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Einladungswettbewerb | 09/2014

Neubau der Kindertagesstätte Immanuel Kirche Veddel

2. Preis

Preisgeld: 2.750 EUR

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

• Entwurfsansatz und städtebauliche Einbindung
Die Anforderung, auf dem bestehenden, recht kleinen Grundstück eine neue Kindertagesstätte mit einem deutlich höheren Raumangebot zu schaffen, sowie der enge Kostenrahmen erfordern einen sehr kompakten Baukörper.
Eine Positionierung an der nördlichen Grundstücksgrenze erscheint im Sinne der Freiflächenmaximierung sinnvoll.
Zudem wird im Sinne des Denkmalschutzes ein respektvoller Abstand zur Kirche gehalten.
Der Neubau greift die städtebauliche Figur der bestehenden Kindertagesstätte auf, jedoch in einer zeitgemäßeren Gebäudetiefe.
Der Baukörper rückt zudem etwas näher an die Wilhelmsburger Straße heran, sodass in der Straßenabwicklung eine Abfolge von Köpfen (Pastorat, Kirche, Kita) zu erkennen ist, welche durch zurückliegende Bauteile verbunden sind.
Der Ensemblecharakter bleibt dadurch erhalten.

Mit einer Gesamthöhe, welche unterhalb der Trauflinie der Kirche liegt, hält sich der Baukörper im Sinne des Denkmalschutzes gegenüber dem historischen Ensemble deutlich zurück.
Die vorhandene Topographie wird geschickt ausgenutzt, sodass das Gebäude ebenerdig zugänglich ist und innerhalb des Gebäudes über das Foyer auf zwei Geschosse vermittelt wird.
Gleichzeitig bietet der vordere Bereich mit den gemeinschaftlichen Nutzungen eine größere Raumhöhe.

Bis auf eine Birke im rückwärtigen Grundstücksbereich können die schützenswerten Bäume erhalten werden.
Stellplätze für Fahrräder werden vor dem Eingang zur Kita vorgesehen.

• Gebäudegestaltung und Nutzungsverteilung
Das Gebäude wird über die Fuge zwischen Kirche und Kita und einen dort angeordneten überdachten Bereich erschlossen.
Dieser Bereich bezieht sich in seiner Breite auf das Joch der Kirche und liegt an gleicher Stelle wie der alte Verbindungsgang.
In seiner Verlängerung spannt sich das Foyer auf, welches ebenerdig erschlossen wird und sich durch den Baukörper durchsteckt.
Im nördlichen Bereich des Foyers wird auf die zwei Geschosse vermittelt, während auf dem Eingangsniveau die gemeinschaftlichen Nutzungen angeordnet werden.
Der Funktionsraum weist damit eine größere Raumhöhe auf und ist außerdem zum Foyer hin erweiterbar.

Der Krippenbereich liegt vom Foyer aus ein halbes Geschoss tiefer und hat damit einen ebenerdigen Ausgang zum Garten.
In der Nähe werden die Personalräume sowie der Therapieraum angeordnet.
Im Obergeschoss befinden sich kompakt angeordnet die drei Elementargruppenräume, welche damit eine abgeschlossene Einheit bilden.
Beide Geschosse sind über einen Aufzug barrierefrei angebunden.
Die Erschließung der Nutzräume erfolgt einhüftig über die Nordseite des Baukörpers.
Im mittleren Bereich ist jeweils eine Schiene mit Nebenräumen angeordnet.
Somit werden die pädagogischen Einheiten über eine Gliederung der Erschließungsachse ablesbar. Die Garderoben sind jeweils im aufgeweiteten Flur vorgesehen.
Während die Krippenräume einen ebenerdigen Zugang zum Garten haben, erhalten die Elementargruppenräume jeweils eine Loggia, von wo aus der Garten über Treppen und Rutschen zugänglich ist. Hierüber wird auch der zweite Rettungsweg gewährleistet.

Der Baukörper erhält ein durchgängiges Flachdach, welches im Sinne der Nachhaltigkeit und aus raumklimatischen Gründen als Gründach vorgeschlagen wird.
Die Fassade wird mittels Fensterbändern und Erkern bzw. Loggien gegliedert. Die Gliederung in Joche, in Anlehnung an die Kirche, wird dabei aufgegriffen.

• Denkmalschutz
Die Anordnung des Baukörpers orientiert sich am Bestand. Die Anforderung nach einem höheren Raumangebot erfordert jedoch eine größere Gebäudetiefe. Die ursprüngliche Breite der alten Kindertagesstätte wird mittels eines Fassadeneinschnitts an der Straßenfassade aufgegriffen.
Die bleibt unterhalb der Traufhöhe der Kirche. Durch eine geschickte Ausnutzung der Topographie ist es trotzdem möglich, einen zweigeschossigen Baukörper mit ebenerdigem Ausgang herzustellen. Die Traufhöhe des Gemeindehauses und der ehemaligen Kita wird innerhalb der Fassadengestaltung aufgegriffen.
Das Fassadenmaterial orientiert sich am Bestand. Es wird daher ein rot-bunter Ziegel mit heller Fugenfarbe vorgeschlagen. Aufgelockert wird die Fassade durch großzügige Öffnungen und Holz als zweites Material.
Insgesamt bleibt der Neubau in der Straßenansicht sehr reduziert und hält sich gegenüber der Kirche deutlich zurück.
Entlang der Längsseiten werden größere Öffnungen vorgeschlagen, welche sich in ihrer wiederkehrenden Regelmäßigkeit auf das Jochmotiv beziehen.

• Wirtschaftlichkeit
Der Neubau ist durch seine kompakte Form und effiziente Grundrissorganisation räumlich optimiert und damit sehr wirtschaftlich.
Die vorhandene Topograhie wird gut ausgenutzt, so dass weder Souterrain-, noch Hochparterre-Situationen entstehen.
Die Gruppenräume sind dabei alle zum Garten hin ausgerichtet, zum Sportplatz hin entlang den Erschließungsachsen gibt es schmale Fensterbänder.
Die vorgeschlagene Ziegelfassade mit großzügigem Fensteranteil stellt eine besonders wertige, nachhaltige Lösung dar, die sich gestalterisch sehr gut in das Gesamtensemble einfügt.
Als zusätzliches Einsparpotenzial kann bei moderater Verringerung der Nutzfläche auf das UG verzichtet werden.

• Materialität und Konstruktion
Das Gebäude wird in konventioneller Bauweise erstellt. Sohle, Streifenfundamente und Decken werden in Stahlbeton erstellt; die Wände der Gruppenräume aus Gründen des Schallschutzes in Kalksandstein.
Das Flachdach wird aus raumklimatischen Gründen (Nachtauskühlung) ebenfalls als Stahlbetondecke ausgeführt.
Die Außenwände werden aus Gründen des Denkmalschutzes dem Bestand angeglichen un aus zweischaligem Mauerwerk mit rot-buntem Ziegel und hellgrauem Fugenmörtel hergestellt.
Die Fassaden werden durch großzügige Fensterbänder- und öffnungen sowie durch Erker und Loggien gegliedert.
Die Erker und Loggien erhalten durch eine Verkleidung mit Holzlamellen einen Box-artigen Charakter und bilden damit auch farblich einen Akzent.
Holz als Fassadenmaterial wird entlang der Erschließungsachse in Form von lichtdurchlässigen Elementen vor den Öffnungsflügeln aufgegriffen.
Gleichzeitig ist damit ein Einbruchschutz bei Nachtlüftung gewährleistet.

Die Innenraumgestaltung ist geprägt von Tageslicht und hellen Farbtönen (weiß verputze bzw. gespachtelte Wände mit farbigen Akzenten, sichtbaren Holzoberflächen und farbigen Linoleumboden. Die Decken sind aus Gründen des Schallschutzes teilweise mit Holzwolle- Leichtbauplatten („Sauerkrautplatten“) bekleidet.

• Energiekonzept und Nachhaltigkeit
Die Nachhaltigkeit des Zubaus wird durch die kompakte Gebäudeform, die solare Ausrichtung des Gebäudes, einen hochwertigen Dämmstandard der Gebäudehülle, eine optimale Tageslichtausnutzung und einer multifunktionalen Nutzungs- und Grundrissstruktur unterstützt.
Der Gebäudetechnische Anschluss erfolgt in einem Teilkeller unter dem Foyer. Eine Erweiterung des Teilkellers auch unterhalb des Gemeinschaftsbereiches ist ohne weiteres möglich.

Die großen Fassadenöffnungen sorgen gemeinsam mit den Oberlichtern für eine optimale Tageslichtausnutzung sowie für die Nutzung solarer Wärmeeinträge bei niedrigem Sonnenstand im Winter und der Übergangszeit. Bei hohem Sonnenstand im Sommer sorgen z. T. auskragende Dachteile für eine Verschattung der Fassade. Für die Süd-, Ost- und Westfassade wird über die Verschattung durch die Dachauskragung hinaus eine Sonnenschutzverglasung vorgeschlagen, welche durch Raffstores ergänzt werden kann.

Angeregt wird, die Dachflächen mit durchwurzelbaren Substrataufbau und intensiver Begrünung auszuführen. Aufgrund der Süd-Westausrichtung der Dachfläche kann Solarenergie optimal genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Hinsichtlich städtebaulicher Kubatur, Materialität und Fassadengliederung fügt sich der Entwurf 1005 ebenfalls sehr gut in die Umgebung ein. Die sich ergebene klare Orientierung auch in Verbindung mit der Kirche wurde hervorgehoben. Der direkt benachbarten Kirche wird ein angemessener, zurückhaltender und doch eigenständiger Baukörper mit Vordach gestalterisch sehr gut angeschlossen. Eine gelungene Eingangsansicht der Kita entsteht.

Die quantitativ sehr gute Erfüllung des Raumprogrammes geht einher mit einer wirtschaftlichen Kubatur.

Die Organisation mittels versetzter Grundrissebenen führt zu einer sehr guten Raumhöhe bei gleichzeitig niedriger Gesamthöhe des Gebäudes. Die Anbindung an die Kirche mittels Vordach ist gelungen. Der Nachteil der gewählten Grundrissorganisation ist, dass sowohl Krippen- als auch Elementarbereich nur durch einen Aufzug barrierefrei erschlossen sind. Dieser Nachteil gilt sowohl für den Krippenbereich, als auch für die Anbindung des Funktionsraumes an die anderen Bereiche. Die Position des Aufzugs und des Treppemhauses verstärkt die trennende Wirkung. Die Abtrennung des Eingangsbereiches zum Funktionsraum muss zudem aus Brandschutzgründen stärker erfolgen, als im Plan dargestellt ist.

Die Gebäudeform führt zu einem sehr gut nutzbaren Außenraum. Die Funktionen Müll, Fahrräder und Anlieferung wurden gestalterisch gut gelöst. Die in dieser Anzahl nicht notwendigen Freitreppen aus den Gruppenräumen wurden kritisch für die Nutzbarkeit der Außenanlagen gesehen.

Die Farbigkeit der Vormauerschale sowie die Fensterproportionen wurden sehr positiv gewertet.