modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 09/2021

Areal Depot Deutweg in Winterthur (CH)

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur

4. Preis / 4. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

ROBERTNEUN™

Architektur

Penzel Valier AG

Architektur

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

Philipp Obkircher

Visualisierung

Erläuterungstext

Depot Deutweg
Winterthur

Das ehemalige Tram- und Busdepot Deutweg soll als genossenschaftlicher Wohnstandort mit sozialen, kulturellen und gewerblichen Angeboten urbanisiert werden und im Quartier eine zentrale Rolle übernehmen.

Das Nebeneinander von Gartenstadt und Depot spiegelt die Qualität einer gewachsenen und reichhaltigen Stadt und dient uns als konzeptioneller Ausgangspunkt.
Nicht die Bereinigung, die Homogenisierung, sondern die Verdichtung, Anreicherung des Bestehenden ist Ziel der Herangehensweise, insofern dient der Bestand in seinem Ausdruck, seiner Großmaßstäblichkeit, in seiner geometrischen Definition als Ausgangspunkt des Weiterbauens.


Weiterbauen
Innerhalb der bestehenden Bebauung werden durch Abbruch 3 Baufelder geschaffen, so dass zwei übergeordnete Stadträume a) der Vorplatz als Quartierplatz und b) die entsiegelte Rangierfläche als Nachbarschaftsgarten formuliert werden.
Die Integration der großmaßstäblichen Depotbebauung in den Gartenstadtkontext erfolgt über diese beiden öffentlichen Freiräume. Durch die volumetrische Einordnung der Ersatzbauten in die bereits existierenden Fluchten entstehen zwischen Depot und Nachbarbauten die beiden übergeordneten Stadträume als gemeinschaftliche Orte. Das urbanisierte Depot wird aktiver Teil der Nachbarschaft.

Alle drei Ergänzungsbauten finden eine synergetische Beziehung zu Bestandsteilen, so dass nicht nur insgesamt ein Ensemble aus weitergebautem Depot und Gartenstadt, sondern auch konkret im Detail ein Ensemble aus Neubau- und Bestandsbauteilen geformt wird. Die Historie des Areals, die sich in den architektonischen und stadträumlichen Besonderheiten, wie ihrem großmaßstäblichen Räumen und architektonischen Elementen ausdrückt, wird so integrativer Teil des weitergebauten Ensembles.

Das Wohnen auf dem Areal Depot Deutweg wird im Bestand mit seinen geometrischen Bedingungen und architektonischen Besonderheiten verankert. Der Bestand ist Ausgangspunkt und wird zum integrativen Teil des neuen Ensembles. So werden z.B. einzelne Bestandselemente wie die vorhandenen großmaßstäblichen Fenster der Urhalle integrativer Teil der Wohnungstypologie (z.B. zweigeschossige Küche mit Urhallenfenster), die Achsmaße werden in die Wohnbauten übernommen, um die Halle mit den Wohnräumen direkt zu verknüpfen, Balkone werden in die erhaltene Stahlstruktur eingelegt und zum Ruinengarten, etc.
Die Historie mit ihren architektonischen Besonderheiten wird alltäglich in dem neuen Ensemble verankert, wird unverwechselbar und ortsgebunden zugleich.


Stadtraum und Erschliessung
Der Vorplatz im Nordosten entlang der Tösstalstrasse wird zum öffentlichen Quartierplatz, der allen angrenzenden Quartieren als zentraler Ort dient. Die allseitigen Raumangebote gewerblicher und gemeinschaftlicher Nutzungen im bestehenden Verwaltungsbau, dem ergänzten Pavillon (Nebenfunktion Schallschutzwand), steilweise den Erdgeschossen, sowie den Einbauten der Urhalle ermöglichen eine lebendige Bespielung, die durch die Gestaltung mit sportliche und Veranstaltungs- Angeboten überlagert wird.
Der historische Charakter des Vorplatzes wird mit wenigen Eingriffen zu einem urbanen Raum weitergebaut, erhält über Markierungen programmatische Informationen, die eine vielfältige Nutzung erlauben. Der ergänzte Pavillon schützt diesen Raum vor Verkehr und erlaubt eine vierseitige Fassung.
Naheliegend wird die Tiefgarage unter dem Vorplatz angeordnet, in den Pavillon integriert liegt die Zufahrtsrampe

Als zweite wie entgegengesetzte Qualität greift der Nachbarschaftsgarten die Grünräume der Gartenstadt auf und formuliert mit seinen aktiven Programmierungen eine zeitgenössische Gartenstadt.
Mit urban gardening- Flächen, Wiesentreppe, Grillplatz, Kinderspielflächen (Kita) erfolgt die Gestaltung und Gliederung, so dass die Außenräume der Nachbarschaft einbezogen werden und ein integrativer Nachbarschaftsort entsteht.
Die Kita wird im bestehenden Magazin untergebracht, erhält geschützt im Garten die entsprechenden Spiel- und Aussenflächen und wird selbstverständlicher Teil des Ensembles.

Zwischen den drei Ergänzungsbauten dienen Kalthalle und Wohngasse als kollektive Querverbindungen, erlauben eine Durchwegung und dienen als differenzierte alltägliche Aufenthaltsräume.
Von diesen untergeordneten linearen Verbindungsräumen werden die 3 Wohngebäude erschlossen.
Im Norden liegen die Haupterschließungen, im Süden die Nebenerschließungen als Gartentreppen.
So verknüpfen die Gebäudeerschließungen die beiden Stadträume, alltäglich wird eine direkte Zugänglichkeit ermöglicht.

Die beiden Stadträume sind von allen Neubauten, Bestandsbauten und Nachbarbauten zugänglich, ja werden von allen Anrainern gefasst und bespielt. Über die großmaßstäblichen Hallentore bietet die Kalthalle zu beiden Räumen wettergeschützte Möglichkeiten, z.B. am Quartierplatz überdachtes Sommerkino, Fahrradwerkstatt, Tischtennishalle, .... oder am Nachbarschaftsgarten als Gärtnerei, Gewächshaus im Winter, usw. Die Urhalle wird also wesentlicher zentraler Raum des alltäglichen Lebens und bietet in seiner großmaßstäblichen Dimension besondere Möglichkeiten.


3 Genossenschaften = 3 Häuser
Gemäß der 3 spezifischen Lagen der Baufelder findet jede Genossenschaft mit ihren Anforderungen einen selbstverständlichen Platz.

Haus 1 – Altenwohnen (gaiwo)
Im Westen wird das Altenwohnen (gaiwo) in Verlängerung des Gewerbebaus mit erhaltenem Stahlskelett als abgewandtem Ruinengarten positioniert. Die Position ermöglicht dem Altenwohnen einerseits einen abgewandten ruhigen Freiraum und zugleich eine Anbindung an das aktive Leben des Ensembles.
Die vorwiegend kleinen Wohnungen werden über einen linearen Wintergarten entlang der Wohngasse erschlossen. Im Erd- und 1. Obergeschoss weitet sich der Wintergarten und verbindet die an beiden Stirnseiten liegenden Gemeinschaftsräume, die zudem als Gartenzugang dienen.

Der zentrale Hauptzugang liegt nördlich gen Quartierplatz und kann dort auch mit entsprechenden Pflegediensten angedient werden. Am anderen Ende des Wintergartens ermöglicht die außenliegende Gartentreppe die direkte Anbindung an den Nachbarschaftsgarten.
Die Gebäudestruktur entwickelt sich in Analogie zu den Abmessungen des Stahlskeletts, so dass im Erd- und 1. Obergeschoss Terrassen eingelegt werden können und die bestehende Stahlkonstruktion begrünter integrativer Bestandteil der Architektur wird.

Jeweils zwei Wohnungen erhalten eine Aufweitung an den Wohnungseingangstüren mit gemeinsamer Bank und vorgelagertem Pflanztrog, die Wohnungstüren liegen sich gegenüber und formulieren ein explizit nachbarschaftliches Verhältnis.
Alle Wohnungen sind von Wintergarten zur westlichen Außenfassade durchorientiert und staffeln sich in ihrer typologischen Organisation von nachbarschaftlicher Aufweitung, kollektiver Küche am Wintergarten zur intimen Zone des Wohnens und Schlafens zur abgewandten Seite mit jeweiliger Loggia.

Haus 2 – Familienwohnen (talgut)
In der mittleren Position liegt das Familienwohnen (talgut) als schlanker Baukörper direkt an der bestehenden Westfassade der Urhalle und der Wohngasse.
Beide direkt an die Halle angrenzenden Wohnbauten entwickeln ihre Gebäudestruktur aus den Achsmaßen (9,0 m) und den bestehenden Industriefenstern (je ½ Achse = 4,50 m) der Hallenkonstruktion. In räumlicher Entsprechung zur Halle wird je großmaßstäblichem Industriefenster (die an fehlenden Stellen ergänzt werden) ein zweigeschossiger Luftraum angeschlossen. Im weiteren schließen sich zweigeschossige Wohnbereiche an, so dass 2- und 3 Zimmer- Wohnungen möglich werden.
Aufgrund der Mittellage und um Familienwohnungen mit einer klaren öffentlich/privat- Zonierung anzubieten, werden in den Obergeschossen 2 weitere Maisonettewohnungen gestapelt.
Alle drei Maisonetteetagen werden in Längsrichtung über 2 Laubengänge und einer „Laderampe“ im Erdgeschoss erschlossen. Auch hier dient das nördliche Treppenhaus der haupt- und das südliche als Nebenerschliessung zum Garten.
Die erdgeschossigen Maisonettewohnungen werden direkt von außen über die Wohngasse erschlossen und erhalten in der Halle einen Hallenbalkon als Schwelle zur kollektiven Hallennutzung (Barrierefreiheit über durchgängige Laderampe).

Haus 3 - Apartmenthaus (wbg)
Den westlichen Abschluss ebenfalls in direktem Anschluss an die Ostfassade der Urhalle bildet das Apartmenthaus (wbg).

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei unterschiedlich ausformulierte Zeilen docken seitlich an die Urhalle an und bilden einen kompak ten Gebäudeblock. Diese quadratische Grundform weicht an der Talgutstrasse von der Verkehrsbaulinie zurück und öffnet den Sockel mit einer einladenden Arkade. Ein dritter, separater Zeilenbau im Westen fügt sich zwischen dem geschützten Verwaltungsbau und dem niedrigen Gewerbekopf in den Bestand ein und schafft so einen sanften Übergang zum Quartier massstab. Die Verfasser zeigen die Arealgeschichte des Weiterbauens seit 1914 chronologisch auf und orientieren sich mit den drei kammartigen Gebäude körpern an den Längsmassen der alten Depothallen. Die beiden übergeordneten Stadträume; der Quar tierplatz und der Nachbarschaftsgarten werden über eine schmale, sich nach oben erweiterte Wohngasse und die Urhalle miteinander verbunden und behal ten ihre ehemalige Proportion. Die Adressierung für gaiwo und Talgut erfolgt an den Gebäudestirnen und über die Wohngasse. Sie sind jeweils als skulpturale Form an der Fassade ablesbar. Der Zugang zu den Wohnungen der GWG erfolgt über die Arkade auf Hochparterreniveau oder ebenerdig über die Urhal le. Die Tiefgarageneinfahrt längs zur Tösstalstrasse schmiegt sich unter dem Pavillon ein.
Die Fassaden greifen den rohen Charakter der industriellen Bestandesbauten auf. Kollektive Ele mente wie Treppenhäuser und Lauben inszenieren sich dabei skulptural zum Vorplatz. Der Ausdruck der ehemaligen Depot-Tore spielt Pate für die grossfor matigen Fenster, welche über zwei Wohngeschosse greifen und sich rhythmisch über die Längsfassaden gliedern. Die Bildsprache erzeugt aber auch eine gewisse Härte und erinnert an modernistische Mit telschulbauten aus den 60iger Jahren. Fenster und Stahlteile weisen mit Ihrer Farbgebung auf die drei Genossenschaften hin. Die vorfabrizierten Leichtbe tonelemente sind schön gegliedert und mit Spielge räten angereichert

Die Raumangebote gewerblicher und gemein schaftlicher Nutzung verteilen sich allseitig geschickt und stehen in unmittelbaren Bezug zu den jeweiligen Freiräumen. Die charmante Idee, die Balkone der Erdgeschosswohnungen in die Urhalle zu legen, ist brandschutztechnisch nicht lösbar. Die Gewerbebo xen mit Galerie in der Urhalle wirken fragmentarisch und etwas verloren und mögen die reichhaltige Ge werbenachfrage nicht zu befriedigen, zumal sie aus feuerpolizeilichen Gründen als eine Nutzungseinheit ausgebildet werden muss. Der Kindergarten ist stimmungsvoll und präzise im Quartier eingebunden. Die heutige Nutzung des Verwaltungsbaues bleibt weit gehend erhalten.

Die drei Wohnzeilen werden individuell auf die Ge nossenschaften abgestimmt.
Im Haus 1 der gaiwo stapeln sich diszipliniert aus gearbeitete Geschosswohnungen mit abwechslungs reichen Aussenräumen übereinander. Sie orientieren sich an einer verglasten Laube mit zweigeschossigen Raumteilen und angenehmen Nischen als halbpriva ter Vorplatz. Die diagonal aufgespannten Wohnräu me sind schön geschnitten und verleihen Grosszü gigkeit auf kleinem Raum. Die schmalen Zimmer mit Vorhang vor einer Schlafnische sind für Kleinwoh nungen denkbar, wurden aber so nicht bestellt. Die vertikal versetzte Anordnung der Sanitärräume ist unverständlich und müsste sowohl aus technischen wie auch aus ökonomischen Gründen überarbeitet werden.
Im Haus 2 der Talgut sind mehrheitlich drei Mai sonette-Wohnungen übereinander angeordnet. Die knappen Abmessungen wirken durch die internen Treppen beengt und die Grundrisse weisen zu viele kleine Zimmer auf. Weil nur wenige Geschoss- und keine 4.5-Zimmer-Wohnungen angeboten werden, ist das Angebot für die Talgut etwas einseitig.
Im Haus 3 der GWG verfügt die Maisonette auf Hochparterreniveau, analog Talgut, einen zweige schossigen Wohnraum Richtung Urhalle. In den Re gelgeschossen werden die Wohnungen über einen mit Tageslicht versorgten internen Korridor erschlos sen. Die grösseren Wohnungen im Attikageschoss sind beidseitig belichtet. Allerdings sind auch hier zu viele Zimmer zu klein, teilweise unter den gesetzlich geforderten 10m2.

Die glaubhafte und disziplinierte Konstruktion mit vorfabrizierte Stahlbetondecken, vorgehängten Betonelementen und industriell anmutenden, über hohen Verglasungen versprechen eine solide und langlebige Gebäudehülle. Allerdings ist der SIA-Effizi enzpfad ohne Anpassungen nicht zu erfüllen. DEPOT COOPERATIF ist im Vergleich der eingereichten Pro jekte bezogen auf den m2 vermietbare Fläche eines der teuersten Projekte und vermag die geforderten vermietbaren Flächen nicht bereitstellen. Die West fassade weist eine Abstandsüberschreitung auf.

Der Depotplatz behält seinen herben, industriel len Charakter. Mittels einer langen Sekundärbaute wird er räumlich gefasst und vor dem Verwaltungs gebäude wohltuend «entrümpelt». Baurechtlich und verkehrstechnisch sind zur Strasse hin leider weder die Zufahrt in die Tiefgarage noch die vorgeschlage nen Nutzungen möglich. Die peripheren Freiräume sind im Sinne des Windrosenprinzips facettenreich gestaltet und überzeugend organisiert: hinten grün und baumbestanden, im Westen mit pergolaartiger Berankung, im Osten platzartig mit Intarsien und ge stapelten Aussenräumen. Im Inneren der Halle er geben sich leider kaum lösbare sozialräumliche Kon flikte zwischen kollektiven Interessen und privaten Bedürfnissen.

Durch die ruhige volumetrische Einordnung inner halb der bestehenden Masse der Depotüberbauung entstehen zwei übergeordnete und attraktive Frei räume für das Quartier. Der grossmassstäbliche Block wirkt dadurch entspannt und kraftvoll. Das ei genständige Fassadenvokabular verspricht ein iden titätsstiftendes Stück Stadt im Quartier zu werden, welches subtile Kontakte und Verbindungen schafft. Die Verquickung von Wohnen und Urhalle als span nendes Alleinstellungsmerkmal stellt die gewerbliche Nutzung in Frage und widerspricht den Intentionen des Raumprogramms. Leider vermag auch die fein gliedrige und kompakte Gesamtfigur das gewünsch te Raumprogramm nicht auszuschöpfen und die differenziert ausgearbeitete Wohnwelt hat Mängel bezüglich der Zimmergrössen.
Visualisierung 01

Visualisierung 01

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur

Visualisierung 02

Visualisierung 02

Depot Deutweg, Winterthur. Lageplan

Depot Deutweg, Winterthur. Lageplan

Depot Deutweg, Winterthur. Axonometrie

Depot Deutweg, Winterthur. Axonometrie

Depot Deutweg, Winterthur. Grundriss

Depot Deutweg, Winterthur. Grundriss

Depot Deutweg, Winterthur. Modell

Depot Deutweg, Winterthur. Modell

Depot Deutweg, Winterthur. Modell

Depot Deutweg, Winterthur. Modell

Depot Deutweg, Winterthur. Modell

Depot Deutweg, Winterthur. Modell

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur

Depot Deutweg, Winterthur