss aus Holz und Glas wirkt leicht und schafft einen guten Kontrast zum restlichen Bau.
Obwohl die Gebäudeecke zum Kreisverkehr offener sein könnten, wirkt die Architektur sehr konzentriert und dicht.

Die Grundrisse sind sauber und vielfältig geordnet und weisen eine schöne Tiefenstaffelung auf. Material- und Oberflächenwirkung im Inneren entsprechen der Wertigkeit außen. Die Wohnungen sind insgesamt sehr hell und qualitätvoll gedacht. Die Grundrisse wirken gut nutzbar.

Die Arbeit konzentriert sinnvoll die Energie und die Mittel auf die dem Stadtraum zugewandten Seite. Die Fassaden im Innenhof werden kaum geändert, aber folgen konsequent der sauberen Ausarbeitung. Die Kosten bleiben insgesamt im Rahmen.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

© axel baudendistel architect, kübertlandschaftsarchitektur

© axel baudendistel architect, kübertlandschaftsarchitektur

© axel baudendistel architect, kübertlandschaftsarchitektur

© axel baudendistel architect, kübertlandschaftsarchitektur

Grundriss 1:200

Grundriss 1:200

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch

© axel baudendistel architect, visualisierung jonas bloch