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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2006

Neubau Amtsgericht

Blatt 1

Blatt 1

2. Preis

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau

Naheliegendes zu verfolgen und auf architektonische Artistik zu verzichten scheint sich im Rahmen dieses Wettbewerbs als notwendige Tugend zu erweisen.

Sowohl der städtebauliche Rahmenplan alsauch der fragmentarische Zustand des bestehenden Gerichtsgebäudes als einzig erhaltenes Zeugnis der ehemaligen Blockstruktur der Pirnaischen Vorstadt verlangen eindringlich nach einer baulichen Vervollständigung.

Diese Komplettierung zu einem Ganzen darf aber nicht einem 2.Bauabschnitt mit noch ungewissen Schicksal überlassen werden, sondern muß unbedingt bereits mit der Realisierung des Amtsgerichtes vollzogen werden.

Diese Entscheidung, mit dem Baukörper des Amtsgerichts die Baufluchten zu schließen, zieht unweigerlich weitere konzeptionelle Konsequenzen nach sich:

Ein eigener Eingang an der Florian-Geyer-Straße ist von Nöten.
Jeder Versuch, den Organismus des Amtsgerichtes unmittelbar an die bestehende Eingangssituation des Altbaus anzubinden, führt zu gezwungenen architektonischen Lösungen (mit langen Erschließungswegen), die zudem die Struktur des Altbaus an seiner empfindlichsten Stelle angreifen würden: Die großen Sitzungssäle hinter dem hofseitigen Mittelrisaliten, die die achsiale Raumabfolge von Eingang und Lichthof zum Abschluss bringen, müssen erhalten bleiben.


Eine weitere Konsequenz ergibt sich für die Lage einer optionalen baulichen Erweiterung:
Was wäre naheliegender als die Wiederherstellung des ehemaligen Mittelflügels zwischen Florian-Geyer-u. Ziegelstraße?
Die zentrale Lage des 2. Bauabschnittes, in direkter Nähe zum neuen Eingang, birgt einen entscheidenen Vorteil: Es bietet sich ein flexibles Raum-Reservoir für alle vertretenden Institutionen an: Amtsgericht, Landgericht und Staatsanwaltschaften; ein Vorteil, der die möglichen
baulogistischen Nachteile aufgrund der Hofsituation überwiegt. Ein brückenartiger Verbindungsbau wird vorgeschlagen, der die Sockel- und Erdgeschossebene frei läßt und somit eine räumliche Beziehung zwischen den beiden Hofbereichen (Landgericht/Amtsgericht) erhält.


Amtsgericht

Mit dem Neubau des Amtsgerichtes wird nicht nur eine stadträumliche Arrondierung erreicht. Das neue Bauvolumen stellt auch ein Gleichgewicht in der Verteilung der Baumassen her: Durch die Positionierung des kompakten Baukörpers entlang der Schulstraße, bildet das Amtsgericht ein gleichwertiges Gegenüber zum bestehenden Hauptflügel des Altbaus.
So bleiben beide Lesarten möglich:
Das Amtsgericht als integrativer Bestandteil des Justizzentrums, aber auch als ein eigenständiger Baustein.

Die architektonischen Grundideen des neuen Hauses entwickeln sich im Dialog mit dem Bestand:

Das zurückhaltende äußere Erscheinungsbild übernimmt den monolithischen Charakter des Altbaus. Anstelle einer starken Profilierung wird die neue Fassade durch leichte, horizontale Verschiebungen der Fensteröffnungen strukturiert.
Das Gesamtbild erinnert an eine mosaikartige Komposition,
an eine Partitur mit wechselnden Rhythmen und Verdichtungen.
Akzente werden durch vereinzelte, großformatige, räumlich wirksame Ausschnitte gesetzt.
Farbigkeit und Fugenbild der vorgehängten Werksteinfassade orientieren sich am Altbau.


Die Innenwelt des Amtsgerichtes wird von dem
großzügigen, langgestreckten, fünfeinhalb Meter breiten Lichthof bestimmt, der das räumliche Äquivalent zu den Licht-und Innenhöfen des Altbaus bildet.
Ein Hohlraum, der sich in die kompakte Masse der Bürowelt einschneidet und an mehreren, gezielten Stellen bis zur Aussenhaut vordringt und so das Innere mit dem Äusseren verbindet.
Sämtliche Verkehrswege des Amtsgerichts zirkulieren um diesen Luftraum, der somit zugleich eine gute Orientierungshilfe bietet.

Während an der Ziegelstraße der Neubau unmittelbar an den Altbau anschließt, ergibt sich an der Florian-Geyer-Straße ein breiter Zwischenraum, der ideale Vorraussetzungen für eine großzügige, einladende Eingangssituation bietet. Hier ist auch der geeignete Ort für die zentralen Einrichtungen des Justizzentrums:
Cafeteria, Bibliothek und Archiv spannen sich auf mehreren Ebenen als brückenartige Verbindungselemente zwischen Alt- und Neubau ein.

Vom Eingangsfoyer mit Blick in den begrünten Hofbereich
führt eine breite ausladende Treppe in das \"Piano nobile\":
Alle großen Sitzungssäle sind hier um ein zentrales Foyer angordnet, das sowohl über den darüberliegenden Lichthof, als auch über die Wartebereiche belichtet wird.

Das \"Piano nobile\" ( = EG-Altbau) schließt an die Sitzungsbereiche im Südflügel des Altbaus an und übernimmt auch die Geschosshöhe des Altbaus, die der Größe und Bedeutung der Säle angemessen ist.

Der Neubau versucht soweit wie möglich die Geschossebenen des Altbaus zu übernehmen um einen reibungslosen Ablauf innerhalb des Justizzentrums zu gewährleisten.
Nur das 2. OG (Altbau) splittet sich auf zwei Ebene im Neubau auf. Aufzüge mit Durchladefunktion ermöglichen in diesem Fall eine barrierefreie Verbindung.

Aus sicherheitstechnischen Gründen erfolgt die gesamte An- und Einlieferung über den Innenhof.
Die bestehende Hofdurchfahrt an der Ziegelstraße wird als einzige und gut kontrollierbare Hofzufahrt mitgenutzt.

Im Sockelgeschoss sind hofseitig Nutzungen wie Haftzellen, Vernehmungsräume, Wachtmeisterei angeordnet.
Die Poststelle liegt unmittelbar neben der bestehenden Poststelle des Landgerichts.

Die Problematik der großen Anzahl an Pkw-Stellplätzen
wird entschärft durch eine Verteilung auf mehrere Standorte: im Hofbereich, entlang der Schulstraße und
im Untergeschoss des Neubaus. Aufgrund der Gelände-Topographie liegt das Untergeschoss nicht vollständig unter
dem Terrain und kann somit natürlich belüftet werden.
Bei Hochwasser kann das Untergeschoss geflutet werden.

Der soziale Dienst befindet sich im Sockelgeschoss und wird über einen separaten Eingang an der Ziegelstraße erschlossen.

Blatt 2

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Blatt 3

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Blatt 4

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Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 2

Perspektive 2