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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 11/2013

Otto Linne Preis für urbane Landschaftsarchitektur 2013 - Hamburg Horn: Mit Abstand grün!

Ankauf

Preisgeld: 1.000 EUR

Moritz Rohde

Student*in Landschaftsarchitektur

Karoline Biermanski

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Horner Höfe – in my backyard
Die vorliegende Arbeit findet ihr Thema hauptsächlich in der Zeilenbebauung der 1950er und 1960er Jahre des Wahsingtonquartiers in Hamburg Horn. Für die Zeilenbebauung wird exemplarisch ein Entwicklungsprozess aufgezeigt, der die Potentiale der Struktur vollständig ausschöpft. Grundlage hierfür ist eine Konzentration der Planung auf die Mitwirkung der Anwohner und eine Anpassung auf deren individuellen Bedürfnisse. Ziel ist es eine auch in Zukunft tragfähige städtebauliche Struktur zu erreichen, welche sich flexibel den Veränderungen der Zeit anpassen kann.

Die Entwicklungslinien
Die Arbeit entwickelt ihr Konzept entlang zweier Entwicklungslinien: den Menschen und dem Ort. Ziel dieser Planungsform ist es die Bedürfnisse und Anforderungen übersichtlich aufzuschlüsseln und somit gut in ein Gesamtkonzept integrieren zu können. Dies wird zum einen in der Analyse und zum anderen in der Darstellung des Entwurfskonzeptes deutlich.

Leitbild
Die Verdichtung und Sanierung eines Wohngebietes ist ein schwerwiegender sozialer und räumlicher Eingriff. Durch großflächige Stadtentwicklungskonzepte kann die fragile soziale Struktur gefährdet werden, da sie sich meist nicht genügend an die Bedürfnisse der Bewohner anpassen. Das Konzept der punktuellen Verdichtung ist zwar großflächig anzusetzen und der übergeordneten Struktur der Stadt einzugliedern, darf aber eine für Menschen überschaubare Planungsgröße nicht überschreiten. Hierbei steht eine behutsame Aufwertung des Wohnquartiers im Vordergrund. In diesem Konzept werden daher durch gezielte Nachverdichtung Höfe gebildet, deren Raum- und Nutzungsgestaltung aktiv mit entworfen werden kann.
Durch die Einbindung in bestehende Grünzüge und durch die Bildung des Infrastrukturstreifens auf der Washingtonallee wird das Konzept wieder in den großen Zusammenhang der Viertels und der Stadt Hamburg eingebunden.

Konzept der Horner Höfe
Die Stadt Hamburg gründet den Verein der Horner Höfe. Diesem kommt die Aufgabe zu, sowohl die aktuellen Bewohner als auch die potentiellen neuen Bewohner zu informieren, aufzuklären und auch zu organisieren. In der ersten Phase werden Bedingungen, wie beispielsweise das Gewerbe im Erdgeschoss oder auch die Organisation der Höfe, geklärt; für diesen Zweck werden Fachplaner unterstützend zur Seite gestellt.
Wichtig in dieser Phase ist es den Anwohnern zu erklären, was mit ihrem Quartier passieren soll und sie aufzuklären, wie sie aktiv am Entwicklungsprozess teilhaben können und sie sich somit nicht von den Planungen ausgeschlossen fühlen.
Ebenso werden potentielle neue Bewohner auf das Konzept der Horner Höfe aufmerksam gemacht. Diese müssen ebenfalls organisiert und aufgeklärt werden, sollen ein aktiver Part ihrer Höfe werden. Außerdem müssen sie sich in Kleingruppen organisieren, um zum einen ihre individuell zugeschnittenen Wohnungen Gebäude zu planen und zum anderen zu klären, was für ein Gewerbe sie in ihrem neuen Haus beherbergen möchten. Dies ist ein wichtiges Schlüsselelement der Horner Höfe. Durch diese Maßnahme, soll die Arbeitslosigkeit vermindert werden; die Gewerbe werden von den Horner Höfen e.V. unterstützt und es wird subventioniert, wenn Bewohner des Viertels dort Anstellungen finden. Für die Art von Gewerbe bestehen kaum Vorgaben; hier sind z.B. Cafés, Kitas oder andere soziale Einrichtungen denkbar, ebenso wie Handwerksbetriebe, die die entstehenden Infrastrukturbereichen auch als Ausstellungsflächen nutzen können. Es sind aber auch unkonventionelle Modelle möglich; es können z.B. Räumlichkeiten gemietet werden, in denen sich Anwohner des Quartiers organisieren, um eigenständig eine Kinderbetreuung oder Nachhilfegruppen für Schüler zu errichten.
All dies wird in sogenannten Hofgesprächen diskutiert und erörtert. Dort treffen sich die Anwohner des Washingtonquartiers in unterschiedlich großen Gruppen und Zusammensetzungen, je nachdem welche Themen diskutiert werden sollen. Durch diese Hofgespräche wird ein Auseinandersetzen mit den Nachbarn gefördert, bereits hier soll begonnen werden die Anonymität des Viertels zu beseitigen. Auch die Interessenten für die zu kaufenden Wohnungen werden durch diesen Schritt des Planungsprozesses dazu gebracht sich bereits vor Bezug der Wohnungen mit ihren zukünftigen Nachbarn, sowohl denen im selben als auch denen in den angrenzenden Gebäuden, auseinander zu setzen, in Kontakt zu treten und zu kommunizieren. Die Aufgabe der Fachplaner ist es besonders in den Anfangsphasen Input zu geben, um die Bewohner mit Informationen und Ideen zu versorgen. Aber auch die Rolle der Moderation wird von den Planern übernommen. Diese Aufgaben sollen jedoch nach und nach von den Bewohnern selbst übernommen werden, sodass am Ende des Prozesses die Planer nur noch einen begleitenden Part übernehmen.
So entstehen aus diesen Hofgesprächen sowohl die Hofkonzepte als auch die Entwürfe für die individuell zugeschnittenen Wohnungen.

In der Bauphase lassen die nachverdichteten Gebäude des Quartiers die Horner Höfe entstehen. Durch den Verkauf der neuen Gebäude können der Bau der Höfe aber auch die spätere Instandhaltung finanziert werden. Um eine soziale Durchmischung sicherzustellen und auch weiterhin zu fördern, können Gebäude bzw. Wohnungen für Sozialwohnungen oder auch für ein Studentenwohnheim freigehalten werden.
Im nächsten Schritt werden die Höfe nach den Wünschen der Anwohner angelegt und nach Möglichkeiten direkt durch die aktive Mitarbeit der Bewohner mitgestaltet.
Für die Umsetzung des Bauprozesses, sowohl der Gebäude als auch der Höfe, werden entweder schon ansässige oder zukünftige Gewerbe des Quartiers bevorzugt, sodass möglichen Gewerbetreibenden ein guter Start ermöglicht werden kann.
Ziel ist es den Horner Höfe e.V. vornehmlich aus Anwohnern bestehen zu lassen. Die Stadt soll nur noch einen unterstützende und organisatorische Rolle einnehmen und sich um die Finanzen, wie die Vergabe von Krediten oder die Finanzierung der Höfe kümmern.

Einbindung in die übergeordnete Struktur
Ein weiterer Punkt des Konzeptes ist die Einbindung in die übergeordnete Struktur der Stadt Hamburg , was durch verschiedene Aspekte geschieht. Die Washingtonallee wird zum Infrastrukturraum, der das Viertel erschließt. Er wird mit 10 Metern Breite neu strukturiert, der Baumbestand wird gelichtet und Parkmöglichkeiten werden auf ausgewiesene Flächen begrenzt. So wird der Raum der Washingtonallee neu erlebbar, die Bewohner können sich diesen Ort auf ihre Art annehmen, ob zu Fuß oder mit dem Rad. Außerdem werden mehr Bushaltestellen eingerichtet, sodass besser durch den ÖPNV erschlossen wird. Die vorherigen Nebenstraßen werden zu grünen Fingern, die das Quartier in verschiedene Blöcke unterteilen. Eine notwendige Kraftfahrzeugerschließung bleibt allerdings erhalten.
So kann in dem Washingtonquartier an das Landschaftsprogramm der Stadt Hamburg angeknüpft werden. Die Landschaftsachsen der Stadt Hamburg werden hier durch die Grünzüge in kleinem Maßstab in das Viertel transportiert und das Quartier fügt sich in das bestehende Freiraumverbundsystem ein.

So entsteht das neue Washingtonquartier, das von verbindendem Grün geprägt und individuelle auf seine (neuen) Hofbewohner zugeschnitten ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser nennen ihre Arbeit ‚Horner Höfe - in my backyard’ und fokussieren sich damit auf einen wichtigen räumlichen wie thematischen Teilaspekt - die behutsame Nachverdichtung im Einklang mit den Bewohnern.

Die Arbeit zeigt in einem klar strukturierten, anschaulichen Aufbau den Weg von der Analyse zum Leitbild. Der Vorschlag über einen Verein ‚Horner Höfe e.V.’ einen realistischen und nachhaltigen Weg zur Beteiligung zu verrücken, erscheint vielversprechend. Es werden modulare Lösungsansätze für Gebäude und Höfe entwickelt, die als Basis für eine solche Beteiligung dienen. So können nutzbare Freiräume für Bewohner von Stadtquartieren im Sinne von Otto Linne entstehen.