Was an Universitäten passiert, bleibt für gewöhnlich an Universitäten. Es sind Inkubatoren für Innovation, nicht ans Fernwärmenetz des Berufsalltags angeschlossen. Doch nirgends sonst liegen Fachrichtungen so nahe beieinander. Der Ausfallschritt in andere Disziplinen bringt oftmals innovative Resultate hervor. Und um genau die geht es bei dem Studentenwettbewerb competitionline campus.

Das Preisgereicht – Nicolai Blank, Prof. Dr. Klaus Bollinger, Dirk Bonnkirch, Prof. Inga Hahn, Lena Kleinheinz, Prof. Fahim Mohammadi, Carsten Rinsdorf, Daniela Kouefo und Frank Zschieschang – mussten auch in diesem Jahr unter zahlreichen spannenden Beiträgen ihre Wahl treffen. Viele der Einreichungen machten deutlich, dass Biochemie, Agrarwissenschaft oder Informatik keine Nischenthemen der Architektur sind, sondern absolute Daseinsberechtigung in ihrem Zentrum haben. Das Ergebnis des Wettbewerbs verdeutlicht den Wunsch der Nachwuchsarchitekten, andere Disziplinen eher noch stärker in ihre eigene Tätigkeit mit einzubinden.


Die Titel „ÖKOstrie 4.0_BioDigital“ und „Dare’n’Do“ der Gewinnerprojekte geben dabei die Richtung vor, in die es künftig gehen wird. „ÖKOstrie 4.0“ wählt dabei einen ganzheitlichen Ansatz für die Landwirtschaft, „Dare’n’Do“ verlässt das architektonische Terrain zeitweise ganz und taucht in biochemischen Welten ab.

ÖKOstrie 4.0_BioDigital, Gewinner in der Kategorie Studentenarbeiten: Fevzi Akbas entwickelte eine Vision für die Landwirtschaft der Zukunft - mit auf Fließbändern laufenden Pflanzeinheiten.

ÖKOstrie 4.0_BioDigital, Gewinner in der Kategorie Studentenarbeiten: Fevzi Akbas entwickelte eine Vision für die Landwirtschaft der Zukunft - mit auf Fließbändern laufenden Pflanzeinheiten.

Fevzi Akbas von der TU Braunschweig konnte sich mit „ÖKOstrie“ gegen 48 Mitstreiter in der Kategorie Studentenarbeiten durchsetzen und sich über das Preisgeld von 1250 Euro freuen. Im Zentrum seines Projekts steht ein landwirtschaftlicher Betrieb, der für die Zukunft aufgerüstet wird. Dabei kommen Roboterarme zum Einsatz, die auf Schienen laufende Pflanzeinheiten von Unkraut befreien, bewässern und düngen, falls nötig. Aus dem kleinen bäuerlichen Betrieb wird ein Hightech-Park, der 24 Stunden am Tag ohne Unterbrechung arbeitet.

Das Seminar „Dare’n’Do“ von Natalie Weinmann zeigt, wie es aussieht, wenn Architekturstudenten gemeinsam mit Biochemikern entwickeln und gestalten. Es ist der Gewinner in der Kategorie Fakultätsarbeiten.

Das Seminar „Dare’n’Do“ von Natalie Weinmann zeigt, wie es aussieht, wenn Architekturstudenten gemeinsam mit Biochemikern entwickeln und gestalten. Es ist der Gewinner in der Kategorie Fakultätsarbeiten.

Von einer Unterbrechung ihrer gewohnten Tätigkeit profitierten die Biochemiker am Max-Planck-Institut (MPI), als sie auf die Architekturstudenten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste trafen. Im Seminar „Dare’n’Do“ entstand ein spannendes Elektrolyt nach einem Design auf Grundlage wissenschaftlicher Prinzipien: Eine spezielle Ästhetik ergibt sich insbesondere aus symmetrischen Strukturen aus Gummis, Faden und Haken im Form Borromäischer Ringe. Das Projekt konnte sich gegen neun andere Projekte in der Kategorie Fakultätsarbeiten durchsetzen und wurde ebenfalls mit 1250 Euro prämiert.

Die Frage, welchen Anteil die jeweiligen Fakultäten an den eingereichten Projekten hatten, wurde in der Jurysitzung zunehmend intensiv diskutiert. Waren manche Seminare von vornherein auf Innovation ausgerichtet, ist es in anderen Fällen der Ideenreichtum der Studenten, der zu innovativen Ergebnissen geführt hat. Hier stellt sich auch die Frage, weshalb unter den Gewinnern keine „klassischen“ Architekturprojekte sind. Der Blick hin zu anderen Disziplinen war offenbar so verlockend, dass der Weg in die Architektur nicht immer zurückgefunden wurde. Einige der Teilnehmer wurden dabei aber zu Mobilitätsforschern, Museumskuratoren oder Energieexperten. Diese vielen Sonderwege führten zu überraschenden Interpretationen von Innovation.

Der Workshop „Handwerk und Form“ der School of Architecture Bremen fördert die Kommunikation zwischen Architekten und Handwerkern. Dafür erhielt er eine lobende Erwähnung in der Kategorie Fakultätsarbeiten.

Der Workshop „Handwerk und Form“ der School of Architecture Bremen fördert die Kommunikation zwischen Architekten und Handwerkern. Dafür erhielt er eine lobende Erwähnung in der Kategorie Fakultätsarbeiten.

Dass Innovation aber auch ein Rückblick auf Vergangenes sein kann, zeigt ein Projekt, das Handwerker und Architekten für die gemeinsame Arbeit an einem Gebäude im Maßstab 1:1 zusammenbringt. Der Workshop „Handwerk und Form“ der Bremer School of Architecture sei „eine Erinnerung daran, dass es früher mal Baumeister gab“, urteilt die Jury. Einblicke in die Praxis des jeweils anderen sollen das gegenseitige Verständnis stärken und so die Kommunikation am Bau fördern. Das Projekt erhielt eine lobende Anerkennung in der Kategorie Fakultätsarbeiten und 500 Euro Preisgeld.

Die App MatchMyCity von Laura Ziegler findet für alle User die passende Stadt und erhielt dafür eine lobende Erwähnung in der Kategorie Absolventenarbeiten.

Die App MatchMyCity von Laura Ziegler findet für alle User die passende Stadt und erhielt dafür eine lobende Erwähnung in der Kategorie Absolventenarbeiten.

So wichtig wie Kommunikation am Bau ist auch der Überblick über größere, überregionale Themen und Ideen. Die App „MatchMyCity“ ist als eine Art „Partnerbörse“ für Menschen und Städte angelegt. Anhand verschiedener Kriterien und Kategorien filtert die App die Stadt heraus, die optimal zur betreffenden Person passt. Außerdem lassen sich zu Menschen mit ähnlichen urbanen Anforderungen Kontakte knüpfen. Für sein Zukunftspotenzial erhielt das Projekt eine lobende Anerkennung in der Kategorie Absolventenarbeiten und ebenfalls 500 Euro Preisgeld.

Wir gratulieren den Preisträgern und danken

  • allen Teilnehmern für ihre inspirierenden Einreichungen
  • sowie den Sponsoren des Wettbewerbs JUNG, BASWA acoustic, VECTORWORKS und KUBUS.ONE.

Alle prämierten Einreichungen, ihre Macher und ihre Möglichmacher, sprich die Fakultäten, stellen wir im Laufe der nächsten Monate in competitionline NEWS vor.

Der competitionline campus Wettbewerb

Jedes Jahr kürt competitionline im Rahmen seines Studentenwettbewerbs innovative Projekte aus Architektur- und Ingenieurfakultäten und präsentiert die Preisträger in competitionline NEWS.

Prämiert werden innovative Projekte aus

  • Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung,
  • Ingenieurwesen.
     

Die Projekte können

  • fachspezifisch oder disziplinübergreifend sein,
  • Arbeiten aus branchenrelevanten Randgebieten wie der Materialforschung oder Informatik sowie Konzepte aus Lehre, Ausbildung und Architekturvermittlung umfassen,
  • Kooperationen mit Unternehmen, Planungsbüros oder anderen Fakultäten im In- oder Ausland einschließen.


Kategorien:

  • I. Studentenarbeiten
  • II. Absolventenarbeiten (Diplom-, Master- oder Promotionsarbeiten sowie anschließende Forschungsprojekte)
  • III. Fakultätsprojekte oder -konzepte (Studiengänge, besondere Lehrveranstaltungen etc.)
  • Innovationspreis: Zusätzlich kürt das Preisgericht eine der eingereichten Arbeiten aus den Kategorien I–III mit dem Innovationspreis, sofern sie Neuland betritt oder bestehendes Wissen in neuen Zusammenhängen erforscht.


Was gibt es zu gewinnen?

  • Preise im Wert von ca. 3.500 EUR
  • einen Artikel zur Darstellung des Projekts und der Fakultät in competitionline NEWS
  • ein Jahr kostenlos competitionline NEWS für alle Projektbeteiligten
  • Ein Preisträger/eine Preisträgerin wird zur kommenden Jurysitzung von competitionline campus nach Berlin eingeladen.

     

Der nächste competitionline campus Wettbewerb wird im Oktober 2019 ausgelobt.