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Einladungswettbewerb | 01/2015

Schönherrpark

Lageplan Entwurfsgebiet

Lageplan Entwurfsgebiet

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Station C23 - Büro für Architektur, Landschaftsarchitektur und Städtebau

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Schönherrpark wird veredelt

In der Schönherrschen Fabrik, deren Eigentümern wir den Park verdanken, wurden einst Webstühle hergestellt, und diese hatten einen großen Namen in der Textilindustrie. Bei der Textilverarbeitung, speziell der Textilveredelung, leihen wir uns einige Begriffe, welche für unseren Umgang mit dem Schönherrpark stehen sollen. Wir vergleichen den Park mit einem gewebten Tuch, welches veredelt werden soll. Der Park besteht seit ca. 130 Jahren, es sind Defizite in Pflege und Unterhalt aufgelaufen, und nun soll er für die Ansprüche unserer Zeit weiterentwickelt und aufgewertet, „veredelt“ werden.

„Ausnähen“
Fertig gewebte Tuche werden „ausgenäht“, das bedeutet sie werden mit der Lupe gründlich untersucht und es werden kleine Fehler behoben, Knoten entfernt, störende Stellen im Gewebe korrigiert. Als erster Schritt der Veredelung ist hiermit für den Park die Korrektur des Raumgefüges durch Aufasten und Auslichten von Teilen des Gehölzbestandes gemeint, welcher sich in Teilbereichen bereits in Sukzessionsstadien befindet. Ziel ist es, verloren gegangene räumliche Qualitäten zurückzugewinnen, Blickbeziehungen im Park und in den Park hinein wieder zu etablieren, nutzbare Flächen zu gewinnen. Insbesondere sollte der Bereich nordwestlich des Teichs mit Aufenthaltsflächen am Wasser und dem bestehenden Spielplatz, in exponierter Südost-Hanglage, deutlich offener gestaltet werden. Mit dem ersten Schritt des „Ausnähens“ sind lediglich pflegerische Maßnahmen vorgesehen.

„Appretur“
Die verschiedenen Verfahren der Appretur verändern ein Gewebe strukturell, um es qualitativ aufzuwerten und ihm bestimmte Eigenschaften zu verleihen, die Tuche werden „ausgerüstet“ um bestimmten Anforderungen gerecht zu werden. Dieser zweite Veredelungsschritt umfasst kleine bauliche Maßnahmen an besonders wichtigen Stellen im Park, um diesen insgesamt besser nutzbar zu machen.
Aufenthaltsflächen am nordwestlichen Ufer des Teichs sollen erschlossen und nutzbar gemacht werden, die Wege und Mauern insgesamt in Stand gesetzt werden, die östliche Ufermauer renoviert und die Lichtung im oberen Teil des Parks als Spielwiese nutzbar gemacht werden, auch die Fläche des Spielplatzes sollte renoviert werden. Weiterhin schlagen wir vor, die beiden Zugänge im Süden wieder baulich etwas stärker zu fassen und mit Informationen zum Park zu versehen. All diese Maßnahmen sind schrittweise und unabhängig voneinander umsetzbar, verbessern jedoch jeweils die Nutzbarkeit des gesamten Parks.

„Applikation“
Applikationen sind aufgesetzte Details, Ergänzungen, sie dienen dem Schmuck und der Dekoration. Sie sind also nicht strukturell wichtig oder gar für die Funktionalität erforderlich, jedoch verleihen Sie dem Ganzen spielerische, „schöne“ Momente. Im Sinn der Veredelung des Schönherrparks gehören hierzu alle Arten von neu anzulegenden Pflanzungen, Stauden, Ziergehölze, die sukzessive Ausrüstung des Spielplatzes mit neuen Geräten (welche wiederum Anleihen bei der Textilverarbeitung nehmen), oder die Ausstattung mit zusätzlichen Sitz- und Liegeelementen. Als besondere Applikation soll die östliche Ufermauer renoviert und die Nischen mit Kunstobjekten, vorzugsweise aus Metallguss, in Kombination mit einer dezenten Illumination versehen werden.


Die Veredelung des Schönherrparks ist der erste und notwendige Schritt zur Aufwertung des Schönherrparks. Es bildet den Rahmen zur weiteren Etablierung eines Bürgerparks mit zeitgemäßen Ansprüchen, in historischem Gewand. So stellen zusätzlich zu den vorgeschlagenen Maßnahmen kleine Interventionen im Park durch Akteursbeteiligungen eine Möglichkeit dar, um den Schönherrpark in der Bevölkerung zu verankern und die Identität mit diesem zu stärken. Vorgeschlagen wird hierzu zum Beispiel ein Beteiligungsmodell zur Aufwertung der Ufermauer am Schönherrteich mit Kunst und Licht. Der aufgewertete Schönherrpark bietet den Rahmen für derartige kleine „Nadelstiche“ und eine alltägliche Nutzung durch die Anwohner mit verschiedensten Ansprüchen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser verfolgen die klar ablesbare Grundidee, den Schönherrpark wieder stärker mit den städtischen Strukturen zu vernetzen. Das Thema des gewebten Tuches in drei Stufen der Veredelung schafft einen starken Rahmen, es ist die konzeptionelle Stärke der Arbeit. Dabei wird der Park in seiner Ganzheit betrachtet, räumlich gut strukturiert und mit klaren Zonierungen gegliedert. Mit den angenehm zurückhaltenden Korrekturen des Raumgefüges werden neue Sichtachsen geschaffen, auch die Setzungen baulicher Elemente wirken maßvoll und dem Ort entsprechend.
Die Grundsubstanz des Parks wird respektiert und weiterentwickelt, andererseits aber auch neue Angebote geschaffen. Insbesondere die großzügigen Wiesenflächen wirken sehr elegant und lassen den Geist eines englischen Landschaftsgartens erspüren. Die waldähnlichen Bereiche sind in ihrem Charakter erkannt und sparsam akzentuiert. Somit entwickeln sich spannungsvolle Kontraste zwischen Offenheit und Enge, Licht und Schatten als eine Grundstimmung im Park.
Auch die Detaillierung des Entwurfes wird in schlüssiger Weise aus dem Konzept abgeleitet. So werden beispielsweise im Spielbereich sehr poetische Themen entwickelt, den Eingangsbereich betont eine Informationswand als ein gestalterischer Akzent. Sowohl hier als auch an anderen Orten sind die Aktivitäten und Interessen der lokalen Akteure den Parkbesuchern sehr gut vermittelbar.

Das Konzept ist zunächst im Rahmen der momentanen Möglichkeiten umsetzbar, zeigt aber auch weitergehende Perspektiven auf. Die zeitliche Abfolge der Maßnahmen orientiert sich sehr nachvollziehbar an den Schritten der Textilveredlung, lässt aber gleichzeitig auch eine pragmatische, gut realisierbare Abschnittsbildung zu.
Mit der Auslichtung einiger Parkbereiche entsteht zwar ein erhöhter Anteil an zu pflegenden Wiesenflächen, andererseits lässt die zusammenhängende Anordnung der Flächen einen insgesamt angemessenen Pflegeaufwand erwarten.

Aus denkmalpflegerischer Sicht ist das Konzept gut umsetzbar, die Eingriffe in den Vegetationsbestand erfordern jedoch eine intensive naturschutzrechtliche Betrachtung. Demgegenüber stehen weitläufige Bereiche, in denen kaum planungsrechtliche Konflikte zu erwarten sind.
Plan 1 - Konzeptplan

Plan 1 - Konzeptplan

Plan 2 - Detailplan

Plan 2 - Detailplan

Plan 3 - Lageplan

Plan 3 - Lageplan