Bezirkskrankenhaus

Die angemessene Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude ist die positive Grundidee der Arbeit. Das städtebauliche Konzept insgesamt überzeugt jedoch nicht in allen Bereichen. Die Entwicklung der Haupterschließungsachse Richtung Haus 21 ist unklar. Das Eingangsbauwerk stellt sich als zu groß und einfallslos dar. Der Vorschlag für die Verbannung des ruhenden Verkehrs unter die Erde wird als Idee grundsätzlich begrüßenswert, ist jedoch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum umsetzbar und auch nicht notwendig.

Durch die Konzeptidee die Gerontopsychiatrie als I-geschossigen und verbindenden Gebäudeteppich im Herzen der historischen Anlage einzubauen, wird der Baumbestand und die Topographie massiv verändert. Anstelle des Parks mit Rasenflächen, Solitär und Baumgruppen tritt ein großflächiger Baukörper mit Flachdachbegrünung und zahlreichen Grünhöfen. Diese neue nur auf das Gebäude bezogene Freiraumgestaltung kann die Qualität der vorhandenen Strukturen nicht wie vom Verfasser beabsichtigt ergänzen und bereichern, sondern verändert grundlegend die vorhandene intakte Parklandschaft und die topographische Situation. Die Gestaltung der Innenhöfe wirkt schematisch. Das beabsichtigte Nachzeichnen der Topographie in den Innenhöfen entspricht nicht den Anforderung an therapeutische Gartengestaltung. Dies erscheint jedoch reparabel.

Aus Sicht der Denkmalpflege ist es positiv dass die historischen Gebäude einbezogen und angemessen genutzt werden. Allerdings bedingt die unzweifelhaft interessante Arbeit einen konsequenten Paradigmenwechsel vom historischen Pavillonsystems zu einer Netzstruktur. Dadurch wird massiv in die topographische Freiraumsituation eingegriffen und es wird die Chance aufgegeben die historischen Wege und Sichtbeziehungen zu revitalisieren und einer neuen Qualität zu zuführen.

Die Eingangssituation der Gerontopsychiatrie ist klar erkennbar, die Orientierung ist sehr gut gelöst. Eine abschnittsweise Realisierung ist gut möglich. Es gelingt, die hohen funktionalen Anforderungen eines modernen Klinikbetriebs mit dem Leitgedanken „Gesunden im Grünen“ auf äußerst gelungene Art zu verbinden. Dies hat insbesondere vor dem Hintergrund der Nutzung als gerontopsychiatrische Klinik großes Potenzial bei der Behandlung desorientierter Patienten.

Problematisch für den Betrieb ist die Lage der Pflegestützpunkte, die eine Beaufsichtigung der Patienten erschweren, gleichwohl könnte durch eine Umsortierung der Räume sicherlich eine Verbesserung erreicht werden. Die durchgängig ebenerdige Bauweise ist im Sinne der Barrierefreiheit in hohem Maße wünschenswert und gelungen. Die geschlossenen Innenhöfe schaffen dem Patienten Freiräume, die nur in einer ebenerdigen Anordnung möglich sind (Eigenständigkeit, Selbstständigkeit selbst desorientierter Personen). Hier wird der ursprüngliche Gedanke „Gesunden im Grünen“ mit großen therapeutischem Potenzial fortentwickelt. Lage und Zugang der Notaufnahme müssten korrigiert werden. Es müssen getrennte Wege für Notaufnahme und Besuch realisiert werden. Durch die Nutzung der Bestandsgebäude für Therapie, Behandlung, Personal, Aufnahme werden kurze Wege erzielt.

Die Kenndaten liegen im unterdurchschnittlichen Bereich. Es werden jedoch große Hüllflächen erzeugt. Die Wirtschaftlichkeit der Bauweise und des Betriebes wurden kontrovers diskutiert.

Trotz kleinerer, behebbarer Mängel, bietet der Entwurf einen überzeugenden Rahmen für das Wohlbefinden und die Gesundung des Patienten. Der mutige Konzeptgedanke stellt eine innovative Lösung dar, die jedoch einen bewussten Paradigmenwechsel bedingt, was unter städtebaulichen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten kritisch diskutiert wird.