Award / Auszeichnung | 11/2023
Antonio-Petrini-Preis 2023
©BSD-Plan
Nordwest-Ansicht
„Städtebauliche Arrondierung“ Hotel und Gastronomie am Paradeplatz in Würzburg
DE-97070 Würzburg, Paradeplatz 4
Antonio-Petrini-Preis 2023
Tragwerksplanung
Klaus Drücke Ingenieurgesellschaft
TGA-Fachplanung
Sonstige
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Tourismus, Gastronomie
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Projektgröße:
23.000m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2018
Fertigstellung: 07/2023
Projektbeschreibung
In der Würzburger Innenstadt hat durch behutsame Eingriffe auf einem durch den Ensembleschutz reglementiertem ca. 7.000 m² großen und repräsentativen Innenstadtgrundstück gegenüber des Doms eine Neupositionierung des Gebäudeareals stattgefunden. Durch diese Arrondierung am Paradeplatz wurden städtebauliche Strukturen gestärkt und das Nutzungsangebot der Würzburger Innenstadt erweitert. Vielfältige Nutzungen, bestehend aus zwei Systemgastronomien mit zahlreicher Außenbestuhlung, einem 233 Betten Hotel , der Würzburger Dolmetscherschule und einer Bank, sorgen für eine Wiederbelebung des Paradeplatzes. Alle Gebäudeflächen sind öffentlich zugängig und barrierefrei erreichbar.
Das teils modernisierte und teils neu gebaute Ensemble besteht aus insgesamt acht miteinander verbundenen Gebäuden, die sich in Form einer Acht um zwei Innenhöfe gruppieren. Im Rahmen des Projektes wurden Bestandsgebäude kernsaniert und saniert sowie Teile des Ensembles neu errichtet: Der am Paradeplatz 4 gelegene u-förmige Nachkriegsbau aus den 1950iger Jahren wurde durch ein komfortables, energieeffizienteres Gebäude ersetzt, dessen Fassade sich harmonisch ins historische Stadtbild einfügt.
Der geschichtsträchtige Paradeplatz profitiert erheblich von dem Projekt. Die offen gestaltete Fassade des neu errichteten Teils des Ensembles ist einladend und modern: Bodentiefe Fensterfronten, messingfarbene Paneelen und elegante Markisen verbreiten regelrecht Wohlfühlatmosphäre. Bewusst wurde die Architektur zurückhaltend gestaltet, um eine dezente Kulisse für den Dom zu kreieren. Entsprechend fügt sich das schwarze Schieferdach mit seinen Gauben perfekt in die Umgebung ein, ohne dem Dom die Show zu stehlen. Indem die Flächen am Paradeplatz vorwiegend für Hotel und Gastronomie genutzt werden, entsteht eine lebendige Wechselwirkung zwischen Gebäude und Platz und damit im Ergebnis ein attraktiver Anziehungspunkt in prominenter Nachbarschaft.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der 2020 aus einem Wettbewerb hervorgegangene Fassadenentwurf wurde sehr anspruchsvoll und in seiner Erscheinung nahezu unverändert umgesetzt.
Wie ein neues und doch vertrautes Schmuckstück fügt sich das Hotel mit Gastronomie in den anspruchsvollen Kontext am Paradeplatz ein. Basierend auf dem Fußabdruck des Vorgängerbaus leistet das neu entstandene Gebäude im städtebaulichen Maßstab einen wichtigen Beitrag zur Belebung des Quartiers am Dom.
Die in Proportion und Erscheinung an die Ästhetik des Wiederaufbaus angelehnte Architektur trägt mit der Öffnung des Erdgeschosses und der darüberliegenden ruhigen und gut proportionierten Lochfassade zu einer stadträumlichen Aufwertung bei, ohne den sensiblen Ort gegenüber des Doms dominieren zu wollen. Die Materialisation in Putz, mit einem fein differenzierten Fassadenrelief, erscheint angemessen, die dezent wirkenden Laibungsverkleidungen und Vordächer aus Messing werten das Erscheinungsbild auf, ohne sich aufzudrängen. Die Detaillierung des Sockels fügt insbesondere im Maßstab des Flaneurs eine selbstverständlich wirkende optische Erweiterung des öffentlichen Raumes hinzu, eine Verbindung zwischen innen und außen, die einlädt und neugierig macht.
Hervorzuheben ist, dass die Umsetzung des Vorhabens auf dem bestehenden Untergeschoß erfolgte, was zu einem für die Stadtgesellschaft sehr verträglichen Bauablauf führte, zudem aber auch die im Keller gebundene graue Energie der dort verbauten Baustoffe erhalten hat.
Die gute Zusammenarbeit der beiden Architekturbüros in Entwurf und Umsetzung, aber auch der ambitionierte Anspruch der Bauherrschaft und die Bereitschaft, sich auf diesen Weg einzulassen, führt zu einer Architektur, die für die Würzburger Altstadt einen Gewinn darstellt, und von dessen Sorte man sich mehr wünschen würde!
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Phönix an Hauptfassade
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Haupteingang Hotel
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Hotelzimmer
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Innenhof
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Südwest-Ansicht
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Baustelle