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Offener Wettbewerb | 12/2014

Stadtzentrum Rostock – Areal Bussebart/Stadthafen

ein 3. Preis / Standort "Stadthafen"

Preisgeld: 13.500 EUR

lwa leyk wollenberg architekten

Architektur

100Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ÜBERGEORDNETE STRATEGIEN
Unser Entwurfsvorschlag gliedert sich in drei Entwicklungsstrategien: die Ergänzung und Verdichtung der Rostocker Altstadt durch drei neue Baufelder, die Positionierung des neuen Theaters als zeichenhaftes städtebauliches Gelenk zwischen Altstadt und Wasser in unmittelbarer Nähe zur Warnow und die Neuordnung des Stadthafen-Kais durch punktuelle, gezielte Ergänzungen und Aufwertungen. Zusammengenommen schaffen diese Strategien neue, Identität stiftende, öffentliche Orte, an denen sich die Rostocker und ihre Besucher erholen und austauschen können.

STÄDTEBAULICHE ERGÄNZUNGEN
Die fragmentierte, nordwestliche Stadtkante der Altstadt wird durch drei neue Baufelder vervollständigt.
A. Ein neues Hochhaus über einem fünfgeschossigen Sockel bildet den prägnanten Auftakt und Endpunkt der Langen Strasse. Zwischen dem Bestand und dem Neubau leitet ein neuer Platz von der Langen Strasse zum Stadthafen. Zur Gewährleistung der Barrierefreiheit wird der Platz mit einem öffentlichen Fahrstuhl ausgestattet.
B. Ein prägnantes Wohngebäude bildet den nordwestlichen Abschluss der Altstadt und ein Gegenüber zur historischen Festungsanlage. Im Erdgeschoss des Gebäudes befinden sich Dienstleistungen und Gastronomie.
C. Das Ensemble der historisierenden Altsstadtbebauung wird durch 19 neue Stadthäuser (Townhouses) mit 5 Geschossen ergänzt.
Diese Bestandsergänzungen (A, B und C) unterstützen die Stärkung der Innenstadt als Wohnort.

STADTHAFEN-KAI
Die herausragende räumliche Besonderheit des Rostocker Stadthafens, seine grosse Weite im Kontrast zur historisch baulichen Dichte der Altstadt, stellt zugleich auch die Herausforderung für die Gestaltung dieses besonderen Stadtraumes dar. Unser Vorschlag für den neuen Stadthafen in Rostock basiert auf wenigen Interventionen, die diese einzigartige Qualität der Weite und den Hafencharakter bewahren, sie in einen angenehmen Kontrast zu Räumen und Orten des Verweilens, Spielens, Unterhaltens und Bewegens stellen und sie neu inszenieren.
Um mehr Aufenthaltsqualitäten zu gewinnen wird die grosse freie Fläche räumlich gegliedert. Die Flexibilität und Multifunktionalität des Kais für die in wenigen Wochen im Jahr statt findenden Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, HanseSail, Zirkus und Pfingstmarkt wird damit nicht eingeschränkt. Bestehendes wird durch ergänzende Einlassungen in den Kaikörper qualifiziert, wie z.B. die grosse, flache Rampe im Haedgehafen.
Die vorhandenen Hafenstrukturen wie Portalkran und Hafenmeisterei werden als Identität stiftenden Elemente für die Besucher erschlossen. Die Fläche wird minimal mit einem abgestimmten Gestaltkanon entlang des Parcour möbliert (Holzbänke, niedrige Pollerleuchten, hohe Mastleuchten in Teilbereichen).

THEATERPLATZ
Wir schlagen vor, die Kaifläche nach Osten zu verlängern. Durch diese Fortsetzung entsteht vor dem Theater ein grosszügiger Platz, der die Verbindung von der Altstadt zum Wasser maximal betont und neu definiert. Ein Plateau über die L22 erschliesst diesen neuen Stadtraum und verknüpft die historische Innenstadt direkt mit der Warnow. Das Theater kann durch diese Massnahme so nah wie möglich an der Altstadt im Osten des Hafens positioniert werden. Für die Aufschüttung des Theaterplatzes wird der Aushub vom Theaterneubau und von der Tieferlegung der L22 verwendet. Auf dem Theaterplatz können theaterbezogene Festivals, der wöchentliche Hafenmarkt und ein Teil des Weihnachtsmarktes stattfinden. Auch die Fähre bekommt ihre Liegestelle am Theaterplatz. Das Maritime Haus schliesst unmittelbar an den Theaterplatz an.

THEATER
Die weiten Wasserflächen der Warnow geben Rostock ihre sehr spezifische Identität. Diese einzigartigen Hafen- und Uferräume werden die Wahrnehmung von Rostock zukünftig stärker prägen. Als neues Wahrzeichen von Rostock und mit der herausgehobenen Bedeutung eines Gebäudes im öffentlichen Interesse, steht das Rostocker Theater als freistehender Solitär gerade deshalb an diesem Ort. Das Theater ist vom Universitätsplatz der Altstadt gut sichtbar. Wegen der direkten Nachbarschaft zur historischen Altstadt ist der Osten des Hafenkais der strategisch beste Ort, um in dieser besonderen, Wasser nahen Atmosphäre die Verbindung Rostocks zur Warnow neu zu erschließen. Gleichzeitig wird das Theater hier zum städtebaulichen Gelenk zwischen Altstadt und dem öffentlichen Raum der Kaiflächen.
Nach intensiven Studien der Zwei-Bühnen-Typologie sind wir der Überzeugung, dass für diesen hervorragenden Ort im Rostocker Stadthafen die von uns gewählte Theatertypologie mit zwei, diagonal verbundenen Bühnen, die grössten städtebaulichen Qualitäten erzeugen kann. Wir gliedern die grosse Masse der Architektur in zwei, durch ein Foyer verbundene, Volumen. Diese Volumen sind der bestehenden „Block“ Grösse der Altstadt angepasst und wirken in ihrer Dimension wie zwei ineinander verschmolzene, zeichenhaft vor die Altstadt gestellte Stadt-Blöcke.
Die Funktionen Bühnenturm, Zuschauerräume und Foyers werden mit einer geschwungenen Fassade, ähnlich eines grossen Bühnenvorhangs umfasst. So bildet das Theater Vor- und Rücksprünge aus, die das Volumen des Theaters in ein integrierendes Verhältnis zur Altstadtbebauung und zum Kai setzen. Die Übergänge vom Theaterplatz und Kai zum Foyer im Erdgeschoss sind fliessend. Zwischen den Foyers in den Obergeschossen und der nahen Umgebung, der Altstadt, der Warnow und dem Hafenkai entsteht ein wechselvolles Spiel von Licht und Schatten sowie Ein- und Ausblicken. Während der Hansesail wird das Dach des kleinen Theaters zur städtischen Aussichtsterrasse. Sehr flache Treppen zum Theater thematisieren den repräsentativen Eingang ins Theater. Gleichzeitig sichern sie in Kombination mit umlaufend um das Gebäude integrierten vollautomatischen Hochwasserschutzklappen den notwendigen Hochwasserschutz (Extremfall 3,00m über HN).

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser findet für den Theaterstandort eine klare Lage vor der Altstadt im Hafenareal. Der dominante Baukörper teilt die Hafenflächen in gut nutzbare Bereiche. Die strikte Anbindung an das Stadtzentrum über die Schnickmannstraße ist positiv hervorzuheben. Diese erfolgt über eine ca. 80 m breite Überführung der L22 am Ende der Schnickmannstraße. Die grundsätzliche Verkehrsplanung der Rampen und Anbindungen sind funktionell möglich und in der Lage städtebaulich richtig.

Die städtebauliche Abrundung der Altstadt findet hinter einem überdimensionalen Grüngürtel statt. Der Straßenraum wird hier unnötig aufgeweitet wodurch die städtebaulich erforderliche Spannung verloren geht. Die städtebauliche Fassung der Altstadt von Westen (Am Kanonsberg) ist zur Strandstraße zu schwach ausgebildet und im sägezahnförmigen Quartier ein geradezu störender Fremdkörper. Die Bebauung entlang der Lange Straße ist folgerichtig, jedoch ist die Höhendominante städtebaulich und denkmalpflegerisch (Stadtsilhouette) falsch.

Die Ausstellung des Hafens als Freizeitpark steht der multifunktionalen Nutzung des Hafens entgegen. Auch aus denkmalpflegerischer Sicht ist die Gestaltung sehr fraglich. Die Anlage eines Wasserbeckens und die Vergrößerung des Christinenhafens sind städtebaulich unangemessen. Die Lage des Busparkplatzes ist an der Lange Straße wird kritisch gesehen.

Die Hafenfläche wird östlich durch Aufschüttungen erweitert; dadurch wird die Innenstadtanbindung von der Breite Straße über die Schnickmannstraße realisiert. Der Theatervorplatz wäre so auch eine Ausweichfläche für die Fahrgeschäfte des Weihnachtsmarktes. Die grundsätzliche Angemessenheit dieser Maßnahme wird hinterfragt.

Der Solitärbau des Theaters ist sehr prägnant und signifikant dargestellt birgt jedoch die Gefahr eines frühzeitigen „Versprechens“ bzw. Festlegens einer Form sowie eines Ablenkens von städtebaulichen und freiraumplanerischen Defiziten. Der Baukörper des Theaters erscheint funktionell für ein Theater entwickelbar.

Die Aufwendungen des Entwurfs mit dem Vergrößern der Hafenfläche und die im Entwurf zwingende Absenkung der L22 sind sehr hohe wirtschaftliche Aufwendungen und städtebauliche Gesten, die dem Maßstab der Stadt entgegenstehen. Die Jury hinterfragt hier ausdrücklich die architektonische Geste der Amöbenform in Relation zum Stadtmaßstab Rostocks. Die Form konkurriert mit der Stadtsilhouette und setzt diese herab.