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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2014

Neubau einer studentischen Wohnanlage an der Chiemgaustraße

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

bogevischs buero

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

Das Grundstück an der Chiemgauer Straße ist durch zwei wesentliche Rahmenbedingungen bestimmt.
Einerseits führt das hohe Verkehrsaufkommen am Mittleren Ring zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Wohnqualität auf dem Grundstück. Andererseits besticht der alte Baumbestand im Quartiersinneren und an der Straße selbst.
Wir entwickeln eine Gebäudestruktur die den Baumbestand würdigt und die verkehrliche Belastung vom Grundstück abschottet ohne in der Schallschutzbebauung Wohnqualitätseinbußen in Kauf nehmen zu müssen.

Unser Bebauungsvorschlag sieht eine maßstäbliche, kleinteilige Entwicklung in 4 Bauabschnitten vor, die, insbesondere den ersten und zweiten betreffend, auch zusammengefasst werden können.
In keiner der 4 Entwicklungs-Stufen sinkt der vermietbare Apartmentbestand unter 420 Apartments – gerademal 16 weniger als im Jetztzustand. Dieses Entwicklungsszenario trägt dem hohen Bedarf an studentischem Wohnraum Rechnung.

Im Süden entwickeln wir einen Baukörper, der dank einer offenen Laubengangerschließung schallgedämmtes Lüften von der ruhigen Hofseite anbieten kann, und gleichzeitig die Belichtung der Individualräume von Süden ermöglicht. Hier entstehen hochwertige Apartments, der Ring ist durch die bestehende Baumkulisse nur durch einen optischen Filter wahrnehmbar und dank der rückwärtigen Belüftung über hochstehende Lüftungsklappen nicht hörbar. An den Schnittstellen zu den nördlich andockenden Flügeln entstehen große eingehängte Gemeinschafts-Terrassen auf allen Geschossen.

Die Kompakthäuser sind auf Basis einer klassischen Mittelgangtypologie aufgebaut, mit dem Ziel eine wirtschaftliche Entwicklung des Projektes zu ermöglichen. Der Mittelgang wird aber durch Gebäudeversprünge in der Horizontalen wie Vertikalen zu einem anregenden, gemeinschaftsfördernden Bindeglied aufgewertet.
Das helle, große zentrale Treppenhaus belichtet den Gang, der durch den Versatz auch in der Länge reduziert wird. Ferner erhalten die am Gang liegenden Kochnischen ein kleines Brandschutzfenster in den Gang. Die Apartments erhalten dadurch einen Bezug zum Erschließungssystem – ohne die Privatheit einzuschränken. Als Nebeneffekt wird der Gang durch die kleinen Öffnungen zu den Küchen belebt und verliert seine Anonymität.
Durch das Höhenstaffeln des Gebäudes entstehen gut nutzbare – aus Nachbarschaftsschutzgründen ins Quartiersinnere orientierte Dachterrassen mit einem daneben liegenden Gemeinschaftsraum.

Der Park im Norden des Planungsgrundstückes fließt durch die lockere Einzelhausstellung auf das Grundstück. Dieser parkartige Charakter wird durch den weitgehenden Erhalt der prägenden Bestandsbäume gestärkt.
Aufenthaltsangebote für die Studierenden bieten sich an den Eingangsplätzen und an Verbindungspunkten als selbstverständliche Orte der Begegnung für jeden gut erreichbar an. Daneben gibt es im Süden eine kleine Basketballübungsfläche und einen Catalpa Hain um darunter zu chillen. Die intensiv nutzbaren Dachflächen orientieren sich aus Lärmschutzgründen alle konsequent nach Innen, auf den oberen Dachflächen kann gegärtnert werden. Direkt vor der Erdgeschoßräumen liegen kleine, halbprivate Terrassen. Soweit wie möglich werden Versickerungsflächen für Dachwasser als Gräsermulden angeordnet.
Besucherstellplätze und einige Fahrradstellplätze befinden sich oberirdisch im Bereich der Eingänge, die weiteren Stellplätze sind in der Tiefgarage untergebracht.

Mitarbeiter:
Michael Brand, Kerstin Finkenzeller, Justine Vacher, Isabel Temmen, Constanze Fleischer, Amani Radeef

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schafft mit den kompakten Baukörpern eine klare städtebauliche Struktur. Ein Riegel an der Chiemgaustraße schottet das Baugebiet vom Lärm ab. Mit einer kammartigen Verzahnung wird eine Verbindung zu der im Norden anschließenden Bebauung hergestellt. Die Setzung der Hochpunkte ist nicht nachvollziehbar. Anstelle der fünfgeschossigen Bauteile im Inneren, die die Mitte verdichten, wäre ein Akzent an der Chiemgaustraße besser vorstellbar. Es wäre wünschenswert gewesen, die Freiflächen entlang der Straßen zu verringern und diese zugunsten des Innenraums zu verlagern.

Die eigenständige Struktur reagiert nicht auf die östlich und westlich angrenzende Bebauung. Auf den entstehenden Restflächen an der Traunsteiner- und Sintpertstraße werden sinnvollerweise Fahrradabstellmöglichkeiten und PKW-Stellplätze angeboten. Es sind zu wenige Fahrradabstellplätze nachgewiesen.
Zum Park im Norden wird eine gute Anbindung hergestellt – dies betrifft sowohl die optische Anbindung als auch die Wegeverbindung. Auch in Ost-West-Richtung entsteht eine gute Vernetzung mit der Umgebung.

Die Freiflächen sind sehr sorgfältig und differenziert überlegt. Es wird bezweifelt, dass der Baumbestand tatsächlich in genanntem Umfang erhalten werden kann. „Urban Gardening“ wird im Ansatz positiv gewertet. Jedoch wird die Gartennutzung auf den Dächern insbesondere im Hinblick auf die studentische Nutzung kontrovers diskutiert.

Eine Realisierung in vier Bauabschnitten ist sehr gut möglich; der erste Bauabschnitt kann sogar umgesetzt werden, ohne dass ein bestehendes Gebäude abgerissen werden muss.

Funktional geschickt sind im Erdgeschoß des Riegels Fahrräder, Verwaltung und Gemeinschaftseinrichtungen vorgesehen. Auch die Lage der Kinderkrippe mit Freiflächen nach Westen im Nordosten des Grundstücks ist gut gewählt.
Die Grundrissgestaltung zeigt detaillierte und qualitätvolle Überlegungen im Apartment und zur Flurausbildung. Überzeugend ist die Lösung des Bindeglieds mit Erschließung und Gemeinschaftsräumen bei den fünf Baukörpern. Der gewählte Apartment-Typ erfüllt im Riegelbau durch die Zonierung und Lüftungsmöglichkeit von Norden gut die Schallschutzanforderungen. Die Fassadengestaltung ist für die Nutzung des studentischen Wohnens sehr gut vorstellbar.

Die kompakte Bauweise spricht für eine wirtschaftliche Umsetzung des Projekts. Ebenso ist die Anordnung der Tiefgarage sehr gut und wirtschaftlich gelöst.

Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr guten Beitrag zur Lösung der Aufgabe insbesondere mit Augenmerk auf die Schallschutzproblematik dar.