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Einstufiger, begrenzt offener Realisierungswettbewerb mit Losverfahren | 12/2006

Bauwerksplanung für die Kolonnaden entlang der Hafenstraße

Lageplan, Grundriss, Perspektiven

Lageplan, Grundriss, Perspektiven

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

mijic architekten und Ingenieure PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsansatz

Die Kolonnade Hafenstraße ist nicht nur ein reines Lärmschutzbauwerk, sondern eine benutzbare, lineare Skulptur, die unterschiedlichste Funktionen in sich vereint.

Aus diesen funktionalen Anforderungen entwickelt sich die Gestalt des Bauwerks:

- der Steg schwingt! Er oszilliert zwischen der minimal notwendigen Höhe für die Lärmschutzfunktion und der maximal erforderlichen Lage, um die geplanten Verbindungsbrücken zur Mainzer Straße höhengleich anzuschließen. Ob diese letztlich tatsächlich gebaut werden ist dabei zweitrangig. Die gefundene Bauwerksform funktioniert auch so. Fußgänger und Radfahrer lösen sich kontinuierlich von dem Niveau der Hafenstraße und werden zu dieser wieder zurückgeführt. Die nutzbare Breite von ca. 5.00 m bleibt auf der vollen Länge des Promenadenwegs erhalten. Der Steg kann mit unterschiedlichsten Elementen \'möbliert\' werden, an wichtigen Stellen gibt es Durchblicke auf die Ebene der Hafenstraße.

- der Raum wird verdichtet! Der Raum unter dem Steg wird aktiviert durch plastisch herausgearbeitete Einbauten. Der Straßen- und Wegebelag wird an den Knotenpunkten (an den Anschlusspunkten der Fußgängerbrücken und an deren Abgängen) aufgeworfen und in kontinuierlichen Schleifen an der Unterseite des Steges fortgeführt, um anschließend wieder an den Boden zurückzukehren. Die hier entstehenden Volumen können intensiv genutzt werden: es entstehen Räume für Open-Air-Theater, Fitnesscenter, Cafe, Läden, Kiosk, Ateliers, WC-Anlagen u.ä. Hier findet auch über Treppen und Rampen die Verbindung der Ebene des Steges mit der Hafenstraße statt.

- die Mauer schützt! Sie folgt der Silhouette des Steges, ist aber von diesem durch ein fortlaufendes Oberlichtband abgelöst. Dadurch wird der Raum unter dem Steg beidseitig belichtet, er wird heller. Die Schallproblematik der harten Reflexionsflächen lösen wir durch eine zweite Schicht mit zur Bahnlinie gerichteten Glaslamellen, so gibt es Transparenz und Schutz. An den Knotenpunkten werden großflächige Durchblicke ermöglicht und der Sichtbezug zwischen der Stadt Bingen und dem Uferbereich wird hergestellt. Von den vorbeifahrenden Zügen aus ergeben sich interessante Blickbeziehungen und die Länge der Wand wird optisch unterbrochen. Die geschlossene Oberfläche der Wand wird mit einem verfremdeten Relief der umgebenden Landschaft versehen und so akustisch optimiert.

- V-Stützen gliedern die Kolonnade! Um der Monotonie endloser Stützenreihen entgegen zu wirken, haben wir uns dazu entschlossen, die Brüstungen des Steges als tragenden Elemente heranzuziehen und so mit Unterstützung der sich im Querschnitt kontinuierlich verändernden Tragplatte eine weitgespannte, auf die Baumstellung abgestimmte Konstruktion ermöglicht, die mit weniger Stützen auskommt. Im Ergebnis bedeutet dies größere Freiheit bei der Anordnung der geforderten Stellplätze und eine belebte Deckenuntersicht in diesem Bereich. In Querrichtung sind die Stützen als A-Stützen ausgebildet und geben hierdurch die notwendige Stabilität. Das so entstandene Erscheinungsbild unserer Kolonnade wurde von dem auf dem Kopf stehenden Abbild der \'hallucigenia\' inspiriert.

Wir glauben, dass es die zentrale Aufgabe des Entwurfs ist, den Raum zwischen dem vorhandenen Gelände und dem gewünschten erhöhten Promenadenweg zu entwickeln und zu gestalten. Es geht nicht nur darum hier 80 PKW-Stellplätze nachzuweisen, sondern wir wollen Strukturen vorgeben, die durch eine aktive Aneignung eine städtische Nutzung zulassen und fördern. Daher schlagen wir auch im sog. \'Vertiefungsbereich\' einen offenen Raum vor, der mit seinen Sitzstufen und schrägen Ebenen vielfältige \'Bespielungen\' induziert. Gleichzeitig lässt hier die großzügige Verglasung eine intensive Blickbeziehung zwischen dem Gelände diesseits und jenseits der Schallschutzwand zu.

Die Dynamik der Gestalt des Kolonnadenbauwerks unterstützt die angestrebten Nutzungen durch aktive Tätigkeiten: Fitnesscenter, Fahrradladen-/ Werkstatt als Support des Europaradweges, Künstleratelier, usw., die Rampen und Schrägen fordern die spielerische Benutzung (Skaten, Radfahren, Bobbycar, etc.) geradezu heraus.

Materialwahl und Oberflächengestaltung

Aus dem Entwurfsansatz eines linearen Flächen- und Raumkontinuums ergibt sich die Verwendung eines leistungsfähigen, homogenen Konstruktionsmaterials. Daher haben wir eine Stahlbetonkonstruktion gewählt, die alle an sie gestellten Anforderungen optimal bewältigt. Alle außenliegenden Oberflächen des Kolonnadenbauwerks sind mit einer glatt geschalten Sichtbetonoberfläche versehen, zur Bahnlinie gibt es eine akustisch optimierte Vorsatzschale. Dort, wo Räume gebildet werden spannt sich zwischen Steg und Straßenniveau die Glashaut einer Structural-Glazing Fassade. Im Inneren dieser Räume sind die Boden- und Deckenoberflächen aus Holz, die geraden, senkrechten Wandflächen werden in Sichtbeton ausgeführt. Als Umwehrungen sind Glasgeländer mit einem Edelstahlhandlauf vorgesehen.

Der Holzbohlenbelag des Stegs harmoniert gut mit dem geschwungenen Verlauf der Tragkonstruktion. Für den Gehweg und die Parkplätze haben wir, ebenso wie für die Treppen und Rampen Betonoberflächen gewählt, teilweise mit Rutschhemmender Oberflächenstruktur, teilweise als Plattenbelag in \'wildem\' Verband.

Vegetation

Die im Rahmenplan vorgeschlagene \'Bepflanzung\' der Kolonnade mit einer dritten Baumreihe erscheint uns wenig sinnvoll.

Statt dessen greifen wir den ursprünglichen Gedanken der Hafenstraße als Allee wieder auf und schlagen eine diagonal versetzte beidseitige Anordnung großkroniger Bäume (Platanen, gleichhoch) entlang des Straßenverlaufs vor. Hierdurch erhält der Straßenraum als erste Ebene des öffentlichen Raums auch mehr Gewicht.

Die Begrünung des Stegs, der zweiten Ebene, ist dagegen nur punktuell, an geeigneten Orten (im Bereich der Stützen) vorgesehen. Hier finden sich Pflanzinseln mit Büschen, Stauden und kleinkronigen Bäumen, die sich mit anderen Elementen der Stadtmöblierung abwechseln und so die Attraktivität des Promenadenwegs steigern.
Grundrisse, Ansichten, Längsschnitt

Grundrisse, Ansichten, Längsschnitt

Grundrisse, Ansichten, Querschnitte

Grundrisse, Ansichten, Querschnitte

Perspektive Steg

Perspektive Steg

Perspektive Hafenstraße

Perspektive Hafenstraße

Modellfotos

Modellfotos