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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2015

Siemens Campus

Luftperspektive Siemens Campus Erlangen

Luftperspektive Siemens Campus Erlangen

3. Preis

JSWD Architekten

Architektur

LAND Germany

Landschaftsarchitektur

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

Deerns Deutschland GmbH

sonstige Fachplanung

TOHR Bauphysik GmbH & Co. KG

Bauphysik

Erläuterungstext

Kernidee des städtebaulichen Konzeptes ist das sogenannte „ Grüne Netz“. Dabei handelt es sich um eine Freiraumstruktur die sich logisch aus der Orthogonalität der vorhandenen Baustruktur, den bestehenden Erschließungsstraßen sowie der modularen Entwicklungsstrategie der zukünftigen Baufelder ergibt. Ein Orthogonales Netz aus 30 Meter breiten Grünräumen durchzieht das gesamte Campusareal und bildet dadurch Baufelder, die entsprechend der modularen Realisierung der zukünftigen Gebäudestrukturen gefüllt werden können. Die so entstandenen Quartiere der einzelnen Baufelder werden durch dieses landschaftlich angelegte „Grüne Netz“ räumlich-visuell und funktional zusammengefasst. Die Enden dieses Netzes verbinden sich schlüssig mit den angrenzenden Freiräumen der Brucker Laache im Süden sowie den Wegestrukturen der nördlichen Wohngebiete jenseits der Paul Gossen Straße. Zentraler Freiraum ist die parkartig aufgeweitete, in Ost-West Richtung verlaufende Grünfläche, entlang der vorhandenen Wattstraße. Diese großzügige Parkanlage macht die Dimensionen des neuen Siemens Campus erfahrbar und unterstützt die Orientierbarkeit innerhalb des 54 Hektar großen Geländes. Entlang dieser zentralen Freiraumachse wird neben der Büro- und Wohnnutzung ein Großteil der Gastronomie- und Einzelhandelseinrichtungen angesiedelt sodass eine lebendige und urbane Atmosphäre mit großer Aufenthaltsqualität zu erwarten ist. Sämtliche in Nord-Süd Richtung verlaufenden Grünräume münden in diesen zu einem Netz verknüpft. Es entsteht ein hochattraktives Wegesystem welches Fußgänger und Radfahrer in und durch den neuen, für alle zugänglichen, Siemens Campus führt. Die städtebauliche Konzeption mit ihren spannungsvollen Raumfolgen aus Straßen, Plätzen und Zwischenräumen verleiht dem Siemens Campus einen eigenständigen und offenen Charakter. Bereiche der Kommunikation und Konzentration werden im gleichen Maße berücksichtigt wie Orte der Entspannung und Erholung. Der neue Siemens Campus Erlangen verfügt über eine Strahlkraft, die sowohl Mitarbeiter als auch Anwohner und Gäste begeistern wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgehend vom zentralen Leitgedanken einer „Green City“ entwickeln die Verfasser eine städtebauliche Struktur, die sich an der Prägung des Ortes mit seiner orthogonalen Grundstruktur orientiert. Diese soll auch weiterhin die Grundlage für eine für die langfristige Entwicklung des Areals bilden. Damit zeigt die Arbeit eine sympathische und eindeutige Grundhaltung, die im Sinne einer städtebaulichen Kontinuität zu Gunsten einer robusten Struktur auf vordergründige städtebauliche Gesten verzichtet.

Die Wattstraße als ein Element der Maurerschen Planung soll auch zukünftig als städtebaulich wirksame Ordnungsachse genutzt und als zentraler Park für den neuen Siemens Campus entwickelt werden. So entsteht ein deutlich wahrnehmbarer zentraler Grünbereich mit Identität stiftender Wirkung für den gesamten Campus. Mit dem Abriss des denkmalgeschützten Gebäuderiegels von Maurer, der durchaus gut in die städtebauliche Grundstruktur zu integrieren wäre, lässt die Arbeit allerdings konzeptionelle Konsequenz vermissen. Dies ist umso unverständlicher, als im Übergang zur Günther-Scharowsky-Straße ein neuer Hochpunkt als Merkzeichen gesetzt wird. Die Notwendigkeit des Abrisses wird nicht ausreichend belegt.

Ausgehend vom städtebaulichen Rückgrat des zentralen Parks werden einzelne Baufelder entwickelt, die sich in ein feinmaschiges Netz grüner Freiräume einbinden.

Freiraumkorridore in Nord-Süd-Richtung stellen räumliche Verbindungen zum Park und dem südlichen Landschaftsraum her. Sie verknüpfen die Quartiere sinnvoll mit den zentralen Freiräumen. In Ost-West-Richtung angeordnete Korridore verbinden sowohl die gewerblichen Bereiche als auch den Wohnstandort mit dem hochwertigen Landschaftsbereich der Brucker Lache. Damit wird auf einfache und selbstverständliche Weise eine gute Freiraumvernetzung erreicht. Gleichzeitig werden hierdurch für alle Gebäude gute Adressen angeboten.

Die städtebauliche Logik der aufgegriffenen orthogonalen Strukturen bietet eine gute Grundlage zur Einbindung des wertvollen Baumbestands. Dies ist in der Arbeit allerdings nur teilweise nachvollziehbar.

Die vorgeschlagene Bautypologie von Block und Riegel innerhalb der einzelnen Baufelder erscheint auf den ersten Blick etwas willkürlich. Damit wird eine robuste Grundstruktur angeboten, die mit den blockweise angeordneten Quartiersplätzen sowohl für die Gewerbeals auch für die Wohnfelder städtebauliche Qualität und Flexibilität gleichermaßen sichern kann. Diese Struktur erzeugt jedoch ein sehr gleichförmiges Areal südlich der Ost-West-Achse. Positiv bewertet wird die Organisation der Büroblocks selbst, die eine flexible Gebäudestruktur und effizienten Grundrissen erlauben.

Leider ermöglicht das Konzept keine Zuordnung der öffentlichkeitswirksamen Nutzungen von Boardinghouse, Hotel und Schulungszentrum zu einem zentralen öffentlichen Raum. Das ohnehin geringe urbane Potenzial kann sich deshalb nicht zu Gunsten einer lebendigen Nutzungsmischung entfalten.

Die Erschließung des neuen Campus ist so organisiert, dass große Bereiche autofrei bleiben können. Damit ist die Grundlage für hohe Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum gewährleistet. Die Haupterschließung durch das Gebiet ist leistungsfähig. Konflikte mit angrenzenden Nutzungen werden geschickt vermieden.

Die Anordnung der Parkhäuser für den ruhenden Verkehr findet weitgehend an den Randbereichen des Quartiers statt. Diese sind schalltechnisch günstig angeordnet. Somit können einerseits hochwertige öffentliche Räume geschaffen und andererseits störende Nachbarschaftssituationen von Bürohäusern und Parkhäusern reduziert werden. Dies erfolgt aber um den Preis einer funktionalen Abriegelung zur Henri-Dunant-Straße. Auch erscheint die Nähe zur Immissionsquelle Bahn durchaus nachvollziehbar. Allerdings geht diese Lösung zu Lasten einer attraktiven Anbindung der Haltestelle an den zentralen Park und erzeugt leider eine unbefriedigende Zugangssituation.

Der Stellplatznachweis für die einzelnen Module ist gegeben, es zeigt sich aber eine starke Unterdeckung in den Einzelmodulen.

Der Beitrag zeigt eine robuste Struktur, die eine gute Grundlage für die langfristige Entwicklung darstellen könnte. Die Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit werden weitgehend erfüllt. Eine abschnittsweise Realisierung ist nachgewiesen. Mit der angebotenen städtebaulichen Grundstruktur entsteht schon in den ersten Bauabschnitten eine signifikante Adresse.
Lageplan

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Perspektive

Perspektive

Perspektive

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