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Nichtoffener, interdisziplinärer Planungswettbewerb mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren | 12/2014

Neubau der Sporthalle + im Bürgerpark Lahr

Perspektive Tag

Perspektive Tag

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

INGENIEURGRUPPE BAUEN

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Die Lage des Wettbewerbsgebietes für den Neubau der Sporthalle+ im Bürgerpark hat nicht nur im Rahmen der Landesgartenschau eine städtebaulich signifikante Bedeutung.
Der Gebäudekomplex aus Sport- und Mehrzweckhalle sollte deshalb am westlichen Stadteingang die Urbanität entlang der B415 stärken und in Verbindung mit der neuen Brücke über die B36 die Lage der Landesgartenschau signalisieren. Das Wettbewerbsgebiet wird auch deshalb für den Besucher der Landesgartenschau von zentraler Bedeutung sein.

Hier in der Teilfläche Bürgerpark, an der Fundstätte historischer Spuren aus der Römerzeit wird das Gebäude für Spiel, Sport und Bewegung integraler Bestandteil der Landesgartenschau.

Um gestalterische Spielräume für die Außenanlagenplanung im Süden und Westen zu erhalten, wurde der Gebäudekomplex in dem vorgegebenen Umgriff dicht an die Nord- und Ostgrenze gelegt. Die Freiräume für den Haupteingang im Süden könnten als zentraler Platz für Ankunft und zum Verweilen ausgebaut und gestaltet werden. Im Westen zwischen Gebäude und den geplanten Spielflächen wird eine neue Ruhezone mit Baumbestand für Außenbewirtung sowohl für die Veranstalter als auch für die Vereine in Verbindung mit Sportveranstaltungen angeboten.


Funktionalität und temporäre Nutzung während der Landesgartenschau

Der Haupteingang mit zentralem Foyer befindet sich im Süden an dem neu zu gestaltenden Platz – Piazza Cermica -, der im Osten an die bestehende Parkierungsanlage grenzt und im Westen zu den 3 Teilflächen der Landesgartenschau und zum Brückenschlag über die B36 führt.

Über das zentrale Foyer erreicht man die Mehrzweckhalle mit dem Raum für Bewirtung, den Zuschauerbereich mit Tribüne der Sporthalle sowie den Umkleidetrakt für beide Hallen.
Der Sportbereich und der Bereich für den Außensport (Umkleidekabinen) erhalten für den reinen Trainings- und Sportbetrieb an der Nordseite einen separaten Eingangsbereich. Dieser Bereich ist ebenfalls direkt an den westlich angrenzenden Parkierungsbereich angeschlossen und ermöglicht insbesondere dem Vereinssport einen eigenen Außenraum für vereinsinterne Veranstaltungen.

Die Vereinsräume (Vereinsbewirtung / Aufenthaltsräume) befinden sich an der Nordwestecke des Gebäudes mit direktem Bezug zu den Außenspielfeldern und der Möglichkeit zur Außenbewirtung. Eine Anbindung dieser Räume mit eigenem Zugang an die Hallennutzung ist möglich.

Für die temporäre Nutzung als Veranstaltungsort für die Landesgartenschau ergeben sich zusätzlich folgende Möglichkeiten:

• Über den angrenzenden südlichen Geräteraum der Sporthalle kann die Sporthalle als Blumenhalle über das Foyer mit der Mehrzweckhalle verbunden werden (Nachträgliche Herstellung Geräteraum).

• Die Lage der Bewirtung mit Küche ermöglicht im Sommer die Bewirtung des
Eingangsplatzes.

• Darüber hinaus könnte im Rahmen der Landesgartenschau das Dach des Foyers als
bewirtete Aussichtsterrasse benutzt werden. Die Verbindung vom Platz erfolgt über
eine Außentreppe, vom Foyer kann die Erschließung über die Treppe zur Tribüne und barrierefrei über den Aufzug erfolgen.

Architektur und Materialität

Die Architektur wurde aus den Vorgaben der Anforderungen der Nutzung auf einer orthogonalen weitgehend modularen Ordnung entwickelt. Um den wirtschaftlichen Aspekt Rechnung tragen zu können, ist es notwendig, dass in einer Kombination von Ortbeton und halbfertigen und fertigen Elementen gebaut werden kann (siehe auch Bericht Tragwerksplaner).

Die Architektur resultiert aus den klaren Strukturen der Orthogonalität und korrespondiert mit der Gestaltung der Felder in den Außenanlagen des Bürgerparks. Diese Prägnanz wird durch die vorgeschlagene Reduzierung auf wenige Materialien in der Außenwirkung unterstützt.

Es wird deshalb vorgeschlagen, die Fassaden des Gebäude bis auf die Höhe der Erdgeschoßzone (~ 4,70m) mit profilierten Keramiktafeln in alternierenden Farbtönen auszuführen und die höheren Außenwände der Hallen in einem transluzenten Glasmaterial (z.B. Profilbauglas) zu verkleiden und energetisch zu verbessern. Diese Verkleidung soll neben der Verbesserung der Tageslichtqualität so ausgebildet werden, dass die aus dem Gebäude ragenden Hallen bei Nacht als Leuchtpunkte wahrgenommen werden.

Dem Wunsch nach natürlicher Belichtung sämtlicher Räume kann aufgrund der Eingeschossigkeit grundsätzlich über Glasoberlichter gelöst werden.

Tragwerk

Beschreibung der Maßnahme

Der geplante Neubau der Sporthalle + Mehrzweckhalle besteht aus einer Dreifeldsporthalle und eine Mehrzweckhalle, die durch eingeschossige Nebenräume miteinander verbunden sind.

Das Baufeld ist eben, die Sporthalle + Mehrzweckhalle wird ebenerdig erschlossen. Als Bezugshöhe +/-0,00 wird vorläufig 162,00 m ü. NN (= Fußbodenhöhe Halle) festgelegt.

Baugrund und Grundwasser

Nach vorliegendem Gutachten ist der Baugrund durch nachgiebige Zwischenlagen, die bis zu 4,7 m unter GOF reichen, wenig tragfähig. Der mittlere Grundwasserstand liegt ca. 2,0 m unter Gelände, das Bemessungshochwasser ist jedoch auf GOK anzusetzen.

Gründung

Durch den wenig tragfähigen Baugrund und die bis zu ca. 5 m unter GOF reichenden weichen Schichten bietet sich als kostengünstige Gründung eine Flachgründung auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte an. Diese Bodenplatte wird als WU-Bodenplatte mit 25 cm Dicke ausgeführt und bildet damit den wasserdichten Abschluss nach unten für das Bemessungshochwasser.

Die Konstruktion der Hallen und der Nebenräume ist so gewählt, dass die Lasten über Wände möglichst gleichmäßig verteilt auf der Bodenplatte eingeleitet werden und damit eine wirtschaftliche Bemessung der Bodenplatte möglich ist (keine hohen Einzellasten).

Unterhalb der Bodenplatte wird in Absprache mit dem Baugrundgutachter entweder:
- eine entsprechend dicke Tragschicht aus Recycling-Material oder Kies (ca. 75 cm) eingebaut (Austausch der Auffüllungen) oder
- eine ca. 40 cm dicke HGT-Schicht (Unterfräsen eines Kalk-Zement-Gemisch) ausgeführt oder
- es erfolgt eine Baugrundverbesserung durch Rüttelstopfsäulen.

Diese Maßnahmen werden im Zuge der Entwurfsplanung hinsichtlich Kosten und Ausführungszeit in Zusammenarbeit mit dem Baugrundgutachter optimiert. Damit ist eine wirtschaftliche Gründung möglich ohne eine Bodenaustausch unterhalb des normalen (mittleren) Grundwasserstandes vornehmen zu müssen. Aufwändige Baugruben und Verbaumaßnahmen sowie Tiefgründungen entfallen damit.

Es wird vorgeschlagen, die bestehende Fernwärmeleitung um das Gebäude herum zu verlegen, damit auf die Ausbildung der geforderten Bodenkanals verzichtet werden kann. Die Bodenplatte dieses Kanals würde - sofern erforderlich – unterhalb des mittleren Wasserstandes liegen und damit einen erheblichen baulichen Aufwand zur Herstellung erzeugen, so dass eine Verlegung nach dem bisherigen Kenntnisstand die wirtschaftlichere Variante ist.

Tragwerk Sporthalle

Das Dach der Dreifeld-Halle wird mit parallelgurtigen Stahl-Fachwerkbindern im Achsabstand von 4,5 m überspannt. Die Binder sind 2,50 m hoch und Ober- /Untergurt bestehen aus HE 280B - Profilen sowie Diagonalen aus HE 180B. Die Stützweite der Binder beträgt 32,80 m, so dass die gesamte Halle einschließlich der Tribüne stützenfrei ist (keine Sichtbehinderung der Zuschauer).

Oberhalb der Binder liegen Pfetten aus HE 180A oder HE 180B-Profilen, darauf wiederum die Dacheindeckung aus Trapezblech mit oben liegender Wärmedämmung sowie extensiver Begrünung. Das Achsraster der Binder ist so gewählt, dass die Trennvorhänge zwischen den Bindern hochgezogen werden können und an die Pfetten angehängt werden. Außerdem können die verschiedenen Sportgeräte (Baskettballkörbe, Taue und Ringe) an den Pfetten abgehängt werden. In den Feldern mit den Trennvorhängen liegen auch die Verbände, in allen anderen Feldern werden Nord-Sheds zur blendfreien natürlichen Belichtung der Halle auf die Pfetten aufgesetzt. Die geneigte Südseite der Sheds wird mit PV-Elementen ausgeführt.

Sofern an die tragenden Teile des Daches Anforderungen hinsichtlich der Feuerwiderstandsdauer gestellt werden (Versammlungsstättenverordnung), kann eine R30-Beschichtung ausgeführt werden.
Durch die offenen Querschnitte der Fachwerkträger können - falls erforderlich, ggfs. auch später – Lüftungsrohre für eine mechanische Be- und Entlüftung geführt und problemlos unter der gesamten Decke verteilt werden.

Oberhalb des Zugangs zur Tribüne wird das Dach durch Unterzüge aus Doppel-T-Träger gebildet, die auf der Höhe des Obergurtes der Fachwerkträger liegen. Damit entsteht oberhalb des Zugangs ein ggfs. für Lüftungstechnik nutzbarer Raum.

Die Auflagerung der Binder erfolgt auf runden Stahlbetonstützen mit 45 cm Durchmesser im Bereich der Tribüne bzw. auf der 25 cm dicken Stahlbetonaußenwand im Bereich des Spielfeldes.

Die Aussteifung der Halle erfolgt in Längs und Querrichtung durch die Stahlbetonwände und Stützen.
Der feste Teil der Tribüne in der Halle bildet gleichzeitig die Decke über den Geräte bzw. Aufsichtsräumen und besteht aus einzelnen, L-förmigen Fertigteilen.


Tragwerk Mehrzweckhalle

In der Mehrzweckhalle ist eine komplette Unterdecke vorgesehen, um die Anforderungen aus der multifunktionalen Nutzung (Optik, Raumakustik, Beleuchtung und Belüftung) optimal erfüllen zu können. Da dadurch das eigentliche Tragwerk nicht sichtbar ist, soll die wirtschaftliche Spannbetonbauweise zur Ausführung kommen. Die Spannbettbinder haben eine Spannweite von 24,20 m im Achsabstand von 4,7 m. Die Binder werden satteldachförmig hergestellt mit einer Höhe in Feldmitte von ca. 1,45 m und am Auflager von ca. 1,15 m. Über den Spannbettbindern spannt das Trapezprofil von Binder zu Binder (Höhe ca. 150 mm), darauf liegt die Wärmedämmung mit konstanter Dicke. Das Dach erhält eine extensive Begrünung. Die Belichtung erfolgt über einzelne Dachlichtkuppeln.

Das Achsraster der Binder ist so gewählt, dass der Trennvorhang zwischen den Bindern hochgezogen werden kann. Ebenso kann für eine Bühne ein Bühnenvorhang oder eine Beleuchtungsbrücke zwischen die Binder hochgezogen werden.

Durch die Ausführung mit Spannbetonbindern sind die möglichen Brandschutzanforderungen (R30) erfüllt und es ist ein hoher Vorfertigungsgrad und damit eine schnelle Baustellenmontage möglich.
In den Zwischenräumen zwischen den Bindern werden die Kanäle für Lüftung und die Beleuchtung verdeckt eingebaut, entsprechende Durchbrüche sind in den Bindern vorgesehen.

Die Auflagerung der Binder erfolgt auf den umlaufenden 25 cm dicken Stahlbetonwänden, die gleichzeitig die Aussteifung der Halle bilden.


Tragwerk Nebenräume

Die Nebenräume – mit Ausnahme des Gymnastikraumes - bestehen aus 20 cm dicken tragenden Wänden bzw. Stützen aus Stahlbeton und aus einer Stahlbetonflachdecke mit d = 20 bis 26 cm. Sowohl die Wände als auch die Decke werden aus Halb- bzw. Vollfertigteilen hergestellt, damit wird eine hohe Qualität der Oberfläche verbunden mit eine kurzen Bauzeit erreicht. Alle nichttragenden Wände werden – je nach Anforderung – aus 10 cm dicken Vollfertigteilen oder als GK-Wände erstellt.
Die Decke über dem Gymnastikraum liegt höher als die Decke der anderen Räume und wird als Stahlbetondecke mit Unterzügen hergestellt.
Sämtliche Decken werden begrünt.
Die Aussteifung ist durch die zahlreichen Wände gegeben.


Energie, Ökologie und Nachhaltigkeit

Über 40 % des weltweiten Energieverbrauchs fallen für Licht, Heizung, Klimaanlagen und andere Verbraucher in Gebäuden an. Um die Folgekosten der neuen Sporthalle zu minimieren, wurde deshalb bei der Erarbeitung des Entwurfs, neben einer guten funktionalen Lösung und der architektonischen Einbindung des Gebäudes in die Umgebung, die Voraussetzungen erarbeitet, die eine Sporthalle in den Passivhaus-Standard versetzen könnten. Die wesentlichen Punkte eines Energiekonzeptes sind:

• Hervorragende, lückenlose Wärmedämmung.
• Vermeidung von Wärmebrücken.
• Effiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung von min. 80 % und geringem Verbrauch an Ventilatorenenergie, ausgelegt für den hygienisch erforderlichen Luftwechsel.
• Luftdichte Gebäudehülle (Prüfung durch Blower-Door-Test mit n50 ≤ 0,6 l/h).
• Primärenergetisch optimierter Energieverbrauch bei sämtlichen Verbrauchern
im Gebäude: Pumpen, Ventilatoren, Beleuchtung mit präsenzabhängiger
Schaltung, MSR-Technik …

Eine Lüftungsanlage wird aufgrund der Versammlungsstättenqualität der Hallen voraussichtlich erforderlich, innenliegende Umkleiden, Duschen und Sanitärräume müssen ebenso mechanisch belüftet werden. Das Lüftungskonzept sieht vor, die Zuluft nach Wärmerückgewinnung in die Sporthalle einzublasen. Über Überströmöffnungen gelangt die Luft aus den Sporthallen in die Umkleiden und wird dann aus Duschen und Sanitärräumen abgesaugt und zur Wärmerückgewinnung geführt.

Zusätzlicher Luftbedarf in der Sporthalle, auch zur sommerlichen Lüftung, wird über Öffnungsflächen in Oberlichtbändern gedeckt, die eine effektive Querlüftung der Sporthalle ermöglichen. Über die Öffnungen ist auch eine Nachtauskühlung im Sommer realisierbar.

Über die verglasten Sheds wird eine gute, gleichmäßige und blendfreie Tageslichtversorgung erreicht. Entsprechend wird die künstliche Beleuchtung im Tagesbetrieb ausgeschaltet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf definiert ein rechteckiges überbautes Feld, in das die unterschiedlich hohen Raumvolumina eingebunden sind. Die klare Kontur der rechteckigen Grundfigur kann sich gut im umgebenden Freiraum behaupten und bildet einen klar ablesbaren Baustein im geometrisch geprägten Bürgerpark. Dieser selbstgewählte sehr knappe bauliche Rahmen birgt sowohl Vorteile wie auch Nachteile: es verbleiben genügend Freiräume zu den umgebenden Nutzungen hin, die auch ansprechend gestaltet sind. Die westlich angeordnete baumüberstandene Platzfläche bildet einen guten Übergang zu den Sportplätzen und auch die im Süden vor dem Haupteingang liegende Vorfläche erscheint angemessen dimensioniert, wenn auch die Bezeichnung Piazza hier nicht als zutreffend erscheint. Der Haupteingang entbehrt leider einer räumlichen Akzentuierung, sodass man Gefahr läuft, vorbeizuhuschen. Im Inneren sind alle Funktionen ebenerdig angeordnet, was grundsätzlich positiv gesehen wird. Lediglich die Tribünen liegen naturgemäß an einer Empore. Das Foyer erscheint räumlich beengt und wird in der tiefe durch den frontal liegenden Toilettenblock beeinträchtigt. Die nördliche Treppe zur Tribüne ist nur vom Sportlereingang aus gut auffindbar. Ein größeres Manko ist die Lage der Umkleiden zur Mehrzweckhalle, die eine Wegeüberschneidung der Sporttreibenden mit den Besuchern zur Folge hat. Die weiteren Funktionen liegen prinzipiell richtig, aber insgesamt fehlt dem Raumkonzept Offenheit und Großzügigkeit. Das äußere Erscheinungsbild ist von einer Architektursprache geprägt, die es versteht, so unterschiedliche Materialien wie Keramikplatten und Profilglas gekonnt zu kombinieren. Die Proportionen der Volumina erscheinen sowohl in der Tag- wie auch in der Nachtwirkung ausgewogen und der Bauaufgabe angemessen. Bezüglich der ökonomischen und ökologischen Kenndaten liegt der Entwurf trotz des knappen Flächenkonzepts nicht im günstigsten Bereich. Insgesamt ein pragmatisches und architektonisch ansprechendes Konzept mit allzu engem Flächenkorsett.
Perspektive Nacht

Perspektive Nacht

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Modell

Modell