Nichtoffener Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 | 06/2024
Baufeld Ost 03 im Deutzer Hafen in Köln
©Bloomimages / JSWD
Ansicht von der Siegburger Straße
1. Preis
Stadtplanung / Städtebau
Brandschutzplanung
Verkehrsplanung
Erläuterungstext
Architektur
Die Büro-Fassade ist im Raster von 1,35m aufgebaut und erinnert mit ihrer klaren Lisenenstruktur an industrielle Loftgebäude. Mit einem Glasanteil von ca. 40% verkörpert die Fassade Robustheit und Bodenhaftung und gleichzeitig, über die großen Fensterfelder, Offenheit und Eleganz. Die Häuser an der Siegburger Straße unterscheiden sich nicht nur in Ihrer Traufhöhe und Dachform, sondern auch in der Farbigkeit der Riemchen und Nuancen in der Fassadenausarbeitung. Die Gastronomie und das Bürofoyer im Erdgeschoss strahlen in die umgebenden Stadträume aus, und laden ein, das Haus zu betreten. Die Lisenenstruktur der Fassade wird in dem Zugangsbereich zur Arkade, die vor Regen und Sonne schützt.
Auch die Wohnhäuser am Poller Kirchweg verfügen über eine familiäre Lisenenstruktur. Allerdings ist hier der Fensteranteil deutlich geringer und auf die Wohnnutzung optimiert. Auch hier haben beide Hochpunkte der L-Form unterschiedliche Dachformen und die Häuser unterscheiden sich in ihrer Farbigkeit und in der Ausarbeitung der Details. Obwohl jedes Haus für sich funktioniert, kann der Rohbau in einem durchbetoniert werden. Die einzelnen Fassadenabschnitte werden vorgesetzt und unterscheiden sich nur in Nuancen voneinander, sodass ein sehr hoher Fertigteilanteil realisierbar ist. Beim Bürobau, wie auch beim Wohnungsbau. Durch ein Spiel von Balkonen und Loggien erhalten die Wohnfassaden zusätzlich eine angenehme Dynamik im Fassadenbild und ermöglichen jeder Wohnung die Nutzung einer Außenfläche. In der Einfachheit und Klarheit der Konzeption, der Reduzierung auf wenige Materialien und Details und der hohen Qualität von Arbeitsplätzen und Wohnflächen entsteht ein Haus, das die geforderten wirtschaftlichen Kriterien einhält und gleichzeitig eine hohe Akzeptanz und Identifikation der Nutzer/Bewohner mit ihrem Arbeitsplatz und ihrer Wohnung erwarten lässt.
Organisation
In der zweiten L Form, schalltechnisch von dem Bürokomplex vom Straßenlärm der Siegburger Straße geschützt, liegt an dem Poller Kirchweg die Sozialgeförderte, sowie die freifinanzierte Wohnnutzung. Die beiden Nutzungen (Büro/Wohnen) sind durch zwei vertikale Fugen voneinander getrennt. Diese ermöglichen einerseits die Durchlüftung des Innenhofs, andererseits die ideale Belichtung der Wohnungen am Poller Kirchweg, durch die Freistellungen der Gebäudekubatur am süd-östlichen Ende des Grundstücks. Die sozialgeförderte und freifinanzierte Wohnnutzung ist auf 4 Wohnhäuser verteilt. Jedes dieser Häuser vermittelt eine individuelle Architektur, erhält eine eigene repräsentative Adresse und ist somit unabhängig vom jeweils anderen Nutzbar. Dies ermöglicht sogar eine alternative Aufteilung der beiden Wohnungsarten. Durch die Ausrichtung der Wohnnutzung zum Poller Kirchweg sind alle Wohnungen des freifinanzierten Wohnens südausgerichtet, und keine Wohnung des sozialgeförderten Wohnens nordausgerichtet. Auf dem Sozialgeförderten Wohnhaus befindet sich ein Gewächshaus, welches für die Bewohner zum Urban Gardening oder für alternative Freizeitaktivitäten genutzt werden kann. Durch die unterschiedlichen Traufhöhen der Wohnhäuser entstehen außerdem weitere Dachflächen, die als Gemeinschaftsterrassen für die Bewohner nutzbar sind. U- förmig unter der Wohnbebauung angeordnet befindet sich die Kita. Die Gruppenräume der Kita sind so verteilt, dass jeder einen direkten Bezug zum Innenhof hat und damit auch zu den Außenspielflächen der Kita. Der Eingang der Kita sowie die Eingänge des freifinanzierten Wohnens sind direkt zum Poller Kirchweg orientiert. Alternativ kann die Kita auch L-Förmig über zwei Geschosse unter nur zwei Wohnhäusern liegen. Das gesamte Gebäude ist innerhalb der Baulinie unterkellert. Das Untergeschoss bildet die geforderten Lager- und Technikflächen für das Büro und das Wohnen ab. Neben ca. 420 Fahrrad (Rest im Außenraum) und Lastenfahrrad Stellplätzen, welche über eine Fahrradrampe/optional Fahrradaufzug erreicht werden können, finden hier 82 PKWs Platz. Die Rampe für die PKWs liegt am Poller Kirchweg und ist in der Gebäudekubatur integriert. Alle Erschließungskerne sind direkt an die Tiefgarage angebunden und ermöglichen einen kurzen Weg vom Auto zum Arbeitsplatz.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Gebäudekubaturen und die geforderte Baumasse sind vielfältig und differenziert, aber dennoch klar gegliedert. Städtebauliche Fugen und Öffnungen im Block sind gut gesetzt.
Es entsteht ein Deutzer Block, der als zusammenhängendes Ganzes gelesen werden kann und dennoch den Platz für vielfältige unterschiedliche Gebäude bildet. Der Spagat zwischen dem Ziel ein robustes und umsetzungsfähiges Konzept zu schaffen und gleichzeitig identitätsstiftende Architekturen, Vielfalt und eine lebendige Atmosphäre zu erzeugen, scheint geglückt.
Die VerfasserInnen entwickeln eine Architektursprache, die formal Beziehungen zur industriellen Ge-schichte des Ortes aufbaut, sich angemessen einfügt in das zukünftige Quartier und den Blick in die Zukunft weist. Im weiteren Verfahren kann geprüft werden, ob die architektonische Varianz, über Farbabstufungen hinausgehend, verstärkt werden kann.
Zusätzlich werden unterschiedliche Dachformen und -typen vorgeschlagen, die das städtebauliche Konzept gut umsetzen. Es sollte im Weiteren darauf geachtet werden, dass die Varianz in der Dachform nicht nur rein formal erzeugt und aufgesetzt wird, sondern mit einer entsprechenden Nutzung korrespondiert.
Die klare und logische Nutzungsverteilung – Gewerbe und Büroflächen in Richtung Quartiersplatz und Siegburger Straße sowie Wohnnutzungen zur grünen Gasse und Poller Kirchweg – wird begrüßt. Die Kita eingeschossig im EG zu verorten ist sinnvoll. Dies erlaubt es im EG komplett auf Wohnnutzung zu verzichten und kann zur Aktivierung der städtebaulich wichtigen Freiräume dienen.
Die vorgeschlagene städtebauliche Kubatur im Zusammenspiel mit der Nutzungsverteilung erzeugt einen kompakten und klar gegliederten Innenhof, der trotz der hohen Anforderungen an diesen Freiraum gut nutzbar scheint. Der westlich an die Kita angrenzende öffentliche Freiraum sollte einen öffentlicheren Charakter erhalten.
Der Haupteingang des Büroturms sollte zum Quartiersplatz orientiert werden. Die Lage der TG-Einfahrt und damit verbunden die tote Fassade an der städtebaulich wichtigen Gebäudeecke sollte überprüft werden.
Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag dar und schafft eine gute Ausgangslage zur Entwicklung eines Deutzer Blockes.
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Ansicht vom Poller Kirchweg
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Baufeld Ost 03
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Modell mit Umfeld