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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2006

Realisierungswettbewerb für den Erweiterungsbau einer Werkstatt für behinderte Menschen in Berlin-Zehlendorf

1. Preis

NAK Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
In diesem heterogenen und wenig strukturierten Umfeld ist es das städtebauliche Ziel des Konzepts, einen neuen Baukörper für die Einrichtung für behinderte Menschen respektvoll in die vorhandene Bebauung zu integrieren, einfach und schlüssig, aber zugleich auch selbstbewusst und eigenständig.

Der geplante Neubau nimmt mit seinem klaren Kubus Maßstab und Körnigkeit der vorhandenen Bebauung auf. Er akzentuiert und gliedert das Areal durch die Anordnung und die formale Ausformung seiner funktionalen Bereiche. So wird der Anlieferungsbereich baulich gefasst und funktional optimiert, und zugleich wird durch die Höhe und Lage des Baukörpers die Adressenbildung vom Teltower Damm gestärkt. Der Baukörper zeigt sich durch Stellung und architektonische Ausformung deutlich im Stadtraum – vom Teltower Damm aus und auch vom Beeskowdamm. Durch diese bauliche Maßnahme stellt sich die Einrichtung bewusst deutlich in seine Umgebung, markiert die Adresse und ist zugleich identitätsstiftend für Nutzer und Beschäftigte.

Freiraum und Erschließung
An der Fuge im Übergang von Altbau und Neubau entsteht ein Eingang, der annähernd in der Mitte von Altbau, Neubau und Anlieferungshof liegt. Dieser neue Eingang ist auf kurzen Wegen vom Anlieferungshof und vom Parkplatz zu erreichen und ist vom Teltower Damm aus deutlich wahrnehmbar. Der Weg vom Teltower Damm zum Eingang ist attraktiv gestaltet; das Autohaus wird abgepflanzt. So entsteht durch die neue Erschließungszone am Altbau ein belebter Vorbereich, der auch der Fassade des vorhandenen Gebäudes einen angemessenen Rahmen gibt. Er mündet in einen kleinen Platz und markiert so vom Teltower Damm den zusätzlichen Eingang.

Durch die Stellung des Gebäudes entstehen im Eingang sowie im südlichen und im östlichen Bereich des Grundstückes kleinräumliche Bereiche und Rückzugsflächen für Pause und Freizeit. Im südlichen Teil wird dieser Bereich durch Anböschung, Terrassierung und Abpflanzung zum Nachbarn gefasst und geschützt. Der östlich des Gebäudes befindliche Freiraum lebt durch die schönen neugepflanzten Bäume.

Die innere Erschließung des Neubaus korrespondiert auf kurzen Wegen und logisch strukturiert mit dem Altbau. Alle Geschosse sind witterungsgeschützt verbunden. Im Bereich der Fuge entsteht durch die Aufweitung der sonst ca. 2m breiten Flure in Alt- und Neubau eine überdachte Pausenfläche als zusätzliches Raumangebot.

Nutzung
Die Nutzungsverteilung ist übersichtlich gegliedert, was die Orientierung im Gebäude erleichtert. Im EG, 1. OG und 2. OG befinden sich jeweils die Arbeitsbereiche mit Lager und den notwendigen Serviceeinrichtungen. Im 3. OG sind zusammenhängend und an exponierter Stelle die Mehrzweck-, Schulungs-, Personal- und Verwaltungsräume angeordnet; so thronen sie quasi über dem Gesamtensemble.

Baukonstruktion,und Materialien
Die vorgeschlagene Bauform und die verwendeten Materialen sehen einen angemessen Aufwand vor und sichern somit ein wirtschaftliches Erstellen und Betreiben des Gebäudes. Die klare kubische Form hat ein optimales Verhältnis von Hüllfläche zu Volumen. Die statische Primärkonstruktion aus Stahlbetonstützen mit PI-Stahlbetonfertigteildecken wird durch das Treppenhaus und den Aufzugschacht ausgesteift und gewährleistet so eine schnelle und damit wirtschaftliche Bauweise bei gleichzeitig hoher innerer Flexibilität.

Die Außenwände sind nichttragend aus Stahlbetonfertigteilen und Mauerwerk ausgebildet. Vorgehängt ist eine Fassade aus in erdigen Farben durchgefärbten Holzzementplatten mit Hinterlüftung und einer 16cm starker Wärmedämmung (/\\ = 0,3). Das flach geneigte Gründach mit einer mindestens 16 cm starken Gefälledämmung und extensiver Begrünung sichert – zusammen mit dem Fassadenaufbau und der hochwertigen, wärmegedämmten Fensterkonstruktion mit transluszenten Sonnenschutz (Klimapuffer) – den Standard eines Niedrigenergiehauses. Die Medienführung erfolgt innerhalb bzw. unter der unverputzten PI-Stahlbetondecke und sichert so die gewünschte Bauteilaktivierung. Die Mehrzweck-, Verwaltungs- und Schulungsräume erhalten eine abgehängte Akustikdecke.

Die auf dem Dach geplanten Sonnenkollektoren und Solarzellen werden in das energetische Konzept integriert. Anfallendes Regenwasser dient u.a. zur Bewässerung der Gartenflächen.

Fassade
Ziel bei der Entwicklung des Hauses und der Fassade ist es, den darin arbeitenden Menschen eine hohe und ihnen entsprechende Aufenthalts- und Nutzungsqualität zu bieten. Wichtig hierbei ist, ein Haus zu schaffen, das innen wie außen identitätsbildend ist und das eine einfache Orientierung hat. So planen wir innen eine klare, rechtwinklige Organisations-struktur. Durch die Verwendung von schönen und qualitativ hochwertigen Materialien sollen die Sinne anregt werden.

Entsprechendes gilt für die äußere Gestaltung der Fassade. Durch die Verwendung des natürlichen Materials der durchgefärbten Holzzementplatten wird – in Material und Farbe in Anlehnung an den vorhandenen Altbau – der notwendige Bezug zum Bestand hergestellt; so wird ein Gesamtensemble aus Alt und Neu geschaffen, in dem beide Teile gleichermaßen zur Qualität des Ganzen beitragen können.

Der spielerische Umgang mit dem Fassadenmaterial – kleine Vor- und Rücksprünge geschützt durch Edelstahlschienen, farbliche Nuancierungen der Fassadenplatten – geben dem Äußeren des Gebäudes ein abwechslungsreiches und sich auch farblich ständig änderndes Fassadenbild im Spiel von Licht und Schatten. Dem entsprechen auch die horizontal liegenden Fensterbänder mit dem transluszenten Sonnenschutz. Jeder Raum ist so optimal belichtet – und doch erhält jeder Raum durch die unterschiedliche Anordnung der Fenster in Lage und Höhe von innen seinen eigenen Charakter, seine eigene Identität. Es entsteht durch diese differenzierte Anordnung der Fenster ein abwechslungsreiches und spielerisches Fassadenbild.

Es wird auf eine eigene Art ein Werkstattgebäude gebildet, das die wechselnden Funktions-abläufe interpretiert und dies auch in der Fassade zeigt: nicht distanziert wie bei einem Industriebau, sondern sehr greifbar und nah durch das Zeigen des ambitionierten Tuns und Handelns der darin arbeitenden Menschen nach außen.