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Offener Wettbewerb | 09/2014

Neubau Engerthstraße 216

Schaubild

Schaubild

2. Rang / Preis

Preisgeld: 24.000 EUR

X ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

WOHNEN AM RAND DES STUWERVIERTELS

Mit den architektonischen, baulichen und freiraumbezogenen Konzeptionen werden Brücken zu einem Verständnis von Interkultur gebaut, bei dem nicht Nationalität oder Ethnizität in den Mittelpunkt gestellt wird, sondern die Alltagskultur ganz unterschiedlicher Menschen. Mit dem Projekt sollen die künftigen BewohnerInnen darin unterstützt werden, eine Gemeinschaft im Sinne einer ‚partiellen Integration‘ zu leben – keine dörfliche Zwangsgemeinschaft und kein urban-anonymes Nebeneinander, sondern ein fallweise sich Einlassen auf die Aktivitäten anderer, wechselnder NachbarInnen.

Daher wird ein großer Wert auf den Raum für unterschiedliche Formen der Alltagstauglich¬keit gelegt – durch Grundrisse und Hauserschließungen, durch halböffentliche Räume und Blickverbindungen, durch Transparenz und Rückzug, durch Mischung von Förderung und Grundrissen, durch bauliche Angebote, mit denen Einladungen ausgesprochen werden, aber die keine Handlung „erzwingen“. Durch das „Augen auf den Hof“-Prinzip wird Sicherheit als Thema weitgehend gegenstandslos.

Die Gemeinschaft ist also eine Chance und kein Muß; es geht nicht um „mehr“ und „inten¬siv“, sondern um „angemessen“ und „situativ“. Es sollen sich unterschiedliche Intensitäten von Gemeinschaften bilden können, die gelebt und nicht institutionell verankert und „garan¬tiert“ werden. Es ist ein Angebot an die BewohnerInnen – sie sollen dabei aber unterstützt werden (s.u.) – leben müssen sie es letztlich selbst.

Die Unterstützung soll zum einen mittels eines „Hausbesorgers neu“ gegeben werden, eines Menschen mit hoher sozialer Kompetenz, eine VermittlerIn und AnregerIn. Zum andern wird interkulturelles Wohnen als ein Prozess der Gemeinschaftsentwicklung gesehen.
Künftige BewohnerInnen sollen früh¬zeitig auf das Konzept aufmerksam gemacht werden, sich einmischen zu können, die Grundlagen der Gemeinschaft zu legen und sie mit zu gestalten. Sie sollen in die Lage versetzt werden, die Verantwortung für die Art, Intensität, Anlässe und den Kreis von Gemeinschaft selbst zu gestalten und zu leben – es soll kein Thema werden, sondern Leitkultur werden. Es bedarf drittens einer Hausordnung, die aber nicht an’s schwarze Brett genagelt ist, sondern (vor-) gelebt und aktiv eingefordert wird. D.h. sie soll wachsen und sich wandeln – aus kleinen Kindern werden Jugendliche, aus Fremden Freunde, aus Nachbarn auch Störenfriede.

Gerade bei einer neuen (Wohn)gemeinschaft wandeln sich Werte, Vorstellungen und Rahmenbedingungen rasch. Darauf wird nicht nur baulich reagiert, sondern auch durch die Unterstützung der Kommunikation und einen nie fertigen Prozess des Miteinander Umge¬hens – so entsteht ein Selbstbewusstsein, eine Stärke, die dem Prozess der Gemeinschaft zurückgegeben werden kann. Erst aus einem eigenen Gefühl der Stärke heraus kann der Raum für Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen, Wertauffassungen und Formen des Alltags gelebt werden
Das senkt letztlich auch die Betriebskosten, weil für Vandalismus wenig Platz ist, weil Ver-antwortung leichter übernommen wird, weil das „Aufeinander Schauen“ Kultur des Ortes ist. Kosten werden bauseitig auch durch ein ausgeklügeltes Raster gesenkt, durch Höhenent¬wicklungen (Brandschutz) und durch die Möglichkeiten der Beteiligung und Verantwortungs¬übernahme.


ARCHITEKTUR

Die Konzepte schlagen eine kompakte, auf die Baukörper höchst effizient abgestimmte Erschließungen vor. Die reinen Erschließungsflächen beschränken sich auf Gang, Stiegenhaus und Liftvorplatz. Sozialkontakte in unmittelbarer Wohnungsnähe sollen durch zufällige Begegnung und gemeinsame Flächen (Blumeneinstellfläche, Schuheinsteller,...) die Interaktion der Bewohner fördern. Alle Stiegenhäuser sind natürlich belichtet.

Die Wohnanlage öffnet sich städtebaulich nach allen Seiten hin, besonders die Anbindung an das Durchwegungssystem der angrenzenden Wohnbebauung Wilhelmskaserne soll durch die Anordnung der Baukörper unterstrichen werden.

Die Identitätsbildung zwischen Bewohner und Bau(teil) soll durch die Ausbildung von Bezugspunkten und die besondere Fassadengestaltung unterstrichen erreicht werden.

Es werden verschiedenste Wohnungstypen angeboten. Das Hauptgewicht wird auf die 2 und 3 Zimmer WE gelegt.

Eine Durchmischung der Baukörper hinsichtlich der zukünftigen Bewohner wird angestrebt.
Die Bedürfnisse von Studenten, Personen mit Migrationshintergrund, Kindern, alten Menschen, aber auch von Personen mit Behinderungen sind in aller Regel nicht so unterschiedlich, dass die Errichtung von Monostrukturen gerechtfertig scheint.

Durch die teilweise Ausbildung von teilbaren/zusammenlegbaren Wohnungen können Zielgruppen angesprochen werden. Im Laufe eines Lebens ändern sich die Bedürfnisse im Hinblick auf Wohnraum. Kinderreiche Familien benötigen in der prosperierenden Phase mehr Platz als in späteren Phasen, in denen die sich die junge Generation wieder abnabeln und eigene Lebensgemeinschaften eingeht. Es soll ermöglicht werden, diesen wechselnden Bedürfnissen Rechnung zu tragen und temporär zusätzlichen Raum ohne nennenswerten baulichen Aufwand in den bestehenden Wohnungsverband zu integrieren bzw. wieder abzugeben.

Die optimale Abstimmung der haustechnischen Voraussetzungen auf solche Situationen erfordert in der Planungsphase eine höchst effiziente Anordnung der Schächte und Versorgungsleitungen; auch um die Leistbarkeit solcher Anordnungen zu gewährleisten.

Die mindestens 4 verschiedenen Wohnungstypen sollen den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung tragen. Jeder Wohnung sind Freiräume (Loggien, Eigengärten) zugeordnet. Alle Wohnungen sind behindertengerecht ausgestaltet.

Für den Erfolg eines Wohnprojekts ist ein sozial homogener Status der Bewohner wichtig. Gleich geartete Interessen, ähnliche Lebensbedingungen und daraus resultierende ähnliche Haushaltsformen und ein ähnlicher Lebensstil sind in der Praxis wichtig Voraussetzungen für das Funktionieren guter Nachbarschaft.

Im Freiraum finden die verschiedenen Nutzungen neben- und miteinander und zeitgleich statt, Alt neben Jung, Zuwanderer neben Einheimischen. Zunehmend darf sich der Freiraum ändern, und sich an die wechselnden Bedürfnisse der BewohnerInnen anpassen. Veränderbarkeit wird ermöglicht durch flexibles Mobiliar.
SOZIALE NACHHALTIGKEIT

Soziale Kontakte sind ein wirkungsvolles Mittel gegen Fremdenfeindlichkeit (Kontakttheorie)
und der erweiterte Wohnbereich eine gute Gelegenheit zu solch einer Vorurteile abbauenden Begegnung. Durch persönliche Kontakte zu den direkten Nachbarn, durch gegenseitige Hilfe und wechselseitige Besuche sowie gemeinsamen Veranstaltungen kommt man sich näher. Es bedarf der Schaffung guter räumlicher Voraussetzungen, um diese Begegnungen sowohl im Alltag (öffentliche Bereiche der täglichen Hausarbeit zugeordnet) als auch in der Freizeit zu ermöglichen. So sollen harmonische Nachbarschaftskontakte ermöglicht werden.

Die öffentlichen Bereiche, die diese Anforderungen erfüllen müssen, teilen sich baulich in Bereiche der Hausarbeit (Nutzungsbereiche) und in solche der Freizeitgestaltung (Veranstaltungsbereiche). Zusätzlich gibt es die Flächen der Erschließung und den Hof. Sämtliche öffentliche und halböffentlichen Nutzungsbereiche sind geschlechtsneutral ausformuliert, es ergeben sich erfahrungsgemäß aber Geschlechterschwerpunkte durch die Spezifikation von Räumen aufgrund ihrer Nutzung.


ÖFFENTLICHER RAUM

Die in den Erschließungsbereichen positionierten Fixmöbel sind multifunktional nutzbar. Hier können die Bewohner entweder Blumen aufstellen, Schuhe verstauen oder sich kurz auf ein Gespräch zusammensetzen. In sämtlichen Wohnhäusern sind Fahrradabstellplätze vorgesehen.
Die Hofsituation ist durchgängig ausgestaltet, Kinderspielplatz und öffentliche Flächen.

Sämtliche öffentliche und halböffentliche Räume schaffen günstige Bedingungen, um harmonische Nachbarschafts-, Gesprächs- und Besuchskontakte zu ermöglichen. Die bauliche Ausgestaltung zielt durch Sichtbeziehung auch Blickachsen. Die Anbindung des Innenraums zu den Außenräumen wird ermöglich und findet durch die offenen Grundstücksbegrenzungen Anschluss zur angrenzenden Wohnbebauung Wilhelmskaserne. Die bauliche Ausformulierung ermöglicht ebenso einen flexiblen Umgang mit öffentlichem und halböffentlichem Raum.
Ziel der Planung ist es, Wohnhäuser und Freiräume zu konzipieren, in denen auch bei großer Verweildauer am Wohnort noch Wohnbehagen und Erlebnisvielfalt geboten wird.

Als übergeordnetes Zusatzangebot – und im weitesten Sinne ebenfalls als öffentlicher Raum und Gemeinschaftsraum zu verstehen - wird die Verbindung mit der globalen Außenwelt durch zur-Verfügung-stellen von zeitgemäßer Kommunikationsinfrastruktur gewährleistet. Die Gesamtwohnanlage soll mit einer gemeinsamen Satellitenanlage ausgestattet werden, die den Empfang vieler Programme ohne zusätzliches individuelles Entgelt ermöglicht. Die erforderlichen Verkabelungen werden vom Projektträger installiert und der Einbau der SAT-Anlage betreut.

Wohnbereiche die mit Arbeitsbereichen gekoppelt sind, sind in mehrerlei Hinsicht im Projekt vorgesehen. Sämtliche Wohnungen sind mit IT Anschlüssen ausgestattet, Wohnen und Arbeiten in ein und derselben Wohneinheit wird ermöglicht, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen. In den Erdgeschosszonen sind Maisonetten vorgesehen, die die beiden Funktionen Wohnen und Arbeiten, geschossweise getrennt - in räumlichem Naheverhältnis ermöglichen.

Bei der Schaffung von lebenswerten Wohnquartieren ist sowohl bei der Planung als auch bei der weiteren Betreuung auf Sicherheitsaspekte Bedacht zu nehmen. Sicherheitskonzepte haben die räumlichen und strukturellen Voraussetzungen für ein sicheres Wohnungsumfeld zu schaffen. Dies geschieht durch Zonierung in private und öffentlich zugängliche Bereiche, die einfache räumliche Überschaubarkeit sowohl der Innen- als auch der gemeinschaftlichen Außenbereiche. Angsträume werden vermieden. Eine klare Organisation und Belichtung der Erschließungswege, Stiegenhäuser und Tiefgaragen ist Vorraussetzung.

Technische Sicherheitseinrichtungen gewährleisten objektive Sicherheit durch schließtechnische Sicherheitseinrichtungen. Eingangstüren und Wohnungstüren sind ausschließlich als zertifizierte Sicherheitstüren in mind. Widerstandsklasse 3 ausgeführt. Bei allen Fenster- und Terrassentüren im Erdgeschoss sowie Fenstern und Balkone in sonstigen sensiblen Bereichen sind Anschlüsse für Alarmanlagen vorzusehen. In Tiefgaragen und Kellerabteilen sowie Kinder- und Fahrradabstellräumen sind durch bauliche und technische Einrichtungen Maßnahmen zur Erhöhung der Einbruchsicherheit vorgesehen, spezielle Griffoliven in den EG Zonen.

Im Zug der Mieterinformation wird das Thema aufgegriffen und den zukünftigen Bewohnern kommuniziert. Thema hierbei ist es, die begleitende Aufklärungsarbeit nicht als interethnisches Konfliktpotential zu begreifen, sondern vermitteln und ausgleichend zu agieren. Ziel ist es, am praktischen Beispiel nachzuweisen, dass viele der Befürchtungen im Hinblick auf ein interethnisches Wohnmodell nicht zutreffen müssen, solange diese baulich und sozial zweckgemäß organisiert sind.

ÖKOLOGIE

Grundsätzlich werden bei diesem Bauvorhaben Materialien und Stoffgruppen ausgeschlossen, deren Lebenszyklus mit entsprechenden Risikopotenzialen verbunden ist. Als Richtlinie gelten die Umweltproduktedeklarationen (EPD) mit den entsprechenden Nachweisen. Die verbauten Hölzer, Holzprodukte und/oder Holzwerkstoffe stammen größtenteils aus nachhaltiger Forstwirtschaft gem. der FSC (Forest Stewardship Council) sowie der PEFC (Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes) gültigen Kriterien. Vorzertifikate in der Planungsphase und Zertifizierungen nach ÖGNI und klima.aktiv werden im Projekt angestrebt. Auch die Baustellenabwicklung wird unter den Prämissen einer abfall-, lärm- und staubarmen Bauausführung und dem Grundwasserschutz durchgeführt. Konstruktionselemente sind technisch und bauphysikalisch aufeinander abgestimmt.

Das städtebauliche Konzept sieht im Zentrum einen allgemeinen großen Gemeinschaftsplatz vor. Die zentrale Plaza wird mit Tischen und mit Spielelementen für Jung und Alt bestückt. So wird das Übergreifen des Hofes in die Wohnstrasse als Symbol der Verbindung und Gemeinsamkeiten im Grätzl.

Hier können sich die BewohnerInnen den Platz aneignen, Feste feiern, oder Tanzveranstaltungen abhalten. Die große Bühne mit dem Tanzboden ist hierfür ein perfekt geeignetes Element. Der Tanz, die Musik verbindet oft, wo manchmal keine Kommunikation möglich ist. Kulturen können sich so leichter begegnen. Das Wasserbecken grenzt an den Tanzboden an, und ist zusätzliche Spiel- und Erholungszone.

Die Dächer sind extensiv begrünt, um das Wasserrückhaltevermögen zu erhöhen und damit den Abflußbeiwert zu senken.
Auf einem der 5 Punkthäuser ist eine allgemeine Dachterrasse mit Schwimmbad vorgesehen.


ÖKONOMIE

Das Bauprojekt umfasst 152 Wohneinheiten. Das Bauwerk ist größtenteils aus Stahlbeton konzipiert, wobei sich nicht nur für die Regelgeschosse eine Fertigteil –bzw. Halbfertigteilbauweise anbietet.

Durch günstige Bauweise, hohe Vorfertigungsgrade und kurze Bauzeiten werden in der Planungsphase mögliche Kostentreiber optimiert. Die Regelhaftigkeit der Wohngeschosse und die kompakte Erschließung ermöglicht ein optimales Flächenverhältnis BGF zu WNFl. Das Konzept ermöglicht eine optimale Ausnutzung des Bauplatzes bei vorgegebener Widmung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Kurzcharakteristik:
Anordnung von 5 punktförmigen Solitären im Schachbrettmuster

Beurteilung:
Die städtebauliche Konzeption sieht fünf Punkthäuser vor, die zur Seite der Feuerwache hin durch einen Sockel gefasst werden. Dieser Erdgeschoßbereich beinhaltet die Flächen für den Kindergarten und den Nahversorger. Drei Freiraumbereiche öffnen sich ebenerdig zur angrenzenden Bebauung Wilhelmskaserne und stärken dadurch die Anbindung und Durchwegung. Weitere Freizonen befinden werden auf den Dachflächen des Sockelgeschoßes angeboten.

Die kompakten Baukörper bieten den gewünschten Wohungsmix mit qualitätsvollen Grundrisslösungen. Allen Wohnungen sind private Freiräume zugeordnet.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Haus 1-5, Erdgeschoß

Haus 1-5, Erdgeschoß

Haus 1-5, Regelschoß

Haus 1-5, Regelschoß

Haus 1-5, Sondergeschoße

Haus 1-5, Sondergeschoße

Ansicht S-W

Ansicht S-W

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B

Aktivitäten Innenräume

Aktivitäten Innenräume

Aktivitäten Außenräume

Aktivitäten Außenräume

Aktivitäten Außenräume

Aktivitäten Außenräume