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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2014

Kinderhaus Stiftung Wieseneck

Im Garten

Im Garten

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

mehr* architekten | Brodbeck, Rössler, van het Hekke Partnerschaft

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Architektur
Das städtebauliche und architektonische Bild zeigt in seiner Form und Gestalt ein kompaktes, zentriertes Volumen, das an einen Vierseitenhof erinnern lässt, ein landwirtschaftliches Gehöft aus dem Ortsbild. Drei Volumen bilden durch ihr Zusammenschieben gemeinsam mit dem Altbau eine Schnittmenge, die mit Weg- und Orträumen zum Rundlauf wird und ein Atrium oder Patio entstehen lässt. Mit Rücksicht dockt der Erweiterungsbau in Holzständerbauweise behutsam unterhalb der Traufe des Altbaus an, um ihn respektvoll zu integrieren. Die Sprache des Anbaus zeigt Körper mit Dächern, wie einfache Kinderzeichnungen. Das Atrium steht im Kontrast zum üppigen Grün des Gartens. Es verbindet Alt und Neu, dient zur Belichtung für Garderobe und Erschließung, ermöglicht visuelle Sichtbeziehungen. Das Herz der neuen Anlage. Jedes einzelne Haus ist thematisch belegt und so inhaltlich überlegt sortiert. Im Altbau finden sich der Mehrzweckraum und Küche, im Obergeschoss sind die ganz Kleinen untergebracht. Das Obergeschoss ist räumlich teilweise nach oben als Luftraum in den Dachspitz geöffnet. Im Anbau sind Hort, der Ü3 Bereich und eine pädagogische Küche untergebracht. Broschenfenster zum Hineinsitzen tanzen über die Fassade und reagieren mit ihren Brüstungshöhen und Größen auf Nutzungen und Blickbeziehungen. Eine Holzfassade steht im Dialog zu den alten Bäumen, den Klappläden des Altbaus und verankert das Haus im Garten.

Freiraum
Das Bestandsgebäude umschließt mit dem Neubau einen Hof als introvertierten Teil der Außenanlagen, der mehr als erweiterter Innenraum verstanden wird und an schönen Sommertagen das pulsierende Herz des Hauses ist. Die bestehende, hölzerne Rundbank zieht vom offenen Außenraum in den Hof um und umfasst den Haus- und Hofbaum, einen Ginkgo. Sie ist Symbol für die offene Kommunikation und das Miteinander im neuen Kinderhaus. Den fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenraum, zwischen Flur- und Hofraum unterstreicht ein durchgängiger Boden.
Der extrovertierte Teil der Außenanlagen umfließt das neue Gebäudeensemble, das als Haus in der Landschaft und als Architektur im Park interpretiert wird. Ein landschaftlicher Weg schwingt um die alten Bäume, respektiert diese und erschließt die Zu- und Ausgänge des Kinderhauses. Die bestehenden Spielbereiche werden so weit als möglich in diese Gestaltung integriert. Lediglich im Eingangsbereich binden Belagsflächen großzügiger an das neue Kinderhaus an. Dies ist eine einladende Geste zum öffentlichen Raum und für die Eltern mit Ihren Kindern. Das wird durch eine lange Bank für Eltern und Kinder betont.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Das städtebauliche Konzept besteht aus pavillonartigen, eingeschossigen Häusern, die sich an der Ostseite des Bestandgebäudes um einen quadratischen Innenhof anordnen. Die Verfasser wollen die Typologie des Vierseitenhofes aufgreifen. Es entsteht ein spannender Gegensatz von architektonisch gefasstem Hofraum und landschaftlichen Parkraum. Die einzelnen Nutzungseinheiten erscheinen als eigenständige Baukörper, so dass ein hoher Identifikationswert für die Kinder und ihren Räumen entsteht. Dazu trägt auch die kleinmaßstäbliche Struktur bei. Die Vorteile sind allerdings mit großen Verlusten an Parkfläche verbunden.

Funktionale Gliederung
Die Eingänge sind selbstverständlich angeordnet und bieten mit dem zentralen Atrium eine sehr gute Orientierung. Die Verkehrsflächen stehen in einem guten Verhältnis zu den Gruppenräumen. Konsequent der gewählten Typologie von Einzelhäusern folgend, werden die Nebenräume den einzelnen Nutzungseinheiten zugeordnet. Die Gruppenräume selbst sind beinahe quadratisch und damit gut geschnitten. Sie orientieren sich nach Osten und nach Süden.

Architektur
Der Altbau bleibt als dominanter Baukörper erhalten. Kritisch erscheint das Verhältnis der flächigen, niedrigen Neubauten zum mächtigen Bestandsgebäude. Auch der direkte Anschluss mit flachgeneigtem Satteldach überzeugt nicht ganz. Die gesamte Anlage ist barrierefrei erschlossen. Flucht- und Rettungswege sind aus allen Bereichen vorhanden. Der Neubau kann unabhängig vom Altbau erstellt werden, so dass, falls überhaupt erforderlich, eine Sanierung des Altbaus ohne Betrieb erfolgen kann. Die Eingriffe in die bestehende Bausubstanz sind eher gering.

Fazit
Die gewählte Typologie des Vierseitenhofes ergibt eine interessante innenräumliche und baukörperliche Struktur, die allerdings die Verluste an Parkflächen nicht aufwiegt.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Ansichten

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Modell

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