modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Landschaftsplanericher Realisierungswettbewerb als kooperatives Verfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb | 06/2003

Spreeufer / Arena am Ostbahnhof

Büro Kiefer

Büro Kiefer

2. Rundgang

Prof. Gabriele G. Kiefer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Entwurf arbeitet die Beziehung von künstlerisch transformierter Grenzanlage und Erholungsraum heraus. Eine urbane, attraktive Parkanlage von hoher Aufenthaltsqualität verknüpft die Wohngebiete mit dem Wasserraum und macht den Spreeraum erlebbar. Durch eine klare räumliche und gestalterische Gliederung wird die Geschichte des Ortes ablesbar: Der Bereich der ehemaligen Grenzanlage mit Kolonnenweg wird atmosphärisch klar unterschieden von dem angrenzenden grünen Freizeitraum. Dem ehemaligen Grenzcharakter entsprechend wird die Spontanvegetation beseitigt und eine „trockene“ wassergebundene Decke aufgebracht, die den ehemaligen Kolonnenweg mit der Maueranlage verbindet. Der Raum zwischen ehemaliger Grenzanlage und Spree wird freigehalten, der wasserseitige Freizeitbereich als saftige Wiese gestaltet. Der Kolonnenweg bildet die Grenze zwischen beiden Bereichen. Für den Besucher wird ablesbar, welches die historisch bedeutsamen Relikte sind und wie diese räumlich wirksam waren als Grenz- und Sichtbarriere. Die langgestreckte Parkanlage wird mittig durch die Schiffsanlegestelle unterbrochen, die als eigenständiger Raumkörper die Stadt ans Wasser führt. Links und rechts des Schiffsanlegers entstehen zwei frei belassene Grünräume mit ausgelichtetem Baumbestand. Der introvertierte Charakter der Böschungskante wird durch eine Bodenmodulation mit Liegemulden verstärkt, die das Verweilen am Wasser angenehm gestaltet. Die Sichtbeziehung von Friedrichshain nach Kreuzberg ist wieder ermöglicht. Die Durchwegung der Parkanlage beschränkt sich bewusst auf den ehemaligen Kolonnenweg, so dass der wasserorientierte Grünraum als Ruhezone bestehen kann. Zudem wird der Bereich der Maueranlage und des Grünraums von Ausstattungselementen freigehalten, die sich an der Schiffsanlegestelle und an den Plätzen an den Kopfenden konzentrieren.Der Raum wird gemäß seinen unterschiedlichen Funktionen neu gegliedert. Der Kolonnenweg dient der schnellen Durchwegung, wird aber auch von den Touristen für Kurzaufenthalte beim Besuch der Mauer genutzt. Der direkte Zugang zu dem Böschungsfuß wird nicht angeboten, da dieser abgegrenzt vom touristischen Besucherstrom für die Anwohner als ruhige Aufenthaltssituation am Wasser dienen soll. Das westliche Ende des Parks am Kolpinghaus wird als introvertierte, baumbestandene Platzsituation ausgebildet, der sich auch für Kurzaufenthalte der dort beschäftigten Mitarbeiter anbietet. Neben der Öffnung der Maueranlage am Schiffsanleger wird eine schmale Öffnung im Westen der Anlage am Ende des Kolpinghauses vorgeschlagen, die eine Verknüpfung mit dem Stadtraum ermöglicht und auf die erforderlichen Sicherheitsbedürfnisse eingeht.Anbindung der Uferpromenade am östlichen und westlichen ParkendeDer langgestreckte, schmale Raum wird an seinen östlichen und westlichen Kopfenden durch platzartige Räume gefasst, deren Oberflächen als wassergebundene Decke ausgebildet sind. Beide Plätze werden durch Edelstahlwände gefasst, die den Raum schützen und mit ihrer edlen, spiegelnden Qualität eine markante Raumkante setzen, die sich deutlich vom Beton der Maueranlage abhebt. Großzügige Holzbänke schmiegen sich winkelförmig an die Stahlwände an und rahmen die Plätze; Eschenhaine als typisches Auengehölz spenden Schatten. Am Kolpinghaus konzentrieren sich Spielangebote wie Boule oder Schaukeln. Der Weg wird vom Platz aus weiter an die neue Brücke herangeführt.Am östlichen Parkende werden auf dem neuen Platz die entnommenen Mauersegmente ausgestellt. Der Weg entlang der Mauer wird hier bis an die Kreuzung herangeführt und findet in gleicher Flucht seine räumliche Fortsetzung in dem Fußweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Raumfolge entlang der Spree führt vom flächig-baulichen Charakter des Osthafens mit seinen freistehenden Speichergebäuden zu dem flächig-vegetativen Raum der neuen Parkanlage, die dann in dem noch auszugestaltendem Spreepark eine weitere, neue Raumqualität erhalten kann.Umgang mit entnommenen Mauersegmenten Mauersegmente werden als zusammenhängende Bildwerke entnommen und am östlichen Kopfende als Ensemble platziert. Dem Denkmalcharakter und der Bedeutung der Bildwerke wird durch eine besondere Präsentation entsprochen. Die Mauersegmente werden so aufgestellt, dass bei der Betrachtung der Bildwerke stets das horizontale Gesichtsfeld (35 °) frei bleibt. Die einzelnen Mauerbilder bleiben so las Ganzes wahrnehmbar. Ebenso gewinnt das Ensemble an dieser exponierten Stelle eine besondere symbolische Bedeutung. Es verdeutlicht die Veränderung der räumlichen Situation entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze: Wurde die ehemalige Grenzanlage zunächst durch eine künstlerische Intervention transformiert, so ist sie in der Folge durch zivilgesellschaftliche Prozesse der Aneignung verändert worden, deren Ergebnis die jetzige Gestaltung und räumliche Ausprägung der Parkanlage ist. Die durch diese Veränderung bedingte Entfernung von Mauerteilen ist Ergebnis einer neuen räumlichen Verknüpfung der beiden Stadthälften. Daher werden im Boden der Platzanlage Metallschienen eingelassen, die unterschiedliche städtebauliche Achsen aufnehmen und die wiedergewonnene räumliche Verknüpfung verdeutlichen. In sie hineingestellt sind die Mauersegmente, die als Fragmente für die Überwindung der räumlichen Teilung stehen. Diese besondere Präsentation verdeutlicht, dass sich die Mauersegmente nicht mehr am ursprünglichen Standort befinden, zugleich wird dem Besucher der Zusammenhang mit der noch existierenden Anlage deutlich. Schiffsanlegestelle Die neue Schiffsanlegestelle wird durch einen eigenständigen Raumkörper betont. Dieser wird als Hybrid zwischen urbaner Plattform und landschaftlicher Skulptur begriffen. Dem städtischen Charakter wird durch die steinerne Materialität entsprochen, der landschaftlichen Morphologie durch die Verschränkung der verschiedenen Ebenen. So entsteht ein unverwechselbarer Ort, der durch seine Großzügigkeit und Zeichenhaftigkeit auf das neue Stadtquartier verweist, sich aber gleichzeitig als wasserbezogener Aufenthalts – und Aktivitätsraum etablieren wird. Auf unterschiedlichen Ebenen kann der Spreeraum erlebt werden, eine Aussichtsplattform bietet dem Touristen den schnellen Überblick, die Sitzstufen bieten eine sonnenexponierte Wartemöglichkeit.Die Ticketeria schiebt sich unter die Aussichtplattform und wird zum integrierten Bestandteil der urbanen Skulptur. Ebenso wird die notwendige Rampe nicht additiv eingesetzt, vielmehr ist durch die leichte Neigung der Flächen ein behindertengerechter Zugang zum Wasserniveau problemlos möglich. Die begrenzenden Wände aus Edelstahl fokussieren und inszenieren die Sicht und korrespondieren in ihrer Materialität mit den Edelstahllinien auf dem östlichen und westlichen Platz.
Büro Kiefer

Büro Kiefer

Büro Kiefer

Büro Kiefer