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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2015

Bahnhofsareal

Modellfoto

Modellfoto

ein 4. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Architektur

Erläuterungstext

Das Mittelzentrum Rottenburg am Neckar übernimmt eine wichtige Versorgungs- und Verbindungsfunktion für die umliegenden ländlichen Bereiche mit der Metropolregion Stuttgart.
Die große Kreisstadt mit seinem Bischofssitz verfügt über eine gute verkehrliche Anbindung durch den direkten Autobahnanschluss der A81 und die Zugstrecke in Richtung Horb/Pforzheim/Zürich und Tübingen/Stuttgart.
Die Aufwertung des Zentralen Omnibusbahnhofs am Eugen-Bolz-Platz mit optischer Betonung des stadtbildprägenden Bischöflichen Palais ist bereits vor einigen Jahren erfolgt.

Ziel dieser städtebaulichen Entwicklung ist es nun, den Bahnhofsbereich mit Busbahnhof und bestehenden historischen Gebäuden als attraktiven Stadtraum zu gestalten und der wichtigen Vermittlungs- und Verbindungsfunktion von Rottenburg am Neckar dadurch gerecht zu werden.
Durch die Neugestaltung kann die heute heterogene stadträumliche Situation im Sanierungsgebiet „Bahnhof Kernstadt“ geklärt werden, neue Verknüpfungen und Wegebeziehungen geschaffen sowie historische räumliche Situationen wiederbelebt werden.
Die Bereiche Bahnhof, Schlössle, Busbahnhof, Ruckgaber-Areal und Bermuda-Areal werden an geeigneter Stelle durch passende Baukörper arrondiert und zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammengefügt. Historische Gegebenheiten werden neu belebt und zugänglich gemacht.

Das städtebauliche Konzept schlägt sowohl zur Poststraße als auch zu den Gleisen eine klare räumliche Kante vor. Die bestehenden historischen Gebäude Bahnhof, Gepäckhäuschen, Wohnhaus Bahnhofstraße 8 und Stellwerk werden durch III-geschossige Solitäre sowie den neu gestalteten Busbahnhof zu einem stimmigen und homogenen Ensemble arrondiert.

Der denkmalgeschützte Bahnhof und die gegenüberliegenden Gebäude Bahnhofshotel und Prinz Carl definieren einen, dem Umfeld und den zukünftigen Nutzungen entsprechenden maßstäblichen neuen Platz- und Straßenraum. Dieser fungiert als westlicher Auftakt zum neuen Bahnhofsumfeld und als Umlenkung der Wegeverbindungen aus der Altstadt in Richtung Klause/südliche Wohngebiete. Die öffentlichen Nutzungen wie Cafè, Bäcker, Restaurant, Vinothek sowie Hotel orientieren sich zum Platz und bespielen den öffentlichen Raum im Übergang zur Klause. Die renovierten Gebäude der Klause mit Jugendhaus, Kita und Studentenwohnen sowie Kapelle werden durch eine Aussichtsplattform in Szene gesetzt. Der oberirdische, barrierefreie Gleisübergang ist zugleich die fußläufige Verbindung der südlichen Wohngebiete zur Altstadt und zum Neckar.

Unterhalb der neuen Aussichtsplattform, an der Hangkante, erstrecken sich die ca. 210 Stellplätze für Pendler sowie für die nördlich angrenzenden Wohn-, Dienstleistungs- und Bürogebäude an der Poststraße. Der bisher als Park´n Ride genutzte Stellplatz am Bermuda-Dreieck entfällt dementsprechend.

Das neue Dienstleistungs- und Handelsgebäude am Bermuda-Dreieck ergänzt die Blockrandstruktur und schafft klare räumliche Situationen für das gesamte Bahnhofsgelände. Die Neuordnung der Erschließungsbereiche und die optionale Verlegung der Tankstelle ermöglichten eine unkomplizierte Zufahrt auf einem niedrigeren Level und lassen damit im oberen Bereich der Poststraße die Gestaltung eines attraktiven Eingangs- und Zugangsbereichs für die ergänzenden Nutzungen Biomarkt, AOK, Sparkasse und Wohnen zu. Dieser Platz fungiert zugleich als östlicher Auftaktplatz zum Bahnhofsvorfeld, sowie als Übergang zum denkmalgeschützten Schlachthof-Areal. Der Höhensprung des Geländes kann für den großflächigen Biomarkt und die geplante Tiefgarage genutzt werden.

Der Schlachthof kann zukünftig als Bürgerzentrum mit Veranstaltungsraum genutzt werden. Hierfür wird der Innenhof mit einem Baumhain versehen, der den Innenhof gliedert und gleichzeitig zum Uferweg des Neckars überleitet. Der Innenhof öffnet sich nach Osten und bildet gemeinsam mit dem südlich angrenzenden, optionalen L-Förmigen Gebäude einen attraktiven Stadteingang.
Eingebunden in die Blockrandstruktur entstehen im Kontext der Bebauungs- und Nutzungsstruktur des Ruckgaber-Areals vier weitere Baukörper, die sich in das Gesamtgefüge der Stadt integrieren und gleichzeitig die Straßen- und Platzräume neu definieren. Als Puffer zur Poststraße ermöglichen die neuen Bebauungsstrukturen einen lärmgeschützten, halb-öffentlichen Innenbereich und steigern die Wohnqualität der bereits bestehenden Wohngebäude.

Der Busbahnhof wird überdacht, umorganisiert und fügt sich wie selbstverständlich in die neue räumliche Situation ein. Die fünf schräggestellten Busbuchten sorgen für geordnete und klare Ein- und Ausfahrtssituationen der Busse und ermöglichen Besuchern und Pendlern einen schnellen Überblick über die zu- und abfahrenden Buslinien.
Integriert in den überdachten Busbahnhof ist eine Ladestation für E-cars sowie einige Fahrradabstellplätze. Die übrigen Abstellplätze für Fahrräder sind südlich der Gleise, unterhalb der Aussichtsplattform, direkt am Park ‘n Ride Parkplatz vorgesehen.

Die neue städtebauliche Qualität des Bahnhofsumfelds schafft positive Synergien für die vorhandenen Bebauungen, Nutzungen und wird in den städtischen Kontext eingebunden. Die Fuß- und Radwegeverbindung von der Altstadt und vom Neckar über den Bahnhof zur südlichen Kernstadt wird durch das Gesamtkonzept gestärkt. Der Bahnhof wird zum neuen Identitätspunkt für die Stadt Rottenburg am Neckar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser liefern mit wenigen Entwurfsmitteln einige interessante Beiträge zur Lösung der Aufgabe. Der Bahnhofsbereich wird über den neuen Bahnhofsplatz nach Norden mit der Innenstadt und nach Süden mit dem Bereich um die Klause verknüpft und als Stadteingang erlebbar. Die Blockränder werden einfach und maßstäblich geschlossen, die Bestandsbebauung wird berücksichtigt. Am Bermuda schließt die Bebauung die Poststraße räumlich ab. Sie ist trotz des Höhenunterschiedes gut organisiert. Der Schlossgarten wertet den Bahnhofsbereich deutlich auf. Der langgestreckte Parkplatz entlang der Gleise ist einfach herzustellen und gestalterisch gut einzufügen.

Allerdings werden auch einige Mängel sichtbar. Die Aussichtsterrasse vor der Klause ist unmaßstäblich und stellt eine optische Barriere dar. Der Parkplatz greift über die gesamte Länge in die Hangkante ein. Die Bebauung am Bahnhof ist in Richtung Bermuda vorstellbar, aber zu dicht. Östlich des Bahnhofes sollte auf sie verzichtet werden.

Aus verkehrsplanerischer Sicht bedarf der Busbahnhof einer grundsätzlichen Bearbeitung um die Leistungsfähigkeit und die Verkehrsabwicklung zu gewährleisten. Die verkehrliche Erschließung der Bahnhofstraße ist unklar.
Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02

Modellfoto

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