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Offener Wettbewerb | 05/2015

Bahnhofumfeld

Anerkennung / Städtebaulicher Ideenteil

Preisgeld: 2.650 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Architektur

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Mit der städtebaulichen Neuordnung zwischen Bahnhofumfeld im Osten und Jebenhäuser Brücke im Westen rückt die Kernstadt an die Kanalstraße heran. Die heute durch heterogene Bebauungsstrukturen geprägte Konversion wird in einen urbanen Kontext eingebunden. Straßenräume, Platzflächen und städtische Quartiersstrukturen schaffen bisher fehlende räumliche wie nutzungstechnische Bezüge zur klassizistischen Stadtmitte. Nach Süden entsteht eine Stadtsilhouette urbaner Qualität. Bestehende solitäre Architekturbausteine wie das Bahnhofsgebäude, das Postgebäude, der Neubau der Kreissparkasse und der zentrale Omnibusbahnhof werden in diesen stadträumlichen Ansatz eingebunden.
Die gewählten Quartiersstrukturen schaffen eindeutige Zonierungen. Es entstehen klare öffentliche Räume und introvertierte, geschützte Quartiersinnenbereiche, die attraktive innerstädtische Wohnsituationen zulassen und aufzeigen. Der Entwurfsansatz kleinparzellierter Bebauungsstrukturen ermöglicht differenzierte, gegliederte Raum- und Gebäudefolgen. Zur Bahn nach Süden, zur Kanalstraße entsteht eine Stadteingangs-situation, eine neue Adresse, die durch bauliche Akzentuierungen Orte definiert, gewichtet und Orientierung schafft - Stadtreparatur im Sinne von Innenentwicklung, Verdichtung, Integration des Bestehenden und Schaffung von attraktiven öffentlichen Räumen, die Vernetzungen in die angrenzenden Stadtgebiete, Bebauungsstrukturen aufzeigen.
Die städtischen Quartiere definieren einen erlebbaren, urbanen Stadtraum, der nicht vor der historischen Innenstadt liegt sondern diese weiterentwickelt und arrondiert. Die Stadt rückt an die Kanalstraße, den Bahnhof, den Flusslauf der Fils heran.
Durch gezielte Setzungen von baulichen Hochpunkten entsteht eine durchgängig verdichtete Stadtstruktur. Die geplanten Nutzungen entwickeln sich standortbedingt und zeigen in ihrer möglichen Vielfältigkeit von Verwaltung, Dienstleistung, Läden, Wohnen, Infrastrukturen und dem Thema Wohnen und Arbeiten einen lebendigen, gemischt genutzten Stadtraum auf.
Der Bahnhofplatz erhält mit dieser städtebaulichen Entwicklung klare Raumkanten, ein definiertes, differenziert gestaltetes Vorfeld und schafft Übergänge, Bezüge zur Innenstadt und die neuen Stadtquartiere. Der Bahnhofsbereich rückt an die Innenstadt heran und schafft eine neue Adresse nach Süden zur Bahn, zur Fils - ein neues Stadtquartier, welches stadtraumprägende Architekturbausteine im Kontext vorhandener Bebauungsstrukturen zu einem lebendigen Viertel integriert.
Die geplanten Quartiersstrukturen lassen sich in zeitlich unabhängigen Bauabschnitten realisieren und zeigen durch ihre differenzierten Parzellierungsmöglichkeiten flexible Nutzungsstrukturen auf. Es entsteht eine „Skyline“ als Stadtidentität prägender neuer Stadteingang von Süden.

FREIRAUMKONZEPT, BAHNHOFPLATZ
Durch gezielte Baumstellungen entlang der Straßenzüge wird das neu gestaltete Bahnhof-umfeld mit der historischen Kernstadt verknüpft. Besondere Bedeutung kommt dabei der bereits umgestalteten Marktstraße zu, die über eine durchgehende Baumreihe und eine entsprechende Belagsgestaltung den Bahnhofplatz mit dem Marktplatz und der Stadtmitte verbindet. Die Baumreihe endet auf dem Bahnhofplatz in einem Baumcarrée, das zugleich räumliches Element mit Aufenthaltsqualität im östlichen Platzbereich im Zusammenhang mit den angrenzenden Nutzungen im Bahnhofsgebäude (Gastronomie) und im Postgebäude (Post, Läden, Gastronomie) ist.
Auf der Westseite steht dem Baumcarrée ein großer Solitärbaum (Platzbaum) gegenüber. Die Mitte des Platzes wird freigehalten und durch einen eingelegten, großformatigen Plattenbelag gekennzeichnet. Dadurch wird das Bahnhofsgebäude mit dem Eingangsbereich inszeniert und in den klar definierten Stadtraum einbezogen. Zum Neubau der Kreisspar-kasse schafft eine lockere Baumreihe einen angemessenen grünen Filter.
Die zentrale Platzfläche wird aus dem vorhandenen Materialkanon der Innenstadt-gestaltung entwickelt. Das aus der Marktstraße ankommende Plattenband springt über die Gartenstraße hinüber und wird dort in einer großflächigen, jedoch differenziert gestalteten Plattenfläche aufgefangen und zum Abschluss gebracht. Dabei werden Plattenbänder aus Granitplatten unterschiedlicher Farbigkeiten herausgearbeitet. Dem grauen wird ein gelblich-grauer Granit zur Seite gestellt, der dem Bahnhofplatz eine freundliche, warme Atmosphäre verleihen soll. So entstehen drei „Belagsteppiche“, die aus dem Grundriss des Bahnhofsgebäudes entwickelt und auf dem Platz „ausgelegt“ werden. Auf diese Weise werden die Querbeziehungen über den Platz zur Innenstadt gestärkt. Die „Randflächen“ und Übergangsbereiche zu den umliegenden Stadtquartieren werden aus kleinformatigerem Pflaster (Beton oder Naturstein) ebenfalls in gelblich-grauer Farbe hergestellt. Dadurch ist ihre Befahrbarkeit und multifunktionale Nutzbarkeit, z.B. für Veranstaltungen gewährleistet. Die Fahrbahnen der Gartenstraße und der verlängerten Kanalstraße werden in Farbasphalt ähnlicher Farbgebung geplant.
Zentrales Element auf dem Platz ist ein Fontänenfeld mit (bespielbaren), künstlerisch gestalteten Wasserskulpturen, das dem Platz die erforderliche Aufenthalts- und Gestaltqualität sowie eine angemessene städtebauliche Gewichtung verleiht.
Durch einen großflächig verwendeten, durchgehenden Bodenbelag, in den die notwendigen (schmalen) Fahrstreifen der Bahnhofstraße und der neuen Kanalstraße integriert sind, wird deren Barrierewirkung reduziert und der Bahnhofplatz besser mit dem ZOB verbunden. Die Tiefgaragenzu- und ausfahrt, sowie Taxistellplätze und Kiss + Ride - Bereich werden wie selbstverständlich im westlichen Platzbereich in die Gestaltung integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es ist gelungen, die bestehenden Blockstrukturen aus der historischen Altstadt bis hinunter zur abschließenden Kanalstraße fortzuführen. Diese bildet eine sinnvolle und auch die einzig erforderliche Erschließungsachse.

Die Ausbildung der Blockstrukturen ermöglicht als positiven Aspekt die selbstverständliche Integration den Erhalt historischer Gebäude wie zum Beispiel Bahnhofstraße Bahnhofstraße 6 und 26. Der Erhalt des Gebäudes der Bundweberei wird vorgeschlagen, zumal dies der Bildung der Blockstrukturen nicht hinderlich wäre. Negativ bewertet wird, dass das Zollamt-Gebäude nicht berücksichtigt wurde und abgebrochen werden müsste. Stellenweise sind die dargestellten großen Gebäudetiefen der Bereiche Wohnen und Arbeiten gebäudetypologisch wenig glaubhaft.

Die Höhenentwicklung der Gebäude innerhalb der Blöcke wird in verschiedener Ausführung dargestellt und somit eine interessante Stadtsilhouette geschaffen. Im Westen an der Jebenhäuser Brücke erlauben die zwei flankierenden Blöcke die Ausbildung einer Torsituation.

Die großen begrünten Blockinnenhöfe haben eine große Aufenthaltsqualität. Konsequent sind die äußeren Erschließungsflächen steinern bis an die Gebäudekanten geführt. Die barrierefreie Erschließung der Jebenhäuser Brücke ist nicht gegeben, es gibt nur einen Treppenturm als Aufgang.

Positiv ist hervorzuheben, dass die Wegeführung vom Bahnhofsplatz zum ZOB sehr eindeutig und sicher dargestellt wird. Ein etwas größerer Gebäudeabstand von der Raumkante des Verwaltungszentrums zum Gebäude der Bahnhofstraße 6 wird angestrebt.

Es wird für gut befunden, dass die erforderliche Parkierung unter den einzelnen Gebäudeblöcken in Tiefgaragen dargestellt werden kann. Diese Parkierung ermöglicht im Zweifel die Darstellung von weiteren Parkierungsflächen, welche im Zuge von Baumpflanzungen im Bereich des Bahnhofsvorplatz es erforderlich würden. Gut ist auch, dass die Erschließung der einzelnen Gebäudeblöcke von der Außenseite her auch folgen kann, zum Beispiel durch die Ausbildung von einzelnen Gebäudeeingängen.dies ermöglicht auch eine heterogene Eigentümerstruktur.

Positiv ist an diesem Entwurf, dass für städtische Verwaltungszentrum ein Baufeld zur Verfügung steht, dass vielfältige bauliche Ausformulierungen zulässt. Die exemplarisch dargestellte Form fügt sich in die bereits benannte Blockstrukturen hervorragend ein. Die in der Plandarstellung aufgeführten Gebäude Tiefen des Verwaltungszentrums ermöglichen eine wirtschaftliche Einteilung mit Büroflächen. Die Wegeverbindung vom Bahnhof zum ZOB ist nicht eindeutig und wäre deutlicher herauszuarbeiten.
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