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Offener Wettbewerb | 02/2015

Nationalpark Schwarzwald

Vogelperspektive

Vogelperspektive

3. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

Anne Kleinlein

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

 ICO Ingenieurbüro Christoph Oelmann

Tragwerksplanung

Kohler Consult

TGA-Fachplanung

Maedebach & Redeleit Gesellschaft von Architekten mbH

Brandschutzplanung

Abbonacci l 3D Visualisierung & Präsentationsgrafik

Visualisierung

Erläuterungstext

„Hauptdarsteller ist der Wald - das Besucherzentrum ist die Bühne!“

Das Besucherzentrum wird Teil der Landschaft und markiert die Schnittstelle zwischen Lichtung und Wald. Vorhandene Wege werden fortgesetzt und neue Verbindungen entstehen, somit vernetzt das Bauwerk Wanderwege aus den verschiedenen Richtungen und überwindet dabei alle Höhenunterschiede. Sein begehbares Dach wird zum Plateau mit Ausblicken in die Baumkronen des Nationalparks und ist Blickfang von den umliegenden Berghängen. Durch die intensive Verzahnung vom Gebäude mit dem Wald wird der Baumbestand weitgehend verschont.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht zunächst durch seine städtebaulich-landschaftliche Ausformung.
Er bezieht die Wegebeziehung zum nördlichen Planungsgebiet jenseits der vielbefahrenen Straße über eine Fußgängerbrücke und zu den östlich gelegenen Stellplätzen über eine Rampe in das Gesamtkonzept ein. Dadurch wird das von der Straße aus nur eingeschossige Gebäude dennoch deutlich wahrgenommen. Der Brückenfuß nördlich der Straße ist allerdings in seiner Lage und der Wegeführung zu überarbeiten. Brücke und Rampe führen auf die Dachfläche des Gebäudes, die als begehbare begrünte Ausstellungsfläche gestaltet ist. Von hier ist zwar kein Fernblick möglich, die Baumwipfel sind aber erlebbar, so dass ein zusätzlicher Baumwipfelpfad entbehrlich ist. Der Zugang von der Dachfläche ins Gebäude ist zu klein und wenig einladend. Der Zugangsbereich („Rondell“) vor dem Haupteingang hingegen ist sehr einladend inszeniert und schlüssig gelöst. Die Anordnung der Stellplätze entlang der Straße und die Busvorfahrt sind denkbar, wobei die Fahrbahnbreiten und die topografische Einbindung noch zu klären sind. Der Baukörper fügt sich durch seine Aus- und Einbuchtungen organisch in den Waldbestand ein.

Das zweigeschossige Gebäude wird im oberen Geschoss erschlossen. Vom Eingangsbereich öffnet sich der Blick zum Wald. Kino, Vortragsraum, Gastronomie und Wechselausstellung liegen gut erreichbar am Foyer, ebenso die obere Ebene der Dauerausstellung. Diese wird in der unteren Ebene fortgesetzt, die jedoch innerhalb des Ausstellungsbereiches nur über eine Treppe, also nicht barrierefrei erschlossen ist. Die Treppe umschließt einen Hof mit einem Baum, der an dieser Stelle nicht überlebensfähig ist. Das räumliche Angebot für die Ausstellung erscheint angemessen, wenn auf den Innenhof verzichtet wird und die beiden Ebenen barrierefrei verbunden werden. Die beiden getrennten Klassenzimmer in der unteren Ebene mit direktem Ausgang ins Freie werden positiv bewertet. Der Zugang zum Wald auf der unteren Ebene sowie die seitliche Anlieferung sind im Hinblick auf die topografischen Gegebenheiten zu überprüfen. Das Raumprogramm wird erfüllt, die geschwungene Fassade und die dadurch entstehenden Raumformen schränken jedoch die Möblierbarkeit der Räume teilweise empfindlich ein. Die Grundrisse sind aus der Phase 1 weitgehend übernommen worden und entsprechen daher nicht dem zu erwartenden Stand der Planung.

Die Anordnung der Fenster in der Fassade erscheint beliebig und lässt die gestalterische Kraft des Baukörpers vermissen. Die vorgehängte Fassade aus senkrechten, auf Stahlstäben aufgefädelten Holzstämmen ist technisch nicht nachvollziehbar und in den Anschlüssen ungelöst. Die Außenwandkonstruktion ist nur eben dargestellt, die Herausforderungen eines gekrümmten Wandaufbaus sind nicht bearbeitet. Der beidseitig bekleidete nicht sichtbare Trägerrost ist sehr aufwändig und durch die Vielzahl der Anschlüsse sehr unwirtschaftlich. Der Tragwerksentwurf müsste vielmehr auf die vorhandenen Stützungspunkte ausgerichtet werden.

Das dargestellte Gebäudetechnikkonzept mit Wärmeerzeugung über Pelletkessel, Fußbodenheizung und mehreren Lüftungsgeräten mit integrierter reversibler Wärmepumpe ist nachvollziehbar. Ausreichende Technikflächen wurden plausibel dargestellt.
Der Anforderungen zum Primärenergiebedarf wurden erfüllt.

Als regenerative Energiequellen stützt sich der Entwurf lediglich auf Pellets, die vorhandenen Dachflächen werden nicht genutzt.

Das Konzept zum sommerlichen Wärmeschutz der Holzkonstruktion ohne Speichermasse ist unzureichend und beruht allein auf dem geringen Fensterflächenanteil, weitere Aussagen zum Sonnenschutz fehlen. Eine ausreichende Kälteversorgung wird über die vorgeschlagenen reversiblen Wärmepumpen sichergestellt, nutzt aber keine natürlichen Kältequellen.

Für die weitere Verwaltung wird das Naturparkhaus abgebrochen und durch einen dreigeschossigen Neubau neben der Villa Klumpp ersetzt. Das Preisgericht sieht den Abbruch kritisch und erkennt in der vorgeschlagenen Lösung keine städtebaulichlandschaftliche Verbesserung.

Insgesamt scheint die Wirtschaftlichkeit durch die kompakte, zweigeschossige Bauweise trotz der geschwungenen Formen grundsätzlich gegeben. Die interdisziplinäre Bearbeitung hat bei diesem Projekt nicht ausreichend stattgefunden.
Die Arbeit lässt noch wenig Sensibilität und Sorgfalt im Umgang mit den landschaftsarchitektonischen Belangen und mit den konstruktiven Anforderungen des Holzbaus erkennen.