Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023
Attraktivierung Steinhofplatz und ehemalige FeuerwehrflÀche in Overath
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Steinhof-GĂ€rten
ein 2. Preis
Preisgeld: 12.000 EUR
SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Architektur, Stadtplanung / StÀdtebau
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
ErlÀuterungstext
Steinhof-GĂ€rten Eine grĂŒne Mitte fĂŒr Overath
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich in zentraler Lage im historischen Stadtkern Overaths. Es bietet nur wenig AufenthaltsqualitĂ€t, da sein Erscheinungsbild derzeit vorrangig von Verkehrsanlagen geprĂ€gt ist. Die stark befahrene PropsteistraĂe teilt das Gebiet. Dies stellt eine besondere Herausforderung bei der Neugestaltung des Areals dar. Der jetzige Kontext lĂ€sst das Potential der historischen GebĂ€ude Steinhof und Kirche St. Walburga auĂer Acht.
Der Entwurf hat das Ziel, einen nach menschlichem MaĂ gestalteten urbanen Raum zu schaffen. Weiterhin soll der historisch bedeutsamen Bausubstanz ein entsprechender Wert im Stadtraum gegeben werden. GrĂŒnflĂ€chen mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t sollen als Beitrag zur Regulierung des Mikroklimas in den Entwurf integriert werden.
StÀdtebau und Stadtstruktur
Die neuen âSteinhof-GĂ€rtenâ sind ein identitĂ€tsstiftendes zentrales freirĂ€umliches Element, welches das stark fragmentierte Gebiet in einen einheitlich gestalteten Stadtraum zusammenfasst. Es erstreckt sich ĂŒber die BestandsflĂ€chen des Steinhofplatzes sowie ĂŒber die der ehemaligen Feuerwehr. Vorhandene Wegebeziehungen werden in die Freiraumgestaltung integriert.
Drei neue GebĂ€ude fassen im Zusammenspiel mit den bestehenden Raumkanten die neuen âSteinhof-GĂ€rtenâ rĂ€umlich ein. Durch die harmonische Anordnung sowie zurĂŒckhaltende Höhenentwicklung der Neubauten werden die historisch bedeutsamen GebĂ€ude âSteinhofâ und Kirche St. Walburga in Szene gesetzt.
Auf der ehemaligen FeuerwehrflĂ€che entsteht ein neues GebĂ€ude mit einem viergeschossigen Hochpunkt. Zusammen mit dem ca. 10,5m hohen neuen MobilitĂ€tshub fasst es die sĂŒdliche Kante des Gebietes ein. An der östlichen Kante des Gebiets entsteht ein neues dreigeschossiges GebĂ€ude.
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich im zentralen Versorgungsbereich der Innenstadt. Nachfolgend aufgefĂŒhrte neue Nutzungen in den o.g. Neubauten unterstĂŒtzen das stĂ€dtische Ziel der StĂ€rkung dieses Bereichs.
Der MobilitĂ€tshub, eine Hochgarage mit ergĂ€nzenden MobilitĂ€sangeboten, reduziert die vom ruhenden Verkehr belegte GrundflĂ€che. Dies schafft Platz fĂŒr andere Freiraum- und GebĂ€udenutzungen.
Die ĂŒbrigen zwei Neubauten ergĂ€nzen die kleinteiligen Strukturen an der HauptstraĂe durch Bereitstellung von gröĂeren GebĂ€ude-GrundflĂ€chen (ca. 400 bzw. 600qm). Die Grundrisse dieser GebĂ€ude sind den jeweiligen BedĂŒrfnissen anpassbar. Die bereitgestellten FlĂ€chen sind fĂŒr vielerlei Nutzungen im Dienstleistungs- und Einzelhandelsbereich geeignet. Ebenfalls denkbar wĂ€re die Unterbringung (evtl. von Teilen, je nach Umfang) eines Berufskollegs oder Ă€hnlicher Bildungseinrichtung, vgl. Entwicklungsplanung Overath 2040. Dies wĂ€re ebenfalls ein Beitrag zur Diversifizierung der Nutzergruppen sowie zur Belebung des Areals.
Freiraum
Das zentrale freirĂ€umliche Element âSteinhof-GĂ€rtenâ ist in grĂŒne Inseln, Ăbergangszonen und Durchwegungen unterteilt. Diese Unterteilung ermöglicht eine vielfaltige Nutzung der AuĂenflĂ€che sowie die Schaffung von Elementen mit ökologischen Funktionen.
Aufgrund der Topografie eignen sich zwei der grĂŒnen Inseln besonders gut als RetentionsflĂ€chen. Nahe des Restaurants Steinhof bieten die grĂŒnen Inseln Raum fĂŒr gebĂ€udebezogene Nutzungen. Hier ist beispielsweise AuĂengastronomie, eine AuĂen-LeseflĂ€che fĂŒr die Bibliothek oder ein Ort fĂŒr Open-Air-Ausstellungen denkbar.
Nördlich der StraĂe âAn den GĂ€rtenâ ist ein Spielplatz mit Wasserspiel vorgesehen. Durch verschiedene Gestaltungselemente wird der Spielplatz von der nahen vielbefahrenen StraĂe abgeschirmt. SĂŒdlich davon gestalten die grĂŒnen Inseln den Haupteingang des anliegenden Neubaus mit evtl. Berufskolleg.
Im direkten Umfeld der âSteinhof-GĂ€rtenâ werden die bestehenden AuĂenflĂ€chen der Gastronomie neu gestaltet. Das historische Steinhof-GebĂ€ude bekommt eine ebenerdige Terrasse, die sich in Richtung âSteinhof-GĂ€rtenâ ausdehnt. GroĂzĂŒgige Stufen ĂŒberwinden den Höhenunterschied. Eine barrierefreie ErschlieĂung besteht weiterhin ĂŒber den BĂŒrgersteig am östlichen Rand der neuen Terrasse. Insgesamt zielt die Neugestaltung in diesem Bereich darauf ab, das Steinhof-GebĂ€ude als stĂ€dtisches Merkzeichen im Areal zu etablieren.
Mit Rasengittersteinen werden Ăbergangszonen zwischen den grĂŒnen Inseln und den befestigten Wegen gestaltet. Sie sind begehbar und beispielsweise mit Sitzelementen oder FahrradabstellplĂ€tzen ausgestattet.
Die Wege im zentralen Bereich werden durch eine besondere MaterialitĂ€t des Bodenbelags definiert. Trennungsstreifen mit Rigolen fĂŒhren den Verkehr und helfen gleichzeitig dem Regenwassermanagement. Die EingĂ€nge der Neubauten und der bestehenden GebĂ€ude werden durch einen differenzierten Bodenbelag subtil markiert.
StellplatzflĂ€chen sind mit Rasengittersteinen gestaltet. Die westliche StellplatzflĂ€che bekommt einen multifunktionalen Charakter und kann z.B. fĂŒr den Wochenmarkt genutzt werden. Alternativ können die MarktstĂ€nde auch auf den befestigten Bereichen der âSteinhof-GĂ€rtenâ untergebracht werden.
ErschlieĂungskonzept
Der Bodenbelag der Durchwegung der Steinhof-GĂ€rten wird auf Höhe der Ăberquerung der PropsteistraĂe in gleicher MaterialitĂ€t weitergefĂŒhrt. Der StraĂenraum erfĂ€hrt so in diesem Bereich eine bewusste ZĂ€sur, die auf gestalterischem Wege die Dominanz des MIV im Verkehrsraum reduziert sowie die empfohlene Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h abbildet. Eine Mittelinsel auf Höhe der StraĂe âAn den GĂ€rtenâ trĂ€gt ebenfalls dazu bei, die StraĂenĂŒberquerung zu erleichtern. Um weitere Konflikte in diesem Bereich zu minimieren, werden vorhandene Bushaltestellen in nördliche Richtung verlegt.
Das Gebiet verfĂŒgt ĂŒber gemeinsame Geh - und Radwege. Eine zentrale, wettergeschĂŒtzte und gut erreichbare Fahrradabstellanlage befindet sich im Erdgeschoss des MobilitĂ€tshubs. Dezentrale FahrradabstellplĂ€tze befinden sich hĂ€ufig unweit von GebĂ€udeeingĂ€ngen.
Eine Ost-West-Verbindung fĂŒhrt ĂŒber das GelĂ€nde zum MobilitĂ€tshub, zu oberirdischen StellplĂ€tzen sowie zur Anlieferzone des Supermarkts. Die Zufahrten der bestehenden Tiefgarage sowie der Privatgarage können weiterhin ĂŒber eine ansonsten autofreie Zone von Anliegenden erreicht werden.
Der MobilitÀtshub bringt 140 StellplÀtze, Car- und Fahrradsharing-Angebote, Einkaufswagen, BriefkÀsten und ggf. eine Paketstation unter. E-LadesÀulen sowie die Altglascontainer befinden sich im Westen direkt am MobilitÀsthub. Acht oberirdische teils barrierefreie StellplÀtze sind nördlich vom MobilitÀtshub verortet.
Die Neubauten an der StraĂe âAn den GĂ€rtenâ bekommen jeweils eine eigene Tiefgarage (29 bzw. 25 Stpl.). Die Zufahrten der Tiefgaragen erfolgen im Osten auĂerhalb der âSteinhof-GĂ€rtenâ. Elf oberirdische StellplĂ€tze befinden sich entlang der Bahngleise.
Insgesamt werden 213 StellplÀtze und 162 FahrradabstellplÀtze bereitgestellt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfassenden sprechen von einem menschlich gestalteten MaĂstab, dieses findet sich im Entwurf deutlich wieder. Der Entwurf ĂŒberzeugt mit seiner Kleinteiligkeit und der Angemessenheit einer Kleinstadt.
Die StĂ€rke des Entwurfs sind die âSteinhof GĂ€rtenâ. Das zentrale freirĂ€umliche Element wird von zwei SolitĂ€rbauten umschlossen. Die Idee der gemeinsamen Mitte ĂŒber die PropsteistraĂe könnte so interpretiert werden, dass durch das verbindende Element der âblau-grĂŒnenâ Schollen noch flexibel auf realistische RĂ€ume und Nutzungen reagiert werden kann. Die neue Mitte braucht mehr Identifikation und dies kann hier sehr gut abgebildet werden. MaĂstab und GröĂe sind ortsabhĂ€ngig gewĂ€hlt worden. Zugleich stellt dies aber auch andererseits eine gewisse SchwĂ€che in der baulich-rĂ€umlichen Ausformulierung dar.
Die SolitĂ€rbauten sind in ihrer Nutzung noch nicht ĂŒberzeugend und sollten in Bezug auf ihre GröĂe und Funktionen auch an architektonische Kraft entwickeln. Der Entwurf lĂ€sst hier mehr UrbanitĂ€t vermissen. Das Parkhaus ist in seiner Dimensionierung nicht ausreichend, erfĂŒllt aber durch die rĂŒckwĂ€rtige Lage zum Einzelhandel mit ErschlieĂung ĂŒber die Siegburger StraĂe zusĂ€tzlich eine Funktion als LĂ€rmschutz zur Bahn.
Die Arbeit ĂŒberzeugt in der stĂ€dtebaulichen Ausarbeitung und der Programmierung von FreirĂ€umen. Mehr Mut hinsichtlich der Raumkanten und GebĂ€udetypologien wird vermisst. Die Jury ist jedoch der Meinung, dass dieser Ansatz durchaus Entwicklungspotenzial bietet.
Zusammenfassend bietet die Arbeit viele kleine, angepasste, kreative und programmatische Anregungen und Ausarbeitungen in Hinsicht auf eine neue Stadtmitte fĂŒr Overrath.
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Konzeptplan
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Lageplan
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Konzept-Piktogramme
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Schnitt
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
FuĂgĂ€ngerperspektive
©SEETAL Susan Eipper et al. Architektur und Stadtplanung
Vertiefungsplan