modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Appenzeller Straße – Bellinzonastraße

Lageplan

Lageplan

1. Rang / Nach Überarbeitung / IDEENTEIL STÄDTEBAU

LIN Architekten Urbanisten

Architektur

HOLZWARTH Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Bauingenieurwesen

Brandkontrolle Andreas Flock

Brandschutzplanung

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

IBV Hüsler AG

Verkehrsplanung

orange edge - Integrierte Stadt- und Verkehrsplanung

sonstige Fachplanung

bloomimages

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Entwurf greift die vorhandenen Qualitäten der Siedlung auf und sieht eine punktuelle Integration von 10 Ergänzungsbauten und 16 Aufstockungen von Bestandsbauten vor. Die vertikale Gebietsergänzung aktiviert städtebauliche Nischen und ermöglicht die flächenschonende Realisierung neuer Wohnungen. Der von fließenden Freiräumen geprägte Charakter der Siedlung wird weitestgehend erhalten. Ein zentral verorteter Quartiersplatz mit Nachbarschaftstreff sowie drei über das Gebiet verteilte Einrichtungen zur Kindertagesbetreuung schaffen eine neue soziale Infrastruktur. Durch wohnverträgliche Gewerbenutzungen am Quartiersplatz und gemeinschaftlich nutzbare Dachgärten auf den Bestands- und Neubauten werden neue Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen. Ein differenziertes Mobilitätsangebot schafft die Voraussetzung für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung und berücksichtigt die Interessen und Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen. Zusätzliche Angebote für den öffentlichen, kollektiven und individuellen Nahverkehr ergänzen die vorhandene Infrastruktur.
Die Aufstockungen, Neubauten und Hochhäuser sind modular konzipiert. Das Baukastensystem besteht aus überwiegend vorgefertigten Bauteilen. Das Prinzip ist geeignet um die Gebäude in kurzer Zeit und mit minimaler Baustelleneinrichtung zu errichten. Die Belastung des Wohnumfelds durch Baumaßnahmen wird auf ein Minimum reduziert. Die hohe Adaptionsfähigkeit und die kurze Bauzeit qualifizieren die Gebäudetypologien für die städtebauliche Ergänzung. Der Wohnungsbestand der Siedlung wird um neue, flexible und barrierefreie Grundrisstypologien erweitert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser haben in der Überarbeitung ihr Konzept aus dem städtebaulichen Wettbewerb mit den Anmerkungen der Wettbewerbsjury und des Bürgerworkshops verfeinert. Die Stellung der Baukörper entlang der Appenzeller Straße ergibt einen für diesen Ort angemessen Straßenraum. Allerdings sollte insbesondere in den Bereichen, in denen sich Gebäude am Straßenrand direkt gegenüberstehen, noch eine Feinabstimmung der Gebäudehöhen erfolgen.

Der Vorschlag für eine Konzentration der Quartiersfunktionen um einen öffentlichen Platz an zentraler Stelle überzeugt. Der Quartiersplatz ist gut proportioniert und räumlich gefasst. Er kann durch die gemeinschaftlichen Nutzungen in den Erdgeschosszonen der angrenzenden Gebäude ausreichend belebt und zu einem Treffpunkt mit einer hohen Aufenthaltsqualität werden.

Auch entlang der Forst-Kasten-Allee sind die Neubauten an die richtige Stelle gesetzt. Als Hochpunkte definieren sie den Siedlungsrand ohne negative Auswirkungen auf die Nachbargebäude.

Der polygonale Zuschnitt der Baukörper wirkt auf den ersten Blick im orthogonalen Raster der Bestandsgebäude etwas fremd, wird aber auf plausible Weise durch eine optimale Ausnutzung der Abstandsflächen nachgewiesen.

Die Reduzierung der Geschosszahl des einzigen Neubaus in der Bellinzonastraße wird begrüßt. Allerdings wurde mit dem alternativen Gebäudevolumen noch kein überzeugendes Passstück für diesen Ort gefunden. Die Jury regt an, gegebenenfalls alternative Formen oder Standorte für die entsprechenden Geschossflächen zu suchen. Es sollte überprüft werden, ob alle Kindertageseinrichtungen unter Umständen als freistehende Solitärbauten besser in den Freiraum integriert werden könnten. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung gibt jedoch zu bedenken, dass generell integrierte Kindertageseinrichtungen aufgrund des geringeren Flächenanspruchs bevorzugt werden sollten.

Insgesamt zeichnet sich der Entwurfsvorschlag vor allem dadurch aus, dass er mit der geringsten Anzahl an Neubauten den Gebäude- und Freiraumbestand nur wenig überformt. Das Wegenetz überzeugt durch orthogonale Erschließungswege zwischen den Straßenräumen und den Gebäuden, die durch landschaftliche geschwungene Pfade sinnfällig miteinander verknüpft sind.

Demgegenüber sind für große Teile des Planungsgebiets noch zu wenig erkennbare Ansätze einer Aufwertung erkennbar, etwa durch neue Nutzungsangebote oder Bepflanzung. Dies betrifft insbesondere die hofartigen Freiflächen, die sich zur Bellinzonastraße öffnen. Auch im Bereich der Gebäudetypologien ergibt sich in der wirtschaftlichen Ausnutzung der Grundrisse noch ein Optimierungspotential.

Da sich die Arbeit nicht nur auf die Setzung von neuen Baukörpern und Freiräumen beschränkt, sondern sich genauso profund mit Fragen der Mobilität und der Organisation der Bauprozesse auch im Hinblick auf die Vermeidung von Lärmbelastungen für die Bewohner auseinandersetzt, gewinnt sie ein strategisches Moment.

Sie hat das Potential, zu einem exemplarischen Leitprojekt für eine respektvolle Nachverdichtung von Siedlungen der Moderne zu werden. Die als Entwicklungsprozess angelegte Strategie des Weiterbauens scheint so belastbar zu sein, dass auch zukünftige Anforderungen aufgenommen werden können. Das macht sie einzigartig.
Städtebaulicher Schnitt Bellinzonastraße Nord

Städtebaulicher Schnitt Bellinzonastraße Nord

Quartiersplatz

Quartiersplatz

Wall, Dachgarten, Freifläche, Quartiersplatz

Wall, Dachgarten, Freifläche, Quartiersplatz

Mobilitätskonzept

Mobilitätskonzept

Gebäudetypologien: Aufstockungen

Gebäudetypologien: Aufstockungen

Gebäudetypologien: straßenbegleitende Neubauten

Gebäudetypologien: straßenbegleitende Neubauten

Gebäudetypologien: Hochhäuser

Gebäudetypologien: Hochhäuser