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Verhandlungsverfahren | 11/2014

Vergabe von Planungs- und Bauüberwachungsleistungen zur Umsetzung der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Hallenbades in Delbrück

Zuschlag

janßen bär partnerschaft mbB | Architekten

Architektur

Wolff + Partner GmbH

TGA-Fachplanung

Ingenieurbüro Heise

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Ausgangssituation und Aufgabenstellung

Das in den 70er Jahren erbaute Hallenbad der Stadt Delbrück im Paderborner Land war nach aktuellen Maßstäben in die Jahre gekommen und sollte im Rahmen eines VOF-Verfahrens gestalterisch und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Nach einzelnen Instandhaltungsmaßnahmen in den Jahren 1990, 1997 und 2005 war es nun an der Zeit für eine Generalüberholung, um weiterhin gegenüber Konkurrenzanlagen bestehen zu können.

Ziel des im Jahre 2014 durch die Gemeinde ausgeschriebenen Vorhabens war neben der baulichen, energetischen und brandschutztechnischen Sanierung auch eine deutliche Attraktivierung des Innen- und Außenbereiches, um den wachsenden Ansprüchen der Badegäste an Komfort, Spaß und Erholung gerecht werden zu können und zukunftsfähig zu bleiben.

Im Anschluss an eine detaillierte Sanierungsstudie im Jahre 2015 und die darauffolgende Planungsphase wurde das Bad im Herbst 2016 geschlossen und konnte am 03. Oktober 2018 mit einer Vielzahl an neugierigen Besuchern erfolgreich wiedereröffnet werden.


Architektur und Konstruktion

Die umfassende Sanierungsmaßnahme am Hallenbad unterteilte sich zusammenfassend in vier Funktionsbereiche: den Umbau und die Modernisierung des Bestandes, die Erweiterung des Bades um ein zusätzliches Mehrzweckbecken, die Überarbeitung und Ergänzung des Außenbereiches, sowie die Erneuerung der Parkplätze und Zuwegungen.
Nach mehr als 40 Jahren Betriebszeit war eine groß angelegte Betonsanierung im Keller des Gebäudes unumgänglich – alle Becken, Wände, Stützen, Decken und Böden mussten dringend instandgesetzt werden, um weiteres Einwirken vonm Chloriden und Folgeschäden durch Korrosion zu vermeiden. Im nächsten Schritt wurde die gesamte Haustechnik nahezu komplett erneuert.

Im Erdgeschoss erfolgte zeitgleich getreu dem Motto „Einmal Rohbau und zurück“ die komplette Entkernung und Aufarbeitung der unterschiedlichen Funktionsbereiche. Neben der Modernisierung und dem Umbau des vorhandenen Schwimmer- und Kleinkindbeckens stand hier vor allem die Neuordnung der Bestandsräume im Vordergrund, um sowohl die Wegeführung für den Badegast als auch innerbetriebliche Abläufe zu optimieren und die Räumlichkeiten gemäß der aktuellen DIN-Vorschriften barrierefrei zu gestalten.

Der Eingangs- und Innenbereich des sanierten Bades ist kaum wiederzuerkennen. Helles Licht und warme Farben machen jeden Besuch zu einem Erlebnis. Durch die Neuordnung des bestehenden Umkleide- und Sanitärbereichs konnte ausreichend Platz für eine dringend notwendige barrierefreie Umkleide- und Sanitäreinheit geschaffen werden. Der Schwimmmeisterraum wurde neu platziert und bietet nun die Möglichkeit, alle drei Becken gleichzeitig im Auge zu behalten. Und das zentral gelegene Bistro hat alles im Angebot, was das Schwimmerherz begehrt, entweder für den kleinen Hunger zwischendurch oder den großen Hunger nach dem Badeerlebnis – von Pommes über Snacks und Eis bis hin zu gekühlten Getränken.

Ein bestimmendes Element der großen Schwimmhalle ist zudem die überarbeitete Galerie mit unterschiedlich großen Bullaugen in der Brüstung, die die Sichtbeziehung von oben nach unten erhalten, den Blick von unten nach oben jedoch einschränken. Die vorher kaum genutzte Empore bietet durch das neue Licht- und Lüftungskonzept eine ungeahnte Aufenthaltsqualität und trennt im Erdgeschoss mit ihrer Tragkonstruktion den Beckenumgang des großen Schwimmerbeckens raffiniert vom Kleinkindbereich.

Im Süden des Gebäudes wurde ein neues Mehrzweckbecken mit Hubboden (0,0 bis 1,8 Meter Wassertiefe) errichtet, welches sich geschickt an die Gebäudekubatur angliedert und einen windgeschützten Freibereich im Süd-Westen entstehen lässt, der durch den Neubau nun eindeutig von den Aktiv- und Sportflächen der Außenanlagen getrennt wurde. Eine Besonderheit des neuen Beckens ist die Faltwand aus Glas zur neu angelegten Terrasse, die sich mit wenigen Handgriffen in voller Breite öffnen lässt und so den Innen- und Außenbereich geschickt miteinander verschmelzen lässt.

Auch die Erschließung und der Eingangsbereich wurden neu organisiert. 66 Parkplätze und 30 Fahrradstellplätze sorgen jetzt dafür, dass der Besuch des Delbrücker Hallenbades von Anfang an entspannt beginnen kann. Eine überdimensionale Bank aus roten Betonsteinen im Eingangsbereich trägt zur gelungenen Gesamtgestaltung bei.


Farbkonzept

Im Innenbereich Inneren zieht sich ein auf Raumklima und Lichteinfall abgestimmtes Farbkonzept wie ein roter Faden durch das gesamte Bad. Als Grundlage hierfür dienten die Farben des Delbrücker Stadtwappens – Schwarz, Weiß und Rot. Das stimmungsvolle Arrangement der weißen Decken- und Wandflächen mit grau-braunen Bodenflächen und intensivroten Akzenten lässt die Räumlichkeiten in einem modernen, zeitlosen Look erstrahlen. Die kontrastreiche Farbgestaltung und die großflächigen, weißen Folierungen auf dunklem Grund tragen auch der Barrierefreiheit für sehbehinderte Besucher Rechnung und ermöglichen eine schon von weitem erkennbare Signalisation der Wegeführung zur besseren Orientierung innerhalb des Gebäudes.

Von außen ist das Bad nur noch an der asymmetrischen Dachform mit den alten Dachpfannen wiederzuerkennen. Die Bestandsfassade wurde mit stoßfesten Faserzementplatten komplett neu eingekleidet. Der so entstandene gegliederte anthrazit-graue Sockel der Fassade und das rot akzentuierte Schwimmbaddach mit der großflächigen Verglasung stärken den Eindruck des vorhandenen „Giebelfensters zur Stadt“ und empfangen den Badegast weiterhin mit freundlicher Geste.


Technik und Energetische Sanierung

Eine ganzheitliche MSR-Technik sorgt von nun an für den optimalen, energetisch auf das vertretbare Minimum reduzierten Betrieb. Für die Wärmeversorgung wurden die vorhandenen Kessel ersetzt und durch ein Blockheizkraftwerk ergänzt. Die Wärme- und Luftverteilung der einzelnen Zonen im Gebäude erfolgt überwiegend über zwei neue Lüftungsanlagen. Die beiden Zentralgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung versorgen die beiden Schwimmhallen, die Umkleide- und Vorreinigungsräume, sowie die Küche inklusive Restaurant mit durchschnittlich 42.000 m³/h Luft. Die Drehzahlregelung der Ventilatoren und die einzelnen Volumenstromregler sorgen für eine optimale Verteilung und Luftmengenregulierung entsprechend der Belastung in den einzelnen Räumen.

Ein Teil der Aggregate der Wasseraufbereitung war relativ neu und konnte übernommen werden. Die Bestandsbecken wurden mit den vorhandenen Drucksandfiltern ausgerüstet, das neue Kursbecken erhielt einen Niederdruckfilter und alle Filter wurden mit einer oberen Hydroanthrazitschicht ausgerüstet. Die zum Teil zu kleinen Rohwasserbehälter sind erneuert worden und erhielten einen zentralen Rückspülwasserspeicher. Dem darin gespeicherten Rückspülwasser wird vor der Nutzung als Spülwasser über einen Wärmetauscher die Wärme entzogen, so dass die Energie auf das Nachspeisewasser der einzelnen Anlagen übertragen werden kann.

Zusätzlich zur Sanierung der Technik besaß auch die Verringerung der Wärmeverluste einen hohen Stellenwert. So wurden die Fassaden durch Aufbringen einer hocheffizient gedämmten Faserzement-Vorhangfassade ertüchtigt und alle Fenster gegen hochisolierende Aluminiumfenster und Aluminium-Vorhangfassaden ausgetauscht. Verbunden mit der Erneuerung des schwimmenden Estrichs im Bereich der Bodenplatten und der Nachdämmung der Wandsockelbereiche sowie dem Austausch der Technik und der konventionellen Leuchten gegen LED-Leuchtmittel konnte rechnerisch eine Einsparung von rund 30 Prozent beim Primärenergiebedarf und der CO2-Emission erreicht werden.


Betrieb und Ausblick

Das moderne Hallenbad bietet wie gewünscht einen deutlichen Mehrwert für alle Generationen. Vor allem die neuen Kursangebote im Mehrzweckbecken werden von Jung und Alt sehr gut angenommen. In Kombination mit der freundlichen und lichtdurchfluteten Schwimmhalle, dem farbenfrohen Kinderbereich und dem Bistro-Angebot wurde dem Schwimmbad neues Leben eingehaucht, das den Einwohnern des Delbrücker Landes noch für lange Zeit schöne Stunden bescheren wird.