Verhandlungsverfahren | 03/2024
25930301 - VgV-Branddirektion_Zentrale Verwaltung, Branddirektion Zentrale Verwaltung Architekt
©Hascher Jehle Architektur
Skizze
Zuschlag
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
STÄDTEBAU UND FREIRAUM
Der Entwurf für den Neubau Zentrale Verwaltung Branddirektion setzt die Vorgaben des B-Plans genau um und entwickelt sie hinsichtlich städtebaulicher und architektonischer Qualität weiter. Die Klarheit der Entwurfs-struktur spiegelt sich in den günstigen Kenndaten wider, wobei diese nicht auf Kosten der Qualität, sondern durch ein hocheffizientes Erschließungssystem mit geringen Verkehrsflächen und einer Maximierung der sehr gut belichtbaren Gebäudeflächen erreicht wurde.
Der langgestreckte Baukörper wirkt als eine in sich ruhende Form, mit der die Bebauung an der Benzstraße im Zusammenspiel mit dem benachbarten Neubau Integrierte Leitstelle auf selbstverständliche Art weiter komplettiert und abgeschlossen wird. Der Eingangsbereich, der nach Süden zur Benzstraße ausgerichtet ist, bildet dabei einen klaren Akzent und lädt mit transparenter Geste in die neue Zentrale Verwaltung Branddirektion ein.
Die prägnanten Rücksprünge an der Straßenfront in Form des Ein- und Durchgangs in Ebene 0 sowie der begrünten Loggien in den OGs geben dem langgestreckten Baukörper seine wohltuende Gliederung und Maßstäblichkeit und werden dabei zum Imageträger der Verwaltung Branddirektion. Bewusst wird dabei die klare, durchgehende stadträumliche Kante an dieser prominenten Stelle gehalten und das Gebäude nicht in unterschiedliche Teilbereiche aufgeteilt.
Gleichzeitig symbolisieren die grünen Loggien zusammen mit der begrünten Fassade den hohen gestalterischen und den Anspruch der Auslobung, neue Maßstäbe beim Thema nachhaltige Architektur zu setzen. Die Erscheinung des Bürobaukörpers betont Effizienz und nachhaltige, modernste Gebäudetechnologien und signalisiert dabei einen eigenen, identitätsstiftenden Charakter, Offenheit sowie Transparenz für die Branddirektion.
RÄUMLICHE ORGANISATION UND GESTALTUNG
Der Büroneubau ist gekennzeichnet durch eine hochfunktionale Nutzungsverteilung und -schichtung mit einem optimalen Erschließungssystem, das alle Bereiche auf kurzem Weg miteinander verbindet und gleichzeitig die autarke Erschließung der einzelnen Nutzungsmodule sichert. Der Entwurf orientiert sich bei der Verteilung der Abteilungen auf den Ebenen exakt an den Vorgaben des Raumprogramms.
Im Erdgeschoss gelangen Mitarbeiter sowie Besucher über den großzügigen, einladenden Haupteingang an der Benzstraße in das zentrale Foyer. Die flexibel nutzbare freie Fläche ermöglicht nicht nur den Zutritt und die Erschließung des Gebäudes, sondern auch eine erste zwanglose Information und Begegnung von Bürgern mit der Branddirektion. Die den Eingang flankierenden Ausstellungsflächen können flexibel bespielt werden oder auch für interne Veranstaltung gegenüber dem Foyer abgegrenzt werden.
Das ebenfalls direkt im Zugangsbereich an der Benzstraße zu betretende Feuerwehrinformationszentrum stellt ein weiteres Angebot für die Bürger dar, sich mit den Aufgaben und Arbeitsweisen der Branddirektion auseinanderzusetzen. Die flexiblen Flächen können bei Erweiterungsbedarf der Verwaltung problemlos umgenutzt werden.
Die Struktur der Obergeschosse lässt variabel verschiedene Bürokonzepte zu. Aufbauend auf einem 1,35 m Fassadenraster sind bei einer Regelbreite von ca. 14,50 m unterschiedliche Büromöblierungen und Nutzungs-varianten möglich, wobei auf das vorherrschende Zellenbüro gemäß Raumprogramm als Standardfall optimiert wurde. Der zentrale Vertikal-Erschließungspunkt bildet dabei das Bindeglied zwischen den Nutzungsmodulen. Gleichzeitig wird damit die autarke Erschließung der einzelnen Module ohne Durchkreuzen anderer Abteilungen gesichert. Zwei weitere Erschließungskerne ermöglichen zudem die Verbindung der Abteilungen über die Ebenen hinweg auf kurzem Weg und die direkte Erreichbarkeit der Amtsleitung über den Nebeneingang auf der Ostseite des Neubaus Richtung Q18 und dem dortigen Führungsstab. Die insgesamt hochflexible, atmende Büroorganisation kann optimal auch auf zukünftige Umstrukturierung mit geringem Aufwand reagieren.
Die grünen, Loggien-artigen Freibereiche auf jeder Ebene erweitern das Aufenthaltsangebot für die Mitarbeiter. Auch im zurückgesetzten Staffelgeschoss eröffnen die großzügigen Terrassenflächen erholsame Pausen im Freien.
FASSADE UND KONSTRUKTION
Die geometrisch klare und einfache Abwicklung der Fassade sowie die kompakte Bauform, die zu einer Minimierung der Hüllflächen führt, stellen die Grundlage einer wirtschaftlichen Erstellung und Unterhaltung der Fassade dar. Die durchlaufenden, betonten Geschossdecken geben dem Baukörper eine unaufdringliche Eleganz und Dynamik. Die Fenster haben einen Flächenanteil von unter 50%, so dass der solare Energieeintrag, der durch den effizienten, textilen außenliegenden Sonnenschutz minimiert wird, in einem günstigen Verhältnis zur Tageslichtnutzung steht.
Die Hülle wird in einer hohen thermischen Qualität errichtet, die ununterbrochene Dämmebene verhindert konstruktive Wärmebrücken. Die Fenster werden mit 3-fach Verglasung versehen. Die einfache Integration der Begrünung in die Fassadenkonstruktion mittels begrünten Fassaden-Paneelen verleiht dem Neubau ein Alleinstellungsmerkmal. Diese Vegetationsschicht wirkt wie ein Filter, der das Mikroklima verbessert, und sich insgesamt positiv auf die Atmosphäre und Nutzung auswirkt und so zu einem starken Imageträger für die Branddirektion wird.
Holz spielt eine wesentliche Rolle im Materialkonzept, da es sich um einen natürlichen, nachwachsenden Baustoff handelt, der wie kaum ein anderer Baustoff in haptischer und visueller Hinsicht die Raumatmosphäre positiv beeinflusst. Die tragende Struktur ist in Holz-Hybridbauweise konzipiert. Durch die Verwendung von Holz und Beton für die tragende Struktur, kann die Betonmenge gegenüber einem reinen Massivbau auf ca. 50% reduziert werden, ohne jedoch „zu leicht“ zu werden. Durch die Lasteinsparung können die Gründungsbauteile wesentlich geringer dimensioniert werden. Die Stützen und Träger sind ebenfalls in Holzbauweise geplant. Für die aussteifenden Erschließungskerne wird die Stahlbetonbauweise vorgeschlagen. Die durchgehende Deckenplatte der Holz-Hybriddecken wird schubsteif mit den Kernen verbunden.
Sämtliche Stahlbetonbauteile sollten aus RC-Beton hergestellt werden, also aus Beton mit Zuschlagstoffen aus Betongranulat (Betonabbruch). Durch CO2 reduzierten Zement kann die CO2 Bilanz nochmals verbessert werden.
NACHHALTIGKEIT UND ENERGIE
Holzbauteile und -konstruktionen können mit einem, im Vergleich zu den konventionellen Baustoffen/Bauteilen, geringem Energieaufwand be- und verarbeitet werden. Dabei werden etwa fünf Prozent der im Holz gespeicherten Energie zur Produktion verwendet. Holz bindet dadurch langfristig Kohlenstoff im Bauwerk und wirkt somit über seine Lebensdauer klimaentlastend. Selbst am Ende der Nutzungsphase lassen sich Holzbaukonstruktionen energiearm Rückbauen. Dabei kann ein hoher Anteil der Bauteile als Sekundärrohstoffe, wie zum Beispiel zur Herstellung von Holzwerkstoffprodukten, genutzt werden.
Da Kerven als Schubverbindung zwischen Holz und Beton verwendet werden, ist eine sortenreine Trennung der Materialien im Falle eines Rückbaus möglich.
Als ergänzende regenerative Energiequelle wird Photovoltaik auf den Dachflächen und Teilbereichen der Fassaden installiert.
Durch die Integration der gestalteten Grünräumen mit hohen Aufenthaltsqualitäten im Bereich der Fassaden und Dächer sowie der Begrünung der Loggien und Terrassen trägt die Gebäudestruktur zu Ökosystemleistungen bei und leistet so einen positiven Beitrag auch für den Stadtraum. Durch die gezielte Auswahl der Pflanzen je nach Orientierung und Position unterstützt die Absorbierung von Feinstaub und CO2, die Feuchteregulierung für Fassadennahe Bereiche und die Biodiversität durch unterschiedlich gestaltete und orientierte Grünraume.
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Lageplan
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Piktos
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Grundrisse
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Ansicht_Schnitt
©Homolka
Modell