Award / Auszeichnung | 04/2022
BDA-Architekturpreis Nike 2022
©Brigida González, Stuttgart
Haus für Kinder, Kirchheim bei München
Haus für Kinder, Kirchheim b. München
Shortlist / Kategorie "Fügung"
Architektur
Tragwerksplanung
Gemeinde Kirchheim-Heimstetten
Bauherren
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Kindergärten, Vorschulen, Wohnungsbau
-
Projektgröße:
2.200m² (geschätzt)
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 01/2015
Fertigstellung: 01/2020
Projektbeschreibung
Kindergarten, Krippe und Hort werden als eigenständige Häuser unter einem gemeinsamen Dach wie ein Kleeblatt um eine zentrale, verbindende Aula organisiert und orientieren sich in unterschiedliche Richtungen zu den vorgelagerten Freiflächen. Ausschnitte, überdachte Freibereiche und Höfe schaffen eine angenehme Vernetzung von Innen und Außen. Die Gruppenräume des Kindergartens und Kinderhorts erreicht man über großzügige Gemeinschaftsbereiche der jeweiligen Einrichtungen.
Ein Geschoss darüber sind fünf barrierefreie Gemeindewohnungen, die bei Bedarf den Mitarbeitern der Kindertagesstätte zur Verfügung stehen. Durch die geschossweise Trennung von Wohnnutzung und Kinderhaus werden gegenseitige Beeinträchtigungen minimiert.
Das Haus für Kinder wird in Holz-Ständerbauweise erstellt. Wandscheiben und Stützen aus heimischem Tannenholz tragen das Dachtragwerk aus Holz. Die klare Gestaltung, der konsequente Einsatz des ressourcenschonenden Baustoffs Holz und die Reduzierung wartungsintensiver haustechnischer Anlagen auf ein Minimum, machen das Haus nicht nur nachhaltig, sondern auch unkompliziert in der Nutzung.
Einen wichtigen Beitrag leisten dabei die weiten Dachvorsprünge: Man gelangt barrierefrei und trockenen Fußes ins Gebäude und kann sich witterungsgeschützt im Freien aufhalten. Durch die tiefen Schatten verhindert der Dachvorsprung außerdem äußerst effektiv und kostengünstig übermäßige Sonneneinstrahlung und Überhitzung der Räume. Zusätzlich werden die Lüftungsklappen, die fast unsichtbar in den geschlossenen Abschnitt der Holzfassade integriert sind, vor Schlagregen geschützt. Natürliche Nachtauskühlung und Dauerlüften übers Wochenende sind so ohne Personalaufwand und ohne aufwändige Steuerungstechnik durchführbar.
Die differenzierte Raumstruktur, die haptischen Oberflächen aus Holz, unterschiedliche Lichtstimmungen und viel Kontakt nach draußen, schaffen eine stimulierende Atmosphäre, eine Oase der Kreativität. Dabei ist das neue Haus für Kinder nicht nur ein Gebäude, sondern eine kleine Stadt mit Häusern, Kolonnaden, Straßen und Plätzen – innen wie außen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Mit dem Kindergarten in Kirchheim haben Spreen Architekten einen Holzbau nach allen Regeln der Nachhaltigkeit realisiert: Sie haben den Baukörper städtebaulich sinnvoll eingefügt, architektonisch bis ins Detail ressourcenschonend geplant und in kürzester Zeit umgesetzt. Des Weiteren ergänzt das Büro die eingeschossige Kindertagesstätte um fünf geförderte, barrierefreie Wohneinheiten im ersten Obergeschoss des Baukörpers.
Die Grundrissgestaltung ist effizient und überzeugt durch ihre funktionalen wie freundlichen Räumlichkeiten. So gliedert sich die 1.400 Quadratmeter große Kindertagesstätte in vier Quadranten, die jeweils die Räumlichkeiten der Krippe, des Kindergartens, des Horts und der Verwaltung beherbergen. Jeder Quadrant ist eine unabhängige Einheit und verfügt über Garderobe, Sanitärbereiche sowie helle Gruppenräume. Letztere bieten zudem einen direkten Zugang zum grünen Außenbereich, der den Kindergarten großflächig umgibt. Die Quadranten sind kleeblattartig um einen zentralen, multifunktionalen Raum angeordnet: eine Art Marktplatz, auf dem gruppenübergreifend getobt und gebaut, gebacken und gekocht werden kann. Und natürlich ist auch von hier der Außenbereich zugänglich.
Konstruktiv sowie in der Gestaltung setzen Spreen Architekten auf Reduktion: Die schlichte Architektur ist in Holz-Ständerbauweise ausgeführt. Die Wandscheiben und Stützen aus heimischem Tannenholz tragen das ebenfalls aus Holz ausgeführte Dachtragwerk. Reduziert wurden auch die haustechnischen Anlagen. Das spart Wartungskosten und Energie. Großzügige Dachüberstände verschatten die Räume und reduzieren den solaren Wärmeeintrag. Über raffiniert gestaltete und in die Fassade integrierte Lüftungs-klappen kann das Gebäude über Nacht und am Wochenende abkühlen. So gelingt es dem Architekturbüro mit überschaubarem Aufwand und niedrigem Energieverbrauch ein äußerst zugewandtes Haus für Kinder zu entwickeln, das genügend Raum und Möglichkeiten für deren Entwicklung bietet.
©Brigida González, Stuttgart
©Brigida González, Stuttgart
©Brigida González, Stuttgart
©Brigida González, Stuttgart
©Brigida González, Stuttgart
©Brigida González, Stuttgart
©Brigida González, Stuttgart