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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2015

Integratives Schulprojekt

2. Preis

plus bauplanung

Architektur

Specht Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Integratives Schulprojekt in Schweich
Erläuterungsbericht:

Präambel

SchülerInnen verbringen in einer Ganztages-Förderschule einen überwiegenden Teil ihrer Zeit und werden wesentlich durch die gebaute Umgebung geprägt.

Für uns als Architekten stellt sich somit die primäre Herausforderung einen Lebensraum für Kinder zu schaffen, der ihnen zugleich Geborgenheit, Sicherheit und Heimat bietet und ihre emotionale und motorische Entwicklung fördert.

Wir haben das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung eines gegliederten Hauses gelegt. Die einzelnen Funktionseinheiten sind als Häuser erlebbar. Diese sollen durch differenzierte Materialwahl und signifikante Farbgebung jeweils als erkennbare Adressen individualisiert sein.

Das Wohlbefinden jedes Kindes, (einzeln und in der Gruppe), ist für uns die Messlatte, an der unser Entwurf gemessen werden sollte. Es gilt für die sensibelste Zeit ihrer Entwicklung einen Lebensraum bereitzustellen und zu gestalten, der für jedes Kind optimale Entwicklungschancen bietet.

Für die spezifische Ausgestaltung der Räume halten wir die Partizipation mit dem Kollegium für unbedingt erforderlich. Das Ergebnis wird dadurch ein einmaliger vitaler Ort für eine behütete Schülerschaft und ein ambitioniertes Team werden.

Städtebaubauliche Schwerpunkte
Der städtebauliche Entwurfsansatz folgt den Vorgaben der Auslobung und ist in seinem Ergebnis die Bemühung, die Bedingungen des Ortes mit den Bedürfnissen der Schüler und den Funktionen der Schule in Übereinstimmung und in Einklang zu bringen.
Die städtebauliche Grundidee ist eine klare erkennbare Gliederung der Baukörper und Nutzungseinheiten, die beiden Grundschulen als Inklusionsabteilungen, die Oberstufe und die Sporthalle.
Als Verbindungskörper entlang der internen Erschließungsstraße dienen die allgemeinen Unterrichtsräume sowie der Verwaltungsbereich.
Nach Nordwesten verzahnen sich die Baukörper mit der Landschaft, in den Zwischenzonen gliedern sich die Außenanlagen in gefasste und differenzierte Nutzungsmöglichkeiten.

Die vorgegebene, interne Erschließungsstraße ermöglicht, dass die Kinder mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, bis an ihren Klassenzimmerbereich gebracht werden.
Drei Zugänge tragen dieser Anforderung Rechnung. Großzügige Vordächer schützen diese spezielle Hol- und Bringsituation auch bei schlechter Witterung.

Die Erschließungsstraße wird direkt nach dem „Kiss and Ride“ Parkplatz durch eine Schranke als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen und wird so zum Vorplatz der Schule als langgezogene Piazza.
Die Lärmschutzwand mit Fußgängerrampe bildet die bauliche östliche Kante.
Die Aufstellung der Schul- und Kleinbusse erfolgt straßenbegleitend.
Der Lehrparkplatz wird am Ende der Erschließungsstraße im Süden des Grundstücks angeordnet. Die Stellplätze des „Kiss and Ride“ Parkplatzes werden nach den Öffnungszeiten der Schule der Sporthallennutzung zugewiesen.

Der Baukörper entwickelt sich Größenteils eingeschossig. Der zweigeschossige Rücken bildet die Kante zum Vorplatz.
Nach Westen, in die Landschaft sich öffnend, erwickeln sich verschieden Schulhofbereiche denen unterschiedliche Aktivitäten zugeordnet sind. Der Baukörper gliedert sich in die einzelnen Funktionsbereiche der Schule (Inklusionsabteilung 1 und 2, sowie Oberstufe).
Dem mittleren Schulhof zugewandt liegen die Klassenzimmer der Grundschule, der Mehrzwecksaal und die zentrale Halle.
Die Klassenzimmer der Treverer Schule öffnen sich in die privateren und ruhigeren Höfe.

Die Sporthalle bildet den Auftakt der Bebauung im Norden und ist so auf direktem Weg auch für außerschulische Nutzungen zugänglich. Die Außenspielfelder sind der Sporthalle zugeordnet und ermöglichen so eine direkte Nutzung für den Sportbetrieb.

Die städtebauliche Leitidee verfolgt eine Gesamtfigur, die das Gemeinsame beinhaltet und signalisiert und sich gleichzeitig so gliedert und differenziert, dass die einzelnen Nutzungseinheiten ablesbar sind, Orientierung bietet und eine Identifikation des Einzelnen mit der Schule sicher stellen.

Die Erweiterbarkeit wird in Form einer Aufstockung der Oberstufe realisiert und bildet dann die dritte Integrationsabteilung. In der Erweiterung können bis zu 8 zusätzliche Klassenräume untergebracht werden.

Ausbildung Inklusionsabteilungen:

Die einzelnen Nutzungsbereiche sind so angeordnet, dass sie von den allgemeinen Erschließungswegen abgeschirmt sind. Die Abteilungen sind somit von Störungen frei gehalten. Diese Struktur ermöglicht eine ideale Voraussetzung für die Ausbildung funktionierender Lernlandschaften als Kern jeder Inklusionsabteilung.
Die Unterrichtsräume der Grundschule und der Treverer Schule gruppieren sich um jeweils einen Kern, eine zentrale, ebenerdige Halle, mit umlaufender natürlicher Belichtung. Diese erfolgt über vertikale verglaste Flächen des angehobenen Daches.
Dieser Bereich dient als Schüllertreff, als Inklusions-Zentrum der Abteilung und ist gleichzeitig Raum für differenzierten Unterricht.
Der Raum des Ganztagesbereiches, als auch der Förderraum können durch mobile Trennwände zum Schülertreff geöffnet werden.
Die schutzbedürftigeren Räume der Treverer Schule sind durch einen Versorgungsriegel aus Lager, WC und Teeküche vom Schülertreff abgeschirmt.
Im Obergeschoss befinden sich vier weiter Klassenräume der Grundschule, die über eine direkt zugeordnete Treppe erschlossen sind. Eine kurze Verbindung und Teilhabe ist somit gegeben.

Baukonstruktion und Wirtschaftlichkeit:
Die Bauweise folgt dem Prinzip der optimalen Leistungsfähigkeit.
Das Gebäude ist als Stahlbetonkonstruktion geplant. Die Lastabtragung erfolgt über Stützen. Innenwände sind somit nichttragend und können auf Veränderungen in der Zukunft reagieren (Flexibilität).
Die Außenwände werden als Holzständerwände mit hoher Dämmwirkung errichtet. Durch Dreifachverglasung der Fenster sind positive solare Gewinne für Betrieb und Ökobilanz zu verzeichnen.
Die Decken und Dächer dienen als Speichermassen und bleiben größtenteils sichtbar. Um die verbesserten Nachhallzeiten für den Inklusivenunterricht zu erreichen werden hochleistungsfähige Absorberflächen an den Decken und vor allem an den Wänden eingesetzt.
Die Dachflächen erhalten eine extensive Dachbegrünung.

Ökologische und Energetische Optimierung
Das Ziel ist ein die Umwelt möglichst wenig belastender Gebäudebetrieb bei gleichzeitig hohen Innenraumqualitäten. Dies soll bevorzugt durch passive, bauliche Maßnahmen erreicht werden, so dass ein robuster, wartungsarmer Betrieb ermöglicht wird.

Passive Maßnahmen
Ein hoher Dämmstandard minimiert die Wärmeverluste über Transmission.
Die Lage und der Anteil der Glasflächen wird hinsichtlich natürlicher Belichtung und Ausblick optimiert.
Der außen liegende, bewegliche Sonnenschutz ermöglicht die Steuerung des Tageslichtniveaus im Innenraum und gewährleistet den sommerlichen Wärmeschutz.
Das raumakustische Konzept berücksichtigt die thermische Funktion der Massivdecke. Ungefähr 50 % werden mit akustischen Absorberflächen belegt. Der verbleibende exponierte Kernbereich steht als thermischer Puffer zur Verfügung. Tagsüber speichert die Decke thermische Raumlasten ein und vermeidet so eine Überhitzung.
Über eine natürliche Nachtluftspülung werden diese thermischen Speicher dann nachts entladen.

Aktive Maßnahmen
Dezentrale, mechanische Lüftungsgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung stellen den hygienisch erforderlichen Luftaustausch bei geringen Außentemperaturen sicher. Ansonsten werden die Räume natürlich gelüftet.
Der dezentrale Ansatz der mechanischen Lüftung ermöglicht die Begrenzung auf die Bereiche, die eine mechanische Lüftung erfordern.
Zusätzlich bietet der dezentrale Ansatz für die Lüftungstechnik den großen Vorteil, dass systemimmanent auf unterschiedlichste Belegungsszenarien individuell reagiert werden kann. Die den Nutzungseinheiten zugeordneten Geräte ermöglichen eine automatisierte Lüftung wie auch einen individuellen Eingriff durch den Nutzer.
Die Möglichkeit eines individuellen Eingriffs erhöht die Akzeptanz und Zufriedenheit beim Nutzer signifikant und trägt so zu einer optimalen Nutzung der technischen Anlagen bei.
Im Sommer wird das Gebäude über Fenster und Oberlichter natürlich gelüftet.
Das Haus bietet eine gesunde, inspirierende Schulumgebung bei minimalen Aufwendungen für den Betrieb.

Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Holzpellets Heizungsanlage.
Thermische Solarkollektoren decken den Warmwasserbedarf insbesondere für den Sporthallenbetrieb und die Mensa als auch den Wärmebedarf des Bewegungsbades im Sommer ab. Dadurch kann der Betrieb der Pelletanlage im Sommer entfallen.

Optionale zusätzliche Photovoltaikflächen können zur Verbesserung der Gesamtenergiebilanz installiert werden.




Außenanlagen

Die Außenanlagen differenzieren sich in den städtisch geprägten Raum der Piazza mit großzügigen befestigten Flächen. Zahlreiche Bänke laden zu Ankommen, Aufenthalt und Kommunikation ein. Aber auch aktive Nutzungen wie Streetball sind vorgesehen.

Das Gegenstück zur Piazza bilden die Schulhofflächen auf der Westseite.
Diese gliedern sich in einen zentralen Schulhof, der dezidiert als gemeinsamer Schulhof für behinderte und nichtbehinderte Schüler gestaltet ist, da gerade in den Pausen beim freien Spiel zwanglos Begegnung und Gemeinschaft entsteht. Zahlreiche gemeinsam nutzbare Bewegungsangebote laden zu Körpererfahrung und Interaktion ein.
Zusätzlich haben die Schüler der Trever Schule jeweils vor ihren Klassenzimmern kleinere Freibereiche mit spezifischen Bewegungsangeboten für motorisch eingeschränkte Schüler, sowie der Möglichkeit zu ruhigem Aufenthalt im Freien.
Nach Westen zur freien Landschaft hin nehmen die befestigten Flächen ab, dort sind naturhafte Spielangebote wie Grillplatz, Außenklasse oder Schulgarten angeordnet, die einen weichen Übergang bilden. Der Übergang wird sinnfällig durch die stärkere Betonung von Pflanzung und Grünflächen, während an den Ausgängen die befestigten Flächen dominieren.
Die Freisportflächen sind bei der Sporthalle zusammengefasst, so dass einerseits die Nutzung beim Sportunterricht erleichtert wird und andererseits der Zugang leicht kontrollierbar ist.
Der Höhenunterschied des nach Westen sanft ansteigenden Geländes wird genutzt, um entlang der Westgrenze Sitzstufen, wie beim Amphitheater für Theater und Außenklasse und bei den Spielfeldern, anzuordnen oder einen bespielbaren Hang wie am Wasser- und Naturspielbereich auszubilden.