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Offener Wettbewerb | 01/2015

Neubau Future Art Lab

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1. Rang / Gewinner

Pichler & Traupmann Architekten

Architektur

MĂŒller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung

ErlÀuterungstext

WB Neubau Future Art Lab

PROJEKTBESCHREIBUNG:

StÀdtebau:
Mit dem Neubau des Future Art Lab wird die Entwicklung dieses besonderen, fĂŒr Wien einzigartigen und an anglo-amerikanische Vorbilder erinnernden Campus abgeschlossen. Aufgrund dieser Tatsache und aufgrund seiner Lage an markanter Stelle kommt diesem Haus besondere Bedeutung zu, die es erlaubt, den stimmigen Kanon der Bauten am Campus an dieser Stelle besonders zu akzentuieren.
Nicht adĂ€quat wĂ€re es hingegen, an dieser Stelle Dominanz auszuĂŒben. Eine moderate Höhenentwicklung, eine Einbindung in die volumetrische Entwicklung der Nachbarbauten sowie eine rĂ€umliche und funktionale Bezugnahme auf das zentrale, freie Feld, den „Campus“ im wörtlichen Sinn, schien wichtig. Das GebĂ€ude versteht sich daher als Pavillon mit einer zur Mitte der UniversitĂ€t gerichteten Geste der Öffnung, die zudem auf stadtrĂ€umliche BezĂŒge zu reagieren vermag.
Entstanden ist somit ein eingebetteter SolitĂ€r, der durchaus als Apparat, als GerĂ€t fĂŒr das Spiel, die Komposition und das Experiment von und mit Film und Musik verstanden werden kann.

Funktion:
Die innere Organisation ist einzig und allein den funktionalen und bauakustischen Anforderungen geschuldet sowie dem Bestreben, einem jeden Institut grĂ¶ĂŸtmögliche Kompaktheit bei gleichzeitiger maximaler Tageslichtexposition zu gewĂ€hrleisten.
Das Institut fĂŒr Elektroakustik und Komposition, mit den großvolumigen SĂ€len, dem Klangtheater und dem Aufnahmesaal, welche seinen Nukleus bilden, ist aus bauakustischen GrĂŒnden notwendiger Weise im ersten Untergeschoß angesiedelt, ebenso wie großzĂŒgige Foyerzonen. Über einen versenkten Hof werden seine UnterrichtsrĂ€ume aber dennoch gut von Osten natĂŒrlich belichtet. Die zugehörigen, administrativen RĂ€umlichkeiten befinden sich ebenfalls Richtung Osten im Erdgeschoß sowie das Hauptfoyer.
Die Filmakademie, flĂ€chenmĂ€ĂŸig grĂ¶ĂŸtes Institut bei grĂ¶ĂŸtem Anteil an natĂŒrlich zu belichtenden RĂ€umen, nimmt alleine das gesamte 1. Obergeschoß, das aus baurechtlicher Sicht die grĂ¶ĂŸte Ausdehnung einnehmen darf, ein. Um noch mehr an FassadenflĂ€che zur Belichtung zu generieren, wurde ein RaumflĂŒgel nach innen geklappt – eine großzĂŒgige Terrasse entsteht, als Nebeneffekt. Das Art House Kino ist jedoch bewusst fĂŒr die Öffentlichkeit direkt vom Erdgeschoß erreichbar. Die untere Ebene des Kinosaals verbindet sich direkt mit einem in den Luftraum des Untergeschoßes eingeschobenen Zwischenniveau, das die SeminarrĂ€ume beinhaltet. An dieser Stelle ist eine direkte, fußlĂ€ufige Verbindung zum nebenliegenden Bauteil G möglich.
Dem Institut fĂŒr Tasteninstrumente, dem flĂ€chenmĂ€ĂŸig kleinsten, bei verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig ebenso hohem Anteil an zu belichtenden FlĂ€chen, ist konsequenterweise das zurĂŒckweichende 2. Obergeschoß, das Dachgeschoß vorbehalten. Es gruppiert sich ebenfalls um seinen Nukleus, dem Konzertsaal. Mit seiner Raumhöhe nĂŒtzt er das baurechtlich mögliche Dachvolumen und ist natĂŒrlich belichtet.

Erschließung:
Im SĂŒdosten befindet sich ein zweilĂ€ufiges Stiegenhaus mit Lastenlift, der strategisch alle zu beliefernden Bereiche auf kurzem Wege mit der Anlieferung verbindet. Die Haupttreppenanlage ist jedoch eine rĂ€umlich durchkomponierte und in Beziehung zu Campus und Stadt gelegte Erschließungs- und Begegnungszone, die sowohl Studierende und Lehrende zu den Instituten, wie auch die interessierte Öffentlichkeit zu den SĂ€len geleitet. Nimmt man den Weg hinunter, gelangt man, vorbei am Seminarraumbereich der Filmakademie, zum Klangtheater des Instituts fĂŒr Elektroakustik und Komposition. Nimmt man den Weg hinauf, erreicht man das Zentrum der Hauptebene der Filmakademie. Folgt man der Treppe weiter, hat man das GebĂ€ude bereits diagonal durchmessen und gelangt mit Blick in Freie zum Konzertsaal. Begleitet wird die Haupttreppenanlage von einem glĂ€sernen Personenlift zur barrierefreien Erschließung sĂ€mtlicher Niveaus. Trotz der Durchquerung des GebĂ€udes kann jedes Institut abgeschlossen, die der Öffentlichkeit zugĂ€nglichen SĂ€le samt deren Foyerzonen hingegen offen gehalten werden. Beide StiegenhĂ€user sind als Fluchttreppen ausgebildet, mit den jeweils erforderlichen Maßnahmen wie Verglasungen, Sprinklerbeaufschlagung, BrandschutzvorhĂ€ngen oder DruckbelĂŒftung. Da sie so positioniert sind, dass alle Bereiche lĂŒckenlos entfluchtet werden können, kann mit zwei Stiegen das Auslangen gefunden werden.

Bauakustik:
FĂŒr alle RĂ€ume und SĂ€le mit sehr hohen akustischen Anforderungen ist eine lĂŒckenlose Raum-in-Raum-Bauweise vorgesehen. Es ist daher die raumbildende Tragstruktur in Stahlbeton vollkommen von der den Innenraum bildenden, ebenfalls massiven Struktur entkoppelt und mittels Masse-Feder-System gelagert. Die drei grĂ¶ĂŸten Schallemittenten, Klangtheater, Aufnahmeraum und Art House Kino sind unabhĂ€ngig voneinander im Untergeschoß gelagert, sodass von diesen kein Körperschall auf andere Bauteile ausgehen kann. Die Lasten des Konzertsaals, der selbstverstĂ€ndlich ebenfalls in Raum-in-Raum-Bauweise und Masse-Feder-System vorgesehen ist, werden mit einer getrennten Tragstruktur durch das GebĂ€ude hindurch in die Fundamente abgeleitet, sodass auch hier keine BeeintrĂ€chtigungen gegeben sind. ErgĂ€nzend ist das gesamte Institut fĂŒr Tasteninstrumente auf einer eigenen, schwimmenden Stahlbetonplatte, unabhĂ€ngig von der primĂ€ren Stahlbetondecke, aufgesetzt.
Alle RĂ€ume mit hohen akustischen Anforderungen sind durch entsprechend starke WĂ€nde in Massivbauweise voneinander getrennt.
Um den höchsten AnsprĂŒchen an den Schallschutz gerecht zu werden, sind darĂŒber hinaus Pufferbereiche wie z.B. Flure und ZwischenrĂ€ume umgesetzt worden. So ist der Konzertsaal ĂŒber einen weniger sensiblen Flurbereich von den darunter liegenden Aufnahmebereichen getrennt, was fĂŒr den notwendigen Schallschutz zwingend erforderlich ist. HĂ€ufig sind TĂŒrkonstruktionen akustische Schwachstellen, was hier jedoch nicht der Fall ist, da Platz fĂŒr TĂŒrschleusen vorgesehen ist, um einen sehr hohen Schallschutzstandard umzusetzen.

Raumakustik:
Zwei wesentliche Konstruktionsprinzipien fĂŒr die Raumakustik sind berĂŒcksichtigt worden: DiffusitĂ€t und RaumbedĂ€mpfung. Die erforderliche DiffusitĂ€t wird ĂŒber raumakustisch geeignete Wand- und Deckenverkleidungen, wie z.B. konvexe Elemente hergestellt. Hierdurch werden Schallfokussierungen aufgelöst und die Basis fĂŒr gutes Hören gelegt. Aufgrund der Nutzung fĂŒr Forschung und Lehre wird das experimentelle Erleben einer unterschiedlichen Raumakustik ĂŒber eine variable Raumakustik ermöglicht. Die RaumbedĂ€mpfung kann hierzu in weiten Bereichen mit schallabsorbierenden VorhĂ€ngen verĂ€ndert werden.
Der Konzertsaal ist mit massiven Holzelementen, die den Schall ins Publikum reflektieren, an WĂ€nden und Decken ausgestattet. Diese Elemente wirken zudem als eigener „Klangkörper“. Der Boden ist als schwerer Holzboden ausgebildet. Um die Nachhallzeit steuern zu können, sind in einer definierten Zone zwischen Oberkante der Wandelemente und den Deckenelementen akustisch hoch wirksame und bewegbare Stoffelemente bzw. VorhĂ€nge vorgesehen.
Im Art House Kino sind alle wesentlichen RaumoberflĂ€chen fĂŒr eine absorbierende Auskleidung vorgesehen, so dass eine gute Hörsamkeit bei Lautsprecherbeschallung sichergestellt ist. ZusĂ€tzlich ist auch der Fußboden absorbierend mit einer Lochung ausgerĂŒstet, durch die auch die Zuluft gerĂ€uscharm quellen kann.
Das Klangtheater ist als experimenteller Raum vollflÀchig mit schallabsorbierend wirksamen Rollos ausgestattet, die im ausreichenden Abstand vor der Innenschale der Raum-in-Raum-Konstruktion angebracht sind und eine maximal variable Raumakustik sicherstellen.
SelbstverstĂ€ndlich gehen alle genannten Maßnahmen nicht auf Kosten der geforderten NutzflĂ€chen, sondern sind innerhalb der KonstruktionsflĂ€chen berĂŒcksichtigt.

Haustechnik:
Die Haustechnik muss die hochkomplexen Anforderungen in raumakustischer und bauakustischer Hinsicht selbstverstĂ€ndlich ebenfalls erfĂŒllen. Dazu sind einerseits sehr große LĂŒftungsquerschnitte notwendig, um die SĂ€le mit extrem langsamen Luftgeschwindigkeiten anfahren zu können. Nur so können die haustechnischen Anlagen nahezu gerĂ€uschlos arbeiten. Andererseits ist die getrennt gefĂŒhrte Anspeisungen der einzelnen SĂ€le unabdingbar, um SchallĂŒbertragung zwischen den SĂ€len zu verunmöglichen.

Bauphysik – Fassaden:
Da die inneren Lasten (WĂ€rmequellen) sehr hoch sind, ist es von großer Bedeutung, Energieeintrag von außen hintan zu halten. Dies erfolgt durch extensiven Einsatz von Sonnenschutzlamellen, die auch in der architektonischen Durchbildung eine wesentliche, gestaltprĂ€gende Rolle spielen. Auf der dem Campus zugewandten Nordfassade ist eine zweite, sonnenschutzbeschichtete Glasebene vorgeblendet, da es auch hier zu Energieeintrag aus Ost und West kommen kann. Zudem erhĂ€lt das GebĂ€ude dadurch ein markantes, offenes Erscheinungsbild in seiner Hauptansicht.
Der innere WĂ€rmehaushalt kann aufgrund des hohen Anteils an massiven Bauteilen, die alleine vom bauakustischen Konzept schon notwendig sind, sehr gut ausgeglichen werden.

Ausstattung:
Parkettböden in den SĂ€len und ÜbungsrĂ€umen, Teppichböden in Studios und BĂŒrorĂ€umen, KunstharzbelĂ€ge auf VerkehrsflĂ€chen. WĂ€nde gespachtelt und gemalt. An den Decken sichtbaren Installationen, ohne abgehĂ€ngte Decken etc., wie in experimentellen Kulturbauten durchaus ĂŒblich. WĂ€nde und Decken der SĂ€le wie im Raumakustikkonzept beschrieben.

Statisch-konstruktives System:
Das statisch-konstruktive System wird stark von den bauakustischen Anforderungen bestimmt. Vorgesehen sind Stahlbeton-Flachdecken, das wesentliche lastabtragende und aussteifende Element ist die schachtelförmige PrimĂ€rstruktur der SĂ€le. Weitere Lasten werden ĂŒber Stahlbeton-PendelstĂŒtzen abgetragen, Auskragungen ĂŒber SchrĂ€gstĂŒtzen im darĂŒber liegenden Geschoß abgefangen.

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Rang = Wettbewerbssieger
StĂ€dtebaulich gelingt es dem Projekt in sehr angemessener Weise das Thema „Campus“
sowohl in der Baukörperausformung als auch in der MaterialitÀt aufzugreifen, zu komplettieren und der Nutzung entsprechend semantisch zu akzentuieren.
StÀdtebaulich geht das Projekt in besonderer Form auch auf die landschaftliche QualitÀt des
Außenraumes ein, indem dieser nach oben perspektivisch fortgesetzt, fĂŒr die Nutzer zusĂ€tzliche AufenthaltsqualitĂ€ten auf kurzem Weg ins Freie anbietet.
Die Funktionen entfalten sich wie selbstverstĂ€ndlich entlang großzĂŒgiger VerkehrsflĂ€chen,
die gleichzeitig Aufenthalts- und BegegnungsqualitÀten anbieten. Gleichzeitig wird durch die
Erschließung innerhalb der Geschosse und dreidimensional im GebĂ€ude ausgezeichnete
Orientierbarkeit gewÀhrleistet.
Große Akzeptanz erreicht das Projekt hinsichtlich seiner FunktionalitĂ€t einhellig von allen
Nutzergruppen.
Alle SonderrÀume sind als Raum-in-Raum Bauweise vorgesehen. Bei Klangtheater, Aufnahmesaal und Konzertsaal ist auch die innere Struktur massiv ausgeformt. Bei den SonderrÀumen im Untergeschoss ist zusÀtzlich die Bodenplatte getrennt. Der interessante akustische Ansatz, die Lasten des Konzertsaales mit einer getrennten Tragstruktur durch das GebÀude hindurch in die Fundamente abzuleiten, ist in den PlÀnen (noch) nicht vollstÀndig umgesetzt.
Alle RĂ€ume mit hohen akustischen Anforderungen sind durch entsprechend starke
WĂ€nde in Massivbauweise voneinander getrennt. BezĂŒglich Raumakustik sind DiffusitĂ€t, fixe
RaumbedÀmpfung und variable Akustik beschrieben und konzeptuell sauber durchdacht. Auf
Grundlage dieses Konzeptes können hochwertige akustische RÀume entwickelt werden.
Das Projekt liegt im geforderten Budgetrahmen, dennoch kann durch die außerordentlich
hohe KomplexitÀt an funktionellen, akustisch sowie haustechnisch sowohl hohen als auch
differenzierten Anforderungen eine letzte KostenschÀrfe nicht erreicht sein. Die Jury spricht
diesem Projekt jedoch das Potential differenzierter Optimierung zu, ohne QualitÀtsverluste zu
antizipieren. Dies betrifft die Optimierung von Volumen gleichermaßen wie die Ausdifferenzierung von Raumanforderungen im Detail. Positiv gesehen wird das bewusste Ansprechen all dieser Themenbereiche im Wettbewerbsstadium.
Entsprechend der GebĂ€udekomplexitĂ€t wird auch hinsichtlich Ökologie ein sehr ausdifferenzierter, vielseitig wirksamer Katalog verschiedener Maßnahmen angeboten, welche eine ĂŒberdurchschnittliche Steigerung der energetischen Effizienz erwarten lassen.
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