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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2014

Regionales Alterszentrum Höfli

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 50.000 EUR

Liechti Graf Zumsteg Architekten

Architektur

David & von Arx Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

HEYER KAUFMANN PARTNER Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

R+B Engineering AG

TGA-Fachplanung

Porta AG

Akustikplanung, Bauphysik

Architron

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

In prominenter Frontalität zum Verenamünster gelegen, befindet sich der Wettbewerbsperimeter auch am Übergang von der gewachsenen, historischen Baustruktur entlang der Hauptstrasse, zur Orthogonalität und Massstäblichkeit der Anlagen im Bäderquartier. Auf diese städtebaulich äusserst anspruchsvolle Ausgangslage reagiert AUBETTE mit einer stimmigen volumetrischen Disposition – einem flächig ausgedehnten, dreigeschossigen Bau im Westen des Perimeters. Übergeordnet nimmt dieser die Geometrie von Kurzone und Bäderquartier auf. Im Nahbereich verzahnt er sich mäanderartig mit dem Aussenraum und bildet damit gut bespielbare Vorzonen aus. Die vielfältige Staffelung des Baukörpers ergibt eine angemessene Massstäblichkeit zu den Bauten der Umgebung. Unterstützt wird dies von einer etwas rustikal anmutenden Holzfassade unter umlaufendem Dachvorsprung. Zwischen Alterszentrum und dem bestehenden Gebäude Zum Höfli entsteht ein öffentlich nutzbarer Aussenraum - wenn auch über instrumentiert - der den Übergang in die Quellenstrasse bildet, und wo sich Zugang und Zufahrt zum Alterszentrum befinden. Nicht nachvollziehbar ist der Baumkörper in der Baulücke zur Hauptstrasse.

Der Hauptzugang erfolgt schlüssig, schräg vis-à-vis des Höfli, über einen gedeckten, etwas knapp bemessenen Aussenbereich. Auf dieser Seite erstrecken sich über die gesamte Gebäudelänge die Gastronomiebereiche mit der dahinter angeordneten Küche. Diese Längsausdehnung ergibt im Speisesaal zwar attraktive Sitzbereiche entlang der Fassade, ist aber wegen der geringen Tiefe und der Staffelung des Raumes betrieblich wenig praktikabel. Zudem lässt sich die Cafeteria nicht für Veranstaltungen mit dem Mehrzwecksaal verbinden - eine betriebliche Vorgabe. Kritisiert wird die funktionale Organisation des Küchenbereichs. Insbesondere fehlt die geforderte, gute Anbindung an die obergeschossigen Wohn- und Pflegebereiche und an die Ver- und Entsorgung am nördlichen Gebäudeende, die nur über die Tiefgarage erreichbar ist. Gut liegt dagegen das Küchenlager direkt unter der Küche.

Im Schwerpunkt des Gebäudes befindet sich eine zweiseitig bedienbare Liftanlage mit einem Treppenhaus. Die Lifte nach dem Durchlader-Prinzip können bei den betagten Benutzern zu Orientierungsproblemen führen. Südwestlich anschliessend entwickelt sich über die gesamte Gebäudelänge ein Geschoss-Versatz mit dem geschützten Wohnbereich 90cm über dem Eingangsgeschoss und mit den Personal-, bzw. den Spitexbereichen im Soussol auf -2.10m. Dieser Geschosssplit wird als sinnvolle Massnahme bewertet, kann dadurch doch das Gebäude insgesamt niedrig gehalten werden. Und es entsteht ein attraktives Hochparterre mit Gartenterrasse für den geschützten Wohnbereich. Die Belichtung der Räume entlang der Fassade im Soussol ist ohne Abstriche gewährleistet. Ein Lichthof hilft zudem der guten Orientierung im Spitexbereich. Noch nicht befriedigend gelöst sind die funktionalen Abläufe in der Lingerie nebenan.

In den beiden Obergeschossen liegen die Wohnbereiche (ohne Splitlevel Versatz). Ausgehend von den Durchlader-Liften schlagen die Autoren hier eine Zweiteilung in einen südlichen und einen nördlichen Trakt mit je zwei Wohneinheiten, bzw. dem Wohnen mit Service vor. Beide Gebäudehälften sind von sehr unterschiedlicher Disposition. Die Erschliessung wirkt insgesamt unübersichtlich, zuweilen labyrinthisch und verspricht bei langen Wegen wenig Aufenthaltsqualität, zumal auch die aufgeweiteten Zonen auf Grund der Fluchtwegbestimmungen kaum sinnvoll möbliert werden dürften. Der vorgeschlagene gemeinsame Aufenthalts- und Speiseraum für jeweils zwei Wohneinheiten ist aus betrieblicher Sicht schwierig. Die Gemeinschaftsbalkone weisen teilweise direkte Sichtbezüge zu einzelnen Zimmern oder Wohnungen auf. Auf dem Dach schlagen die Autoren einen pavillonartigen Aufbau vor, der die Bibliothek und den Raum der Stille aufnimmt und was im Zusammenhang mit einer abwechslungsreich zu gestaltenden Dachfläche als interessante Option gewertet wird. Das bestehende Gebäude Zum Höfli soll zukünftig umgenutzt werden. Die Kindertagesstätte im Erdgeschoss trägt mit dem Spielplatz zur Belebung des Aussenraums durch Jung und Alt bei.

Insgesamt handelt es sich bei AUBETTE um einen städtebaulich-volumetrisch wertvollen Beitrag, der insbesondere auch aus denkmalpflegerischer Sicht - in Bezug auf den ISOS national geschützten Flecken Bad Zurzach - eine überzeugende Lösung darstellt. In der innenräumlichen Bearbeitung bedürfen gewisse Bereiche funktionaler Klärung. Das Gestaltungsund Nutzungspotential der Freiräume ist noch nicht ausgeschöpft. Wirtschaftlich liegt der Vorschlag im mittleren Bereich. Die grosse Fassadenabwicklung führt zu höheren Kosten bei der Aussenhülle. Die Holzfassade kann aber zu einem guten
Grauenergiewert beitragen und wird aus architektonischer Sicht begrüsst.