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Offener Wettbewerb | 12/2014

Wohnen an der Michelangelostraße

Lageplan

Lageplan

ein 3. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Fuhrmann Consultants GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

QUARTIER MICHELANGELO

STADT.BAU

Der Stadtplan zeigt das Neben- und Miteinander unterschiedlicher städtebaulicher Leitbilder in der unmittelbaren Nachbarschaft des Wettbewerbsgebietes. Unsere städtebauliche Idee besteht darin, die nördlich und südlich der Michelangelostraße auf Distanz stehenden Konzepte der 5-geschossigen Wohnzeilen der 1960-er Jahre und der 11-geschossigen Plattenbauscheiben der späten 1970-er Jahre durch eine Reihe von städtischen Wohnblöcken zu ergänzen und so miteinander zu verbinden, dass ein zusammenhängendes Quartier entsteht. Durch die Reihung der Wohnhöfe gelingt es auch, an die Tradition des genossenschaftlichen Wohnungsbaus anzuschließen. Beispielsweise bilden die von Bruno Taut 1930/31 an der Erich-Weinert-Straße erbauten Wohnhöfe der Carl-Legien-Siedlung für uns einen typologischen Anknüpfungspunkt, ebenso wie die Wohnanlagen von Kay Fisker in Kopenhagen, J.J.P. Oud in Rotterdam oder Fritz Schumacher in Hamburg.

Der Linienverlauf und die Funktion der Michelangelostraße bleiben im heutigen Verkehrsnetz in Gänze bestehen. Die Michelangelostraße verbindet die Ostseestraße über die Kniprodestraße mit der Storkower Straße. Jedoch werden die Fahrbahnen der Michelangelostraße auseinander gelegt, so dass zwischen den Fahrbahnen die Bebauung erfolgen kann.
Mit der Ausbildung des westlichen Rundbaus wird der Kreuzungsbereich zur Greifswalder Straße mit einer signifikanten Architektur adressiert, die den von Westen kommenden Autoverkehr ganz selbstverständlich umlenkt. Den östlichen Abschluss des Quartiers bildet die dreizügige Grundschule in Kombination mit dem erhaltenen Sportplatz. Die neue dreiteilige Sporthalle für OSZ und Vereinssport ergänzt die öffentliche Infrastruktur für das Quartier. Der Sportplatz aus den 1990er Jahren wird saniert und von einem Heckenrahmen gefasst.
Die Michelangelostraße wird weiterhin als übergeordnete Hauptverkehrsstraße klassifiziert und alle verkehrlichen Optionen hinsichtlich des geplanten Ausbaues der A 100 werden erfüllt. Die Straßenräume werden durchgängig mit seitlichen Parkierungsstreifen und einer Fahrradspur versehen, der Busverkehr kann in die 3,5 Meter breiten Fahrspuren integriert werden. In der Summe kann der Parkierungsbedarf für den heutigen Bestand wie für die neuen Wohnbauten in den Straßen und auf den beiden Parkplätzen gewährleistet werden. Eine Tiefgarage ist lediglich für den Kopfbau vorgesehen.
Infolge der Teilung der beiden Fahrbahnen wird die zu erwartende Verkehrsmenge halbiert. Diese Maßnahme lässt eine stark reduzierte Lärmbelastung auf die bestehenden wie auf die geplanten Bebauungen erwarten. Stadträumlich gelingt es zudem den Verkehr dieser Hauptverkehrsstraße stadtverträglich zu gestalten. Die beiden Fahrspuren der Michelangelostraße bekommen durch eine in regelmäßigen Abständen gestellte Baumreihe den Charakter einer städtischen Allee.

HAUS.BAU

Der Bereich nördlich der Michelangelostraße folgt den Idealen der gegliederten, aufgelockerten Stadtstruktur aus den 1960er Jahren und ist ursprünglich als durchgehende Fläche konzipiert - die Flächen werden aber heutzutage wenig genutzt und brauchen eine neue Interpretation und Differenzierung.
Unser Konzept für den Freiraum nimmt die unterschiedlichen Qualitäten des Gebiets auf. Der mehr als 50 Jahre alte Baumbestand ist mittlerweile ausgewachsen und prägt das Erscheinungsbild. Der eindrückliche Baumbestand sowie die Rasenflächen werden größtenteils belassen, wobei kleine, lineare Eingriffe die Räume gliedern. Durch die eingesetzten Heckenelemente sowie Laubengänge, werden präzise Höfe definiert. Diese dienen als Rahmen für neue Aktivitäten und Begegnungen. So werden beispielsweise Gemeinschaftsgärten oder Orte zum Spielen und Sitzen in den Höfen vorgeschlagen. Durch den privateren Charakter der Höfe entstehen höhere Qualitäten für diese Freiräume. Der geschwungene Weg längs der nördlichen Fahrbahn der Michelangelostraße stärkt die Choreographie des Fußgängerbereiches entlang der Straße und unterstützt so noch den landschaftlichen Charakter dieser Siedlung. Die Verbindungen in Nord-Süd-Richtung durch das Wohnquartier, sowie der Zugang zum Jüdischen Friedhof im Norden der Anlage werden gestärkt.
Die 5-geschossigen Zeilenbauten werden im Sinne einer behutsamen Nachverdichtung baulich nur durch eine Kindertagesstätte und deren Freiflächen ergänzt.

Im Süden der Michelangelostraße entsteht das neue Quartier Michelangelo. Die vier Wohnhöfe reagieren in ihrer Lage auf die Maßstäbe der Plattenbauten und vermitteln mit ihrer 7-geschossigen Bebauung zwischen den Höhen der Nachbarquartiere. Auf ca. 84.000 qm schaffen wir somit Platz für Geschosswohnungsbau und bieten ideale Bedingungen für die Entstehung bezahlbarer Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten. Der westliche Block bietet im EG auf ca. 3.000 qm Flächen für Handelsnutzungen. Die Verbindung in Nord-Süd-Richtung wird unterstützt durch die Positionierung kleiner begrünter Plätze zwischen den neuen Baublöcken.
In den Erdgeschossen können kleingewerbliche Nutzungen, 'Wohnen und Arbeiten', Gemeinschaftsräume, Nachbarschaftstreffpunkte in flexiblen Grundrissen für das genossenschaftliche Stadtleben vorgesehen werden. Hierfür bieten sich die kleinen Platzräume an den Stirnseiten der Blöcke an. Die Hochparterrewohnungen werden durch Vorgärten längs der Straßen und kleine Privatgärten im Wohnhof aufgewertet.
Die Robustheit im Städtebau lässt die Entstehung eines qualitätsvollen Wohnquartiers mit hoher stadt- und freiräumlicher Identität erwarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare und einprägsame städtebauliche Figur im Schwarzplan und im Lageplan 1:000 aus. Diese Klarheit erkauft sich der Verfasser mit dem Verzicht auf Planungen außerhalb der prägnanten Figur.

Die neue städtebauliche Körnung der drei großen Hausblöcke vermittelt angemessen zwischen der Zeilen- und der Plattenbebauung.

Eine Verbindung zwischen den Stadtteilen ist über die Vernetzung des Straßenraums gegeben.

Die öffentlichen und privaten Freiräume sind hierarchisch gegliedert. Der große Parkplatz als Auftakt an der Kreuzung Greifswalder Straße / Ostseestraße wird als falsch und nicht angemessen bewertet. Die privaten Grünräume sind klar vom öffentlichen Raum getrennt und gut nutzbar. Die halböffentlichen Räume werden qualifiziert.

Die robuste Blockstruktur lässt eine variable Nutzung zu, auch wenn dies im Detail nicht dargestellt ist. Eine Wohnnutzung ist nachgewiesen gut möglich.

Die Schule und die Sporthalle liegen funktional und stadträumlich richtig und fassen den Sportplatz nach Norden.

Die Erschließung der Blöcke ist ausreichend sichergestellt. Die Teilung der Michelangelostraße in zwei Einrichtungsfahrbahnen wird als sehr kritisch gesehen. Eine alternative Straßenführung wird empfohlen. Insbesondere die West-Ost-Richtung ist sehr umständlich und verbessert die verkehrliche Situation nach Auffassung des Preisgerichts nicht. Der Wunsch, die neuen Straßen als Alleen auszubilden, wird honoriert.

Den Nachweis der Stellplätze erkaufen sich die Verfassenden mit großen Parkplatzanlagen an stadträumlich prominenten Lagen.

Der Entwurf ist gut in Abschnitten realisierbar, auch von unterschiedlichen Bauherren und Architekten.

Die BGF ist im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsbeiträgen und in Bezug auf die Möglichkeiten, die der Standort bietet, deutlich nicht ausgeschöpft.

Die Arbeit ist nur mit umfangreichen Arbeiten im Leitungsnetz realisierbar.
Schwarzplan

Schwarzplan

Freiraumplanerische Vertiefung

Freiraumplanerische Vertiefung

Schnitt Ost-West / Schnitt Nord-Süd

Schnitt Ost-West / Schnitt Nord-Süd

BERND ALBERS

BERND ALBERS