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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2015

Neubau der Feuer-und Rettungswache mit Leitstelle – Hauptwache Gütersloh

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

struhkarchitekten

Architektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

ModellArchitektur Trixi Schulz

Modellbau

cube visualisierungen - 3D Architektur - Darstellungen

Visualisierung

Prof. Dr.-Ing. Lars Kühl

Energieplanung

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

1. Städtebau und Entwurfsidee
Die Umsetzung des ambitionierten Programms für die Hauptwache Gütersloh verlangt nach einer funktionalen, aber auch identitätsstiftenden baulichen Gestalt, welche die Vielfalt, aber auch die Einheit der drei Institutionen Berufsfeuerwehr, Rettungsdienst und Kreisleitstelle gleichermaßen abbildet.

Städtebauliche Ziele werden umgesetzt durch:
- Signifikanz von äußerer Erscheinung mit deutlicher Eingangssituation.
- Setzung eines Hochpunkts, der die Stadteinfahrt markiert und die Zufahrt zum Marktplatz
unverwechselbar macht
- differenzierte Höhenstaffelungen der Baukörper, die den Maßstab der Umgebung aufnehmen
- schützende Höfe, die die Funktionen klar gliedern: Alarmhof, Werkstatt- und Übungshof und Anlieferhof

Kennzeichnend für die Hauptwache Gütersloh sind:
- Bildung eines kompakten, funktionalen und signifikanten Baukörpers, mit kurzen Wegen (horizontal und vertikal) und guter Orientierung, in dem sich die Kreisleitstelle auch als autarke Funktionseinheit (Realteilung) darstellen kann
- ökologisch wirtschaftlich ausgerichtetes Bauen, Nachhaltigkeit und ein innovatives Energiekonzept
- Sicherheitsbereiche sind zusammenhängend ohne Durchlaufzonen von der Öffentlichkeit angeordnet
- Synergieeffekt durch funktionale Anordnung

2. Erschließung und Funktion
- Die äußere Erschließung ist klar geordnet in Alarmausfahrt, Notausfahrt, Rückkehr, Ver- und Entsorgung
- Eingangsbereich und innere Erschließung in den Geschossen sind unmittelbar erfassbar
- übersichtliche Trennung von Fußgänger- und Fahrverkehr, von Ver- und Entsorgung
- Obergeschosse mit Verwaltung, Ruhebereichen und abgesicherten Funktionen mit zentral angeordneten Speise- und Sportbereich mit kurzer Anbindung an die Feuer- und Rettungsfahrzeuge
- Aufzüge sorgen für die barrierefreie Verbindung der Ebenen. Ein Lastenaufzug am Anlieferhof stellt zentral die Ver- und Entsorgung (Wäsche, Küche, Müll,etc.) auch von Fremdfirmen sicher
- Parkplätze für Behinderte und Fahrräder liegen direkt am Haupteingang und sind witterungsgeschützt durch die Überbauung.

Die Differenzierung zwischen Erd- und Obergeschossen ist nicht nur organisatorisch sinnfällig, sondern sie spiegelt auch die konstruktiven und klimatisch unterschiedlichen Bedingungen der unterschiedlichen Raumnutzungen wieder.

3. Konstruktion
- Grundlage: elementierte, seriell zu fertigende Bauteile mit einheitlichem Raster in Massivbauweise
- Tragwerk der Decken der Fahrzeughallen: ein- und zweiachsig gespannte Stahlbetondecken auf Stahlbetonunterzügen im Abstand von 4,5 m
- Flachdeckenkonstruktion in den Obergeschossen
- Bauwerksausteifung: erfolgt über die Erschließungskerne
- Gebäudefugen: Die Abstände sind nicht größer als 45 m
- Gründung: ist eine Flachgründung mit Einzel- und Streifenfundamenten vorgesehen.

4. Fassaden / Material / Schallschutz und Akustik
Im Innenraum dominieren helle und farbige Oberflächen (Orientierung) die im Kontrast zu natürlichen Materialien mit haptisch und optisch angenehmen Oberflächen stehen.

Zum Einsatz kommen:
- Durchgefärbter Beton / Ziegel zur Stadt (steinerne Welt)
- Alufassade mit Dreifachverglasung (Fensterbänder)
- Sonnen- und Blendschutz und Aluminiumjalousien mit Lichtlenkung
- Sichtbetondecken mit heller Oberfläche
- Deckensegel mit integrierten Schallabsorber
- Industrieestrich, Parkett- , Linoleum-, Textilböden
- Bewusster Einsatz von Farbe (Orientierung)

Die Materialwahl wurde unter Berücksichtigung hoher Dauerhaftigkeit und Wartungsarmut, Berücksichtigung von Ökobilanzdaten und Wiederverwertbarkeit, Vermeidung von Risikostoffen, haptisch und optisch angenehme Oberflächen, ggf. Einsatz von Nanotechnologie in der Behandlung von Oberflächen gewählt. Im Innenraum wird die akustische Behaglichkeit durch textile Vorhänge, Schallabsorber in Deckensegel erreicht.

5. Energiekonzept
In einem integralen Planungsprozess wird ein nachhaltiges und ökologisches Gesamtkonzept entwickelt. Neben der Erfüllung des Niedrigstenergiegebäudestandards mit passivhaustauglichen Komponenten und der Installation einer ökologisch, aus erneuerbaren Energien, optimierten Energieversorgung soll der Einsatz nachhaltiger Baustoffe mit geringen PE-Inhalten und hoher Lebenserwartung modellhaft demonstriert werden. Damit stehen die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Errichtung der Feuer- und Rettungswache besonders im Vordergrund.
Durch den Einsatz nachwachsender Baustoffen wird eine architektonisch, nachhaltige Architektur realisiert. Eine gute Ökobilanz wird durch den Einsatz von Rohstoffen natürlichen Ursprungs, einer umweltschonenden Gewinnung des Materials, einer umweltgerechten Verarbeitung, dem Verzicht auf Schadstoffe bei der weiteren Verwendung sowie einer späteren Recyclingfähigkeit des Materials garantiert. Außerdem zeichnen sich die geeigneten Materialien besonders bei der Herstellung und Widerverwertung durch den geringen Energieaufwand aus.
Die Ausstattung des Gebäudes wird an diesen definierten Komfort- und Nachhaltigkeitsanspruch angepasst. Die Versorgungs- und Konditionierungsmerkmale des Gebäudes werden auf der Basis lokaler Ressourcen und regenerativer Energien entwickelt. Folgende Komponenten sind hierfür vorgesehen:

Wärmeversorgung
- Einsatz eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerks zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung
- optional: Einsatz einer Wärmepumpe zur Wärmeverschiebung und Nutzung der überschüssigen
Abwärme aus Leitstelle, Server, Technik,… (vorgesehen für die Übergangszeit)
- Spitzenlastdeckung bzw. Sicherung der Redundanz durch Gas-Brennwertkessel

Regenerative Kälteversorgung
- Einsatz eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerks zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung
- Möglichkeit der freien Kühlung über Rückkühler
- Spitzenlastdeckung bzw. Sicherung der Redundanz durch Einsatz einer Kompressionskältemaschine zur solarelektrischen Kühlung über hocheffiziente Photovoltaik-Module auf dem Gründach

Weitere Konditionierungsmerkmale im Gebäude sind:
- Einsatz von mechanischen Zu- und Abluftanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung zur Sicherstellung einer optimalen Luftqualität (z. T. mit Heiz- und Kühlfunktion)
- Vollklimatisierung der Leitstelle und angrenzender Stabsräume
- natürliche Fensterlüftung im Sommer möglich, ggf. Querlüftung
- Nachtlüftung über motorische Fensterlüftungselemente in den oberen Geschossen - Aktivierung der Speichermassen
- Einsatz von Heiz- und Kühldecken zur bedarfsgerechten Konditionierung mit hohem akustischen Komfort durch angepasste Nachhallzeiten und in die Deckensysteme integrierte Bedämpfung
- Außen liegender Sonnenschutz mit zusätzlicher Blendschutzfunktion und Tageslichtlenkung
- hoher visueller Komfort durch optimale Tageslichtnutzung
- hocheffiziente, bedarfsgesteuerte Beleuchtung mit LED Technik

Die extensiv begrünten Dachflächen sorgen für eine örtliche Retention, Versickerung und Verdunstung von anfallendem Regenwasser, begünstigen zugleich aber auch eine Kühlung und damit Effizienzerhöhung der installierten Photovoltaik. Das zusätzlich anfallende Regenwasser wird zur Betriebswassernutzung verwendet - eine Einleitung des Regenwassers in das öffentliche Kanalnetz ist weitestgehend zu vermeiden.
Eine hohe Effektivität der Gebäude hinsichtlich der Lebenszykluskosten wird durch die folgenden Punkte sichergestellt:

- Auswahl der Materialien und Anlagentechnik unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und geringer Betriebs- bzw. Wartungskosten
- hocheffiziente, tageslichtabhängige Beleuchtung, Einsatz von LED
- reinigungsfreundliche Oberflächen und Beläge
- differenziertes Mess- und Monitoringkonzept zur Sicherstellung eines optimierten Gebäudebetriebs, Stabilität geringer Betriebskosten und der Einhaltung der geplanten Behaglichkeits- und Komfortkriterien
- ggf. Zertifizierung nach DGNB / BNB

6. Außenraum
Die Freiflächen werden wie folgt thematisiert:
- der Eingangsbereich als kleiner Quartiersplatz
- Terrassen als Orte für Ruhe, Aufenthalt und visuellem Komfort
- Sportflächen zur Rekreation auf den Dächern
- Zum Marktplatz wird ein Puffer- und Grünstreifen mit Fuß- und Radweg vorgeschlagen.
Die Sicherung zum öffentlichen Raum folgt dort, wo sie das Gebäude nicht selbst übernimmt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die städtebauliche Figur der doppelten Hofbildung leitet sich nicht aus dem städtebaulichen Umfeld ab und die Flächeninanspruchnahme des Baukörpers ist insgesamt zu groß, sodass die entstehenden Vorbereiche sowohl an der Venn- wie auch an der Prekerstraße den Eindruck von Restflächen vermitteln, die nicht genutzt werden können. Die Baukörperstaffelung stadteinwärts von ein- bis drei Geschossen an der Ecke Prekerstraße/ Friedrich-Ebert-Straße wird grundsätzlich begrüßt. Die Ecksituation wird dabei aber als zu offensiv und überdimensioniert erachtet.

Architektur
Die zwei Höfe, die unterschiedliche Funktionen aufnehmen, lassen eine hohe räumliche Qualität zu den Innenhöfen entstehen. Nach außen sind sie durch die Abstaffelung der Höhen und Versätze ablesbar. Der Haupteingang und die Hofzufahrt sowie die Durchfahrbarkeit der Höfe überzeugen. Die Betonung an der Ecke Prekerstraße / Friedrich-Ebert-Straße durch die starke Inszenierung des Kopfbaus steht im Ungleichgewicht zur Ausbildung an der Ecke Vennstraße / Friedrich-Ebert-Straße. Die Überinszenierung der Ecke über dem Eingang ist zu hinterfragen. Wünschenswert wäre eine größere Transparenz zur Friedrich-Ebert-Straße.

Funktionalität
Der Entwurf zeigt im Hinblick auf die Funktionalität keine Nachteile. So ist die Anordnung der Waschhalle für die rücklaufenden Verkehre ideal, ebenso die Desinfektionsbereiche mit der Durchfahrhalle. Häufig ausrückende Fahrzeuge sind ebenfalls im Durchfahrtsbereich angeordnet.
Für die Feuerwehrleute ist eine sehr gute Erreichbarkeit der Fahrzeughallen gegeben.
Die externe Andienung von der Marktplatzseite ist wie die Andienung des Lagers gut gelöst. Eine Kranbahn ist hier allerdings nicht notwendig.
Die Unterbringung der Kreisleitstelle in einem eigenen Trakt mit eigenem Zugang wird positiv gesehen.

Wirtschaftlichkeit
Die Bauwerkkosten liegen im ungünstigen Drittel der Wettbewerbsteilnehmer. Von den Lebenszykluskosten ist der Entwurf im Durchschnitt anzuordnen, wobei der Energieverbrauch durch die kompakte Anordnung des Bereiches Verwaltung und Leitstelle als vergleichsweise günstig zu bewerten ist. In den Baumassen weist der Entwurf eine mittlere Bruttogrundfläche und eine überdurchschnittliche Außenhüllfläche auf.
Perspektive

Perspektive

nsp Lageplan

nsp Lageplan

Lageplan

Lageplan

Ansichten / Schnitte

Ansichten / Schnitte