Am Ende hat die Jurysitzung dann doch länger gedauert als geplant. Kein Wunder: Wie jedes Jahr gab es wieder eine Vielzahl spannender Einreichungen zu begutachten, zu diskutieren und zu bewerten. Von Entwürfen mit metaphysischem Tiefgang („Friedhof für die digitalen Überreste Verstorbener“) bis hin zu praxisorientierten Lösungen („Autoreagible Textilfassaden für den Sonnenschutz an Gebäuden“) – die neunköpfige Jury um Klaus Bollinger musste sich in sehr unterschiedliche Fachdisziplinen hineindenken. Und fragte sich dabei stets: Tolle Arbeit, aber ist das innovativ?

Das Ergebnis fiel einstimmig aus:

Kategorie Studentenarbeiten: zeltHAUS von Marius Mersinger und Johann Ivan Litwitschenko

Die Arbeit der beiden Studenten der Frankfurt University of Applied Science dockt thematisch an ein Projekt an, das bereits 2016 mit dem competition campus Innovationspreis ausgezeichnet wurde. Während beim Spacer Fabric Pavilion mit aufgeschäumten Abstandstextilien ein experimenteller Pavillon konstruiert wurde, führen die Macher vom zeltHAUS das Material und die Technik in eine Zeltkonstruktion über, die bei Naturkatastrophen oder in Flüchtlingslagern zum Einsatz kommen könnte.

„Das zeltHAUS zeigt, was mit Abstandstextilien auf jetzigem Forschungsstand in der Architektur möglich ist“, begründet die competitionline campus Jury ihre Entscheidung. „Das, was wir 2016 zum Spacer Fabric Pavilion angemerkt haben – ‚Man kann das auch weiter denken und daraus mobile Pavillons erschaffen’ –, haben Marius Mersinger und Johann Ivan Litwitschenko mit dem zeltHAUS beispielhaft umgesetzt. Wir sind gespannt, wie die Reise weitergeht.“

 

 

Gewinner in der Kategorie Studentenarbeiten: zeltHAUS von Marius
Mersinger und Johann Ivan Litwitschenko

Gewinner in der Kategorie Studentenarbeiten: zeltHAUS von Marius Mersinger und Johann Ivan Litwitschenko

Kategorie Absolventenarbeiten: Zusammengenähte Strukturen von Martin Alvarez und Erik Martinez

Die Gewinner der Absolventenarbeit hatten die Preisrichter vom ersten Rundgang an auf ihrer Seite. „Ein sehr komplettes Projekt, das von der Idee bis zur Umsetzung ziemlich gut gemacht ist“, urteilten die Vorjahressieger Lukas Mahlendorf und Viktoria Falk.

Die Einreicher, zwei Masterabsolventen am Lehrstuhl von Achim Menges an der Universität Stuttgart, haben einen Pavillon aus dünnen Holzschalen entworfen. Unter Rückgriff auf Textilmustertechniken ließen sie diese von Robotern zusammennähen und schufen so eine tragende Konstruktion mit „extrem hoher Ästhetik und in anspruchsvoller technischer Umsetzung“, lobt Preisrichterin Andrea Klinge von Ziegert Roswag Seiler Architekten Ingenieure.

Gewinner der Kategorie Studentenarbeiten: zeltHAUS von Marius Mersinger
und Johann Ivan LItwitschenko

Gewinner der Kategorie Studentenarbeiten: zeltHAUS von Marius Mersinger und Johann Ivan LItwitschenko

 

Kategorie Fakultätsarbeiten: creative Hacking

Mit creative Hacking konnte ein Vorjahressieger den competitionline campus Wettbewerb 2018 für sich entscheiden. Am Lehrstuhl der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart für Grundlagen der Gestaltung und experimentelles Entwerfen von Fahim Mohammadi modifizierten elf Studierende eine Woche lang Drucker, Festplatten und Scanner, um daraus simple Mal- und Zeichenmaschinen zu entwickeln. Die einzige Vorgabe: Ihr Output sollte grafischer Natur sein.

Die Jury überzeugte wie im Vorjahr der Ansatz, Studenten experimentell und zweckfrei an bestimmte Grundfragen der Profession heranzuführen. „Eine sehr lehrreiche Übersetzung für das Verhältnis: Was gebe ich der Maschine und was bekomme ich dabei heraus?“, urteilte Preisrichterin Inga Hahn von HAHN HERTLING VON HANTELMANN Landschaftsarchitekten. Und Jury-Mitglied Carsten Rinsdorf, Architekt und Gründer von Kubus One, ergänzt: „Es ist das Bild, das entsteht, das nur diese eine Maschine schafft – das ist sehr kraftvoll und inspirierend für Studenten.“

Der Gewinner in der Kategorie Fakultätsarbeiten: creative Hacking

Der Gewinner in der Kategorie Fakultätsarbeiten: creative Hacking

 

Kein Innovationspreis, aber eine Anerkennung

Außer Konkurrenz bewegte sich eine Masterarbeit von der Bauhaus Universität Weimar. An der Fakultät für Bauingenieurwesen hat der Absolvent Tobias Schnabel ein Verfahren zum photokatalytischen Abbau von Medikamentenrückständen in Abwässern entwickelt – eine Leistung, die laut Wettbewerbsausschreibung zwar grundsätzlich zugelassen, jedoch von keinem Jurymitglied bewertet werden konnte. Da es dem Kriterium der Branchenrelevanz nur bedingt entspricht, beschloss die Jury, es aus der Bewertung herauszunehmen und vorbehaltlich einer positiven Prüfung durch externe Fachleute nachträglich anzuerkennen. Dies geschah unter Mitwirkung des Fraunhofer Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig, der EnviroChemie GmbH in Rossdorf sowie dem Karlsruher Institut für Technologie.

Trotz der vielen interessanten Einreichungen: Für einen Innovationspreis hat es dieses Jahr nicht gereicht. Auffällig war zudem, dass mit Entwürfen von Flüchtlingsunterkünften eines der dominierenden Themen des Vorjahrs dieses Jahr kaum mehr eine Rolle spielte. Dafür rückten Aspekte der Quartiersbildung, der Nutzungsmischung und der Revitalisierung von Ortskernen in den Mittelpunkt.

Wir gratulieren den Preisträgern und danken

  • allen Teilnehmern für ihre inspirierenden Einreichungen
  • sowie den Sponsoren des Wettbewerbs JUNG, BASWA acoustic, VECTORWORKS und KUBUS.ONE.

Alle prämierten Einreichungen, ihre Macher und ihre Möglichmacher, sprich die Fakultäten, stellen wir im Laufe der nächsten Monate in competitionline NEWS vor.

 

Der competitionline campus Wettbewerb

Jedes Jahr kürt competitionline im Rahmen seines Studentenwettbewerbs innovative Projekte aus Architektur- und Ingenieurfakultäten und präsentiert die Preisträger in competitionline NEWS.

Prämiert werden innovative Projekte aus

  • Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung,
  • Ingenieurwesen.
     

Die Projekte können

  • fachspezifisch oder disziplinübergreifend sein,
  • Arbeiten aus branchenrelevanten Randgebieten wie der Materialforschung oder Informatik sowie Konzepte aus Lehre, Ausbildung und Architekturvermittlung umfassen,
  • Kooperationen mit Unternehmen, Planungsbüros oder anderen Fakultäten im In- oder Ausland einschließen.


Kategorien:

  • I. Studentenarbeiten
  • II. Absolventenarbeiten (Diplom-, Master- oder Promotionsarbeiten sowie anschließende Forschungsprojekte)
  • III. Fakultätsprojekte oder -konzepte (Studiengänge, besondere Lehrveranstaltungen etc.)
  • Innovationspreis: Zusätzlich kürt das Preisgericht eine der eingereichten Arbeiten aus den Kategorien I–III mit dem Innovationspreis, sofern sie Neuland betritt oder bestehendes Wissen in neuen Zusammenhängen erforscht.


Was gibt es zu gewinnen?

  • Preise im Wert von ca. 3.500 EUR
  • einen Artikel zur Darstellung des Projekts und der Fakultät in competitionline NEWS
  • ein Jahr kostenlos competitionline NEWS für alle Projektbeteiligten
  • Ein Preisträger/eine Preisträgerin wird zur kommenden Jurysitzung von competitionline campus nach Berlin eingeladen.

     

Der nächste competitionline campus Wettbewerb wird im Oktober 2018 ausgelobt.