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Offener Wettbewerb | 12/2014

Rathaus

Neuer Eingang vom Rathausufer

Neuer Eingang vom Rathausufer

ein 1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

agn Niederberghaus & Partner GmbH

Architektur

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Im Wesentlichen lässt sich das Konzept auf drei Punkte zusammenfassen:
1. Bestätigung der Architektursprache von Arne Jacobsen durch eine sanfte energetische wie technische Sanierung
2. Schaffung einer neuen demokratischen Mitte, dem lichtdurchfluteten Rathausforum
3. Das Bürgerdach, als neue Stadterfahrung aller Bürger
4. Absenkung der Rathausterrasse zur besseren Anbindung

Das Rathausforum
Die Entwurfsidee für das „neue“ Rathaus ist die Schaffung eines zentralen Rathaus-Forums in dessen demokratischer Mitte. Licht, Raum, Orientierung sollen im Binnenbereich die neuen charakteristischen Merkmale und Eigenschaften werden. Nachdem die energetische Sanierung das ursprüngliche Fassadenbild und –material wieder abbildet, wird durch die Herausnahme der Innenhof-Decke ein lichtdurchfluteter Innenraum geschaffen, das zentrale, zweigeschossige „Rathausforum“. Alle Ratssäle sind umliegend angeordnet und für die Bürger direkt erreichbar.
Dieser Zentralraum wird zukünftig von allen Seiten erreichbar sein. Eine neue großzügige Wendeltreppe auf die Rheinebene hinunter verbindet die verschiedenen Ebenen miteinander und schafft einen neuen, direkten Eingang vom Rheinufer in das neue Rathausforum. Die Treppe führt weiter auf die Besucher-Galerie, von der aus die Gäste direkt auf die Besucherempore des Ratsaales gelangen können.
Die umlaufenden Büroräume auf der Galerie-Ebene, die fortan zum Rathausforum orientiert sind, dienen den Besprechungsräumen der Fraktionen und machen deren Arbeit auch visuell für den Bürger deutlich. Es entsteht mit dem Rathausforum ein neuer Raum, der als Treffpunkt der Bürger und eine neue Mitte im Rathaus formuliert, ohne dass die Architektursprache Jacobsens für die Stadt verändert wird.
Markantestes Element im Entwurf von Arne Jacobsen ist der große Ratssaal. Bis auf das neue Lichtdach bleibt er architektonisch unverändert, ebenso wie die Innenraum-Gestaltungen vieler Besprechungsräume (außer einer zurückhaltenden unsichtbaren technischen Modernisierung).
Die Raumstruktur der oberen Geschosse folgt nach wie vor dem zweibündigen Typus. Wesentliche Neuerung im Raumgefüge erfährt das oberste Geschoss. Die „Kantine“ wechselt ins Erdgeschoß mit unmittelbarem Bezug nach Innen zum Rathausforum, wie auch nach außen zur neuen Rathausterrasse, die zu einem Vorplatz umgestaltet wird. Als Raumersatz auf der fünften Etage werden die neuen Büros der obersten Verwaltungsspitze mit entsprechenden repräsentativen Räumlichkeiten und Orientierung zur Stadt vorgeschlagen.

Das Bürgerdach
Die neue Idee für das Panorama auf der Dachebene ist die Anordnung eines freien „Bürgerdaches“ über der Stadt. Zum Rhein hin wird der Erschließungskern nach oben verlängert. Eine Aufenthaltsfläche entsteht, die einen Blick auf Rhein und Umland freigibt. Zur Stadtseite erhält die Verwaltung selbst eine halböffentliche repräsentative Terrasse als „demokratisches Pendant“ zum DOM.

Die Rathausterrasse
Durch die nahezu komplette Absenkung des Plateaus auf die Eingangshöhe des Rathauses erhält das Rathaus eine eindeutig zugeordnete (vorgelagerte) Platzfläche. Die auf dem vorhandenen Niveau verbleibenden Bereiche vor der Rheingoldhalle und entlang der Rheinstraße werden durch großzügige Stufenanlagen bzw. geneigte Flächen erschlossen, in denen neben dem vorhandenen Aufzug, weitere Elemente zur barrierefreien Erschließung integriert sind.
Ein weiteres wesentliches Anliegen des Entwurfes ist die Zuwendung des Platzes zum Rhein. Dies geschieht durch die Anordnung einer breiten Treppenanlage, die nicht nur den direkten Zugang zum Rheinufer herstellt, sondern zudem bereits vom Übergang am Brückenturm aus die Blickbeziehung zum Rhein ermöglicht.
Der Rathausplatz erhält eine zusätzliche Erschließung durch eine Treppenanlage im Bereich der Rheinstraße, vom Fischtorplatz kommend. Auf der Platzfläche, die bisher nur zu besonderen Anlässen bespielt wurde, soll ein Glaskubus entstehen, der den Platz dauerhaft bespielt und ihm Mitte und Schwerpunkt gibt. Denkbare Nutzung ist ein Bürgeramt, das als freie Anlaufstelle allen Bürgern Informationen und behördlicher Wegweiser sein kann. Oder ein Ausstellungsgebäude, das die Besucher der Stadt über die Geschichte von Mainz informiert. Die markanten Mastleuchten werden erhalten und akzentuieren in ihrer veränderten Position den Platzrand.

Zukünftig wird die Höhenanpassung dieses Platzes dem Rathaus einen respektvollen Raum geben statt hinter einem Höhenversprung optisch zu versinken. Der Übergang Brandbrücke hinunter zum Rhein wird nicht nur Bürger und Besucher an den Rhein führen, sondern dauerhaft für eine Belebung der Rheinuferpromenade sorgen.

Das Rheinufer
Rathaus und Rheingoldhalle sind die beiden einzigen öffentlichen Bauwerke unmittelbar am Rheinufer und verkörpern symbolisch die Stadt am Rhein. Das Rheinufer erhält an dieser Stelle eine Schlüsselfunktion, als Nahtstelle zwischen Stadt und Fluss und im Schnittpunkt der von Norden und Süden angrenzenden ‚Kreyssischen Uferpromenade‘. Hier öffnet sich die Sicht auf den Fluss und umgekehrt. Entsprechend offen ist dieser Uferabschnitt gestaltet und mit nur wenigen baulichen Elementen gegliedert.
Dem Rathaus wird eine vielfältig nutzbare Pontonfläche am Ufer vorgelagert, die das Leben an und auf dem Fluss bereichert. Weiterhin soll im Bereich der Rheingoldhalle und Hotel die schmale Promenade, derzeit gegliedert in Hoch- und Tiefkai, durch eine Sitzstufenanlage die bis zur Kaianlage reicht, aufgewertet werden. Durch die Absenkung der Promenade auf das Niveau der unteren Rheingoldhallenebene erhebt sich die bewirtschaftete Fläche des Hotels über die Promenade. Dies stärkt dort die Blickbeziehung zum Rhein und fördert zudem die funktionalen Belange der unterschiedlichen Nutzungen.
Die in den Stufen angeordneten, dachförmig gezogenen niedrigen Baumdächer schaffen eine zusätzliche räumliche Gliederung, ohne die Blickrichtungen zwischen Fluss und Bebauung zu verstellen. Das Rathaus steht seiner Bedeutung angemessen, als einziges freistehendes Gebäude am Rhein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit geschickt eingesetzten Mitteln löst der Beitrag die wesentlichen städtebaulichen Probleme ohne die von Jacobsen geprägte Konstellation aus Rathausbau, Sockel, Brücke und Brückenturm infrage zu stellen.

Die Höhe des Jockel-Fuchs-Platzes wird auf das Niveau des Rathauseingangs abgesenkt. Damit wird der Zugang zum Rathaus großzügiger, die Beziehung von Platz und Gebäude eindeutiger und zugleich werden auch die Treppen und Rampen von außen kürzer. Die Zugänge zum Plateau werden auch zahlreicher und komfortabler. Zur Rheinstraße und zur Rheingoldhalle bleibt das alte Platzniveau in einem schmalen Streifen allerdings erhalten, was die Behaglichkeit des Platzes und seine Aufenthaltsqualität deutlich erhöht. Der städtebauliche Gewinn dieser wirkungsvollen Handgriffe würde durch einen Verzicht auf den Glaskubus auf dem Platz nicht geschmälert.

So anregend die städtebauliche Konzeption ist so kritisch sind einige Umbauvorschläge für das Innere des Rathauses zu beurteilen. Die von Jacobsen geprägte Raumkonstellation des Eingangsgeschosses wird zugunsten eines verglasten Rathausforums aufgegeben. Die feinfühlig angelegte Lichtführung im Ratssaal wird durch das Glasdach zunichte gemacht. Zugute halten muss man dem Umbauvorschlag für das Rathaus allerdings den Umgang mit der Rheinseite. Dort wird auf dem Niveau der Uferpromenade ein Café in Verbindung mit einem Zugang nebst Rheinuferfoyer
angeboten. Und auf der Ebene des Jockel-Fuchs-Platzes soll zum Rhein hin das Standesamt mit Trauzimmer und gesondertem Zugang untergebracht werden. Als nützliche Beigabe ist das sogenannte Bürgerdach zu werten, das einen besonderen Blick auf die Stadt und den Rhein ermöglicht und das Rathaus für die Bürgerschaft öffnet.
Insgesamt ist bei diesem Beitrag insbesondere die Anlage und Gestaltung des Jockel-Fuchs-Platzes zu würdigen.
Freiraumkonzept für das Rathaus und den öffentlichen Raum

Freiraumkonzept für das Rathaus und den öffentlichen Raum

Freies Bürgerdach - Blick über die Stadt

Freies Bürgerdach - Blick über die Stadt

Schnitt: Rheinufer-Rathausplatz-Anbindung Innenstadt

Schnitt: Rheinufer-Rathausplatz-Anbindung Innenstadt

Rathausfroum

Rathausfroum

Lageplan mit freiraumplanerischem Konzept

Lageplan mit freiraumplanerischem Konzept

Galerie-Ebene | Grundriss Ebene +1

Galerie-Ebene | Grundriss Ebene +1

Schnitt Rathaus - Rathausterrasse - Rheingoldhalle

Schnitt Rathaus - Rathausterrasse - Rheingoldhalle