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Offener Wettbewerb | 12/2014

Wohnen an der Michelangelostraße

Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA

Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA

ein 3. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

ENS - Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA

Architektur

Harms Wulf Garten- und Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

LK Argus GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Wohnen in der Stadt

Das Merkmal der Stadt ist das Nebeneinander von privatem und öffentlichem Wohnen. Allein in der Stadt wohnt man nicht ausschliesslich in seinen eigenen vier Wänden oder seinem privaten Wohnhaus, nein, hier wohnt und lebt man auch im öffentlichem Raum.
Raum, ob öffentlichen oder privat, kann man jedoch nur dort erfahren, wo er durch seine
räumliche Begrenzung, seine Raumkanten, in zweifacher Weise erlebt werden kann. Erst
durch sie erhält der öffentliche Raum seine Form und sein, im doppelten Sinn, Profil.
Vor diesem Hintergrund ist die Michelangelostraße weit davon entfernt als öffentlicher Raum zu gelten: Anders als ihre „Schwestern“ Bornholmer-, Wisbyer- und Ostseestraße, den anderen Strassen der Hobrechtschen Ringstraßenplanung, die durch ihre unterschiedliche Randbebauung jeweils eigene Strassenräume, sprich Profile, bilden, ist die Michelangelostraße reine Erschließungsstraße.
Daraus ergibt sich für uns die übergeordnete Aufgabe dieses Wettbewerbs: Die Michelangelostraße braucht ein „Profil“, ein stadträumliches, wie ein charakteristisches. Damit liegt die Betonung auf der Frage nach der Architektur ihrer Randbebaung, ihren Typus, ihrer Form undihrer Gestalt. Es geht schliesslich darum die Michelangelostraße in die vielfältige Kette der Strassenräume der Ringstrasse und damit in den Kreis der öffentlichen Räume der Satdt einzureihen.

Das Prinzip Reihung

Das Merkmal einer städtischen Strasse ist die Reihung von Häusern. Diesem Prinzip folgt die Bebauung unserer Michelangelostraße in doppeltem Sinne zu eigen. Zum einen in der
Reihung von gestapelten Reihenhäusern zu einem linearen „Reihenhaus“,dem so genannten „Terrace“, einem aus dem englischen entlehnten städtischen Wohnhaustyp und zum Anderen in der Aufreihung von fünf gegenüberliegenden „Terrace“ zu einem geschlossenen Strassenraum. Das besondere dieses Wohnhaustyps ist die Zusammenfassung einzelner Reihenhäuser zu einem einheitlichen Gebäude, zu einer Form. Demnach bilden die beiden äusseren Reihenhäuser der „Terrace“ den Abschluss, den „Kopf“ der Gesamtform, das bedeutet, sie sind breiter, als die Reihenhäuser, die sie einfassen. Neben diesen „Kopfbauten“ bestehen die „Terrace“ aus 14 Reihenhäusern mit einem Achsmaß von 8, 25 m. Wir sprechen insofern von gestapelten „Reihenhäusern“, weil mit jedem Eingang gleichzeitig mehrere „Häuser“,das heisst Wohnungen erschlossen werden: In den nördlichen „Terrace“ sind es Fünf, eine Wohnung (Haus) pro Geschoss - sie verfolgen das Prinzip Durchwohnen - und in den südlichen sind es drei Wohnungen pro Reihenhaus, die von einem Eingang und Treppenhaus erschlossen werden. Hier sind es zwei übereinander liegende Maisonettewohnungen und eine eingeschossige im obersten Geschoss. Ausser dem EG, das 4 m hoch ist, haben die Obergeschosse eine Höhe von 3 m im Lichten. In den Kopfbauten befinden sich im Erdgeschoss Läden für die Nahversorgung der Anwohner. Zwei Hauseingänge sind zu einem kleinen Vorplatz vor dem Haus zusammengefasst. Er und seine Zuwegung sind in eine Vorgartenzone eingebettet. Diese und ihre, den Bürgersteig begleitende einheitlicher Hecke gibt den Erdgeschosswohnungen den nötigen Schutz. Die Vorgärten sind zudem leicht angeböscht, demnach die EG´s gegeüber dem Bürgersteig leicht erhaben. Die Vorgartenzone bildet die Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum.
Die südlichen „Terrace“ werden in ihrem rückwärtigen Teil durch sogenannte „Mews“
ergänzt. Zweigeschossige Garagenbauten, die im Erdgeschoss zur Parkierung, im
Obergeschoss zum Wohnen dienen. Gemeinsam mit den „Terrace“ bilden Sie einen
befestigeten Hofraum.

Charakter-Profil

Die gestapelten Reihenhäuser sind alle zweigeschossweise zurückgestafft und machen so ihrer Bezeichnung als „Terrace“, alle Ehre: Alle zwei Geschosse wird ein Freibereich für die Wohnungen geschaffen. Dort, in den Vorgärten und natürlich durch die Wandöffnungen - Drei Achsen großformatige stehende Fensteröffnungen pro Hauseinheit - treffen das private und das öffentliche Wohnen der Stadt aufeinander. Durch die Beibehaltung der Ringstrassenbreite eröffnet sich die Möglichkeit auch das
stadträumliche Gegenstück der „Terrace“, zumindest als Analogie, in die Tat umzusetzen: In der Mitte der Strasse entsteht ein Grünzug ganz eigener Art: Gegenüber dem Strassen- und Bürgersteig-Niveau leicht erhöht, durch eine Allee von Linden und seitlichen gartenbaulichen Einbettungen von der Strasse geschützt, entsteht ein öffentlicher Grünraum vor Allem für die daran angrenzenden Anwohner.
So ergänzen sich die einzelnen Bereiche der neuen Michelangelostraße - öffentlicher, erhabener Grünraum, zweispurige Strassen und breite Bürgersteige mit Baumreihen , ebenfalls Linden, und Vorgärten zu beiden Seiten - zu einem Profil, das durch die 5-geschossige Bebauung der „Terrace“ zu einem unverwechselbaren Raumprofil wird.

Keine Stadt ohne Verkehr, kein städtisches Wohnen ohne Erschliessungssystem.

Die vorhandenen Einmündungen jener Strassen, die das Wohnquartier südlich der
Michelangelostraße erschliessen bestimmen die Ordnung, das Maß und die Gliederung der neuen Bebauung entlang der Michelangelostraße. Die Querstrassen werden im Übrigen im nördlichen Quartierteil fortgeführt. So wächst zusammen was zusammengehört: Die beiden bestehenden Siedlungsteile miteinander und die neue Bebauung der Michelangelostraße mit den bestehenden Quartieren. Durch die „Terraces“- Bebauung nun in die 2. Reihe der Strasse gerückt, stehen sie in Grün eingebettet, wie in einem grossen Hofraum. Neben den verlängerten Querstrassen durchzieht eine neue Strasse parallel zur Michelangelostraße das nördliche Quartier. Entlang dieser, aber auch entlang den Querstraßen selbst und an zentralen Stellen sind Parkierungsflächen angeordnet. Südlich der „Terraces“ und südlich der „Mews“ kann entlang der Hanns-Eisler-Str. geparkt werden.

Keine Stadt ohne Infrastruktur, keine Stadt ohne kulturelle- und soziale Einrichtungen.

Deshalb ist im südlichen Quartierteil neben dem bestehenden Sportfeld eine Schulstandort und eine Sporthalle ausgewiesen. Im nördlichen „Hofraum“, in direkter Nachbarschaft zum Seniorenheim soll ein Ärztehaus und in erweiterter Nachbarschaft eine Kindertagesstätte gebaut werden. Über die Läden zur Nahversorgung in den Koftbauten der „Terrace“ haben wir ja schon gesprochen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser ordnet den Raum durch eine auf sich selbst bezogene Großfigur aus 5-geschossigen, sich gegenüberliegenden Gebäuden.

Die Gesamtform wird durch jeweils 7-geschossige Kopfbauten an den Enden geschlossen. Es entsteht ein einprägsamer, unverwechselbarer Stadt- bzw. Straßenraum. Der Verfasser bezieht sich bewusst auf Analogien aus der Baugeschichte, so erinnern die Kopfbauten an Weinbrenner und die Zeilen an Terrace houses aus dem England des 19. Jahrhunderts.

Die sich gegenüberliegenden Zeilen nehmen in ihrem Grundriss die Abmessungen der angrenzenden Plattenbauten auf. Hierdurch ist die Vernetzung der beiden Gebiete (Plattenbauten; 50er Jahre Zeilen) sichergestellt.

Die Zeilen erhalten im Süden zweigeschossige Ergänzungsbauten mit Garagen im Erdgeschoss und Lofts im Obergeschoss. Der entstandene Stadtraum zwischen den Zeilen wird als großstädtischer Boulevard angelegt. Die Vorbereiche der Wohnungen werden schlüssig durch Vorgärten zoniert.

Der Verfasser verzichtet auf tiefgreifendere Eingriffe im nördlichen Planungsgebiet.

Die Jury würdigt die einprägsame starke Form des Konzeptes als Beitrag zur Diskussion um einen dem Standort angemessenen Stadtraum. Der Entwurf leidet jedoch an der zu geringen Höhe der Gebäude. Die Figur würde durch zwei weitere Geschosse gewinnen. Hierdurch ließe sich zudem die geringe BGF erhöhen.

Die 2-geschossigen Anbauten im Süden werden als problematisch angesehen. Die vorgeschlagene Stapelung von Reihenhäusern auf der Nordseite ist nicht sehr realitätsnah und wird deswegen ebenso kritisch gesehen.

Insgesamt wird eine robuste Form angeboten die auch durch verschiedene Architekturen belegt nicht von ihrer Kraft einbüßen müsste.

Die Stärke dieser Arbeit liegt in der konzeptionellen Stadtfigur, die sich in der dargestellten Form nur durch das Versetzten des Sportfeldes und Verlegen der Kanäle umsetzten ließe.
Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA

Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA

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