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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2015

Zentralparkplatz und Tiefgarage

2. Preis

JOMA Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

umarchitekt

Architektur

PB CONSULT GmbH

Verkehrsplanung

Ulm Ingenieurgesellschaft

Tragwerksplanung

Dmitry Boykov, db-arch studio

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Zentralparkplatz mit den Freiflächen der Stadthalle wird Teil des Stadtbodens der Kulmbacher Innenstadt. Zukünftig erstreckt sich der Stadtboden als Einheit von der Petrikirche über die Obere Stadt und die Langgasse bis hin zum Holzmarkt.
Als Vorbild für einen einheitlichen Stadtboden wird der Stadtraum vom Marktplatz bis hin zur Petrikirche gesehen. An diesen hochwertigen Natursteinoberflächen orientiert sich die Materialwahl für den Zentralparkplatz mit der angrenzenden Umgebung.

Raumkanten und Grünstruktur
Die Wunde, die der Abriss des alten Brauhauses der Ersten Kulmbacher Aktienbrauerei im Stadtgrundriss hinterlassen hat, ist seither im Stadtgefüge der Stadt Kulmbach sichtbar.
Unser Entwurf basiert auf Raumkanten, die den Raum baulich oder durch Vegetation strukturieren und den aufgebrochenen Stadtgrundriss neu organisieren.
Drei einstöckige, offene Baukörper akzentuieren die Peripherie der Zentralplatzfläche und dienen gleichzeitig als Aufgang aus der Tiefgarage Richtung Stadthalle, Richtung Plassenburg und zum Stadtzentrum an der Klostergasse.
Der Hain entlang der Sutte und die Baumreihe im Norden der Platzfläche rahmen und zonieren durch Vegetation den Zentralparkplatz zusammen mit dem markanten Baum am Brunnen Ecke Klostergasse/Grabenstraße. Zinnfiguren nachempfundene Lichtstelen unterstützen die Raumwirkung und illuminieren die Platzfläche und Gebäudefassaden.

Basierend auf der neuen Raumstruktur können die Verkehrsflächen auf dem Zentralparkplatz und in deren Umgebung neu geordnet werden.
Die grundlegende Veränderung zur bisherigen Verkehrsführung ist die Verlegung der Grabenstraße Richtung Norden in die Platzfläche. Im Südosten der Platzfläche entsteht ein neuer, vielseitig nutzbarer Raum mit dem markanten Baum am Brunnen und dem TG-Aufgang Plassenburg.

Vor der Stadthalle gliedert eine neue, großzügige Treppenanlage den Vorbereich. Die zum Eingang führende Überdachung bleibt großteils erhalten und wird durch zwei erhöhte Pflanzbereiche mit kleinkronigen Bäumen eingerahmt. Die Einfassung dient als Sitzbank.
Verkehr und Stellplätze
Die Straßenräume um den Zentralparkplatz werden an die neue Gestaltung angepasst und die Straßenquerschnitte überarbeitet. Die Dimension der Fahrbahnen wird, wo angebracht, reduziert.
Grundlegend ändert sich die Straßenführung der Grabenstraße auf dem Zentralparkplatz und im Kreuzungsbereich der Klostergasse. Die Grabenstraße wird in die Platzfläche integriert und führt als Einbahnstraße von der Klostergasse zur Sutte. Die Sutte wird weiterhin als Einbahnstraße, jedoch einspurig Richtung Norden, geführt. Die neue Platzgestaltung ermöglicht es die Sutte nach Südwesten zu verlegen, wo der ursprüngliche Verlauf vermutet wird. An der Kreuzung Sutte/Webergasse regelt ein Kreisverkehr flexibel den Verkehr.
Über den Kreisverkehr erfolgt die Zufahrt zur Tiefgarage unter dem Zentralparkplatz. Die Ausfahrt führt über eine neue Verbindung zur Tiefgarage der Stadthalle. Die dort bereits bestehende Ausfahrt wird von beiden Tiefgaragen genutzt. Die Zufahrt zur Tiefgarage der Stadthalle bleibt jedoch erhalten. Insgesamt werden in der Tiefgarage 154 Stellplätze angeboten. Davon sind 10 Parkplätze familien- bzw. behindertengerecht. 14 Plätze sind City Car und Micro-Parkplätze und zwei Stellplätze sind für Elektroautos.

Auf dem Zentralparkplatz werden künftig 66 KFZ-Stellplätze angeboten. Davon sind jeweils 2 Parkstände behindertengerecht bzw. familiengerecht. Weitere 4 sind City Car und Micro-Parkplätze. Zufahrt und Abfahrt erfolgt über die Grabenstraße.

Die Haltestelle für Linienbusse bleibt an der Stadthalle erhalten, wird jedoch direkt von der Sutte erschlossen. Die bisherige Überholspur entfällt.
Der Plassenburg-Express hält nahe der Touristeninformation an der Klostergasse. Reisebusse dürfen auf der östlichen Grabenstraße kurzzeitig parken um Besucher der Stadt Kulmbach einsteigen oder aussteigen zu lassen.

Leuchten und Einbauten
Form und Gestalt der Zinn-Leuchtstele leitet sich aus der Kontur einer Zinnfigur ab. Fuß - Körper - Kopf dienen als Vorlage für die abstrahierte Leuchte.
Der tragende Grundkörper besteht aus einer Stahlkonstruktion, die Verkleidung der Leuchte aus perforiertem Zinnblech mit hinterliegenden Leuchtmittel. Eine Vielzahl kleiner LED-Leuchten mit vorgelagerter Optik im oberen Teil des Zinnblechs der Zinnober-Leuchte kann gezielt auf die Platzfläche ausgerichtet werden und illuminiert die Platzfläche weiträumig.
Funktionsbeleuchtung und indirekte Beleuchtung im Zusammenspiel tauchen den Zentralparkplatz in ein besonderes Licht und können entsprechend der Platznutzung zugeschaltet oder verändert werden.

Die Einhausung der Treppenaufgänge der Tiefgarage ist ebenfalls aus dem Material der Zinn-Leuchtstele. Auf den Oberflächen der perforierten Zinnplatten entstehen sanfte Reflexionen der Umgebung und des Sonnenlichts und erzeugen im Wechselspiel mit den illuminierten Metallflächen eine besondere Atmosphäre auf dem Platz.

Materialien und Oberflächen
Ein einheitlicher Natursteinbelag aus Kleinsteinpflaster führt von den Gehwegen auf die Platzfläche. Lediglich die Parkplatzfläche im Zentrum des Zentralparkplatzes wird durch eine unterschiedliche Farbwahl hervorgehoben. Straßenräume außerhalb der Platzfläche sind mit Naturstein-Großsteinpflaster im Reihenverband belegt, was den bereits sanierten Bestand entspricht. Bei den Belagsflächen wird besonders Wert auf eine fußgängerfreundliche Oberfläche gelegt. Materialien unterschiedlicher Farbgebung werden zu einem homogenen und facettenreichen Oberflächenbelag kombiniert.
Stadtmöbel und Treppenanlagen sind aus Muschelkalk oder Granit gefertigt, Fahrradständer aus oberflächengeschichtetem Metall.

Kulmbacher Bierfest und Veranstaltungen
Ausgestaltung und Einbauten der Platzfläche orientieren sich an den Notwendigkeiten und Bedürfnissen zur Durchführung des Kulmbacher Bierfestes. Das Festzelt steht zwischen den Zinn-Leuchtstelen. Zugänge zum Festzelt und der Außenraum sind aufeinander abgestimmt. Die Zufahrt zur Tiefgarage ist während des Festbetriebes uneingeschränkt möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch sehr gut dimensionierte Proportionen des Zentralparkplatzes aus. Ein starker Rand durch Baumhaine fasst den Platz und bildet Kanten, der Bezugspunkt ist die historische Platzrandbebauung mit den ehemaligen Brauereigebäuden. Der Baumhain auf der Ostseite dient während des Bierfestes auch als Biergarten. Gleichzeitig wird dadurch aber die Verbindung zur Stadthalle beeinträchtigt. Auch für das Bierfest stellen die Baumreihen eine Einschränkung der Variabilität dar. Dennoch überzeugen die gewählten Standorte und der entstandene Raum. Der Ordnungswille für den Vorplatz der Stadthalle wird anerkannt.

Positiv wird die Verlegung der Grabenstrasse nach Norden gesehen, dadurch werden großzügige Freibereiche für die gastronomischen Einrichtungen geschaffen. Die Ausrichtung des Platzes auf die historische Stadtkulisse mit Blick zur Plassenburg wird gutgeheißen.Die Parkierungsfläche ist eindeutig von den Aufenthaltsbereichen getrennt, die Erschließung der Fläche für Parkplatzsuchende ist klar gegliedert.

Die Errichtung eines Minikreisverkehrs (D=16m) an der Sutte ermöglicht die Einfahrt in die Tiefgarage. Dabei bleibt die Mittelinsel überfahrbar. Die Zufahrt zur Stadthalle bleibt bestehen. Die Bushaltestellen für den Stadtbuss benötigen noch Wetterschutzeinrichtungen. Durch den Kreisverkehr ist der Stau durch Linksabbieger vermeidbar und gibt der Sutte die Möglichkeit, den Querschnitt auf eine Fahrspur zu vermindern. Aus verkehrsplanerischer Sicht kommt die Lösung mit geringen Fahrflächen aus.

Der Vorschlag zwischen Naturstein-Kleinpflaster aus Reihenverband für den Parkbereich und aus Bogenverband für den Platzrahmen ist kostspielig, steigert jedoch mit der hohen Qualität der Materialien die Aufenthaltsqualität und zeigt die geforderte Robustheit für das Bierfest. Die Formgebung der Leuchten scheint übertrieben, auch wenn die Herleitung aus dem Thema der Kulmbacher „Zinnfigur“ sinnfällig ist. Die Qualität des Lichtbildes überzeugt jedoch.

Positiv wird ebenfalls die Verlegung der Touristenbusse in die Klostergasse gesehen. Die Ausfahrt aus der Tiefgarage nur über die Stadthalle muss diskutiert werden.

Die Rettungswege sind durch die Bäume festgelegt und müssen im Detail überprüft werden. Dies gilt ebenso für die Brandsicherheit. Die Treppenausgänge aus der Tiefgarage müssten an das Rettungssystem angepasst werden. Die WCs in der Tiefgarage und an der Oberfläche sind unterdimensioniert.

Der Verfasser plant die Erhaltung von Bodenplatte, Wänden und Stützen.
Zur Ertüchtigung werden neue Unterzüge mit Vouten und eine neue Deckenplatte geplant. Teilaspekte des Tragwerks sind im Zuge der weiteren Planung zu prüfen.

Die Kenndaten zur Wirtschaftlichkeit zeigen durchwegs gute Werte.