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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 01/2015

Neubau Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Universität Basel

5. Rang / 5. Preis

Luca Selva Architekten

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

Pro Engineering AG

Bauingenieurwesen

AFC Air Flow Consulting AG

Projektsteuerung

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

PLAY-TIME architectonic image

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Leicht zurückgesetzt von der Grossen Allee, schliesst der einfache, flache Baukörper an die Sporthalle an und richtet sich voll und ganz auf die wichtige Erschliessungsachse Grosse Allee. Konsequenterweise wird auch auf einen Eingang West, zur künftigen Schwimmhalle hin, verzichtet.
Das nur zweigeschossige Volumen dehnt sich zwischen den beiden mächtigen Nachbarn auf der ganzen zur Verfügung stehenden Landfläche aus, sodass die Fläche zwischen den Gebäuden – auf das Minimum beschränkt, um die Entfluchtung bzw. Belichtung der St. Jakobshalle zu gewährleisten – kaum mehr Aufenthaltsqualitäten aufweisen kann.

Die einladend gestaltete Eingangspartie macht den Mangel an Aussenraum jedoch teilweise wett. Ein grosser, offener Hof fasst alle Zugänge sehr übersichtlich zusammen und bildet das Zentrum des Departementes.
Erschlossen wird der Eingangshof über eine breite und dank der Neigung von ca. 5 % auch einladende Rampe. Mit dem Entscheid, den grössten Teil des Erdgeschosses einen Meter über dem Strassenniveau anzuordnen, handeln sich die Verfasser vorwiegend Nachteile und kaum erkennbare Vorteile ein. Denn die Rampe, die zum Haupteingang führt, entspricht zwar der Norm, stellt aber für gehbehinderte Personen eine unnötige Erschwernis dar.
Der Zugang zur Gymnastikhalle liegt sogar in der Neigung der Zugangsrampe.
Um Raumhöhe zu gewinnen, ist die Cafeteria mit dem gut platzierten Aussensitzplatz nur 50 cm über dem Strassenniveau angeordnet und ebenfalls über Rampen erschlossen.
Auch diese Rampen geben Anlass zu Diskussionen, denn sie sind entweder steiler als 6 % oder im Falle der inneren Rampe, trotz des benachbarten Liftes, nur mit geeigneten Umprojektierungen bewilligungsfähig.
Die Gruppenräume beim Gymnastikraum sind im Gebäudeinnern nur über Treppenstufen erreichbar. Zudem erschwert die Niveaudifferenz auch eine sinnvolle Anlieferung.
All diese Probleme hätten mit einem ebenerdigen Zugang vermieden werden können.

Das Rampenthema wird auch im Innenhof fortgesetzt, wo zwar Sitzstufen für eine angenehme Aufenthaltsqualität mit studentischer Atmosphäre sorgen und gleichzeitig eine flache Treppe zu einem oberen Eingang führt, beides jedoch auf Kosten einer vernünftigen Raumgeometrie des darunterliegenden Hörsaals. Zudem macht der obere Eingang höchstens als untergeordneter Nebeneingang Sinn, führt er doch direkt in eine unattraktive Korridorzone. Dank des offenen Eingangshofes sind die beiden Eingangsbereiche und der Empfang attraktiv und gut belichtet.

Das Potenzial des Hofes wird im Innern nicht ausgeschöpft, denn die Haupttreppe, die ins Obergeschoss führt, ist räumlich wenig ansprechend, auch der Zugang zum grossen Hörsaal ist unübersichtlich und eng. Wegen der grösseren Raumhöhe liegt die Gymnastikhalle wiederum tiefer als das Erdgeschossniveau und muss deshalb ohne innere Verbindung auskommen. Der Zugang erfolgt zudem direkt in die Halle, ohne Windfang und Vorbereich.

Dem nutzungsflexiblen Skelettbau aus Beton ist eine allseitig gleiche Fassade aus Holzständern mit einer Holzverkleidung vorangestellt. Das schmale Fassadenraster, die Holzfüllungen und der textile Sonnenschutz verleihen dem Gebäude zwar einen zurückhaltenden, eleganten Ausdruck, trotzdem werden Materialwahl und Erscheinungsbild für diese Bauaufgabe in diesem Kontext hinterfragt.

Freiraum
Durch das Respektieren des engeren Perimeters entsteht eine grosszügige Vorzone, die es erlaubt, die zweite Baumreihe gemäss Masterplan weiterzuführen. Allerdings werden der gewonnene Raum wie auch die Vorzone im Süden fast komplett mit Veloabstellplätzen überlagert, was zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes führt.
Das Alleenfragment auf der Westseite bleibt erhalten, wird aber weder räumlich noch funktional in die Aussenraumgestaltung integriert. Die hier vorgeschlagenen Veloabstellmöglichkeiten liegen zu wenig zentral und ohne direkten Zugang, sodass befürchtet wird, die Vorzone entlang der Grossen Allee werde noch zusätzlich mit Velos belastet.
An sich wurden in der südlichen Vorzone und im Hof konzeptionell interessante Freiraumthemen gewählt, jedoch weist deren Umsetzung deutliche Mängel auf. Der westliche Freiraum mit den bestehenden Kastanien hat keine Funktion und verkommt durch die abgeschottete Lage zum Restraum.

Betrieb und Logistik
Die einzelnen Funktionsbereiche sind gut getrennt im Gebäude untergebracht. Der Labor- und Patientenbereich ist ausnahmslos im Obergeschoss eingerichtet, wobei die Anordnung des Empfangs- und Wartebereichs in der Haupterschliessungszone des Obergeschosses wenig praktikabel ist. Teilweise ist der Patientenfluss umständlich, könnte aber durch eine Umgruppierung einzelner Räume verbessert werden. EEG- und Stresstestraum sind ungünstig proportioniert, der zwischengeschaltete Vorbereitungs- und Ruheraum fehlt.
Die Orientierung im Gebäude ist grundsätzlich verbesserungswürdig, insbesondere die Auffindbarkeit des Hörsaales. Im Obergeschoss sind die Büros mit komplizierter Wegeführung durch den Patientenbereich erschlossen.

Eine Umwandlung des Open-Space-Bereichs in Gruppenbüros ist wegen der grossen Raumtiefe erschwert und es wurde zu wenig Fläche / Arbeitsplätze nachgewiesen.
Für den zentralen Empfang, das Studentensekretariat und die Bibliothek wird eine gemeinsame Theke vorgeschlagen. Die dadurch geschaffenen betrieblichen Synergien werden begrüsst, es ist jedoch zu befürchten, dass in den Stosszeiten erhebliche Wartezeiten auftreten können.

Die Erschliessungs- und Vorzonen zu Hörsaal und Seminarräumen sind nicht ausreichend dimensioniert, die stark abgetreppte Decke des Hörsaals ist für eine Projektion ungeeignet.
Die Cafeteria ist sehr öffentlich an der Grossen Allee mit einem kleinen Aussenbereich eingerichtet; als Treffpunkt und Zentrum des Departements ist sie jedoch zu peripher gelegen. Die betriebliche Organisation ist zwar gut ausgebildet, die Anlieferung muss allerdings über den Hauptzugang erfolgen. Die Arbeitsplätze in der Küche sind ungenügend belichtet und es fehlt der Blick ins Freie.
Der Zugang und die Organisation der Sporthalle funktioniert bis auf den zu schmalen Gang zwischen den Geräteräumen gut.
Die Spinde der Studierenden wurden im gesamten Gebäude, auch im Labor- und Bürobereich, verteilt. Diese Anordnung ist wenig praktikabel, da sich hier keine Studierenden aufhalten werden.

Gebäudetechnik
Die Verpflichtung für die Einhaltung des Minergie-P-Eco-Standards ist enthalten. Das Gebäude zeichnet sich betreffend Wärme- und Kühlenergiebedarf durch einen mittleren Wert der Gebäudehüllzahl aus. Die im Erdreich befindlichen Gebäudeteile sollten keinen Eingriff in den Grundwasserhaushalt haben, da sich die Fundamentsohle im Bereich des Mittelwasserpegels befindet. Der sommerliche Wärmeschutz als kritischer Erfolgsfaktor im Minergie-P-Standard ist nicht genügend dargelegt. Das Gebäude wird folgerichtig mit einer Lüftungsanlage ausgerüstet und die Fenster lassen sich aus psychologischen Gründen öffnen.
Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgen über eine reversible Grundwasser- oder Erdsondenwärmepumpe. Die geringen Raumhöhen der Gebäudetechnikzentralen werden hinterfragt. Eine Fussbodenheizung als alleiniges System für die Turnhalle ist für das Raumtemperaturregime 12 / 16 / 20 ˚C ungenügend. Räume mit hoher interner Wärmelast werden nicht erkannt und entsprechend auch nicht mit zusätzlichen Kühlsystemen versehen.
Das Gebäude wird zeitgemäss mit LED-Beleuchtung und Tageslicht- und Präsenzsteuerung ausgerüstet.

Wirtschaftlichkeit
Der Wettbewerbsbeitrag MAX gehört bezüglich Geschossfläche und Volumen zu den mittleren Beiträgen. Die Konstruktion ist für alle Bauteile gut lesbar und damit auch gut berechenbar. Das grösste Geschossvolumen fällt im Untergeschoss an, kommt aber dennoch über dem mittleren Grundwasserspiegel zu liegen. Die Fassade wird durch Ausfachung und Stützen getragen. Der Verglasungsanteil ist auf das Notwendige reduziert, was für den Minergie-P-Eco-Anspruch sicherlich von Vorteil ist. Da Raumhöhen für Installationsbereiche fehlen, muss von einem leicht grösseren Gesamtvolumen ausgegangen werden.

Würdigung
Auf den ersten Blick wirkt der Projektvorschlag zurückhaltend und einfach: Im zweigeschossigen, ruhigen Baukörper sorgt ein schön gestalteter zentraler Eingangshof für gute Belichtung und Orientierung.
Bei vertiefter Betrachtung zeigen sich jedoch die Schwächen des Projektes, die zum einen in den kaum bewältigbaren unterschiedlichen Niveaus des Erdgeschosses liegen, zum anderen im Fehlen einer räumlich attraktiven Haupterschliessung mit qualitätvollen Aufenthaltsbereichen. Im Weiteren wird auch der Entscheid, das Gebäude vom westlichen Aussenraum komplett abzuschotten, hinterfragt.
4. Rang 5 / 5