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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Ortsdurchfahrt und Ortsmitte

Lageplan im zentralen Bereich

Lageplan im zentralen Bereich

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

Logo verde Ralph Kulak Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

TEXTLICHE ERLÄUTERUNG ORTSDURCHFAHRT

Die neue Ortsdurchfahrt von Hohenlinden unterscheidet sich wesentlich vom aktuellen Zustand. Bedingt durch die heute reduzierten Verkehrsstärken wird der Straßenraum, ausgehend von der neuen Ortsmitte, in mehreren Bauabschnitten komplett umgebaut. Dabei wird neben einer gestalterischen und benutzerfreundlichen Umgestaltung insbesondere Wert auf einen wirtschaftlich vertretbaren Ausbau gelegt.

Wirksam wird dieser Paradigmenwechsel durch nachfolgende Planungsansätze:

_Änderung des Straßenprofils (Verschmälerung auf 7,00m)
_Rückbau der Hochborde (Entnahme der optische Leitlinien für den Fahrverkehr)
_Höhengleicher Ausbau (barrierefrei v.a. wichtig für ältere Mitbürger)
_Bevorrechtigung von querenden Fußgängern, Schulkindern durch Bedarfsampeln
_Förderung von Mischnutzungen (Fußgänger, Radfahrer, MIV, ruhender Verkehr)
_Aufwertung der Aufenthaltsbereiche durch hochwertige Ausstattungen
(wechselnde Kunstinstallationen an der alten Kirche)
_einheitliche Materialwahl in Bewegungs- und Aufenthaltsbereichen
_Hervorhebung der Sakralbauten (Beleuchtungskonzept)

Ziel der Maßnahmen ist eine Aufwertung der Seitenräume. Dies wird erreicht durch einen Rückbau der Straßenbreite auf 7,00 m. Damit kann eine durchgehende Gehwegbreite von 2 m oder mehr angeboten werden. In Zusammenarbeit mit den privaten Grundstückseigentümern können bei entsprechenden Erdgeschossnutzungen breitere Mischflächen geschaffen werden, die z.B. eine Bestuhlung im Außenraum ermöglichen. Der Straßenquerschnitt wird wie in der Ortsmitte höhengleich ausgebaut (Querung für Fußgänger barrierefrei).

Der Standort des Maibaums wird wieder zur alten Kirche verlegt. Hier ist er in der Straßenachse weithin sichtbar. Vor der alten Kirche mit den umgebenden Pflasterungen und Aufenthaltsangeboten entsteht so neben der Ortsmitte ein weiterer Identifikationsort für Hohenlinden.

Die Beleuchtung erfolgt über wechselseitig im Straßenraum gestellte Mastaufsatzleuchten.

Der Straßenbelag wird in Asphalt ausgeführt, Gehbahnen und Stellplätze in Natursteinpflaster (Granit, geschnitten, gestockt, Kanten gebrochen). Die Knotenpunkte (St 2086) mit den einmündenden Staatsstraßen werden auf die erforderlichen Querschnitte zurückgebaut (Ebersberger und Isener Straße).

Um die Münchner Straße weiter zu beruhigen, wird die künftige Funktion als Erschließungsstraße betont und gegenüber der Hauptstraße / Erdinger Straße untergeordnet, d. h. mit „Vorfahrt gewähren“ beschildert. Um die Einrichtungen und Wohngebiete der nördlichen Hauptstraße mit den südlich gelegen Bereichen (Wohnen im Bereich Lindenstraße, Gasthof) besser zu verknüpfen, wird die Fußgängersignalanlage vom Knotenpunkt Münchner Straße / Erdinger Straße zentral in die Hauptstraße verlegt. Auf die Einrichtung einer abknickenden Vorfahrtsstraße am Knotenpunkt Hauptstraße / Ebersberger Straße (St 2086) wird aus Gründen der Verkehrssicherheit verzichtet.

Die Ortseingänge werden mit Bauminseln markiert. In der Münchner Straße wird zusätzlich eine Querungshilfe für Radfahrer angeboten.

TEXTLICHE ERLÄUTERUNG ORTSMITTE

Zwischen Ebersberger Straße und Isener Straße spannt sich die neue Ortsmitte von Hohenlinden auf. Im räumlichen Kontext zur Kirche St. Josef und der Kirche Maria Heimsuchung sowie den räumlich dominierenden ehemaligen Hofgebäuden südlich der Hauptstraße entwickelt sich ein neuzeitlich gestalteter Stadtraum.

Der bislang durch den motorisierten Verkehr geprägte Straßenzug, welcher durch die Ortsumfahrung wesentlich entlastet wurde, erhält räumliche Aufweitungen in die Seitenbereiche und wandelt so seinen Charakter vom dominanten Verkehrsweg zum multifunktional nutzbaren städtischen Raum. Wirksam wird dieser Paradigmenwechsel durch nachfolgende Planungsansätze:

_Reduzierung der Fahrbahnbreite von heute 8,50 m auf 6,00 m und Verbreiterung der Seitenräume
_Änderung des Straßenprofils (Mittelrinne)
_Barrierefreiheit durch höhengleichen Ausbau und Verzicht auf Hochborde
_Sicherung von querenden Fußgängern, Schulkindern durch eine Fußgängersignalanlage mit breiter Fußgängerfurt
_Förderung von Mischnutzungen (Fußgänger, Radfahrer, MIV, ruhender Verkehr)
_Aufwertung der Aufenthaltsbereiche durch hochwertige Ausstattungen (z.B. Brunnen)
_Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h
_einheitliche Materialwahl in Bewegungs- und Aufenthaltsbereichen
_Hervorhebung der Sakralbauten mit einem Beleuchtungskonzept

Die großzügig gestalteten Platzflächen v.a. vor der Kirche St. Josef werden zum Mittelpunkt des Gemeindelebens. Mit der Verlangsamung des Verkehrs entstehen funktional diversifizierte Aufenthalts- und Nutzungsbereiche. Gastronomie, Cafés und Geschäfte bieten Sitz- und Bewirtungsmöglichkeiten im Freien an. Bänke, Spielmöglichkeiten und Kunstinstallationen ergänzen das Angebot und erhöhen die Aufenthaltsqualität. Der Brunnen an der Westfassade der Kirche St. Josef wird zum Alleinstellungsmerkmal und Identifikationsort.

Optional angeboten werden Flächen für einen Bauernmarkt südlich der Kirche. Hier sind Verkaufsstände für lokale Produkte (Gemüse, Obst etc.) während der Woche als auch Flohmärkte oder Kunst- und Weihnachtsmärkte möglich. Die Gestaltungsidee verfolgt einen technisch einfachen Ausbau, der variabel über die Jahre, in der Benutzung flexibel und multifunktional den Ansprüchen des Gemeindelebens entspricht. Größere Dorffeste, Theateraufführungen, Musikveranstaltungen und Märkte sind bei entsprechender Verkehrssperrung der Ortsmitte jederzeit möglich.

Die Beleuchtung der Geh- und Fahrbereiche erfolgt über wechselseitig gestellte Mastaufsatzleuchten. Die Sakralgebäude werden besonders im Ortsbild hervorgehoben und speziell illuminiert.

Die Ausbildung einer Mittelrinne führt zu einer optischen Erweiterung des Raums und stärkt die Wirkung der Sakral- und Profanbauten in der Hauptstraße. Fahrbereiche und Aufenthaltsbereiche werden einheitlich mit Naturstein (Granit) befestigt. Die Fahrbahn erhält einen Plattenbelag mit geringem Fugenanteil (Lärmschutz). Geh- und Aufenthaltsbereiche werden mit großformatigem Mischpflaster (Großstein, geschnitten, gestockt; Kanten gebrochen) einheitlich gestaltet.

Der Straßenquerschnitt kann aufgrund der Verkehrsstärken in diesem ca. 250 m langen Teilstück auf 6,00 m zurückgenommen werden (Begegnungsverkehr Bus – Bus). Die reduzierte Geschwindigkeit (Tempo 30) und die geringere Fahrbahnbreite erlaubt Fußgängern ein gefahrloses Queren. Die Führung des Radverkehrs erfolgt im Mischverkehr auf der Fahrbahn. Die breiten Seitenräume ermöglichen zusätzlich die Beschilderung „Radfahrer frei“ auf den Gehwegen. Mit den reduzierten Geschwindigkeiten ändern sich auch die vom Verkehr ausgelösten Geräuschemissionen signifikant.

Den die Hauptstraße querenden Fußgängern in die Pfarrer-Andrä-Straße (Schulkinder) wird als Querungshilfe eine Fußgängersignalanlage mit einer breiten Fußgängerfurt angeboten. Mit der zurückgesetzten Haltelinie in der Hauptstraße wird die Ausfahrt der Schulbusse aus der Pfarrer-Andrä-Straße ermöglicht.

Stellplätze im Straßenraum werden im Wesentlichen als Längsparker angeboten. Diese Stellplätze sind vor allem für Kurzparker geeignet, die die in der Ortsmitte vertretenen Geschäfte aufsuchen wollen. Insgesamt können in der Ortsmitte 70 Stellplätze angeboten werden. Die Stellplätze am Rathaus bleiben erhalten.

Im Umfeld der Kirchen werden Abstellplätze für Räder mit Fahrradbügeln angeboten.

Um die Wirkung der Umfahrung zu stärken und die Verkehrsbelastung auf der nördlichen Hauptstraße zusätzlich zu reduzieren wird empfohlen, die wegweisende Beschilderung auf die Umfahrung auszurichten. Dies betrifft z.B. die Ausweisung des Ziels „München“ am Knotenpunkt Hauptstraße / Isener Straße (St 2086).

Als Auftakt zur neuen Ortsmitte werden an der Ecke Isener Straße / Hauptstraße ein Neubau (Wohn- und Geschäftshaus) sowie der Neubau eines Drogeriemarktes angeboten. Der Kreuzungsbereich wird umgestaltet, so dass großzügige Geh- und Aufenthaltsbereiche für den Neubau entstehen. Auch im Kanzleiweg und an der Einmündung der Ebersberger Straße werden Neubauten (Nachverdichtung) angeboten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch sein städtebauliches Leitmotiv, mittels eines durchgängigen Belagswechsels zwischen der Einmündung Ebersberger Straße und Isener Straße eine große zusammenhängende Ortsmitte zu schaffen. Mittels räumlicher Aufweitungen wird in diesem Bereich eine Abfolge unterschiedlicher Platzsituationen generiert, welche zu einer Aufwertung des Ortskerns führt.

Der Kirchplatz wird in angenehmer Maßstäblichkeit in einzelne Teilbereiche gegliedert, welche mit unterschiedlichen Nutzungen bespielt werden. Hier weitet sich der Raum und es entsteht ein großzügiger Platz. Das Kriegerdenkmal wird eingebunden in eine Baumgruppe, der Bedarf an kirchennahen Stellplätzen wird berücksichtigt. Positiv gesehen wird auch die Setzung der Beleuchtung, welche entlang der Hauptstraße vorgeschlagen wird und eine angenehme Ausleuchtung erwarten lässt.

Kontrovers diskutiert wurde die Positionierung der vorgeschlagenen Neubebauung. Während die Reihenhäuser im Bereich südlich der Scheune und im Bereich Kanzleiweg als Vorschlag für eine Nachverdichtung überzeugen, wird der Rückbau der Bestandsgebäude des Lagerhaus-Areals sowie die hier vorgeschlagene Neubebauung kritisch gesehen. Gleiches gilt für die vorgeschlagene neue Bebauung auf dem Areal der Tankstelle. Weder die gewählte Gebäudetypologie noch die Positionierung erscheinen hier als angemessene Antwort zur räumlichen Stärkung des Ortskerns. Die Isener Straße mündet hier direkt auf einen Parkplatz. Auch fehlen Querungshilfen im Bereich Brückenweg, Isener Straße und Gemeindestraße nahe der Bushaltestelle.

Generell erscheint die Formulierung eines adäquaten Auftakts nach Hohenlinden als zu wenig stark. Es fehlen bauliche oder landschaftsplanerische Eingriffe, welche eine Stärkung der räumlichen Situation schaffen. So wird im Bereich Einmündung Münchner Straße in die Hauptstraße die dort geschaffene Fläche, weder baulich noch freiflächenplanerisch genutzt. Die Qualitäten, welche sich im Ortskern finden, fehlen teils im größeren Kontext.
Übersichtsplan

Übersichtsplan

Vertiefungsausschnitt

Vertiefungsausschnitt