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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2015

Bastinsweiher

1. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mit dem Entwicklungskonzept für die Stolberger Innenstadt werden die einzelnen Teilräume der Talachse zu einem Ganzen zusammen geführt und über einen durchgehenden Gestaltungskanon für den öffentlichen Raum als Einheit ablesbar gemacht.
Der Bastinsweiher stellt den einzigen, überwiegend grün geprägten Ruhebereich in der Stolberger Innenstadt dar. Auch die Frankentalwiese hat das Potential als grüner Freiraum stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Zudem spielt in diesem Stadtraum die Nähe zum ÖPNV Umschlagepunkt mit Anschluss an die Rathausstrasse und dem Mühlener Bahnhof für die Innenstadt eine besondere Bedeutung.
Die Wasserfläche des Bastinsweiher und die angrenzende Grünfläche haben großes Potential als Ensemble entlang der Rathausstrasse einen markanten städtischen Ort zu definieren, der sowohl den Besuchern der Stadt, als auch von den angrenzenden Wohnquartieren als Freiraum für die Naherholung genutzt werden kann.
Konzept
Das landschaftsarchitektonische Konzept hat zum Ziel, den verschiedenen Freiräumen eigene Themen zu verleihen und sie zu einem Ensemble mit hoher Aufenthaltsqualität ablesbar zu machen. Dadurch können die unterschiedlichen Nutzergruppen reizvolle Raumsituationen für sich entdecken und die Vielschichtigkeit des öffentlichen Raumes erleben. Während die direkt an der Rathausstrasse gelegenen Bereiche wie Frankentalwiese und Westufer des Bastinsweiher offen und repräsentativ gestaltet sind, werden die Freiräume östlich der Wasserfläche parkartig gestaltet. Die vorhandenen Baum- und Gehölzgruppen werden in die Neugestaltung integriert. Der Querbezug vom Mühlener Bahnhof und dem ZOB über die Vicht zu den Schulgebäuden wird durch einen Steg über die Wasserfläche gestärkt. Neben der direkten Laufbeziehung hat der Steg auch das Potential, den Freiraum des Bastinsweiher von einer besonderen Lage auf dem Wasser aus zu erleben.
Entwurf
Bastinsweiher
Der Bastinsweiher erhält in der Gesamtkomposition durch die Wasserfläche eine besondere Bedeutung. Die Kontur des ehemaligen Wasserreservoirs wird zugunsten eines großzügigeren Umlaufes im Kreuzungsbereich von Rathausstraße und der Straße „Am Bastionsweiher“ korrigiert. Dadurch wird der Übergang aus der Talbahnstraße für Schülergruppen entschärft und die Querverbindung über den Steg in Richtung Schule verbessert. Dieser Bereich markiert zudem den südlichen Auftakt und könnte mit einer Skulptur/ Kunst noch akzentuiert werden.
Die Einfassung des neuen Weihers wird mit einem durchgehenden Sockelstein betont. Die Uferzone wird flach abfallend ausgebildet, so dass kein Geländer als Schutz vor dem Hineinfallen ins Wasser notwendig ist. Die Randzone wird mit blühenden Wasserpflanzen gestaltet, so dass es ein Sitzen am Ufergarten besondere Qualitäten hat. Das Erlebnis des Wassers wird über differenzierte Zugänge, wie das Holzdeck „Teichterrasse“ im Norden oder die Sitzblöcke in der Rasenböschung im Osten vielseitig möglich sein.
Entlang der Rathausstrasse formuliert ein Baumblock die Raumkante zum Weiher. Er soll als Schattendach für die Besucher der Innenstadt einen attraktiven Sitzbereich mit Bänken anbieten, sodass hier während des Einkaufens ein kurzer Halt möglich ist. Ergänzt wird dieser promenadenartige Bereich unter den Bäumen mit kleinen Spielobjekten, die über ihre Form und das Material Bezug zur Industriegeschichte der Stadt nehmen.
Quartierspark
Die öffentliche Grünfläche wird als kleiner Park mit zentraler Spielwiese und Rundweg vor allem als ruhiger Rückzugsort am Rande der Einkaufsstraße und für das angrenzende Wohnquartier hergerichtet. Dabei wird das vorhandene Wegesystem überarbeitet, mit Bänken ergänzt und der vorhandene Baumbestand in die Gestaltung integriert. Die Pflanzflächen unter den Bäumen werden von Sträuchern befreit und mit kniehohen Gräsern und Stauden bepflanzt. Dadurch werden bessere Sichtbezüge in den Park ermöglicht und die Übersichtlichkeit und Orientierung verbessert. Der Übergang zur Vicht und der Schule wird über einen gepflasterten Teppich markiert, der sowohl als Verkehrsberuhigung dient als auch die Brücke über den Fluss deutlicher an die Innenstadt anbindet.
Mühlenspiel(platz)
Ein Teil der vorhandenen Grünfläche wird durch eine neue Wegeführung Richtung Vicht als Spielbereich für Kleinkinder mit einem eigenen Gestaltungsthema versehen, dass sich auf die Industriegeschichte der Mühlen bezieht und den hier verlaufenden Mühlengraben im Sinne eines Wasserspielbereiches als geschützten Rückzugsbereich für Familien mit Kindern sinnvoll ergänzt.
Sayett-Garten
Der Bereich der Frankentalwiese wird als wertvoller Freiraum den Auftakt von Norden am Kreuzungsbereich der Ellermühlenstraße neu akzentuieren. Mit Bezug auf die alte Spinnerei der Familie Bastin wird ein Gestaltungsthema gewählt, dass sich mit dem Begriff Sayett-Garten auf die alte rheinische Strickgarnproduktion Sayett bezieht. Die große Rasenfläche wird mit weißen Pflasterbändern durchwoben, die sich an der Rathausstrasse zu einer kleinen Platzfläche verdichten. Diese wird mit einem Sitzobjekt und Pflanzen, die Bezug zur besonderen Galmeiflora der Region nehmen, ergänzt.
Materialität, Ausstattung und Lichtkonzept
Die Grundmaterialität der befestigten Flächen orientiert sich an den bereits bewährten Materialien, die entlang der Talsachse z. B. am Olof-Palme-Friedensplatz eingebaut wurden. Somit wir der Gesamtzusammenhang der öffentlichen Flächen gestärkt. Auch die Ausstattungselemente, wie Fahrradständer, Abfalleimer und Strassenleuchten sollten die vorhandenen und bewährten Produkte übernehmen. Dagegen sollten die besonderen Gestaltungselemente wie Bank- und Sitzobjekte, Spielgeräte oder der Steg über den Weiher eine spezifische Gestaltsprache sprechen, die dem Ensemble `Bastinsweiher` eine eigene Identität verleiht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf reagiert auf die vielgestaltige städtebauliche Umgebung mit einer klaren Formensprache. Die Form des Bastinsweihers wird gänzlich neu strukturiert, in seiner Größe gegenüber dem Bestand deutlich reduziert und orientiert sich nunmehr klar an der nördlich anschließenden und der gegenüberliegenden Bebauung. Es spricht vieles dafür, dass der Weiher in seiner neuen Gestaltung auf die ursprüngliche Form als Mühlenteich zurückgeführt wird. Der Weiher ist von allen Seiten ohne Geländer frei zugänglich.

Die Einfassung wird mit einem einheitlichen Sockelstein vorgenommen. Sämtliche Uferzonen sind abgeflacht. Im Bereich der Rathausstraße sowie der Straße „Am Bastinsweiher“ wird die Randzone mit einer Wasserrandvegetation bepflanzt. Die östliche Böschung wird als Rasenböschung mit Sitzstufen ausgebildet, die nördliche Böschung mit einer Teichterrasse aus Holz großzügig angebunden. Damit wird eine der wesentlichen Aufgaben des Wettbewerbs, die allseitige Zugänglichkeit und Erlebbarkeit des Weihers, hervorragend erreicht.

Funktional besonders gelungen ist der Steg in Verlängerung der Talbahnstraße. Hierdurch wird eine optimale Verbindung vom Mühlener Bahnhof zum Ritzefeld Gymnasium, über die Vicht, geschaffen. Der auf der Seite der Schule gelegene „Vichtbalkon“ stellt zum Abschluss ein reizvolles Element zum Erleben des tief eingeschnittenen Flussbettes dar.

Der Straßenraum der Rathausstraße wird in seiner Verkehrsführung klar strukturiert, in seinem Profil auf eine Breite von sieben Metern reduziert und gestalterisch sorgfältig in das Gelände integriert. Dies geschieht in erster Linie durch das Aufgreifen der bereits in der Talachse, vor allem auf dem „Olof Palme Platz“, verwendeten Materialien sowie der beidseitigen Pflanzung von Straßenbäumen. Das Angebot an Stellplätzen wird zugunsten der Aufenthaltsqualität im Bereich der Weiherpromenade reduziert. Durch die Reduzierung des Straßenprofils werden die Gehwegbereiche beidseitig großzügig aufgeweitet.

Durch das Zurücknehmen des Teiches auf die Flucht der nördlich angrenzenden Bebauung entsteht in diesem Abschnitt die großzügige „Weiherpromenade“. Diese fungiert einerseits als klare städtebauliche Raumkante im Straßenverlauf, anderseits bietet sie großzügige Aufenthaltsmöglichkeiten am Ufer des Bastinsweihers.

Der Bereich der heutigen „Flora“ wird als Quartierspark ausgebildet. Die Gehölzreihen entlang der Straße „Am Bastinsweiher“ sowie der nördlichen Kante ziehen Teich und Quartiers-park zusammen. Damit macht sich der Entwurf mit den gewählten landschaftsarchitektonischen Gestaltelementen unabhängig von der südlich anschließenden städtebaulichen Entwicklung. Der Quartierspark wird sehr schlicht und zurückhaltend gestaltet und fungiert als Nahtstelle zwischen der Innenstadt und der sich östlich anschließenden Bebauung.

Im nördlichen Bereich des Quartiersparks wird ein „Mühlenspielplatz“ angelegt, der das Thema Industriegeschichte mit Elementen der Mühlentechnik erlebbar machen möchte.
Die „Frankentalwiese“ erhält eine ganz klare und schlichte Form und wird als Rasenfläche mit weißen Pflasterbändern gestaltet. Damit wird Bezug auf die historische Strickgarnproduktion der Familie Bastin in Stolberg genommen. Bezüglich der Grünflächenunterhaltung müssen die weißen Pflasterbänder jedoch kritisch geprüft werden.

Der Entwurf ist in seiner schlichten, zurückhaltenden Formensprache hervorragend geeignet dem Plangebiet eine neue städtebauliche Qualität zu geben und damit einen Beitrag zur Identitätsbildung in Stolberg zu leisten. In der Struktur, Formensprache und Materialverwendung ist er dem Zentrum der Kupferstadt Stolberg sehr angemessen.