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Mehrfachbeauftragung | 01/2015

Bebauung am Alten Wasserturm

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Entwurf der östlichen Bebauung des südlichen Bahnhofsbereiches wird an der Umlenkung der Via Triumphalis ein Stadtbaustein gesetzt. Die südliche Stadteinfahrt erhält, parallel zum Gleiskörper, an der Einfahrt zu der Unterführung, eine stadträumlich wichtige Kante. Die stringenten Vorgaben des Baufeldes zur Stellung des Baukörpers, seiner Höhe und Großform sind im weitesten Sinne aus dem Umgang mit dem markanten denkmalgeschützten Wasserturm entwickelt.
Dieses bauliche Wahrzeichen wird aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und steht wie ein Campanile auf dem dem Neubau vorgelagerten Platz. Die bewusst neutral gehaltenen zeitlosen Neubauten stärken den Charakter des Wasserturms und erheben ihn zu einem bedeutenden Wahrzeichen.
Der z-förmige Neubau ist lediglich im Erdgeschoss durchgängig. In den Obergeschossen sind die beiden Baukörper nicht nur funktional, sondern auch baulich deutlich voneinander getrennt. Diese Fuge stellt den Wasserturm erst richtig frei. Die Platzsituation erfährt durch die Öffnung im Osten unterschiedliche Lichtsituationen, die insbesondere den Wasserturm in seiner Wahrnehmung noch stärker herausheben. Das in seine beiden Flanken aufgelöste „Z“ nimmt folgerichtig die beiden eigenständigen Nutzungen Hotel und Büro- und Verwaltungsflächen auf.
Mit dem Entwurf ist vorgesehen, neben der gastronomischen Einrichtung im Erdgeschoss des Bürogebäudes, dem Turm eine gastronomische Nutzung in Gestalt einer Bar und Sonderveranstaltungsflächen zuzuweisen.
Der Platz senkt sich nach Westen hin zur unteren Ebene des Wasserturmes ab, schafft dort eine Zugangssituation und arrondiert die geringe Grundfläche des Turms um weitere nutzungsspezifische Flächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser zeigt die Lage des Grundstücks an der verlängerten „Via triumphalis“ (Ettlinger Straße) auf und leitet u.a. daraus die Anordnung der separaten Gebäude mit einer vorgelagerten Platzfläche ab. Der Blick auf den Alten Wasserturm als eine technisch zwar überkommene, gleichwohl aber auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsente und identitätsstiftende Anlage wird frei gehalten. Entlang der Fautenbruchstraße wird der Platz durch eine Baumreihe gefasst. Diesem Ansatz kann die Jury durchgehend folgen.

Die beiden Gebäude (Büro im Westen, Hotel im Osten des Grundstücks) bilden mit ihren dunklen Fassaden aus geschliffenem, gefärbtem Beton die „Kulisse“ hinter dem hellen Schaft des Wasserturms und verfügen gleichzeitig durch ihren klar gegliederten Fassadenrhythmus über angemessene gestalterische Eigenständigkeit, so dass ein gelungenes Ensemble entsteht. Vor der im Erdgeschoss des Bürotrakts befindlichen Restauration wird ein Teil des Platzes leicht abgesenkt um Emissionsschutz gegen die Ettlinger Straße zu gewährleisten. Eine weitere Absenkung erfolgt, um den Zugang zum Untergeschoss des Wasserturms (Nutzung als Bar, Lounge) herzustellen. Hierbei ist die erste Platzabsenkung durchaus verständlich, erscheint die um den Turm allerdings sehr aufwendig und nicht unbedingt nötig. Hotel- und Bürotrakt sind nur im Erdgeschoss verbunden; in den Obergeschossen gibt es keine bauliche Verbindung, was das städtebauliche wie denkmalpflegerische Anliegen einer weitmöglichen „Freistellung“ des Kulturdenkmals gut unterstützt.

Die Hotelstellplätze werden in der nördlichen, der Bahnböschung zugewandten Seite des Erdgeschosses nachgewiesen und separat erschlossen. Der Verzicht auf die Anordnung von Hotelzimmern auf der Nordseite und stattdessen Anordnung von hotelnahen Stellplätzen mit Direktzugang ins Foyer ist eine gelungene Reaktion auf die örtlichen Bedingungen. Zu den TG-Stellplätzen des Bürotrakts führt eine eigene Zufahrt im Untergeschoss des Hotels. Auch die Obergeschoss-Grundrisse sind gut durchdacht und ermöglichen Flexibilität und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze.

Die formaler „Strenge“ der Fassaden ist im Zusammenspiel mit dem alten Wasserturm eine im Grundsatz angemessene Reaktion, führt aber insbesondere im Abschnitt des „Kopfbaus“ an der Ettlinger Straße bis an die Grenze einer gestalterischen Gleichförmigkeit. Zudem wären Loggien oder andere Elemente zur Integration von Außenräumen wünschenswert.

Der Wasserturm wird, neben der gastronomischen Einrichtung, zur „musealen Nutzung“ vorgeschlagen (z.B. Info zur Stadtentwicklung). Ob dies unter brandschutztechnischen Anforderungen gelingen kann, ist zu prüfen.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch eine klare städtebauliche Haltung, die aus der übergeordneten Planung entwickelt ist und das historische Bauwerk in selbstverständlicher Art in Szene setzt. Darüber hinaus werden die Funktionalität und die zurückhaltende Eleganz der äußeren Gestaltung dem Ort und seinen Anforderungen in besonderer Weise gerecht.