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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Neues Freiraumkonzept Arminiusstraße in Bonn

2. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Konzept
Wenn man die städtebaulichen Muster des Umfeldes in Bonn-Castell auf das Grundstück projiziert, ergeben sich zwei schmale Baufelder, die einen kurzen Wohnweg beschreiben. Die Blockstruktur wird als offene Bebauung ausgeführt, sodass verschiedene ‚Häuser‘ mit eigenen Adressen ausgeführt werden. Die alte Baumstruktur wird respektiert, was eine ‚Aufweichung‘ der Baukanten zugunsten des Baumbestands zur Folge hat.

Quartiersplatz
An der südlichen Kante des neuen autofreien Wohnwegs öffnet sich der Raum um den Quartierplatz zu formen. Ein Café, der Mobilitätshub und die KiTa bilden die Bausteine des Quartiersplatzes. Neben den Flächen im Freien, die zur Kommunikation dienen, soll es belebte Kanten geben, die den Erfolg dieses Platzes als attraktiven, urbanen Raum gewährleisten. Der Platz entsteht an dem Punkt im Umfeld, an dem die Bautypologie von Wohnen zu Büro- und Sonderbauten wechselt. Der Quartiersplatz versteht sich als ganzheitliches Angebot und Begegnungsraum für Bewohner und Nachbarn.

Am Quartiersplatz bilden die KiTa, ein Quartiersmobilitätszentrum und ein Gemeinschaftraum mit Café ein lebendiges Ensemble. Die KiTa dehnt sich in Richtung Nordosten aus, ihre Freiflächen liegen geschützt im Blockinnenbereich. Im OG befinden sich zwei weitere Wohngeschosse mit 16 Wohnungen. Diese sind über zwei Treppenhäuser mit dem EG verbunden.

Der Mobilitätshub erlaubt den Bewohnern das Laden von E-Autos und E-Fahrrädern in der Tiefgarage sowie das Ausleihen derselben unter der Nutzung von Shared-use-Konzepten. Durch ‚Sharing‘ kann in Abstimmung mit der Stadt die Anzahl an Stellplätzen reduziert werden. Ein Gemeinschaftraum mit Café-Potenzial wird hier eingerichtet. Eltern die Ihre Kinder bringen, Bewohner, Nutzer des Mobilitätshubs und Nachbarn bekommen eine Begegnungsfläche mit urbanem Potential.

Quartiersspielplätze
Am nördlichen Ende des Wohnwegs liegt ein 500qm großer Quartierspielplatz. Quartiersspielflächen befinden sich ebenso auf dem Quartiersplatz im Süden. Insgesamt werden ca. 800 qm für Spielflächen eingeplant.

Phasen
Der erste Bauabschnitt beginnt im Süden und es entstehen ca. 70 Wohneinheiten. Dieser liegt überwiegend im Bereich des Bebauungsplans. Weiter nach Norden erstreckt sich die zweite Bauphase mit ca. 73 Wohneinheiten und in der dritten Baustufe erfolgt die Erschließung des Bestandsblocks.

Erschließung
Die Ein- und Ausfahrtsrampe der TG befindet sich im Südwesten des Projektes an der Arminiusstraße, wo sie günstig in der ersten Bauphase erbaut werden kann. Eine Tiefgarage erstreckt sich unter der Wohnbebauung, sodass alle Treppenhäuser einen direkten Zugang zur Tiefgarage erhalten. Die maßvolle Bepflanzung der Straße über der TG ist möglich dank einer Überdeckung mit Boden von etwa 1,20m, mit punktuellen Erhöhungen, um die Baumwurzeln mit ausreichend Lebensraum auszustatten.

Parken
Es gibt 6 öffentliche, überirdische Parkplätze sowie 3 Parkplätze für die KiTa. Vier davon auf dem Quartiersplatz im Süden und 2 am Nordeingang zur Wohnstraße. In der Tiefgarage befinden sich 94 Stellplätze, die nach dem vorgegebenen Parkschlüssel den notwendigen Stellplatzbedarf deckt, ohne die Berücksichtigung von Reduzierungen, die durch den Mobilitätshub möglich sind.

Bautypologien
Drei und vier Wohnungen gruppieren sich typischerweise um ein Treppenhaus. Dieses ist mit der Tiefgarage nach unten verbunden und führt auch bis über das Dach, um eine Dachnutzung durch die Bewohner zu ermöglichen. Alle höheren Dächer erhalten Solarpaneele, die der Anlage zu einer Energieautarkie verhelfen sollen. Alle Wohnungen sind barrierefrei.

Bauweise
Es werden nachhaltige Baukonstruktionen bevorzugt. Einheitliches Mauerwerk ist eine effektive Alternative zum gängigen WDVS. Ein Lehmputz mit einer glatten Oberfläche bildet eine schöne Oberfläche - diese wird um Ziegelflächen ergänzt.

Freianlagen
Die neue Wohnanlage in der Arminiusstraße charakterisiert sich durch einen hohen Anteil an begrünten Flächen. Bestandsbäume bleiben erhalten, werden durch Neupflanzungen ergänzt und somit der grüne Charakter gestärkt. Daneben sorgt die Dachbegrünung für einen positiven Einfluss auf das Kleinklima der Wohnanalage sowie des gesamtstädtischen Klimas als Trittstein Biotop.

Das Hauptaugenmerk liegt auf der autofreien Wohnstraße, die das Gebiet zentral durchzieht. Dieser multifunktionale Bereich wird als Common Space genutzt. Hierbei liegt der Fokus darauf, den individuellen Bedürfnissen aller Altersgruppen gerecht zu werden. Im ganzen Gebiet sind Bänke und Fahrradstellplätze verteilt sowie alle Bereiche barrierefrei erreichbar. Der gemeinschaftliche Innenbereich schafft einen Treffpunkt für die Anwohner und stärkt dadurch den Zusammenhalt. Der gestreifte Bodenbelag zieht sich über das gesamte Gebiet und schafft ein einheitliches Platzgefühl, womit das Gelände eine eigenständige Identität entwickelt.

An den Außenseiten der Wohngebäude sind Privatgärten platziert, der individuelle Freiraum für die Anwohner bereitstellen. Die dynamische Wegeführung lehnt sich an die Achsen der Gebäude und macht somit das Raumgefühl auf den Wegen spannend erlebbar.

Die KiTa wird mittels einer Drop-Off-Zone erreicht. Im geschützten Innenhofbereich besitzt die Tagesstätte eine private Spielfläche. Zusätzlich stehen zwei Spielplätze im Norden und Süden des Planungsgebietes sowie Gemeinschaftsterrassen zur Verfügung.

Aufgrund seiner multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten bietet der südliche Plaza eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Generationen. Der Außenbereich des Cafés/Gemeinschaftsraums kann durch eine freie Bestuhlung erweitert werden. Als Highlight zieren Wasserfontänen den Bereich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht eine klar definierte Adressbildung entlang des vorgeschlagenen Wohnwegs zentral im Plangebiet vor. Die konsequente räumliche Haltung zum Wohnweg wird gelobt, wenngleich die Dimension des Wohnwegs und die damit verbundene
räumliche Dichte kritisch beurteilt wird. Die klare Trennung zwischen öffentlichen Erschließungswegen und privaten Grünräumen erscheint angemessen. Auch wird der Ansatz die vorhandenen Bestandsblöcke zu ergänzen gewürdigt. Die Verortung des Quartiersplatzes im südlichen Bereich ist ein spannender Ansatz. Auch ist die
Belebung des Quartiersplatzes mit vorgeschlagener Cafénutzung in diesem Bereich sinnvoll. Die Unterbringung des Mobility-Hubs im Bereich des Quartiersplatzes wird kontrovers diskutiert. Die Dimensionierung der Tiefgargage wird als zu groß eingestuft, auch erscheint der Erhalt zahlreicher Bestandsbäume vor diesem Hintergrund nicht möglich. Die Unterbringung der Spielplätze im Norden und Süden entlang der Arminiusstraße wird kritisch beurteilt.
Insgesamt weiß die Arbeit mit ihrer linearen städtebaulichen Haltung und klar definierten Räumen und räumlichen Zusammenhängen zu überzeugen. Auch die klare Haltung zu den umlaufenden Erschließungsstraßen wirkt überzeugend.
Lageplan mit Grünanlagen

Lageplan mit Grünanlagen

Querschnitt

Querschnitt

Längschnitt

Längschnitt

Schwarzplan

Schwarzplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive