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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2014

Sanierung des Bischöflichen Generalvikariates

Blick vom Klosterplatz. Eingangssituation

Blick vom Klosterplatz. Eingangssituation

Anerkennung

RKW Architektur +

Architektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Sanierung und Neustrukturierung des Generalvikariats Aachen

Idee. Unser Entwurf fĂŒr die Neustrukturierung des Generalvikariats soll die Chance eröffnen kirchliche ReprĂ€sentation durch vornehme ZurĂŒckhaltung und großzĂŒgige Einladung auszudrĂŒcken. Der Aachener Dom war das erste deutsche Denkmal, welches in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Diese herausgehobene Bedeutung der besonderen Lage erfordert es, Angemessenheit zu zeigen. Daher haben wir uns fĂŒr eine architektonische Haltung entschieden, welche mit formaler ZurĂŒckhaltung, homogener Materialsprache und feinen Akzenten das heutige heterogene Ensemble zu einem zusammenhĂ€ngenden GebĂ€ude verbindet.

Eine verbindende Formen- und Materialsprache. FĂŒr alle GebĂ€udeteile entscheiden wir uns fĂŒr eine warm-rote Ziegelfassade. Eine durchgĂ€ngige formale Reduktion auf einen gleichmĂ€ĂŸig strukturierten Fassadenrhythmus und die ausdrucksvolle, homogene und wertige ZiegelmaterialitĂ€t verbindet alle unterschiedlichen GebĂ€udeteile zu einem Ganzen. Diese ruhige und einheitliche Erscheinung tritt bewusst zurĂŒckhaltend gegenĂŒber dem Ensemble des Aachener Doms auf. Die MaterialitĂ€t ist eindeutig aus dem Umgebungskontext entnommen. In seiner heutigen MaterialitĂ€t und Kubatur erscheinen die GebĂ€udeteile fremd und ohne VerknĂŒpfung in der Umgebung; seine neue MaterialitĂ€t soll es fest im Kontext verankern.

Das offene Tor zum Klosterplatz. Am Klosterplatz verbinden wir den zweigeschossigen Vorbau mit dem sechsgeschossigen BĂŒrohaus durch eine Ziegelmauer. Sie verbindet die unterschiedlichen Bauteile zu einer zusammenhĂ€ngenden Kubatur und gibt dem Klosterhof eine neue klare Raumkante. Der Klosterplatz wird dadurch als kleiner stĂ€dtischer Platz besser wahrnehmbar. Die ehemalige Vorgartensituation des neuen Eingangsbereiches wird durch die Hofbildung auf besondere Weise gefasst und herausgehoben. Der große Torbogen in der hofbegrenzenden Ziegelmauer bildet eine reprĂ€sentative Einladungsgeste. Diese Geste rĂŒckt den Eingang des Generalvikariats direkt an die Kante des Klosterplatzes. Das Generalvikariat rĂŒckt damit nĂ€her an den stĂ€dtischen Kontext.

Der besondere Eingangshof. Der Eingangshof ist ein ambivalenter Raum - offen zum Himmel ist er doch gefasst und in GĂ€nze Empfangsbereich des Generalvikariats. Seine durchgĂ€ngig gepflasterte OberflĂ€che bildet einen großzĂŒgigen Eingangsteppich auf dem besondere Elemente angeordnet sind. Ein glĂ€serner Eingangskubus, eine kleine Kapelle aus perforiertem Metall, Tische und StĂŒhle bieten ein einladendes und reprĂ€sentatives Angebot fĂŒr gezielte und zufĂ€llige Besucher. Seine besonderen Elemente sind durch den Torbogen in Teilen erkennbar und machen den zufĂ€lligen Passanten auf einen Besuch des Klosterhofs neugierig.

Die kleine Kapelle. Der einfach gewölbte rechteckige Körper der kleinen Kapelle erhĂ€lt durch seine ungewöhnliche MaterialitĂ€t - der perforierten kupferfarbenen Metallhaut – eine besonders schimmernde Erscheinung. Das ornamentale Muster der Perforierung greift auf das Muster des vom Kreuzgang des Aachener Doms umschlossenen Hofes auf, die Orientierung der Kapelle nimmt die Ostung des Doms auf. Damit verweist die kleine Kapelle auf ihre besondere Lage in der direkten NĂ€he des Aachener Weltkulturerbes.

Materialakzente und Ornament. Die ruhige Materialsprache der Ziegelfassade wird akzentuiert durch kupferfarbene Fensterprofile des gesamten GebĂ€udes. Diese Profilfarbe greift die besondere MaterialitĂ€t der kleinen Kapelle auf. Die Kupferfarbigkeit wird in der unterseitigen Bekleidung des bestehenden Flugdaches weitergefĂŒhrt. Das Ornament der Kapelle gibt in vergrĂ¶ĂŸerter Form dem Flugdach eine Struktur und dem GesamtgebĂ€ude einen zeichenhaften Abschluss. In der Nacht schimmert gedĂ€mpftes Licht durch das Ornament und verweist sanft auf die Umstrukturierung. Die weitere Verwendung von Blaustein in der Möblierung des Eingangshofes, der Fugen zwischen GebĂ€udeteilen etc. setzt einen dritten Materialakzent. Dieser ist im historischen Kontext verwurzelt und integriert die Neugestaltung der Dominformation in die neue Gesamtfigur.

Klassische Konstruktion. Wir haben uns fĂŒr eine klassische Konstruktionsweise einer hinterlĂŒfteten Ziegelmauerwerkskonstruktion entschieden. Die hinterlĂŒftete Konstruktion bietet ein hohes Maß an Schutz gegen Durchfeuchtung. Sie ist eine langfristig erprobte Bauweise und entspricht den heutigen hohen Anforderungen der Bauphysik. Diese Konstruktion ist langfristig wartungsarm und zeigt nur wĂŒrdige Alterungsspuren. Ein außenliegender Sonnenschutz ergĂ€nzt das langfristig sinnvolle und wirtschaftliche Konzept. Ebenso bietet es die Sicherheit in Zukunft auf die weiteren Bauabschnitte ĂŒbertragen werden zu können.

Ein neues Ganzes. Mit dem zurĂŒckhaltenden formalen Konzept, welches durch kleine Akzente seine Spannung erhĂ€lt, schaffen wir ein erkennbares neues Generalvikariat. Es tritt durch eine angemessene Bescheidenheit auf. Durch die einladende Geste am Klosterplatz zeigt sich das Generalvikariat mit neuen Angeboten einer breiten Öffentlichkeit. Es reprĂ€sentiert seine Aufgaben mit WĂŒrde.


Bearbeitung: Norbert Goljan (Freier Mitarbeiter)

Beurteilung durch das Preisgericht

StĂ€dtebau: der Entwurf definiert sich stĂ€dtebaulich als eine prĂ€gnante Einheit. Der Eingangsbereich wird vom Klosterplatz abgetrennt, was zur Anlage eines Binnenhofes fĂŒhrt. Der Zugang vom Klosterplatz wird durch einen gemauerten Torbogen akzentuiert. Die Geschlossenheit und der monolithische Eindruck des Ensembles wird vor allem durch das einheitliche Material Ziegel erreicht. Die stĂ€dtebauliche Anlage als eine klare Konturierung des Baukörpers gegenĂŒber dem Klosterplatz und die Eingangssituation sind gut gelungen. Im Binnenhof verspricht zunĂ€chst die eingestellte Kleinarchitektur der Kapelle eine QualitĂ€t, die dann aber durch den hinzugestellten Glaskörper des Foyers eine empfindliche Störung erfĂ€hrt. GegenĂŒber dem Welterbe Dom wird mir dieser stĂ€dtebaulichen Lösung im Zusammenhang mit der strengen MaterialitĂ€t und der ornamentierten kupfernen Untersicht des Flugdaches ein beachtlicher Akzent gesetzt, dessen Angemessenheit fĂŒr den Umbau eines GebĂ€udes an dieser Stelle im Preisgericht sehr kontrovers diskutiert wurde.
Fassade: die MaterialitĂ€t und Konstruktion der Fassade lĂ€sst nichts mehr erahnen von der Ausdifferenzierung der ursprĂŒnglichen Fassade; dies wird als bewusstes architektonisches Statement und Teil der Bauidee respektiert. Wichtig fĂŒr diese Idee ist sicher die gezeigte „massive“ Ziegelvorhangschale, wobei die vorgeschlagene Konstruktion jedoch in diesem Sinne wesentliche Fragen offenlĂ€sst und möglicherweise zu befĂŒrchten ist, dass der gewĂŒnschte Eindruck nur mit erheblichen Mehrkosten realisiert werden kann. Das betrifft auch den Unterhalt der Fassade.
Innenraum: der Wegfall der BrĂŒstung generiert zusĂ€tzliche TGA-Kosten. Durch die Anlage des sogenannten Klosterhofs und die Auslagerung des Foyers und der Kapelle wird im Eingangsbereich des GebĂ€udes verstĂ€ndlicher Weise auf DeckendurchbrĂŒche oder Fassadenöffnungen im Dienste einer ReprĂ€sentation verzichtet. Das Foyer ist vernĂŒnftig organisiert, der Kontext von Cafeteria und Multifunktionsraum und der
weiteren Erschließung ist gut gelöst.
Blick von SĂŒd-Ost. FischbĂŒttel

Blick von SĂŒd-Ost. FischbĂŒttel

Lageplan - EG

Lageplan - EG

Skizze1: Klosterplatz - Innenhof - Eingang/Kapelle

Skizze1: Klosterplatz - Innenhof - Eingang/Kapelle

Skizze2: Blick von Klappengasse - Blick zum Dom

Skizze2: Blick von Klappengasse - Blick zum Dom

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt