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Landschaftsplanericher Realisierungswettbewerb als kooperatives Verfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb | 06/2003

Spreeufer / Arena am Ostbahnhof

2. Preis: Levin Monsigny

2. Preis: Levin Monsigny

2. Preis

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Heutiges Erscheinungsbild. Die langgestreckten Kanten des geplanten Parks am Spreeufer werden durch zwei für Berlin stadtbedeutsame Elemente geprägt: auf der einen Seite von dem Flußlauf der Spree, Auslöser und geograpischer Ausgangspunkt der heutigen Metropole, bis heute als Zäsur aber auch als Binnenhafen entscheidend für die Entwicklung dieses Stadtraumes; auf der anderen Seite durch das längste innerstädtische Stück der Berliner Mauer, als Sinnbild der Berliner Geschichte Anziehungspunkt für Menschen aller Welt, gleichzeitig aber immer noch eine weitere Barriere im Bezirk. Als längste Open-Air-Galerie der Welt – der East Side Gallery – wurde die Bedeutung dieses Mauerabschnitts weiter künstlerisch überhöht und inzwischen mit der Eintragung als geschütztes Denkmal im Erhalt dauerhaft manifestiert.Die Fläche zwischen den beschriebene Kanten - die also des zukünftigen Parkes - war über 40 Jahre als Kontroll- und Todesstreifen von der Trennung Berlins geprägt, bis sich mit dem Mauerfall 1989 diese Funktion erübrigte. Nach wie vor visuell und funktional getrennt durch das Bauwerk der Mauer, fand in den vergangenen 14 Jahren eine ungeplante Aneignung dieses scheinbar vergessenen Spreeufers statt: ein grüner Schleier aus ruderaler Vegetation hat sich über das Grundstück gelegt und inzwischen zu einem dichten Saum aus Pionierbäumen und –sträuchern entwickelt. Genauso ungeplant hat sich die Nutzungen dieses Ufers etabliert. Anwohner der umliegenden Quartiere suchen diese vergessenen Ort auf, um die ungestörte Atmosphäre an der Spree zu genießen: die Abendsonne illuminiert reizvoll den Wasserlauf mit seinen industriell romantischen Ufern. Andere wiederum schreiben auf ihre Weise die Geschichte der Open-Air-Galerie fort, indem sie die wasserzugewandte Seite der Mauer mit immer neuen Graffitis überziehen.
Das Umfeld. Mit den Planungen im Umfeld dieses Spreeufers ändern sich auch grundlegend die Ansprüche an seine Fläche. Mit der geplanten Bebauung auf dem Areal des ehemaligen Ostgüterbahnhofs erhöht sich zusätzlich das Defizit an Grünflächenversorgung im Bezirk Friedrichshain und damit auch der Nutzungsdruck auf diesen Freiraum. Darüber hinaus wird dieser Uferabschnitt mit der Integration in den stadtweiten Spreeuferweg an Bedeutung und Öffentlichkeit gewinnen. Mit dem Veranstaltungsort der Arena, dessen Vorplatz sich achsial durch das geplante Parkufer bis an die Wasserkante der Spree erstreckt und sich hier mit einer Schiffsanlegestelle und einer Informationstafel funktional und visuell abzeichnet, kommt ein weiterer Anspruch mit großem Publikumsverkehr auf dieses Spreeufer hinzu. Der Spreeufer-Park. Genauso, wie die ruderale Ansiedlung von Vegetation auf eine natürliche, standortgerechte Entwicklung hinweist, gibt die spontane Aneignung des Freiraums durch die Menschen Aufschluß auf geeignete Nutzungsformen dieses Ortes. Ziel des Entwurfes muß sein, diese ungeplante und daher authentische Qualität als Potential in die zukünftige Gestalt des Parkes zu übernehmen. Gleichzeitig gilt es, diesen weltbekannten Mauerabschnitt mit East Side Gallery und den denkmalgeschützten Fragmenten der ehemaligen Grenzanlage als bedeutendes Zeugnis der deutschen Geschichte zu erhalten, ihn in ein räumliches Umfeld zu setzen, das den Charakter dieses Mauerstreifens mit seiner ursprünglichen Bedeutung erfahrbar hält. Und nicht zu letzt muß der Park auf sein verändertes Umfeld reagieren. Seine eindrucksvolle Lage an der Spree muß eine nutzbare Qualität für den Bezirk und das neu entstehende Quartier auf dem Ostgüterbahnhof sein. Er wird – Anfangspunkt der markanten städtebaulichen Achse der Arena am Ostbahnhof – ein Ankunftsort und Identifikationspunkt dieses neuen Stadtteils.Entwurf. Der Charakter des grünen Ufers bleibt als Leitbild dieses Spreeabschnitts erhalten, wird jedoch in eine für das Quartier nutzbare Form übertragen. Die von Mitte nach Treptow führende Uferpromenade als gesamtstädtische Freiraumverbindung wird an den westlichen und östlichen Parkeingängen mit städtischen Ufer-Terrassen aufgefangen und von hier aus über den Kontrollweg der alten Grenzanlage durch die langgestreckte Figur des Parks geleitet. Einzig der Vorplatz der Arena unterbricht den Verlauf des Parkbandes und führt diese Achse – aus dem Quartier kommend – als steinernen Platz an das Ufer der Spree heran.Durch den bewußten Umgang mit raumwirksamer Ausstattung – hier im wesentlichen die Vegetation – entsteht ein langgestreckter Freiraum, der auf seine atmosphärisch gegensätzlichen Begrenzungen reagiert: auf der einen Seite das romantische, baumbestandene Spreeufer mit entsprechenden Nut-zungsmöglichkeiten; auf der anderen Seite dem verbliebenem Abschnitt der Berliner Mauer, der in einer weitgehend leeren Fläche wieder zum bestimmenden Element des Ortes wird und dabei die räumliche Situation des ehemaligen linearen Kontrollstreifens nachvollziehbar macht.Ufer-Terrassen. Jeweils durch einen schmalen, tieferliegenden Weg von der Wasserkante entfernt, führen am östlich und westlichen Parkbeginn Ufer-Terrassen auf dem Niveau der Stadt in den Park hinein. Die Terrassen sind gleichzeitig Orte der Verbindung und des Aufenthaltes: Sie nehmen einerseits die Bewegung der angrenzenden Uferpromenaden auf – sowohl auf dem oberen Straßenniveau als auch über den schmalen Uferweg unter der geplanten Brommybrücke hindurch - und binden über ihre Fläche zum Parkweg an, dem ehemaligen Kolonnenweg der Grenzanlagen. Auch bietet jeweils eine Öffnung im Verlauf der Mauer den direkten Zugang zwischen Quartier und Park in Nord-Süd-Richtung. Andererseits laden Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein. Man blickt über die breite Wasserfläche der Spree mit seinen Hafenanlagen, auf das gegenüber- liegende Altbauquartier Kreuzbergs. Oder man beobachtet Radfahrer und Passanten auf ihrem Weg entlang der Spree. Andere nutzen diesen Ort, um auf der eingefügten Tennenfläche Boule zu spielen. Unter den Kronen der Bäume entlang des Kolpinghauses (Ideenteil) befindet sich – wie auch westlich des alten Mühlenspeichers – Mobiliar der angrenzenden Gastronomie – ein idealer Ort für eine Erfrischung. Grünes Ufer. Dieser langgestreckte Abschnitt wird als ruhige, nutzbare Grünfläche ausgestaltet. Der in den letzten 14 Jahren entstandene Gehölzsaum wird ausgelichtet und auf einzelne malerische Baumgruppen entlang der Wasserkante beschränkt; einzelne standortgerechte Bäume (Ulmen, Birken, Silberweiden) werden ergänzt. Die schmale Fläche dieses Ufers wird als gleichmäßige Wiese ausgebildet und nur von dem alten Kolonnenweg untergliedert: Der Bereich zur Mauer wird als Wildwiese extensiv entwickelt, um auf diesem Streifen die Assoziation der alten Brache zu übernehmen. Zum Ufer hin wird die Fläche demgegenüber als nutzbarer Spiel- und Gebrauchsrasen kurz gehalten. Der Geländeversprung zur Spree wird als Liegewiese sanft fallend ausmodelliert. Die 3,0 m breite Asphaltdecke des Kolonnenweges wird auf der Uferseite von einem 1,50 m breiten Tennenstreifen verbreitert. Die veränderte Oberflächenbeschaffenheit der Wegedecke verdeutlicht einerseits den unterschiedlichen Entstehungszeitpunkt und differenziert andererseits beiläufig die Nutzung dieses Fuß- und Radweges. Platz am Schiffsanleger. Der Platz schiebt sich in Verlängerung des Arena-Vorplatzes bis an die Wasserkante der Spree heran und rythmisiert so als Gelenkpunkt beider Richtungen das Grüne Ufer des Parkes. Hier angeordnete Schiffsanlegestellen machen ihn zu einem Ankunftsort für Besucher des Quartiers und der großen Veranstaltungshalle. Seine steinerne Fläche wird als vollständig begehbare Fläche offen gehalten. In Korrespondenz zur Rasenböschung des Grünen Ufers führt eine großzügige Treppenanlage auf das untere Niveau der Anlegestellen. In ihren Verlauf sind eine behindertengerechte Rampe und Sitzstufen zum Verweilen integriert. Auch die Baukörper des Kartenverkaufs entwickeln sich aus der Topographie der Stufen und differenzieren dabei überdachte Bereiche für Wartende. Auf dem Wasserweg kommend, erblickt man schon aus der Ferne die hohe Informationsanlage der Arena. Erreicht man schließlich den Schiffsanlegeplatz, öffnet sich der Blick in das Quartier: auf das große Bauwerk der Veranstaltungshalle.
Ausstattung. Die Belagsflächen der Ufer-Terrassen als Ankunftsorte der gesamtstädtischen Uferpromenade wird aus dementsprechenden klassischen Materialien hergestellt, Granit-Kleinpflaster und wassergebundener Wegedecke. Die Breite des Kolonnenweges im Bereich des Grünen Ufers wird auch durch ein Streifen aus Tenne als weiches Material ergänzt. Der Platz am Schiffsanleger wird demgegenüber aus großformatigen Betonplatten mit veredelter Oberfläche hergestellt. Die Treppen- und Rampenanlage entwickelt sich aus dem gleichen Material. Farbe und Oberflächenbehandlung sollte in Abstimmung mit dem Arena-Vorplatz erfolgen. Auch die Kartenverkäufe der Schiffsanleger werden aus der Topografie der Treppenanlage entwickelt. Ihr über das Bodenniveau herausragendes Bauteil mit den Dächern wird jedoch aus einer transparenten Stahl-Glas-Konstruktion abgesetzt.Eine Folge von kleinen länglichen Holzkörpern („Bausteine“) führt über die gesamte Länge der Uferböschung: Im Bereich der Ufer-Terrassen werden sie zum Mobiliar der Plätze; Bänke laden ein zum Verweilen und bieten einen prächtigen Ausblick über die breite Wasserfläche der Spree. Im Bereich der Grünen Ufer schneiden sie als niedrige Holzpodeste nach Norden in die Topographie der Böschung ein und werden zur Wasserseite wiederum zu Sitzstufen; sie markieren informelle Sitz- und Treffpunkte in der Rasenfläche des Parks. Im Bereich des verlängerten Arena-Vorplatzes bilden sie – geschützt durch die Dachscheiben der Kartenverkäufe – kleine rythmisch angeordnete Sitzflächen auf der Treppenanlage zum Schiffsanleger. Berliner Mauer / East Side Gallery. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde nahezu die gesamte innerstädtische Grenzmauer als Symbol der Trennung rückgebaut. Über „Spuren“ in der Belagsoberfläche versuchte man anschließend, ihren Verlauf wieder nachvollziehbar zu machen. Doch diese Markierung verbleibt in der rein geographischen Information: das visuelle Erleben der Barrierewirkung der ehemalige Berliner Mauer benötigt das dreidimensionale Bauwerk und ist daher fast nur noch in der Dimension dieses 1,3 km langen Abschnitts am Friedrichshainer Spreeufers möglich. Hierfür sollte eine größtmögliche Geschlossenheit ihrer Abwicklung erhalten werden. Darüber hinaus erfordert der Respekt vor den Bildwerken der East Side Gallery mit ihrer einmaligen Entste-hungsgeschichte – in ihrer Bedeutung dokumentiert durch Besucher aus aller Welt - die Reduzierung auf ein Minimum an Öffnungen. Bildwerke werden nur als ganzes entnommen und in unmittelbarer Nähe ihrer Standorte verschoben. In den Boden eingelassene Lochblechplatten aus Cortenstahl ziehen den Verlauf der erforderlichen Öffnungen nach. Die offengelegten Mauerprofile werden ebenfalls mit Cortenstahl verkleidet.So wird an den beiden Uferterrassen jeweils ein Bildabschnitt entnommen und - in der Flucht südlich des Kolonnenweges - parallel in den Park verschoben (Werk der Pos. 6-7 und 56-57). Es verbleibt eine räumliche „Schleuse“, die den Eintritt in den Park durch das Bauwerk Berliner Mauer akzentuiert. Der Abstand der Verschiebung berücksichtigt das notwendige Einfahren von Rettungsfahrzeugen. Im Verlauf der Grünen Ufer bleibt die Mauer vollständig geschlossen und erhält so auf diesen langgestreckten Abschnitten die unüberwindliche Trennung zwischen Mühlenstraße und ehemaligem Grenzstreifen. Um diesen Eindruck weiter zu stärken, wird das im Bereich des Arena-Vorplatzes zu versetzende Bildwerk der Pos. 40-41 – ursprünglich nur als Abstand der angrenzenden Bilder in Grau gehalten und erst zu einem späteren Zeitpunkt von Keller geschaffen – zusammen mit westlich des Mühlenspeichers gelagerten Mauersegmenten an die aktuelle Öffnung der Pos. 12-14 (Souvenir-Verkauf und Zufahrt) versetzt. Neben der entstehenden durchgängigen Abwicklung der Mauer wird auf diese Weise gleichzeitig die Abgeschlossenheit dieses baumbestandenen Ufers mit seiner intro-vertierteren Nutzungen gestärkt. In der Achse der Arena wird – über obengenanntes Bildwerk hinaus – nur das von Schljachow (Pos. 39-40) entnommen und – leicht versetzt - südlich des alten Kolonnenweges verschoben. Entsprechend der räumlichen Staffelung auf dem Arena-Vorplatz durch die geplanten Baumreihen führen auch die Mauerscheiben in den Verlauf der Achse hinein und bilden so eine leichte Raumstaffelung zur Freifläche an der Spree.Im Gegensatz zur Nordseite der Mauer mit seinen zukünftig wieder restaurierten Bildwerken der East Side Gallery kann die parkzugewandte Südseite auch weiterhin – wie bis heute etabliert - als „lebendiges“ Bildwerk durch Graffitis verändert werden. Der Kolonnenweg wird in seinem Verlauf – einschließlich der verbliebenen Peitschenleuchten - vollständig erhalten und in das Wegekonzept des Uferabschnitts integriert. Erforderliche Verbreiterungen seiner Fläche werden aus einem deutlich additiven Material durchgeführt. Durch die Konzentration von Gehölzen und Einbauten direkt entlang der Wasserkante wird die Grenzmauer weitestgehend freigestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee wurde aufgenommen, weil es den Verfassern gelingt, über die Neutralität des ruhigen linearen Entwurfes eine angemessene Position zum vorhandenen und zum geplanten Stadtraum zwischen Arena, East Side Gallery, Nachbarbebauung, Brommy- und Oberbaumbrücke zu schaffen. Die Einbindung in die Umgebung wird durch die horizontalen und vertikalen Zonierungen erreicht. Die neuen Uferterrassen schaffen nicht nur Anfang und Ende des auszubildenden Bereiches sondern bieten genügend qualitative Möglichkeiten, die den gewünschten städtischen Charakter unterstreichen. So entstehen zwischen den Uferterrassen zwei „Grüne Ufer“. In ihrer Ausbildung haben diese im direkten Uferanschluss einen eigenen Charakter. Die Ausbildung im Platzbereich des Flurstücks 60 nimmt in seiner Ausrichtung und Materialität Bezug auf die Arena. Die baulichen Elemente nehmen keine Konkurrenzstellung zur Arena, Vorplatz und Informations- und Werbeanlage ein. Der Umgang mit dem Denkmal verfolgt ein durchgehendes Prinzip, was den Ansprüchen des Denkmalschutzes entspricht. Das Angebot einzelner „Bausteine“ (Holzbänke / Sitzbänke) ist willkürlich, und in ihrer Größe und Positionierung sind diese unangemessen. Insgesamt handelt es sich, wie in der vorangegangenen Beschreibung näher erläutert, um einen durchaus gelungenen Wettbewerbsbeitrag. Während der Schwerpunkt der Arbeit in der sorgfältigen Durcharbeitung der einzelnen Freiflächen liegt, verliert sie die Kraft für den Anspruch an den besonderen Raum. Insbesondere der Umgang mit dem Flurstück 60 enttäuscht, weil die Bedeutung von Arena-Vorplatz, Schiffsanlegeplatz und städtischem Raum nicht überzeugend gestaltet sind., bzw. nicht der Maßstäblichkeit des zukünftigen Quartiers entspricht. Fragwürdig erscheint auch unter Realisierungsaspekten die isolierte Umsetzung diesen Raumes – ohne Anfang- und Endpark - und ohne Uferpark.
2. Preis: Levin Monsigny

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