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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2014

Neugestaltung des Loreley-Plateaus im Welterbe Oberes Mittelrheintal

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

3. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

MORPHO-LOGIC | Architektur und Stadtplanung

Architektur

Erläuterungstext

Mit der Neugestaltung des Loreley-Plateaus ist die Chance verbunden, mit einer Rückbesinnung auf den Ursprung des Mythos und einem damit einhergehenden Rückbau die Identität des Ortes zu stärken und zugleich einen Schritt nach vorne zu gehen und ein für die Zukunft attraktives Konzept zu entwickeln.

Die Rezeption des Loreley-Plateaus erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen. Es gilt eine Balance zu finden zwischen den Erfordernissen einer touristischen Destination für größere Besucherströme und Gruppen und der Möglichkeit zur kontemplativen Annäherung an den Mythos für den individuellen Besucher.

Das ganze Plateau wird als Landschaftspark mit „kulturellem“ und „landwirtschaftlich produktivem“ Bereich interpretiert. Vorhandene Funktionsbereiche, wie das Amphitheater, und neu hinzukommende, wie das Hotel, werden auf selbstverständliche Art in das System integriert. Sondernutzungen sind Teile des Parks; Gebäude und bauliche Anlagen aus früheren Epochen werden in veränderter Funktion zu Blickpunkten der Lichtungen.

Die Kontinuität der Geschichte wird durch die Transformation von Orten und Objekten augenscheinlich. Dies schließt Anlagen in der Agrarlandschaft mit ein. Dem Gestaltungskonzept liegen die folgenden Leitgedanken zugrunde. Ziel ist einerseits die Freilegung der morphologischen Eigenheiten der Landschaft mit entsprechender Inszenierung der Ausblicke und die Entwicklung des Landschaftsbildes durch adäquate Landnutzung, andererseits die Stärkung der kulturellen Antizipationsmöglichkeiten durch emotionale Aufladung mittels besonderer Orte bzw. Objekte in der Tradition historischer Parks. Uns berührt das „archaische“, „rätselhafte“. Der „Bosco Sakro“ in Bomarzo ist ein beredtes Beispiel.

Die Adaption des Typus „Romantischer Landschaftspark“ führt uns in die Entstehungszeit der mit dem Rhein und insbesondere der „Loreley“ verbundenen Mythen zurück und erscheint uns als passender Rahmen für deren Reflexion


Der Kulturpark
Die Plateauspitze wird als Parklandschaft neu gestaltet ohne die Topographie zu verändern. Der neue am Abhang entlangführende Weg mit den Aussichtspunkten legt sich gleichsam als neue Schicht lesbar über den Fels, das Wegenetz innerhalb des Parks liegt bündig im Gelände. Kein Zierrat lenkt ab, die Landschaft steht im Vordergrund.
Gehölzpflanzungen bilden mit dem Bestand ein neues Raumgefüge, das den Besucher von einer Lichtung zur anderen näher an die Spitze des Loreleyfelsens bringt. Durch besondere Blickpunkte, Objekte oder Pflanzbereiche eröffnen sich dem einen assoziativ vielfältige kultur- und literaturgeschichtliche Bezüge, während ein anderer die Natur und die schöne Aussicht genießt.
Während im nördlichen Bereich Pflanzen als Gestaltungselement dominieren, z.B. das „Blaue Tal“ mit Farnen und blauen Blumen, sind die Akzente in den großen Lichtungen baulicher bzw. künstlerischer Natur, wie z.B. die „Tafel“, das „Spiegelbecken, der „Kiesel“, oder der von oben und unten begehbare „Raum der Mythen“ (aus Schiefer und Glas).

Turnerheim, das Amphitheater und Besucherzentrum stehen für bestimmte Epochen in der Nutzung des Plateaus und bleiben in -teils- veränderten Kontext erhalten.
Das ehemalige Campinggelände wird wie auch der künftige Hotelstandort in den Park einbezogen, der „Rheinsteig“ als Wanderweg mit gestaltet und zum Teil neu trassiert.
Die Verkehrserschließung und Stellplatzanlage wird neu geordnet und durch lockere Bepflanzung in das parkartige Umfeld eingegliedert. Der Busparkplatz kann bei Großveranstaltungen als Multifunktionsfläche genutzt werden. An der Nahtstelle zwischen Parkierung, Bushalt und Kulturpark ist ein Pavillon mit Besucherinformation, Toiletten und Kioskbetrieb situiert, von dem aus auch die unmittelbar angrenzende „Festwiese“ bespielt werden kann.
Die K 89 endet am neuen Hotelstandort.


Der „Kulturlandschafts“-Park
Für den nördlichen und östlichen Bereich des Plateaus wird als Entwicklungsziel eine kleinteilige, differenzierte landwirtschaftliche Nutzung definiert, die auch nicht störende freizeitaffine Nutzungen, z.B. Reiterhof, Ferienwohnungen oder einen „Kinderbauernhof“ beinhalten kann.
Zur Hierarchisierung der Wege und Strukturierung des Landschaftsbildes werden an einigen Stellen Baumreihen und Obstbaumpflanzungen vorgeschlagen.
Reizvolle Ausblicke über das Plateau an wichtigen Zugängen und Wegegabelungen werden zu „kleinen Aussichten“ ausgebaut.


Hotel
Das neue Hotel an der Loreley nimmt mit der C-förmigen Grundrissdisposition des Hauptbaukörpers über einem flächigen Sockelgeschoß Bezug auf die landschaftliche Situation.
In dem durch die C-Form gebildeten Hof auf dem Dach des Sockelgeschoßes liegen geschützte, großzügige Freibereiche mit einem großartigen Ausblick.
Zum Ankunftsbereich auf dem Loreleyplateau zeigt sich das Bauvolumen in seinen vier Geschossen selbstbewusst, jedoch aufgrund der gekrümmten Form nie zu dominant.
Der Sockel ist durch Terrassierungen des Geländes und eine geschichtete Schiefervormauerung seiner Fassaden in die Topographie und die Materialität des Hanges eingebunden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Loreleyplateau wird in zwei Bereiche gegliedert, die fließend ineinander übergehen. Entsprechend der aktuellen Landnutzung wird der Besucher über landwirtschaftliche Nutzflächen an einen Landschaftspark geführt, der in einer abwechslungsreichen Raumabfolge die vorhandenen, aber auch neuen Nutzungen und Attraktionen aufnimmt. Durch die labyrinthische Anordnung der Vegetation wird Spannung und Neugierde aufgebaut, die Orientierung jedoch auch gleichsam erschwert. Die Interpretation des Mythos Loreley mit Kunst – und Spielelementen in den auf einander folgenden Räumen wird positiv gewertet. Mit behutsamen Mitteln und geringem Eingriff in die vorhandene Topografie werden attraktive Ausblicke inszeniert und neu geschaffen.
Die Felsspitze als Hauptattraktion des Landschaftsparks ist durch eine Plattform ausgebildet, die sich dezent über den felsigen Untergrund erhebt. Eine stärkere Ausformulierung des Felsenthemas auch auf der Oberfläche der Plateauspitze wäre wünschenswert.
Der vorgeschlagen Standort für das Hotel ist richtig gewählt. Die formale Ausgestaltung des Gebäudes folgt jedoch nicht der ansonsten behutsamen Gesamtkonzeption. Die Ausweisung der Stellplätze für das Hotel zusammen mit dem entfernt liegenden Besucherparkplatz führt zu funktionalen Problemen und ist nicht nachvollziehbar.
Gut gelöst ist die Verkehrsanbindung der Freilichtbühne durch den angrenzenden Wald. Zur Verkehrsführung wird an dieser Stelle allerdings keine detaillierte Aussage getroffen.
Der Entwurf ist insgesamt wohltuend zurückhaltend und, obwohl wenig spektakulär, im Erlebnis anhaltend. Der Bereich der Felsspitze flacht jedoch im Erlebniswert ab und kann im Detail nicht überzeugen.
Lageplan

Lageplan

Struktur- und Funktionskonzept

Struktur- und Funktionskonzept

Piktogramme

Piktogramme

Realisierungsteil

Realisierungsteil

Vertiefungsbereich

Vertiefungsbereich

Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 2

Perspektive 2