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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2006

Neubau des Keltenmuseums am Glauberg

Übersichtsplan

Übersichtsplan

4. Ankauf

bbp : architekten bda

Architektur

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Keltenmuseum am Glauberg – Erläuterungsbericht 306185

Idee

Den Glauberg im Rücken richtet sich der Blick auf den rekonstruierten Grabhügel und schweift weiter über die weitläufige umgebene Landschaft. Der Hügel ist der Focus, durch ihn wird die Phantasie angeregt, über das Leben der Kelten nachzudenken. Der Ort beeindruckt durch seine Einfachheit und Größe.

Das Museum ordnet sich der Landschaft unter. Es vermeidet jegliche Konkurrenz zum Hügel, fügt sich in die vorhandene Topografie ein und wird selbst Teil der Landschaft. Die Mauern durchziehen die Topografie und formen das Gebäude. Sie weisen auf das Museum hin, führen zum Eingang und weiter hinein bis zum Keltenfürsten. Hier öffnet sich der Blick zum Grabhügel, die Mauern brechen auf, der Raum wird hell und licht.

Erschließung/Funktion

Nach der kurvenreichen Auffahrt sieht der Besucher an der Wegekreuzung zum ersten Mal den markanten Grabhügel. Er biegt nach links ab und fährt weiter den Berg hinauf bis zum Parkplatz, der unter dem neu angelegten Hain gelegen ist. Von hier aus führen ihn Mauern bis zum Eingang des Museums, die Sicht auf den Hügel ist nun durch die Mauern verstellt. Nach Betreten des Museums sieht der Besucher zunächst in den unteren Ausstellungsbereich „E“, die erste Neugierde wird geweckt. Wenige Schritte weiter wird die Mauer unterbrochen, Raum und Blick öffnen sich hin zum Grabhügel. Hier besteht auch erstmalig die Gelegenheit, durch einen schmalen Sichtschlitz in den zentralen Raum mit der Statue des Keltenfürsten zu schauen.
Sämtliche Funktionsbereiche sind vom Eingangsbereich aus separat zu erschließen. Von der Kasse mit angegliederten Shop hat der Besucher die Wahl: In der Ebene 0 sind das Café mit Außenterrasse sowie der Raum für Museumspädagogik mit zugeordnetem Außenbereich angeordnet. Das Café ist unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums zugänglich. In der Ebene –1 befindet sich das multifunktionale Foyer, welches mit der Sonderausstellung und dem Vortrags-/Medienraum zusammen geschlossen werden kann. In diesem Foyer beginnt und endet der Ausstellungsrundgang, gleichzeitig wird von hier der archäobotanische Garten erschlossen.
Im Zentrum befindet sich die Statue des Keltenfürsten in einem eigenen, zweigeschossigen Raum. Dieser Raum ist von diversen angelagerten Bereichen aus über Sichtschlitze wahrnehmbar. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Raum auch vom Dach aus über ein „umgekehrtes Periskop“ zu betrachten. Die Ausstellungsräume sind kompakt um den Keltenfürsten herum angeordnet und erlauben, flexibel auf verschiedene Ausstellungskonzepte zu reagieren.
Der Hang fließt auf das Dach des Museums, so dass dieses von der Öffentlichkeit begehbar ist. Von hier aus bietet sich ein ungestörter Blick auf den Grabhügel und die Landschaft, der vorhandene Aussichtsturm wird entbehrlich. Bezahlter und unbezahlter Bereich sind konsequent getrennt.
Die Anlieferung geschieht von Westen her und ist durch das auskragende Dach vor Blicken und Wetter geschützt.



Außenanlagen

Im direkten Umfeld des neuen Museums wird ein Hain aus Großbaumarten vorgeschlagen, die im Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung im Bereich des Glaubergs heimisch und für das Landschaftsbild charakterbildend waren. Die sich im Laufe der Zeit dann langsam herausbildende „Halblichtung“ öffnet sich nach Süden und gibt durch dieses „Landschaftsfenster“ dem geduckten, terrassierten Museumsvolumen einen landschaftlich bestimmten Rahmen. Der „Blick“ richtet sich in die Weite des vermuteten „heiligen Bezirks“ um die bereits entdeckten Grabstätten der Kelten vom Glauberg.
Die erstaunlichen Ergebnisse der geomagnetischen Prospektion des Raumes werden nach und nach oberirdisch abgesteckt, durch eine Stechkante markiert sowie im Mahrrhythmus der Wiesen gegenüber dem Umliegenden vermehrt im Jahr gemäht, so dass sich auf dem Muster der Spuren ein veränderte Zusammensetzung der Gräser ergibt und die Flächen sich dadurch farblich und von der Grasdecke der Umgebung unterscheiden.
Einige der Spuren dienen zu Rasenwegen angelegt der Funktion des informativen Rundweges, durch bodennahe Infotafeln sowie Medienkonsolen im Gelände kann sich der Besucher Wissenswertes vor Ort erläutern lassen.
Die Pflanzenexponate der Gartenterrasse erläutern dem Besucher ein Spektrum der Pflanzenverwendung der Kelten im Handels-, Wirtschafts-, Arzneiwesen sowie in der Küche und im Kultischen.


Material

Die Mauern bestehen aus bräunlich-beige durchgefärbten Beton, der durch entsprechende Rezeptur, Schalung und Oberflächenbehandlung einen erdigen, archaischen Charakter erhält und so an die typischen Mauern der Kelten erinnert. Die Mauern sind kräftig und breit. Ihr zweischaliger Aufbau erlaubt die Leitungsführung der Lüftung/Klimatisierung in ihrem Inneren, auf abgehängte Decken kann verzichtet werden. Zudem können weitere Ausstellungsmöglichkeiten durch Aussparungen oder Nischen geschaffen werden. Die Blickachse zum Grabhügel bricht die Mauern auf, durch großformatige Verglasung entsteht ein „Auge“, das zum Hügel schaut.


Ökologie und Wirtschaftlichkeit

Das Gebäude befindet sich zu einem großen Teil unter der Erde und weist von daher günstige energetische Kennwerte auf. Die hohen Fassaden-Investitionskosten werden deutlich reduziert. Die zweigeschossige Organisation führt zu einer großen Kompaktheit und einem günstigen A/V-Verhältnis. Die grobe Außenhaut ist praktisch wartungsfrei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag zeichnet sich durch eine sehr gute Einheit von Architektur und Landschaft aus, der das Museum als prägnante Architektur erfahrbar macht und gleichzeitig die Landschaft mit dem Fürstenhügel fokussiert.

Die Führung der Besucher vom Parkplatz, durch einen Hain mit Bäumen aus der Keltenzeit, in das Museum ist gut gelöst. Der Besucher gelangt in ein großzügiges Foyer mit einer guten Orientierung und der Inszenierung von Blickbeziehungen im Inneren, wie nach Außen . Die Haltung des Museums mit seinen \"Augen\" ( dem Wechsel von geschlossenen und offenen Wandflächen) zum Prozessionsweg und dem Fürstenhügel ist selbstbewusst ohne aufdringlich zu sein. Die Jury kritisiert, dass das Gebäude vom Parkplatz aus nahezu in der Landschaft verschwindet.

Die Ausstellungsräume wirken - auch ohne Ausstellungsobjekte - spannungsvoll und veränderbar. Die Organisation und Gestaltung des Innenbereiches ist daher für zukünftige Ausstellungen und Veranstaltungen sehr flexibel nutzbar. Begrüßt wird die direkte und flächensparende Nachbarschaft von Ausstellung und archäobotanischem Garten. Der Freiraum wird punktuell sensibel ergänzt und gestärkt. Die Nachzeichnung historischer Spuren mit Gräsern ist ein probates und kostengünstiges Gestaltungselement.

Die Raumbildung und Wegeführung mit den Mauern und Terrassen und die Art der Komposition vermitteln unaufdringlich zwischen der Stadt der Toten ( Grabhügelbereich ) und der Stadt der Lebenden ( Glaubergplateau ). Die Mauer- und Terrassenlandschaft ist hinsichtlich des Gesamtbildes ( zu unruhig ) zu prüfen.

Die geringfügigen Kostenüberschreitung könnten mit Flächenreduzierungen bzw. Nutzungsveränderungen ( z.B. Foyerverkleidungen zugunsten von weiteren Ausstellungsflächen ) kompensiert werden, ohne die Qualität des Gesmatkonzeptes zu gefährden. Das vorgeschlagene Fassaden- und Mauermaterial (Nachahmung von historischem Lehmmaterial) ist äußerst fragwürdig und muss überdacht werden.

Die Arbeit stellt einen überzeugenden Beitrag für ein Keltenmuseum dar, welches die Ausstellung im Innenraum mit den SChätzen im Außenraum vereint.

Übersichtsplan

Übersichtsplan

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Grundriss

Grundriss

Grundriss

Grundriss

Ansichten und Perspektiven

Ansichten und Perspektiven

Ansichten und Perspektiven

Ansichten und Perspektiven

Blick zum Museum

Blick zum Museum

Blick zum Museum

Blick zum Museum

Konzeptskizze

Konzeptskizze

Konzeptskizze

Konzeptskizze