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Kooperatives, nicht anonymes Workshop-Verfahren | 10/2014

Mehring- und Blücherplatz

Teilnahme

KLAUS THEO BRENNER STADTARCHITEKTUR

Architektur

Planungsgruppe CASSENS+SIEWERT

Landschaftsarchitektur

ISP Steinbrecher und Partner Ingenieurgesellschaft mbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

COLLISION CITY
a strategy of mediaton

Ein übliches Verfahren der Stadtreparatur besteht darin, historisch gegebene (Rest-) Strukturen aufzudecken, zu ergänzen und damit schlussendlich eine Art Harmonisierung zwischen Alt und Neu herbeizuführen. Diese Strategie ist im Bereich Mehring- und Blücherplatz unmöglich, da es sich hier nicht nur um eine Beschädigung historisch vorhandener, ehemals bedeutender Stadtstrukturen handelt, sondern um eine monumentale Überbauung, eine Art Schlussstrich- und Auferstehungsstädtebau in gigantischem Ausmaß ohne Perspektive in Richtung historischer Rekonstruktion. Was sich aufgrund der raumgreifenden Bausituation auch nicht anbietet, ist eine konsequente Stadtverdichtung in der Logik der bestehenden Großbauten (was eine massive Beeinträchtigung der Grünflächen zur Folge hätte). Die Frage nach einer angemessenen Entwurfsstrategie ist also nicht einfach zu beantworten, weder in der einen noch in der anderen Richtung.
Was heißt vor diesem Hintergrund Collision City? Collision City ist zunächst einmal die Beschreibung einer in sich widersprüchlichen und aufgelösten Stadtstruktur; einer Stadtstruktur also, in der fragmentarische, zufällige und dimensionslose Baumassen unkoordiniert aufeinanderprallen, sich möglicherweise sogar gegenseitig behindern und in Frage stellen. Eine Verbesserung dieses Zustandes ist nur möglich durch signifikante Eingriffe an offenen Stellen durch markante Bauten, durch eine Aufwertung der Grün- und Freiflächen sowie durch die Reaktivierung von Straßenräumen. Das städtebauliche Ziel ist dabei nicht die Harmonisierung eines monumentalen Fragments und seiner zersplitterten Umgebung, sondern die Aufwertung der Stadträume an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Mitteln im Sinne einer verbesserten Verständlichkeit und Dialogfähigkeit der architektonischen Räume. Die Eingriffe, als eine Art gebauter Diplomatie bringen positive Veränderungen in Architektur, Nutzung und Freiraum am jeweiligen Ort; sie bleiben im Ganzen gesehen zwar autonom, nehmen aber doch eine vermittelnde Haltung ein, so das verschiedene Positionen endlich zueinander in Beziehung treten können. Collision City ist nicht ein einheitliches Bild von Stadt, sondern das Zusammenspiel vieler einzelner, örtlich begrenzter Aspekte, wobei das Herzstück die Beziehung Mehring- und Blücherplatz darstellt und die „Utopie“ die Abschaffung des Durchgangsverkehrs am Waterloo- Ufer ist. Dieses „Opfer“ muss vom Autoverkehr gebracht werden, nachdem die Idee von der autogerechten Stadt nach dem Kriege die historische Stadtstruktur, die inzwischen vielerorts eine Renaissance erlebt hat, gerade hier nachhaltig und in großem Umfang zerstört hat. Die Umfahrung des Waterloo- Ufers ist in größerem Maßstab verkehrsplanerisch zu lösen.
Wenn wir dann im Ergebnis um den Mehring- und Blücherplatz mit den zwei neuen Torbauten, ein durch gezielte "Einbauten" (Blöcke 1+2, Turmhäuser 1+2, Eckhäuser 1+2) an passender Stelle akzentuiertes städtebauliches Umfeld haben, kann man im Ergebnis von Collison City sprechen, einer Stadt von fragmentarischer Struktur im offenen Zusammenspiel von bedeutenden architektonischen und stadträumlichen Einzelereignissen.